Montag, 7. April 2025

Wenn wir lächeln - Mascha Unterlehberg

Freundinnenschaft am Puls der Zeit

Wenn wir lächeln ist das Debüt von Mascha Unterlehberg, das im Dumont Verlag erscheint.  

Jara und Anto lernen sich auf dem Fußballplatz kennen, Anto spielt nicht gut, ist mit Abstand die mutigste Spielerin auf dem Platz. Ihre Freundschaft wächst über die Jahre zu einer Schwesternschaft, sie teilen Lipgloss, Alkohol und Zigaretten miteinander, sind füreinander da und jeden Abend auf Achse. Doch irgendwann entgleitet ihnen die Kontrolle über ihre Gemeinsamkeiten und das enge Gefüge zerbricht.



 

Das Buch zeigt die Frauenfreundschadt zwischen Jara und Anto, es beginnt mit einem einschneidenden Ereignis und springt in die Vergangenheit zurück, um die Entwicklung der Figuren, die beide bei ihrer Mutter aufwachsen, näher zu beschreiben. Wir tauchen ein in ihr Leben, sehen, welch unterschiedlichen Milieus beide entstammen und begleiten sie bei ihren gemeinsamen Aktionen, ihren Streifzügen in der Nacht mit Einbrüchen, Alkoholexzessen und ihren Gewaltfantasien. Das mag verstören, doch man kommt den Freundinnen ganz nah, manche Themen werden aber nur angedeutet und es bleibt der Erfahrung oder Fantasie der Leserin überlassen, wie sie diese Lücken füllt oder auslegt. So deutet die Autorin beispielsweise einige Gewaltszenen an, bei denen man nicht genau weiß, wie sehr es die Figuren getroffen hat. Man kann es nur ahnen! Solche Stilelemente mögen gefallen, ich mag es lieber klar, auch wenn es auch hart zu lesen und zu ertragen ist. Auch habe ich lange das Gefühl gehabt, dass Jara in Anto verliebt ist, doch das wurde nie ausgesprochen oder näher thematisiert. Sicher ist aber, dass Neid und Eifersucht eine Rolle spielen.

Die Erzählweise ist besonders, mit kurzen, manchmal recht rohen Sätzen werden Dialoge und Erlebnisse beschrieben, es wird aber auch poetisch, sobald die jungen, schönen Frauen lächeln und es wird eindringlich, sobald die Abwehrfähigkeit im Raum steht.

Für mich stellte sich beim Lesen die Frage, müssen Frauen immer nur lächeln und zeigt dieses Lächeln auch das wahre Empfinden hinter einer schönen Fassade? Nein, denn tief in den Frauen brodelt es und selbst wenn sie lächeln, können sie gegenhalten und kontern. Dieses Rollenbild steckt in uns und lässt sich nicht so leicht abschütteln, es sei denn, man trägt einen Baseballschläger, um auszuteilen, in der Gefahr des Übergriffs.  

In ihrem Roman zeigt die Autorin auch die Kampf- und Verteidigungsbereitschaft der neuen Generation von Frauen, sie sich wehren wollen, falls es nötig wird. 

Mascha Unterlehberg spiegelt in ihrem Gegenwartsroman durch Anto und Jara die Rolle der Frau. Beide symbolisieren auf moderne Weise den femininen Charakter in einer patriarchalischen Welt, in der Frauen zusammen halten müssen. Sie entwickeln sich zur Frau, lehnen sich gegen das typische Rollenbild in der Gesellschaft auf, wollen auffallen, sind miteinander wie Schwestern verbunden, um sich dann wieder zu verlieren. 

Eine bewegende Geschichte über das Einfinden in die Frauenrolle und ein Buch, das nachdenklich macht.

***Herzlichen Dank an den Dumont Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***

 


3 Kommentare:

  1. Hallo liebe Barbara,
    das hört sich ja nach einer sehr interessanten und vor allem vielversprechenden Lektüre an über ein Thema das gerade voll aktuell ist. Ich mag es ja, wenn nicht alles verweichlicht dargestellt wird und auch mal rohe Töne zu Wort kommen. Aber es sieht so aus, als hätte die Autorin ein passendes Mittelmaß zwischen einem rohen und poetischem Erzählstil gefunden.
    Danke für die Vorstellung.
    Liebe Grüße
    Andrea ♥

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    1. Hallo liebe Andrea,
      der Roman trifft nicht mein übliches Leseschema, doch die persönliche Vorstellung der Autorin auf der Messe hat mich interessiert.
      Die Erzählweise fand ich gut, den Personen angepasst, die Charaktere der Figuren muss man erst mal verdauen, dann erzählen sie eine Story, die auch nachhallt.

      Liebe Grüße
      Barbara

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  2. Liebe Barbara,

    ich habe gestern diesen Titel als Hörbuch beendet, habe es aber viel radikaler empfunden. Ich konnte so viel Wut spüren, dass es an mancher Stelle wirklich schmerzhaft war. Und ich fand, bei beiden, obwohl Anto natürlich viel "roher" rüberkommt. Auf der Lesung wurde ja gefragt, welches Team man sei - ich kann das gar nicht sagen. Ich konnte zwar vieles verstehen, nicht aber die Radikalität.
    Ich muss das noch mal sacken lassen und mir überlegen, wieviel Sterne ich vergebe.

    Liebe Grüße
    Sabine

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