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Donnerstag, 29. Oktober 2015

Die Eifelgräfin von Petra Schier

Macht, Intrigen und die Pest im Mittelalter

 

Petra Schier schrieb ihren historischen Roman Die Eifelgräfin 2009, das Buch erscheint im rororo Verlag.
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1147 teilen sich drei Männer im Heiligen Land ein Beutestück und schwören sich ewige Verbundenheit und Treue. 
200 Jahre später wird Elisabeth von Küneburg auf die Eifelburg Kempenich in die Obhut des befreundeten dortigen Grafen gegeben. Ihr Vater befürchtet eine Familienfehde auf seiner eigenen Burg. Sein Stiefbruder stellt Ansprüche auf den Besitz und den Grafentitel.
Elisabeths Magd Luzia, Tochter eines freien Bauern, begleitet sie dorthin. Überrascht stellen sie fest, daß sie beide ein Teil eines alten Amulett s besitzen. Zwischen den beiden Frauen entwickelt sich eine Freundschaft. Doch dann hält die Pest Einzug und eine schwere Zeit beginnt. 
 


In diesem Roman wird das Burgfräulein Elisabeth von Küneburg in den Mittelpunkt gestellt. Dadurch lernt man die für die adlige Frau damals übliche Ausbildung kennen, wozu gutes Benehmen, Lesen und Schreiben und natürlich Sticken gehören. Man erkennt die totale Abhängigkeit der jungen Frau von ihrer Familie oder ihrem zukünftigen Gemahl. Elisabeth ist allerdings eine etwas sture Person, die jedoch nicht durch Standesdünkel auffällt, sondern dem Personal respektvoll gegenüber tritt und sogar ihrer Magd Luzia Schreiben beibringt.
 
Petra Schier zeigt in ihrem sehr bildhaften Erzählstil eine bunte Beschreibung des damaligen Lebens auf einer Burg. Ich fühlte mich wie in ein Mittelalterspektakel versetzt, so deutlich sah ich die Gaukler, Bewohner und das Gesinde vor mir. Auch die Örtlichkeiten kann man sich gut vorstellen und bekommt einen umfassenden Eindruck des Lebensalltags präsentiert.
 
Die Handlung ist gut recherchiert, sie kommt erst langsam in Gang, zieht dann aber gewaltig an und endet in einem sehr spannenden Ende.
Auch der Ausbruch der Pest ist sehr eindrucksvoll dargestellt, die Krankheit wütet und hinterlässt viele Tote und Chaos unter den Menschen. Die Ängste und die Hilflosigkeit der Menschen sind eindringlich beschrieben, sie berühren mich und zeigen die schwierige Situation der Bevölkerung zur damaligen Zeit klar auf.
   
Zu den historischen Darstellungen baut die Autorin eine mystische Note ein, das Amulett soll außergewöhnliche Kräfte besitzen. Das mag aus heutiger Sicht merkwürdig wirken, aber damals glaubten die Menschen an die Wirkung von heiligen Reliquien und auch heute werden diese in Kirchen verehrt.
Die obligatorische Liebesgeschichte, die zunächst aussichtslos erscheint und die bösen Widersacher machen diesen Roman zu einer runden Sache.  
 
 
Ein schöner historischer Roman, der auch schon mit den Fortsetzungsbänden Die Gewürzhändlerin und Die Bastardtochter von der Autorin weiter geführt wurde. Diese Reihe sorgt für gute Unterhaltung und versetzt in eine andere Zeit. Wirklich empfehlenswert! 


 
 

Der Pestreiter von Deana Zinßmeister

Interessanter Mix aus deutscher Geschichte, dem Kampf gegen die Pest, Hexenverfolgung und einer großen Liebe

Der schwarze Tod geht um 

 

Der zweite Teil der Pesttrilogie von Deana Zinßmeister ist Der Pestreiter. Der historische Roman erscheint im Goldmann Verlag.
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Trier 1652: Auch vier Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg kommen die Menschen in Kurtrier nicht zur Ruhe. Der Pestreiter verbreitet Angst und Schrecken, angeblich bringt er die Pest zurück.
Um die Krankheit zu bekämpfen, versuchen mutige Männer wie der Heiler Bendicht und sein Neffe Urs ein Heilmittel zu finden und dazu begeben sich inmitten der Infizierten.
Auch Karl Kaspar von der Leyen, Kurfürst und Erzbischof möchte, dass seine durch den Krieg und Hungersnöte stark dezimierte Einwohnerschaft nicht auch noch durch die Pest dahingerafft wird. 




Dieser Roman zeigt das Leben und Arbeiten der einfachen Leute, dafür stehen die Protagonistin Susanna und ihr Freund Urs mit seiner Familie. Aber auch die Interessen der Adligen und des Klerus werden anschaulich gezeigt. So ist es dem Kurfürsten ein besonderes Anliegen, die Pestkranken von den Gesunden zu trennen, um eine Ausbreitung der Seuche zu verhindern. Aber auch die Beschaffung einer bedeutenden Reliquie soll Gläubige von fern anziehen und damit den Wert Kurtriers attraktiver machen.

Deana Zinßmeister gelingt es sehr eindrucksvoll, die Schrecken und Probleme der damaligen Zeit einzufangen. Zu den einfachen Lebensverhältnissen machten den Menschen unheilbare Krankheiten wie die Pest zu schaffen und auch unter der Hexenverfolgung litten unbescholtene Bürger, die von neidischen Nachbarn denunziert wurden. Hier gab es keine objektiven Prozesse, oft wurde unter Folter ein Geständnis erpresst.

Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte von Susanna und Urs, die unter einigen Widerständen zu leiden hat. Wie sie schliesslich zusammenfinden, macht den eigentlichen Reiz aus.

Mir hat nicht so gut gefallen, wie die Figur der Susanna als einfache Frau über finanzielle Mittel verfügte, die es ihr ermöglichten, eine eigene Wohnung zu nehmen. Das war damals sicherlich alles andere als normal. Auch wirkt Susanna auf mich schon recht emanzipiert und das passt nicht so gut zu einer Frau im Mittelalter.

Die Geschichte baut sich auf der Grundlage mehrerer Handlungsstränge auf, die man erst allmählich genau zuordnen kann. Von wem gerade die Rede ist, wird häufig erst im Konsens der Handlung klar. 
Dennoch hat mir die Geschichte gefallen und besonders die Mischung aus Aberglauben, herrschenden Denkweisen und der Angst vor dem schwarzen Tod verleihen dem Roman eine authentische Tragweite, die die Schwierigkeiten der damaligen Zeit gut aufzeigen.

Die Schauplätze muss ich extra erwähnen, so sind die Gebäudebeschreibungen, Marktplätze und besonders die Flüsterkirchen, in denen Pestkranke beichten durften, informativ und anschaulich in den Roman eingebaut.

Sprachlich kann man dem Roman gut folgen, es gibt viele, manchmal zu umfangreiche Dialoge, die die Verbindungen der Figuren genauer erklären und auch zu der Geschichte passen. Man bekommt aber dadurch ein besseres Verständnis für die Belange der Personen. Dazu dient auch das umfangreiche Nachwort der Autorin, in dem sie reale Personen erklärt und Bezug nimmt auf die Schwierigkeiten der Zeit in Trier.


Wer sich auf diesen Roman einlässt, erlebt unterhaltsame, aber auch informative Lesestunden, die die Schrecken der Pest deutlich vor Augen führt, mit einer Liebesgeschichte einen Schuss Romantik in das Geschehen bringt und den Leser mitten ins 17. jahrhundert katapultiert.