Ein bewegendes und hervorragend erzähltes Debüt!
Im Rowohlt Verlag erscheint der Debütroman Der Junge aus dem Meer von Garrett Carr.
An
der irische Westküste wird 1973 ein Baby in einem Fass am Strand
gefunden, der Junge wird zunächst in der Dorfgemeinschaft aufgenommen
und schließlich vom Fischer Ambrose und seiner Frau Christine adoptiert,
sie nennen ihn Brendan. Da die Herkunft des Jungen ein Rätsel umgibt,
wird Brendan wird von der Dorfgemeinschaft als etwas Besonderes
angesehen und er hat eine Art an sich, mit der er die Menschen für sich
einnimmt. Dabei ist Brendan ein normaler Junge, der von seinen Eltern
liebevoll angenommen wird, aber sich gegen seinen neuen Bruder Declan
behaupten muss.
"Tatsächlich
war es so, dass viele von uns etwas Tiefgehendes spürten, wenn Brendan
uns segnete, unter seiner Berühung wurde uns unsere eigene
Bedeutungslosikeit bewusst, wir waren Fässer, die im Meer trieben, doch
zugleich hatten wir das Gefühl, dass hier eine wohlwollende Kraft am
Werk sein könnte, eine hilfreiche Strömung, und das war tröstlich."
Zitat Seite 189
In
seinem Debütroman erzählt der irische Autor Garrett Carr eine
einnehmende und authentische irische Familiengeschichte, die uns das
harte Leben in dem kleinen Fischerort vor Augen führt. Die Menschen
leben vom Fischfang, bearbeiten den Fang in den Fabriken und sind
abhängig von ihren Schiffen, den Wetterbedingungen und den Fangquoten.
Ihr Alltag ist geprägt von schwerer Arbeit und Entbehrung und als das
Baby in dem Fass gefunden wird, sorgt das für große Aufregung im Dorf.
Die Adoption des Babys wird schnell ermöglicht und es beginnt ein neuer
Abschnitt im Leben der Familie Bonnar.
Erzählt
wird in der "Wir"-Perspektive und meint damit die gesamte
Dorfgemeinschaft, das versinnbildlicht den starken Zusammenhalt der
Menschen. Garrett Carr schreibt sehr warmherzig und in einem wunderbaren
Stil, den ich sehr genossen habe. Er verknüpft mit der Geschichte des
Jungen den Zusammenhalt einer Familie und eines ganzen Dorfes und lässt
uns den Wandel der Zeit über zwanzig Jahre miterleben.
Brendan
hat eine einfühlsame Art und entwickelt sich zu einer Persönlichkeit
mit großer Empathie, zu einer Art Heilsbringer, seine
menschliche und mitfühlende Art schätzen die Menschen, aber sein Bruder
kann sich nicht mit ihm anfreunden, beide Söhne konkurrieren um die
Liebe ihres Vaters und den Einfluss, den
Brendan auf manche Menschen ausübt, neidet ihm sein Bruder.
Christines
Schwester Phyllis pflegt den Vater und fordert mit ihrem Auftreten,
dass auch Christine ihren Teil dazu beitragen soll. Doch die hat mit
ihrer Familie genug zu tun.
In
dieser Geschichte erleben wir das Leben der einfachen Fischer in Irland
und bekommen eine Kostprobe einer riskanten Fangfahrt geboten, bei der
Ambroses Schiff in der wilden irischen See manövrierunfähig der Gewalt
des Meeres ausgesetzt ist. Das Leben der Fischer wird bei jedem
Arbeitstag aufs Spiel gesetzt.
Gleichzeitig
werden die zeitlichen Veränderungen sichtbar, denn die
Fangquotenregelung der EWG setzt den Fischern mächtig zu. Sie benötigen
größere Schiffe, um die Fanggründe weiter draußen im Meer erreichen zu
können.
Dieser großartige, stimmungsvolle und bewegende Debütroman dreht
sich um Familie, Irland, das Meer und das Leben und hat mich mit seiner
einzigartigen Erzählweise und den Figuren wunderbar unterhalten.
***Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***