Solider Roman, leider nicht mehr!
Bei Kiepenheuer & Witsch erscheint der neue Roman Wohnverwandtschaften von Isabel Bogdan.
Die Zahnärztin Constanze zieht nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten in eine Wohngemeinschaft ein. Es ist als Übergangslösung gedacht, doch mit der Zeit fühlt sich Constanze wie zu Hause bei ihren
Mitbewohnern. Hauptmieter Jörg plant, demnächst eine Reise mit seinem Bulli nach Georgien zu machen. Murat erfreut die Bewohner mit seiner Kochleidenschaft und Schauspielerin Anke ist arbeitslos und sucht neue Perspektiven. Sie wachsen zu
einer Familie zusammen. Aber dann wird Jörg nach seiner Blinddarmoperation dement. Was soll aus der WG werden?
Mit diesem Roman beschreibt Isabel Bogdan das Thema Zusammenleben, das sich aktuell durch die steigenden Mietpreise, Wohnungsknappheit und durch das Auseinanderfallen von Familienstrukturen im früheren Sinne verändert. Vier erwachsene Menschen finden
sich in einer Wohngemeinschaft wieder, sie alle haben private Probleme, fügen sich aber gut in die Gruppe ein und sind füreinander da. Diese Hilfsbereitschaft wird besonders gefragt, als Jörg immer mehr vergisst und es klar wird, das er Demenz hat.
Jeder Bewohner kommt abwechselnd zu Wort und durch die gezeigten
Gedanken und Gefühle, Ängste und Sorgen taucht man zwar in die einzelnen
Figuren ein, trotzdem bleibt für mich eine gewisse Distanz. Die Beschreibungen rund um die Alltagsprobleme und Gedanken werden mir persönlich viel zu ausführlich ausgeführt, auch wenn damit die Figuren und ihre unterschiedlichen Charakterzügen gut erkennbar werden.
Isabel Bogdan erzählt die Geschichte häufig in Dialogform und es entwickelt sich ein warmherziges Bild vom WG-Leben. Sie macht sichtbar, dass hier eine Zweckgemeinschaft zu einer Art Familie zusammen wächst, die ich gerne begleitet habe. Leider sind mir die Personen nicht sehr nahe gekommen und die Geschichte konnte mich nicht so packen, wie ich es mir gewünscht hätte. Das wirkliche Leid und die Sorgen, die mit der Demenz von Jörg die Gruppe betrifft, konnte ich nicht spüren. Es war mir zu unbeschwert und wirkte aufgesetzt und nicht realistisch genug.
Leider kommt dieses Buch nicht an meine hoch angesetzten Erwartungen nach dem wunderbaren Roman "Der Pfau" heran.
***Herzlichen Dank an KiWi und Vorablesen für dieses Reziexemplar!***
Liebe Barbara,
AntwortenLöschenschade dass dieses Buch Dich nicht ganz überzeugen konnte, obwohl der Inhalt ja doch recht vielversprechend klingt.
Bei so einem Thema sollte es wohl mehr in die Tiefe gehen...
Schade.
Danke für Deine ehrlichen Worte.
Liebe Grüße
Andrea ♥
Liebe Andrea,
Löschenes hat das entscheidende Etwas gefehlt und die Demenz wird etwas zu einfach beschrieben. Die tragischen Momente und Ausfälle verlaufen leider viel dramatischer, ich habe es selbst bei einer Angehörigen erlebt.
Liebe Grüße
Barbara