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Mittwoch, 3. September 2025

Aufsteiger - Peter Huth

Packender Gesellschaftsroman mit einem überraschenden Ende 

 
Peter Huths neuer Roman "Aufsteiger" erscheint im Droemer Verlag.  

Felix Licht glaubt sich am Ziel seiner Karriere angekommen, der Berufung zum Chefredakteur. Doch die Entscheidung fällt zugunsten der "woken" Feministin Zoe Rauch, die Licht vor Jahren protigiert hat. Nun bekommt das Magazin eine Ausrichtung in der Themen aufgegriffen werden, die bisherige Käufer nicht lesen wollen. Sie entscheiden sich gegen einseitige Stimmungsmache und kündigen zuhauf ihr Abonnement. Doch die Entscheidung ist gefallen, Felix Licht muss gehen, Zoe Rauch kann schalten und walten, wie es ihr beliebt. Lichts Leben zerbricht, seine Frau wendet sich ab, er ist gekränkt, sein Karriereziel ist verpasst und sein Traum ist erloschen und außerdem steht die Existenz seiner Familie auf der Kippe.

 


 

Peter Huth war selber Chefredakteur einer großen Zeitung und kennt die Branche zur Genüge. In "Aufsteiger" beschreibt er auf kluge Weise und in flüssigem Erzählstil, wie vorgefertigte Stimmungsmache funktioniert und wie sehr persönlicher Ehrgeiz und Karrieredenken Menschen zu ihrem Tun bewegen. Man hat das Gefühl, dass hier demokratische Ansätze zugunsten persönlicher Ideologien unter den Tisch gekehrt werden. Und was in einem Verlag funktioniert, lässt sich auch auf unsere politische Ebene übertragen.   

Sehr interessant ist die die Tatsache, dass hier ein weißer Mann gegen Diskriminierung klagt und damit den Spieß einfach umdreht, wo sonst eher unterdrückte Frauen, transexuelle Minderheiten und Rassendiskriminierte, die ihr Recht gegen Unterdrückung oder Chancenlosigkeit einklagen.  

Bei dieser Geschichte habe ich den Eindruck, dass Huth uns zum Nachdenken anregen möchte. Es könnte aber auch sein, dass er die aktuellen Strömungen in Politik und Gesellschaft anprangern und sichtbar machen will. Die Botschaft hinter dem Buch ist nicht eindeutig und so kann sich jeder seine eigenen Gedanken dazu machen. Ich habe die Geschichte gespannt und interessiert gelesen und empfehle es gerne weiter.

Dieses Buch regt dazu an, die unterschiedlichen Strömungen in unserer Gesellschaft und vorgefertigte Stimmungsbilder zu überdenken. 

  

***Herzlichen Dank an Droemer Knaur und an Vorablesen für dieses Buch, das ich für meine Prämienpunkte auf Vorablesen eingetauscht habe!***


  • Huth, Peter - Der Honigmann 
  • Huth, Peter - Aufsteiger  

  • Dienstag, 2. September 2025

    Nachteule - Ingrid Noll

    Wieder ein Highlight von Ingrid Noll!

    Der neue Roman der Erfolgsautorin Ingrid Noll heißt Nachteule und erscheint im Diogenes Verlag.

    Die 15-jährige Luisa wächst in einem behüteten Elternhaus auf, wurde als Baby adoptiert und hat peruanische Wurzeln. Dank ihrer Gabe, im Dunkeln sehen zu können, beobachtet sie die nachtaktiven Tiere und entdeckt dabei den jungen Obdachlosen Tim, den sie versorgt und ihn im Haus versteckt. Der junge Mann nutzt die Chance, denn er hat guten Grund, unsichtbar zu bleiben. Luisa entwickelt Gefühle für Tim, verstrickt sich immer mehr in ihre Lügen und bemerkt um sich herum einige Verbrechen, die sie nicht richtig einordnen kann.  

     


     

    "Alles lief bisher in geordneten Bahnen. Aber jetzt brodelte es plötzlich im Untergrund, obwohl wir nicht in der Vulkaneifel lebten. Irgendwann würden wir mit Lava übergossen und vernichtet werden." Zitat Seite 90 

    Ingrid Noll schlüpft in Nachteule in die Rolle eines Teenagers und erzählt eine turbulente Handlung, die aus einer speziellen Mischung von Coming-of-age, Krimi und Beziehungsdrama besteht. Dabei hat mir besonders gut gefallen, dass sie, wie man es von ihren älteren Romanen gewohnt ist, in Nachteule ihre feine menschliche Beobachtungsgabe ausspielt. Sie verleiht ihren Charakteren eine emotionale und fühlbare Tiefe und macht die verschiedenen Ängste, Sorgen und Glücksgefühle mit spielerischer Leichtigkeit sichtbar. Ihr klarer und atmosphärischer Erzählstil führt direkt ins Geschehen und lässt uns in einen Strudel von Lügen und menschliche Verwicklungen eintauchen, der sich immer fesselnder entwickelt je länger man liest.   

    Luisa ist ein Einzelkind aus bürgerlichem Hause, etwas altklug, sie hat keine Freunde und gilt in ihrer Klasse als Streberin. Sie ist eine Einzelgängerin und trifft auf den Obdachlosen Tim, den sie mit Essen versorgt. Aus Führsorge oder vielleicht möchte sie einfach mal etwas anderes erleben als den üblichen Alltag mit Schule und biederem Elternhaus. Durch ihre Versorgerrolle gerät sie in einen Teufelskreis, Nettigkeiten von Tim misst sie viel Bedeutung zu und während sie ihre Handlungen verbergen muss, entwickelt sich bei ihren Eltern eine Beziehungskrise. Luisa gibt Tims Forderungen immer weiter nach, wird zur Komplizin und bringt sich selbst in Schwierigkeiten. 

    Die heile Welt der Familie bekommt Risse, einige Nebenhandlungen und ein Todesfall sorgen für Spannung und schliesslich tritt ein weiterer Bekannter in Luisas Leben. Ich war neugierig, wie sie diesen Spagat aus Lügen, Hilfestellung und kindlicher Naivität bewältigen kann. 


    "Nachteule" beginnt etwas verhalten, man muss sich erst in die Gedanken- und Lebenswelt von Luisa hineinfühlen, danach entwickelt die Geschichte eine Sogwirkung der perfekten Unterhaltung, deren Ausgang ich mit Spannung erwartet habe. Ich kann dieses Buch guten Gewissens als Page Turner bezeichnen und möchte mich bei Ingrid Noll für ihren schriftstellerischen Einsatz bedanken, den sie auch in hohem Alter noch meisterhaft absolviert. 
     

    Nachteule ist ein weiteres Meisterwerk von Autorin Ingrid Noll, das an frühere Erfolge anknüpft! Vielen herzlichen Dank für diesen Roman!

    ***Herzlichen Dank an den Diogenes Verlag für dieses Rezensionsexemplar!*** 


     
  • Noll, Ingrid - Die Häupter meiner Lieben  
  • Noll, Ingrid - Der Hahn ist tot
  • Noll, Ingrid - Kalt ist der Abendhauch  
  • Noll, Ingrid - Ladylike
  • Noll, Ingrid - Selige Witwen
  • Noll, Ingrid - Gruß aus der Küche
  • Noll, Ingrid - Über Bord  
  • Noll, Ingrid - Nachteule