Spannendes höfisches Ränkespiel um Macht, Einfluss und Regentschaft
"Die
Entführung der Wanderapothekerin" vom Autoren-Duo Iny Lorentz ist der dritte Teil der historischen Serie aus dem Knaur Verlag.
Thüringen,
1723: In Schwarzburg-Friedrichsthal wird mit dem Ableben
des kindlichen Reichsgrafen Friedrich gerechnet. Doch seine Großmutter kämpft mit allen Mitteln, um ihn am Leben zu erhalten und zwingt die Wanderapothekerin Klara, den Jungen gesund pflegen. Klara bleibt keine andere Wahl, weil sie und ihre Familie ansonsten mit Strafe
und Vertreibung bedroht werden.
Am Hofe herrscht ein Hauen und Stechen um Einfluss und Ansehen und die Intrigen gefährden den jungen Regentenanwärter Friedrich. Aber Klara hat sich auch mit dem unerzogenen und
dickköpfigen Jungen zu befassen.
Gleich vorweg, diese Geschichte liest sich wunderbar flüssig und unterhaltsam. Hier spielen Intrigen und bösartige Ränkespiele um Machteinfluss am Hofe eine tragende Rolle und auch die Einteilung der Figuren in Gut und Böse sorgt für reichlich Abenteuer und Spannung.
In Klaras Heimat sorgen enorme Steuererhöhungen für Probleme in der Bevölkerung. Immer mehr bereichern sich die Oberen und bringen die Untertanen in Existenzängste. Gerade das traditionelle Thüringer Heilmittelgewerbe gerät in Schwierigkeiten.
Klaras Ruf als Wanderapothekerin wird ihr zum Verhängnis und sie wird ihrer Familie jäh entrissen, um sich um den neunjährigen Friedrich zu kümmern, der als reichsgräflicher Erbe von seinen Widersachern außer Gefecht gesetzt werden soll. Es geht das Gerücht, dass er bald sterben wird, weil sich sein gesundheitlicher Zustand immer mehr verschlechtert.
Seine Großmutter sucht eine Pflegerin und kennt keine Gnade, sie lässt Klara regelrecht entführen, für sie zählt nur ihr Enkel und sein Überleben. Klara bleibt nichts anderes übrig, als sich zu fügen, und sie nimmt ihren Säugling Hilde mit, was bei Hofe nicht gutgeheißen wird.
Doch dort hat sie neben den ihr unbekannten höfischen Geflogenheiten auch Probleme mit parteiischen und unwilligen Bediensteten und auch Friedrich, der neunjährige Knabe, ist nicht ganz einfach. Er ist verzogen, überheblich und ihm scheint das ihm gereichte Essen überhaupt nicht zu bekommen.
Klara nimmt sich der Sache an und sie versucht herauszufinden, wer gegen Friedrich intrigiert.
Gleichzeitig sorgt sie mit etwas Medizin und einer Ernährungsumstellung für eine allmähliche Gesundung Friedrichs und sie bringt ihm mit viel Weitsicht, fruchtenden Erziehungsmaßnahmen und Überzeugungskraft menschliche Dinge bei, an denen es ihm bisher mangelte.
Mit einigen abenteuerlichen Wendungen und geschickt dargestellten höfischen Intrigen und Herrschaftsinteressen bringt dieses Buch die damalige Zeit zwar übertrieben, aber doch durchaus so vorstellbar auf den Punkt. Hier versuchten Angehörige des Hofes, ihre eigenen Interessen durchzusetzen, um somit an Macht und Einfluß zu gewinnen. Der kindliche Regent Friedrich selbst wurde so zum Spielball seines eigenen Hofes und mit Klara und anderen Figuren bekam er in der Geschichte Fürsprecher und Mitstreiter an die Seite gestellt, denen man als Leser wohlgesonnen war.
Die Charaktere sind perfekt gezeichnet, es gibt gerissene Intriganten und Menschen, die aufrecht und menschlich korrekt handeln. Die Bedeutung der Heilmittel aus Thüringen und die Arbeit der Laboranten und Buckelapotheker bekommt in der Geschichte einen besonderen Stellenwert, der dem Leser vor Augen führt, wie Heilmittel für die allgemeine Bevölkerung zugänglich wurden. Apothekerwaren waren dagegen unerschwinglich.
