Unterhaltsamer, etwas unrealistischer Familienroman
Der Roman "Die Elternsprecherin" von Laurie Gelman erscheint im MIRA Taschenbuch Verlag.
Die Kanadierin Laurie Gelman bezeichnet ihre Rolle als Elternsprecherin als den schwierigsten Job in ihrem Leben.
Jennifer Dixon, 47, Mutter von zwei Teenagern und einem Fünfjährigen Nachzügler. In Erziehungsfragen kennt sie sich aus, deshalb lässt sie sich als Elternsprecherin an der William-H.-Taft-Grundschule wählen. Sie erledigt den Job auf ihre direkte Weise und schickt sarkastische E-Mails. Die Eltern problematisieren jede noch so kleine Sache und machen Jen das Leben schwer.
Ob Öko-Mutter, Überkorrekte oder Helicoptermutter, alle wollen etwas von Jen und natürlich nur das Beste für ihr Kind. Doch es gibt auch andere Eltern, die coolen Lesben-Mamis und ein Hottie-Dad, mit denen Jen gut auskommt. Sie nimmt die Aufgaben mit Humor, bis einige Eltern sie aus ihrem Amt drängen.
Jen steckt mitten in der Midlife-Crisis. Nur noch Hausfrau und Mutter zu sein füllt sie nicht aus. Der Job als Elternsprecherin kommt da gerade recht. Sie ist unkonventionell, locker und humorvoll und geht voller Tatendrang an die neue Aufgabe. Leider kommen damit nicht alle Eltern klar.
Bei diesem Buch habe ich mich auf den versprochenen Humor gefreut, leider ist der nur unterschwellig in verschiedenen Mails zu finden. Jens Rolle wird ziemlich überspitzt dargestellt. Nun kann das Amt der Elternsprecherin in Amerika anders laufen als hierzulande, aber Partys mit Alkohol zu organisieren, das entbehrt jeder Realität, besonders in Amerika.
Und hier liegt auch meine Kritik. Ich finde diesen Roman einfach etwas langweilig und nicht realistisch. Klar gibt es die Elternfiguren, die speziellen Klischees entsprechen, aber damit muss man umgehen können.
Die dargestellten Eltern haben mich amüsiert, einige habe ich in meiner Elternvertreterzeit auch so kennen gelernt. Nur mit Ich-Erzählerin Jennifer Dixon konnte ich mich nicht so richtig anfreunden, sie trudelt zu sehr in ihrer Midlife-Crisis umher und ist mit ihren sportlichen Aktivitäten beschäftigt.
Der Schreibstil der Autorin gefällt mir recht gut, sie schreibt locker und auch sehr flüssig. Ich kann mir vorstellen, dass sie noch weitere Bücher verfassen wird. Doch dann hoffentlich mit etwas mehr gehaltvollem Inhalt, denn dieses Buch hat mich sehr schnell gelangweilt. Zum Beispiel hätte ich den Badewannensturz im Buch eigentlich gar nicht gebraucht.
Ich vermisse ein realistisches Bild einer Elternsprecherin, wie ich es zur Genüge über Jahre erlebt habe. Wo sind die Klassenkonferenzen über schwierige Schüler? Die Fachkonferenzen und die Beiratssitzungen, ganz zu schweigen von den Protokollen, die man ebenfalls führen muss. Hier geht es irgendwie nur um das Organisieren von Elternabenden, Partys und Schulausflügen und gelangweilte Frauen, die nicht älter werden wollen. Kein Wunder, wenn das amerikanische Schulsystem nicht mit unserem zu vergleichen ist.
Von den Figuren hat mich Max begeistert, er ist ein aufgeweckter Junge und sein Kleidungsstil ist für sein Alter ziemlich extrem, wahrscheinlich wird er mal ein berühmter Designer. Mit Ron hat Jen das große Los gezogen, auch wenn sie das scheinbar immer noch nicht erkannt hat, denn sie träumt immer noch von ihrer alten Schulliebe Don. Jen mag ja durchaus Qualitäten haben, aber sich mit ihrem Alter abzufinden gehört nicht dazu.
Dieser Familienroman unterhält durch den flotten Erzählstil, er zeigt einige Klischees von Eltern, zeichnet ein Bild vom Amerikanischen Schulsystem und speziell einer Mutter in ihrer Midlife-Crisis. Der versprochene Humor hat mir leider gefehlt und dieses Buch wird mir nicht lange in Erinnerung bleiben. Ich vergebe wohlwollende drei Sterne.
***Herzlichen Dank an Harper Collins für dieses Rezensionsexemplar! Leider konnte es mich nicht überzeugen. ***
Schade, denn genau Humor, würde bei so einem Thema viel herausreissen. :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße <3
Allerdings, die Sache wird sehr amerikanisch aufgezogen.
LöschenLiebe Grüße
Barbara