Nach der tollen Lektüre des Romans "Trümmermädchen" war ich natürlich auf diesen Nachfolgeband neugierig. Von Anfang war ich gebannt von Helgas und Jürgens Schicksal und habe mit ihnen gefühlt und gelitten. Der Erzählstil ist eingängig und zeigt mit bildhafter Genauigkeit die Szenerie und auch die zeitlichen Besonderheiten. Besonders eindrücklich und spannungsfördernd lesen sich die stückweise in den Roman eingefügten Einträge aus Elisas Tagebuch von 1945, die am Ende ein grausames Geheimnis enthüllen.
Lilly Bernstein zeichnet ihre Charaktere mit feiner Hand in vielen Facetten und lässt sie damit absolut lebendig erscheinen. Besonders Helgas und Jürgens Gefühle werden sehr nachfühlbar geschildert und man merkt ihnen ihre Emotionen in Form von Liebe, Hoffnungen und Ängsten deutlich an. Neben einigen liebenswerten Menschen gibt es auch schlechte Figuren, die mir von Anfang an ein Dorn im Auge waren. Die unterschiedlichen Erlebnisse der Familie sind mir sehr nahe gegangen, sie haben mich berührt und damit den Figuren sehr nahe gebracht.
Die zeitliche Reise führt in ein Nachkriegs-Deutschland, das sich zwar im wirtschaftlichen Wiederaufbau befindet, wo aber die diskriminierenden Nazigedanken unter der Bevölkerung dennoch weiterhin präsent sind. Deshalb hat es gerade das farbige Besatzerkind Bärbel im Waisenhaus so schwer. Und auch die Rolle der Frau ist immer noch auf eine Ehe ausgerichtet und mit der Haushaltsführung verknüpft.
Dieser bewegende Roman steckt voller intensiv erzählter Szenen, die glaubhaft erscheinen und für ein Nachempfinden dieser Zeit sorgen Es ist eine lebendig erzählte, mitreißende Nachkriegsgeschichte, die den Zeitgeist hervorragend abbildet. Diese Lektüre wird noch eine Zeitlang in mir nachhallen.
***Herzlichen Dank an Literaturtest und den Ullstein Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
Liebe Barbara,
AntwortenLöschendeine Rezension trifft es sehr gut. Ich lese den Roman gerade und bin wieder so begeistert wie von "Trümmermädchen". Lilly Bernstein schafft es wirklich sehr gut, den Zeitgeist der 1950er-Jahre darzustellen und mit einer herzerwärmenden Geschichte zu kombinieren.
Hab noch einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße
Lena
Liebe Lena,
Löschenich konnte in diese Geschichten auch gut eintauchen und fühlte die Zeit total intensiv mit. Manche Autor:innen können einfach gut und atmosphärisch schreiben. Lilly Bernstein ist so eine Frau.
Ich wünsche dir eine gute Woche!
lg Barbara