Die gezeigten höfischen Ränkespiele, Fressgelage und ausufernde Hofhaltung macht deutlich, wie das Volk unter dieser aufgebauschten Lebenshaltung mit unzähligen Domestiken und den dadurch benötigten finanziellen Mitteln leiden musste. Wie bei Ludwig dem 14. üblich, wollten auch deutsche Grafen diesen Luxus nachleben. Das Volk war nur Mittel zum Zweck.
Mit diesem Roman mit seiner gelungenen Mischung aus dargestelltem Zeitgeschehen, höfischen Intrigen und einer resoluten und durchsetzungsfähigen Frauenfigur bekommt man beste Unterhaltung geschenkt.
***Herzlichen Dank an den Knaur Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
Amüsantes Familien-Chaos mit Weihnachtsmann
Im Knaur Verlag erscheint der weihnachtliche Roman "Hauptsache, der Baum brennt" von Sina Beerwald.
Der Weihnachtsmann klingelt an einer Tür in München, er glaubt, das Christkind aus Versehen umgebracht zu haben und sucht nun dringend nach passendem Ersatz für das Weihnachtsgeschäft. Was liegt da näher, als sich an Sarah Christkind zu wenden? Sarah ist Psychotherapeutin und gerade völlig im Stress ist. Ihr Mann hat eine Neue und ihre Kinder sind durch die Pubertät ungeniessbar. Sie nimmt sich des attraktiven, aber scheinbar gestörten Manns an und wird ihn nicht wieder los. Der Weihnachtsmann heftet sich an ihre Fersen und Sarah merkt schnell, dass er wirklich nicht von dieser Welt zu sein scheint. Alle möglichen Küchengeräte sind ihm fremd und auch mit Ampeln kann er nichts anfangen.
In diesem Roman nimmt uns die Autorin nicht wie gewohnt mit nach Sylt, stattdessen erlebt man München in der Vorweihnachtszeit.
Sarah Christkind trifft den "echten" Weihnachtsmann und wird ihn nicht wieder los. Das Alltagsleben auf der Erde überfordert den guten Mann und Sarah versucht ihm zu helfen. Das sorgt für absurde Situationen und damit zusätzlichen Trubel in ihrem gerade auch sehr stressigen Leben.
Es gibt einige peinlich, amüsante Szenen mit reichlich Situationskomik, etwas Liebesromanze und die weihnachtlichen Themen wie Hilfe, Vergebung, Hoffnung und Familie spielen ebenfalls eine Rolle. Während Sarah dem Weihnachtsmann München zeigt, spielt sie Reiseführerin und man erfährt nebenbei lehrreiche Informationen über Sehenswürdigkeiten und alteingesessene Familien, die der Geschichte etwas mehr Tiefe verleihen.
Von dieser etwas chaotischen Geschichte wurde ich humorvoll unterhalten, die weihnachtliche Atmosphäre in München habe ich etwas vermisst und daher konnte mich das Buch nicht völlig überzeugen. Mir erschienen die Gags doch etwas flach, auch die Haushaltsprobleme wie den Badewannenbrand oder die Geschirr-Wäsche in der Waschmaschine fand ich etwas flapsig.
Es störte mich, dass Sarah den Weihnachtsmann als ihr Problem bezeichnet und dann trotzdem seinem guten Aussehen als Mann erliegt. Und auch er ist merkwürdig, er ist fremd im Umgang mit den Gegebenheiten auf der Erde, aber in Liebesdingen reagiert er wie ein Mensch.
Am Ende kommt die Weihnachtsbotschaft zum Zuge, der Wert von Liebe und Familienharmonie wird betont.
Eine amüsante und unterhaltsame Geschichte für zwischendurch, von der ich mir mehr Weihnachtsstimmung erhofft habe.
***Vielen Dank an den Knaur Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
Mord und Intrigen sorgen für schaurigen Nervenkitzel in der Adventszeit
Die weihnachtliche Kurzkrimi-Sammlung "Makronen, Mistel, Meuchelmord" von der Ostsee bis zu den Alpen aus dem Knaur Verlag umfasst 24 hochspannende Geschichten und kann damit sogar als literarischer Adventskalender dienen.
