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Dienstag, 1. April 2025

Bis die Sonne scheint - Christian Scheunemann

Eine Familie zwischen schönem Schein und Pleite!

 
Der Familienroman Bis die Sonne scheint von Christian Schünemann erscheint bei Diogenes.
 
1983: Daniel Hormann freut sich auf seine Konfirmation und den Schüleraustausch nach Frankreich. Doch die finanzielle Situation der Eltern sieht schlecht aus. Das lassen die Eltern aber nicht offen erkennen, sie wahren den Schein und trotzen selbst dem Gerichtsvollzieher. Ihr Motto ist: Selbst ohne Geld muss man sich noch etwas gönnen.
 
 
 
Christian Schünemann blickt auf seine Jugendzeit und das Leben seiner Familie zurück. Die Handlung spielt in den 80er Jahren, eine Zeit, die ich selbst sehr intensiv erlebt habe. Das weckt Erinnungen und nostalgische Momente, ich konnte mich wunderbar in die bildhaft beschriebene Szenerie einfühlen und hatte viele Erinnerungsmomente, die sich mit dem Zeitgeist der Geschichte decken. Die Familie besteht aus Eltern und vier Kindern, sie wohnen in einem großzügigen Bungalow, den der Vater selbst entworfen hat. 
In Rückblenden tauchen wir in das Leben in der Nachkriegszeit der Großeltern ein, erfahren, wie sich Daniels Eltern kennen lernen, Nachwuchs bekommen, ein Haus bauen, eine Firma gründen, gut leben und finanziell in einer Abwärtsspirale enden. 
 
Die Geschichte wird zu keiner Zeit langweilig und die liebenswürdigen Charaktere sind ein entscheidender Faktor, dass ich dieses Buch so gern gelesen habe. Ich habe mit Daniel gehofft, dass er die gewünschte Hose bekommt und mit ihm gelitten, als das Konfirmationsgeld flöten geht. Durch den lockeren, ruhigen Erzählstil werden die Erlebnisse der Hormanns lebendig und bildhaft genau geschildert und entwickeln sich durch das Familienleben und den lockeren Umgang mit Geld zu einer packenden Geschichte, die mit etwas Situationskomik durchzogen ist, authentisch fühlbar wird und richtig gut zu lesen ist. Sparen ist für die Hormanns ein Fremdwort und einer Pleite wird ausgewichen, indem man einfach in Richtung Süden der Sonne entgegen fährt. Ist doch ganz einfach, nur dass die Gläubiger sich damit nicht zufrieden geben. Beim Lesen tauche ich in wechselnde Emotionen ein, die Handlung springt zwischen Tragik, Witz und dem hilflos scheinenden Ansinnen, neue finanzielle Möglichkeiten zu entwickeln. 
Der Bungalow steht von Anfang an für die Pleite, er ist noch nicht alt, doch das Wasser bahnt sich seinen Weg durch das Dach, eine grundlegende Renovierung ist unausweichlich. Christian Schünemann beschreibt diesen Umstand sehr bildhaft, dass es schon fast grotesk und humorös erscheint. Vielleicht ist Lachen in dieser schwierigen Lage die beste Medizin.

Die Geschichte zeigt den Familienalltag in den 80er Jahren, sie macht die Wünsche, Sorgen und Hoffnungen des Protagonisten sichtbar, spiegelt den Bankrott der Eltern mit dem gleichzeitigen Verdrängen der Probleme. 
 
Ein Leseerlebnis, das nachhallt und mich gespannt in seinen Bann gezogen hat. 4,5 Sterne, die ich gerne aufrunde! 

