Macht, Intrigen und die Pest im Mittelalter
Petra Schier schrieb ihren historischen Roman Die Eifelgräfin 2009, das Buch erscheint im rororo Verlag. [Werbung]
1147 teilen sich drei Männer im Heiligen Land ein Beutestück und schwören sich ewige Verbundenheit und Treue.
200
Jahre später wird Elisabeth von Küneburg auf die Eifelburg Kempenich in
die Obhut des befreundeten dortigen Grafen gegeben. Ihr Vater
befürchtet eine Familienfehde auf seiner eigenen Burg. Sein Stiefbruder
stellt Ansprüche auf den Besitz und den Grafentitel.
Elisabeths Magd
Luzia, Tochter eines freien Bauern, begleitet sie dorthin. Überrascht
stellen sie fest, daß sie beide ein Teil eines alten Amulett s besitzen.
Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine Freundschaft. Doch dann
hält die Pest Einzug und eine schwere Zeit beginnt.
In diesem Roman wird das Burgfräulein Elisabeth von Küneburg in den
Mittelpunkt gestellt. Dadurch lernt man die für die adlige Frau damals
übliche Ausbildung kennen, wozu gutes Benehmen, Lesen und Schreiben und
natürlich Sticken gehören. Man erkennt die totale Abhängigkeit der
jungen Frau von ihrer Familie oder ihrem zukünftigen Gemahl. Elisabeth
ist allerdings eine etwas sture Person, die jedoch nicht durch
Standesdünkel auffällt, sondern dem Personal respektvoll gegenüber tritt
und sogar ihrer Magd Luzia Schreiben beibringt.
Petra Schier
zeigt in ihrem sehr bildhaften Erzählstil eine bunte Beschreibung des
damaligen Lebens auf einer Burg. Ich fühlte mich wie in ein
Mittelalterspektakel versetzt, so deutlich sah ich die Gaukler, Bewohner
und das Gesinde vor mir. Auch die Örtlichkeiten kann man sich gut
vorstellen und bekommt einen umfassenden Eindruck des Lebensalltags
präsentiert.
Die Handlung ist gut recherchiert, sie kommt
erst langsam in Gang, zieht dann aber gewaltig an und endet in einem
sehr spannenden Ende.
Auch der Ausbruch der Pest ist sehr
eindrucksvoll dargestellt, die Krankheit wütet und hinterlässt viele
Tote und Chaos unter den Menschen. Die Ängste und die Hilflosigkeit der
Menschen sind eindringlich beschrieben, sie berühren mich und zeigen die
schwierige Situation der Bevölkerung zur damaligen Zeit klar auf.
Zu
den historischen Darstellungen baut die Autorin eine mystische Note
ein, das Amulett soll außergewöhnliche Kräfte besitzen. Das mag aus
heutiger Sicht merkwürdig wirken, aber damals glaubten die Menschen an
die Wirkung von heiligen Reliquien und auch heute werden diese in
Kirchen verehrt.
Die obligatorische Liebesgeschichte, die zunächst
aussichtslos erscheint und die bösen Widersacher machen diesen Roman zu
einer runden Sache.
Ein schöner historischer Roman,
der auch schon mit den Fortsetzungsbänden Die Gewürzhändlerin und Die
Bastardtochter von der Autorin weiter geführt wurde. Diese Reihe sorgt
für gute Unterhaltung und versetzt in eine andere Zeit. Wirklich
empfehlenswert!

Interessanter Mix aus deutscher Geschichte, dem Kampf gegen die Pest, Hexenverfolgung und einer großen Liebe
Der schwarze Tod geht um
Der zweite Teil der Pesttrilogie von Deana Zinßmeister ist Der
Pestreiter. Der historische Roman erscheint im Goldmann Verlag. [Werbung]
Trier
1652: Auch vier Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg kommen die
Menschen in Kurtrier nicht zur Ruhe. Der Pestreiter verbreitet Angst und
Schrecken, angeblich bringt er die Pest zurück.
Um die Krankheit zu
bekämpfen, versuchen mutige Männer wie der Heiler Bendicht und sein
Neffe Urs ein Heilmittel zu finden und dazu begeben sich inmitten der
Infizierten.
Auch Karl Kaspar von der Leyen, Kurfürst und Erzbischof
möchte, dass seine durch den Krieg und Hungersnöte stark dezimierte
Einwohnerschaft nicht auch noch durch die Pest dahingerafft wird.
Dieser Roman zeigt das Leben und Arbeiten der einfachen Leute, dafür
stehen die Protagonistin Susanna und ihr Freund Urs mit seiner Familie.
Aber auch die Interessen der Adligen und des Klerus werden anschaulich
gezeigt. So ist es dem Kurfürsten ein besonderes Anliegen, die
Pestkranken von den Gesunden zu trennen, um eine Ausbreitung der Seuche
zu verhindern. Aber auch die Beschaffung einer bedeutenden Reliquie soll
Gläubige von fern anziehen und damit den Wert Kurtriers attraktiver
machen.
Deana Zinßmeister gelingt es sehr eindrucksvoll, die
Schrecken und Probleme der damaligen Zeit einzufangen. Zu den einfachen
Lebensverhältnissen machten den Menschen unheilbare Krankheiten wie die
Pest zu schaffen und auch unter der Hexenverfolgung litten unbescholtene
Bürger, die von neidischen Nachbarn denunziert wurden. Hier gab es
keine objektiven Prozesse, oft wurde unter Folter ein Geständnis
erpresst.
Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte von Susanna
und Urs, die unter einigen Widerständen zu leiden hat. Wie sie
schliesslich zusammenfinden, macht den eigentlichen Reiz aus.
Mir
hat nicht so gut gefallen, wie die Figur der Susanna als einfache Frau
über finanzielle Mittel verfügte, die es ihr ermöglichten, eine eigene
Wohnung zu nehmen. Das war damals sicherlich alles andere als normal.
Auch wirkt Susanna auf mich schon recht emanzipiert und das passt nicht
so gut zu einer Frau im Mittelalter.
Die Geschichte baut sich
auf der Grundlage mehrerer Handlungsstränge auf, die man erst allmählich
genau zuordnen kann. Von wem gerade die Rede ist, wird häufig erst im
Konsens der Handlung klar.
Dennoch hat mir die Geschichte gefallen
und besonders die Mischung aus Aberglauben, herrschenden Denkweisen und
der Angst vor dem schwarzen Tod verleihen dem Roman eine authentische
Tragweite, die die Schwierigkeiten der damaligen Zeit gut aufzeigen.
Die
Schauplätze muss ich extra erwähnen, so sind die Gebäudebeschreibungen,
Marktplätze und besonders die Flüsterkirchen, in denen Pestkranke
beichten durften, informativ und anschaulich in den Roman eingebaut.
Sprachlich
kann man dem Roman gut folgen, es gibt viele, manchmal zu umfangreiche
Dialoge, die die Verbindungen der Figuren genauer erklären und auch zu
der Geschichte passen. Man bekommt aber dadurch ein besseres Verständnis
für die Belange der Personen. Dazu dient auch das umfangreiche Nachwort
der Autorin, in dem sie reale Personen erklärt und Bezug nimmt auf die
Schwierigkeiten der Zeit in Trier.
Wer sich auf
diesen Roman einlässt, erlebt unterhaltsame, aber auch informative
Lesestunden, die die Schrecken der Pest deutlich vor Augen führt, mit
einer Liebesgeschichte einen Schuss Romantik in das Geschehen bringt und
den Leser mitten ins 17. jahrhundert katapultiert.