Diese 24 mörderischen Kurzgeschichten haben es in sich, jetzt wird es blutig und man hat die Möglichkeit, jeden Tag in der Adventszeit eine neue Story mit Schauderfaktor zu lesen. Für mörderisch gute Unterhaltung in
der Adventszeit sorgen:
Eva Almstädt, Gert Anhalt, Jean Bagnol,
Raoul Biltgen, Monika Bittl, U.L. Brich, Wolfgang Burger und Hilde
Artmeier, Petra Busch, Nicola Förg, Thomas Fuchs, Stefan Haenni, Rudi
Jagusch, Thomas Kastura, Ivonne Keller, Regine Kölpin, Iny Lorentz, Bodo
Manstein, Judith Merchant, Gisa Pauly, Jürgen Seibold, Arno Strobel,
Sabine Trinkaus, Tom Zai und Franz Zeller.
Alle Jahre wieder erscheint im Knaur Verlag eine neue Weihnachtskrimi-Anthologie.
Namhafte Krimiautorinnen und -autoren zeigen hier ein buntes Kaleidoskop ihres schriftstellerischen Könnens. Hier wird gemordet, betrogen und mit sorgsam ausgeklügelten Intrigen eine besondere Spannung geschaffen, die die Adventszeit mal nicht so friedlich werden lässt.
Wie es solche Anthologien an sich haben, ist für jeden Geschmack etwas dabei. Manchmal geht es blutig und skurril zu, mal kann man miträtseln und es gibt auch Geschichten zum Schmunzeln und dann wird es wieder todernst.
Diese Weihnachtskrimis kann man als spannende Abwechslung zwischendurch lesen oder sie sich als Adventskalender zu Gemüte führen.
Die kriminelle Reise startet im Norden in Glückstadt mit einer überraschenden Geschichte um einen gemieteten Weihnachtsmann und seinen Einsatz. Weitere Stationen führen in den Kellerwald, nach Berlin, Bonn und München und der letzte Krimi kommt aus Regensburg. Wir begegnen dank Ivonne Keller auf humorvolle Art dem Nikolaus, basteln einen mörderischen Adventskalender mit Monika Bittl und erleben dank Nicola Förg "Explosive Geschenke". Eva Almstädt lässt uns einen Unfall miterleben, der sich zu einem wahren Alptraum auswächst.
Ich wurde von diesen Krimis immer wieder aufs Neue gut unterhalten und durch den Stilmix wird es einfach nicht langweilig. Wenn es mal die eine Geschichte nicht geschafft hat, mich vollständig zu überzeugen, wartet ja schon die nächste und man kann sich weiteren kriminalistischen Stories hingeben.
Besonders Rudi Jaguschs unnachahmlicher Erzählstil sorgte mit "Edgar tot unter dem Weihnachtsbaum 2018" für Lesespaß. Bei Iny Lorentz verstirbt eine Großmutter unter dem Weihnachtsbaum und es wird bei den eigenen Großkindern knallhart ermittelt.
"Makronen, Mistel, Meuchelmord" ist das perfekte
Geschenk für Krimi-Liebhaber. Man hat die Wahl, ob es als Weihnachtsgeschenk unter dem Baum oder als
Adventskalender herhalten soll. Frei nach dem Motto: Ihr
Mörderlein kommet, o kommet doch all‘!
***Vielen herzlichen Dank an den Knaur Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
Sehr langatmiger, überwiegend spannungsarmer Thriller mit vielen Beziehungsanalysen
"Dornenherz" ist der vierte Band der Dornen-Reihe von Karen Rose und auch der Abschluss der Reihe. Die Reihe der Bestseller Autorin erscheint im Knaur Verlag.
Meredith Fallon betreut Opfer von sexuellem Missbrauch und hilft ihnen, wieder ins Leben zurückzufinden. Sie gerät ins Schussfeld eines Mordanschlags und hat Glück im Unglück. Den Täter sucht man im Umfeld mit ihren Klientinnen, irgendjemand muss sie zutiefst hassen. Die Cops des Cincinnati Police Departments untersuchen den Fall
und besonders Detective Adam Kimble wird ihr schützender Bewacher, denn er fühlt sich von Meredith unheimlich angezogen.