***Herzlichen Dank an den Diogenes Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
 

 

Samstag, 1. Januar 2022

Unser kostbares Leben - Katharina Fuchs

Das Jahr fängt mit diesem Lesehighlight gut an

Diese intensiv erzählte Zeitreise weckt Erinnerungen an meine Jugend

Im Droemer Verlag erscheint Katharina Fuchs neuer Roman "Unser kostbares Leben". Hier geht es zur Verlagsseite

Mainheim 1972: Minka und Caro sind Nachbarskinder und Freundinnen, ihre Väter haben als örtlicher SPD-Bürgermeister und Direktor der ansässigen Schokoladenfabrik völlig unterschiedliche politische Einstellungen. Zu dieser Zeit kommt das vietnamesische Waisenkind Claire im Kinderheim an, sie ist eine von vielen Boatpeople, die in Deutschland aufgenommen werden. 

 



In diesem Roman lässt Katharina Fuchs die 70er und 80er Jahre aufleben und beschreibt mit einer bildhaften, fesselnden und leicht wirkenden Erzählweise das Zeitgeschenen und lässt es authentisch durch die Lebenswege ihrer Protagonistinnen Minka, Caro und Claire auf uns wirken. 

Minka und Caro wachsen in einer kleinen Industriestadt auf und merken immer mehr, wie die ehemals grüne Idylle ökologisch zu kippen droht. Inzwischen ist das Flusswasser vergiftet und die ansässige Pharmaindustrie setzt zahlreiche Tierversuche und Experimente mit Psychopharmaka ein, die nicht nur die Tiere schädigen. Das erwachende Umwelt-Bewusstsein der Mädchen sorgt dafür, dass sie etwas ändern wollen und sich dafür einsetzen, sei es als Journalistin oder als Aktivistin und politisch Engagierte. Denn am Ende muss man sich fragen: Wie kostbar ist ein Leben?

Meine Kindheit und Jugend habe ich in der Zeit der 70er und 80er Jahre verbracht und konnte beim Lesen mit meinen eigenen Erinnerungen genau in diese Zeit eintauchen. Katharina Fuchs beschreibt die damalige politische Situation und die Entwicklung eines neuen, grünen Umweltbewusstseins so intensiv und umfassend, dass ich von ihrem Buch einfach nur begeistert bin. Mit ihren Protagonistinnen verleiht sie der Zeit eine anschauliche und emotionale Seite, die Schicksale zeichnet, erklärt und das damalige Leben aus Kinder- und Jugendsicht deutlich macht. 

Bei diesem Buch zeichnet die Autorin ein umfassendes Bild der damaligen Zeit zu der Umweltzerstörung, politische Mitsprache der Bevölkerung durch Demos und das Leben in Kommunen gehören. Mitten in diese Bereiche tauchen ihre Protagonistinnen ein und machen auf lebendige Weise die Zeit realistisch spürbar. 

Die Charaktere sind einfach perfekt gewählt, aus kindlicher Anschauung heraus entwickeln sie das Bewusstsein für die beginnende Umweltverschmutzung, erleben am eigenen Leib Versuche mit Psychopharmaka und merken, dass sie sich für die Verbesserung der Natur und Gesellschaft einsetzen müssen. Minka schlägt den Weg des Protests ein und lebt in einer Kommune, Caro möchte Klarheit hinter so manchen Skandal bringen und wird Journalistin und ser fleißigen wie intelligenten Claire liegt die Gesundheit der Menschen am Herzen und sie geht in die Forschung.

Bei diesem umfangreichen Buch wird man von Anfang bis Ende gut unterhalten, es bleibt durch die Lebenswege und Enthüllungen dauerhaft spannend und ich fühlte mich in diese Zeit zurückversetzt und es kommen beim Lesen Erinnerungen hoch. 

Mit "Unser kostbares Leben" ist Katharina Fuchs ein packendes Leseerlebnis gelungen, sie entwickelt sich immer mehr zu meiner Lieblingsautorin. Bisher hat mich jedes ihrer Bücher überzeugen können und ich kann alle uneingeschränkt weiterempfehlen. 

 

***Herzlichen Dank an Vorablesen und den Droemer Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***