Ich hatte einen nervenzerreißender Thriller erwartet, stattdessen bekam ich eine Story mit reichlich Längen vorgesetzt. Es gibt etliche Nebenschauplätzen der Protagonisten, viele Figuren, die vielleicht in Vorgängerbänden eine Rolle gespielt haben und Spannung wurde durch kaum zu zählende Überfälle mit tödlichem Ausgang erzeugt. Dabei kommt die Protagonistin Meredith meistens glimpflich davon. In den Vordergrund rückt die Ermittlungsarbeit, die weitläufig angelegt ist und sich häufig im Kreis dreht, weil das Motiv einfach nicht erkannt wird. Der Leser wird mit Tätergedanken versorgt und erkennt schnell das Doppelspiel dieses Verbrechers. Er schaltet nach und nach alle Personen aus, die ihm als Zeugen schaden könnten. Seine Person wird erst spät erkennbar. Was Karen Rose bis zur völligen Entnervung des Lesers durchgekaut hat, sind die Analysen von klischeehaften Beziehungsgeflechten. Warum können die sich liebenden Protagonisten denn nun nicht miteinander glücklich werden? Im Bett war das übrigens kein Problem.
Die Autorin kann schreiben, keine Frage, aber wie man so viele Überfälle, Mordermittlungen und Liebesgeplänkel in einem Zeitraum von nur zwei Tagen stattfinden lassen kann, ist mir ein Rätsel.
Auch die
Charaktere konnten mich nicht überzeugen. Sie sind alle voller Probleme, haben seelische Traumata erlitten oder sind anderweitig belastet. Alkoholsucht, Drogenabhängigkeit, Missbrauch und sexuelle Übergriffe auf Minderjährige, fast jeder ist hier vorbelastet. Die Heldin, die für Missbrauchsopfer kämpft ist Meredith, sie ist die Heldin, die einen guten Draht zu allen Sorgenfiguren findet, sie ist die große Sympathiefigur im Buch, deren Charme sich nur der Täter widersetzen mag.
Einen echten Spannungsbogen habe ich vermisst. Es gibt einige fesselnde Momente, wenn es zu Überfällen und zum Schusswechsel kommt, aber ansonsten plätschert die Handlung so vor sich hin. Häufige Unterbrechungen der Handlungsperspektive sorgt für entnervtes Lesen und die Liebesszenen werden unnötig in die Länge gezogen. Auch das Ende ist nicht perfekt, der Täter ist ermittelt, er wird... und dann geht das Buch noch weiter.
Bei dieser Reihe werde ich mir die ersten Bände nicht noch antun. Ich war ziemlich enttäuscht von diesem Buch, das ich keinesfalls als Thriller bezeichnen würde. Die Überlänge des Buches ist nicht gleichzeitig ein Indiz für die Qualität, manchmal liegt in der Kürze die Würze.
***Dieses Buch wurde mir dankenswerterweise vom Knaur Verlag für eine Leserunde bei Lovelybooks zur Verfügung gestellt!***
Weg mit den Tabus
Ein verständnisvoller Mutmacher im Umgang mit Tabuthemen des menschlichen Körpers
In ihrem Sachbuch "Darüber spricht man nicht" geht die Ärztin Dr. med. Yael Adler sehr offen mit Tabuthemen um. Das Buch ist Spiegel Besteller im Bereich Literatur und erschien am 3. 9. 2018 im Droemer Verlag.
Dr. Yael Adler ist Ärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten und wird tagtäglich mit Tabuthemen ihrer Patienten konfrontiert. Auch wenn die Frauen und Männer ihre Probleme wie Hautausschläge, Körpergeräusche, Inkontinenz oder Erektionsstörungen nicht gern öffentlich machen, so geht es vielen Menschen und als Ärztin ist Frau Adler in alle diese Peinlichkeiten eingeweiht und erteilt ihren medizinischen Ratschlag. Sie spricht in diesem Buch vielen Menschen aus der Seele und klärt auf über Behandlungsmöglichkeiten oder ärztliche Sichtweisen.
"Tabus sind
quasi mein täglich Brot. Ich begegne in meiner Praxis Menschen, die sehr
fremdeln – mit sich, mit ihrem Körper." Zitat Dr. med. Yael Adler
"Reden ist Silber, Schweigen ist Gold", sagt man. In diesem Fall ist es genau umgekehrt!
Denn wer Probleme oder Fragen offen anspricht, bekommt auch eine Antwort und damit vielleicht genau die Lösung seines Problems.
Im Buch geht Frau Dr. Adler auf viele menschliche Fragen und Körperprobleme ihrer täglichen Arztpraxis ein und erklärt die Hintergründe, Krankheiten oder normalen Reaktionen des menschlichen Körpers eingehend. Sie beschreibt verschiedene Erkennungsmerkmale von Geschlechtskrankheiten, geht auf HIV ein und zeigt die Folgen von Hormonveränderungen in der Menopause auf. Auch Reizdarm, Verhütung Inkontinenz, Warzenbefall oder Unfälle mit Sexspielzeugen kommen zur Sprache. Das Buch bietet sicherlich auch Aufklärungsarbeit, nicht nur im Bereich der möglichen Folgen bei Schönheitsoperationen, auch die weibliche Menstruation wird näher durchleuchtet und ist vielen Männern sicher nicht so bewusst.
Dieses Buch kann man von vorne bis hinten lesen wie eine Unterhaltungslektüre oder sich nur den persönlich relevanten Themen widmen. Das bleibt jedem selbst überlassen, mir hat gerade die Vielfalt der Bereiche gut gefallen und ich habe einige Dinge hinzugelernt.
Was vielen Menschen unangenehm ist, ist für Ärzte Alltagsgeschäft.
Ganz natürlich beweist Frau Adler einen lockeren, humorvollen und sehr offenen Umgang mit diesen Themen, die manche Menschen die Röte ins Gesicht treiben. Doch was nun einmal menschlich ist, muss auch menschlich beantwortet werden.
Frei und ungehemmt beantwortet sie alle Fragen und Nöte, denen sie täglich begegnet. Viren, Bakterien und Pilze sind in der Luft, auf der Haut oder im Inneren des Körpers, nicht immer bereiten sie Probleme, doch sie können schwerwiegende Folgen haben, wenn man sie nicht behandelt. Daher ist Aufklärung und der Gang zum Arzt einfach unerlässlich.
Offen und ehrlich sollte man immer sein, besonders im Umgang mit dem eigenen Körper. Schonungslos offen bringt dieses Buch aufklärende Worte für menschliche Tabuthemen. Ein perfektes Sachbuch, dass sich über menschliche Tabus hinweg setzt.
***Herzlichen Dank an den Droemer Verlag für die Übersendung dieses Rezensionsexemplars!***
Schauriges aus dem Inneren der Psychiatrie!
Sebastian Fitzeks Psychothriller "Der Insasse" erscheint im Oktober 2018 als Hardcover im Droemer Verlag.
Vor einem Jahr verschwand Till Berkhoffs Sohn Max. Der Täter wurde in
eine Psychiatrie eingeliefert und sitzt dort in einem
Hochsicherheitstrakt. Er hat noch mehr Kinder entführt, gequält und getötet. Till will endlich wissen, was mit seinem
Sohn geschehen ist, der Täter schweigt. Die einzige Möglichkeit sieht Till nun darin, sich selbst einweisen zu lassen, um nähere Informationen vom Täter zu bekommen. Doch damit wird er selbst nicht nur zu einem Insassen, sondern offiziell auch zu einem Täter.
In diesem Thriller hat Sebastian Fitzek mal wieder eine perfide Idee ausgearbeitet. Denn wer im Hochsicherheitstrakt einer Psychiatrie landet, wurde vom Gericht zur Sicherungsverwahrung dort eingewiesen.
Info: Die Sicherungsverwahrung oder
Sicherheitsverwahrung ist eine freiheitsentziehende Maßregel der
Besserung und Sicherung im deutschen Strafrecht. Sie soll dazu dienen,
die Allgemeinheit vor gefährlichen Straftätern zu schützen, und hat
somit Präventivfunktion
Einer dieser Fälle ist Guido Tramitz, ein gestörter Mann, der mehrere Kindesentführungen und Tötungen auf dem Gewissen hat. Auch Max Berghoff war sein Opfer, aber über dessen Verbleib schweigt er sich aus. Seine Anwältin, die sich in ihn verliebt hat, rät ihm dazu.
Was steckt nun hinter diesem Fall von Max?
Inzwischen ist Till Berghoffs gescheitert und er hat durch seine jähzornige Art seinen Job verloren. Sein ganzes Denken kreist um den geliebten, verlorenen Sohn. Sein Schwager sorgt schliesslich mit einem besonderen Schachzug für eine neue Identität Tills, er geht als Täter in die Klinik, in der auch auch Tramitz verwahrt ist.
Doch als Insasse wird Till für die Taten seines vermeintlichen neuen Ichs auch zur Rechenschaft gezogen. Kindsmörder sind auch unter den Inhaftierten nicht gut gelitten. Es wird ein gefährlicher Aufenthalt, bei dem Till einigen Übergriffen ausgesetzt ist. Außerdem läuft in dieser Klinik nicht alles
Auch wenn mich der Handlungsort und der Hintergrund dieser Geschichte sehr interessiert hat, konnte es mich das Buch doch erst ab der Mitte mit den Mordermittlungen richtig fesseln. Ich hatte bei der Beschreibung der Szenen im Gruselkeller und in der geschlossenen, psychiatrische Abteilung Gänsehaut. Wenn Kinder zu Opfern werden, ist das immer besonders schrecklich und nimmt mich sehr mit.
Inhaltlich hatte der Thriller viele spannende Elemente, einige blutige Vorgänge und die Wendungen sorgten für überraschende falsche Fährten, die Fitzek besonders beherrscht und die ich inzwischen auch von ihm erwarte. Der Schreibstil ist ungemein flüssig, die wechselnden Perspektiven der Kapitel sorgen für zusätzliches Tempo und beleuchten die Hintergründe der Ereignisse genauer. Außerdem lernt man dadurch die facettenreichen Charaktere besser kennen und sie ziehen den Leser gekonnt in ihren Bann.
Ich wurde besonders von der gruseligen Atmosphäre gebannt, die Angst lebte in mir mit dem Insassen mit. Schockierende Szenen und ein außergewöhnlicher Plot fesseln an das Buch.
Dennoch gibt es einige unlogische Vorgänge, die ich nicht als wahrscheinlich ansehen kann. Ich habe mal hingenommen, dass hier ein Mensch eine fremde Identität annehmen konnte und die Einweisung in die Psychiatrie unbemerkt vonstatten ging. Doch das ist mein Kritikpunkt, den ich nicht unerwähnt lassen möchte.
Fitzek bringt den Leser auf falsche Fährten, zeigt menschliche Abgründe auf und sorgt mit reichlich Emotionen für einen packenden Thriller. Man taucht ab in ein unheimliches Szenario im Inneren eines psychiatrischen Gefängnisses und erlebt die Trauer und Wut von Eltern auf die grausamen Täter mit. Nicht der beste Fitzek, aber ein sehr lesenswerter!
***Herzlichen Dank an den Droemer Verlag für die Übersendung dieses Thrillers!***
Weitere Bücher des Autors:
Kein echter Psychothriller und hat mich nicht überzeugt
"Lügen. Nichts als Lügen" ist ein Psychothriller von Helen Callaghan, der als deutsche Übersetzung am 01.10.2018 im Knaur Verlag erscheint.
Sophia erlebt gerade einen heißen Flirt, als sie einen ängstlich klingenden Anruf ihrer Mutter Nina bekommt. Sie möchte bitte nach Hause kommen. Doch Sophia nimmt das nicht ernst, denn zu häufig hat ihre Mutter schon überreagiert. Hinterher bereut sich das zutiefst, denn was sie danach erwartet, hätte sie sich in den schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können. Ihre Mutter findet sie erhängt an einem Baum vor und ihren Vater blutüberströmt und ohne Bewusstsein. Was ist hier geschehen und wer hat diese braven und friedlichen Menschen auf dem Gewissen?
"Sophia, du bist die Weltseele. Du bist göttliche Weisheit, hineingezwängt in einen sterblichen Traumzustand, eine Art Dornröschenschlaf." Zitat Seite 349
In diesem Buch vereinen sich Familiendrama, eine Sekte mit Hippieverhalten und ein Kriminalfall, der das Leben von Sophia auf den Kopf stellt. Nichts von dem was ihre Eltern ihr vorgelebt haben, stimmt, alles ist Lüge gewesen und erst jetzt erfährt sie durch dieses schreckliche Ereignis davon.
Die Thematik finde ich äußerst spannend, Sophia findet nähere Informationen über ihre Eltern in versteckten Notizbücher, darin offenbahrt sich eine Sektenzugehörigkeit ihrer Mutter. Davon hatte Sophia keine Ahnung und immer mehr taucht sie in die Vergangenheit ihrer Mutter ein. Entsetzen und Fassungslosigkeit machen sich bei ihr breit. An den von der Polizei vermuteten Selbstmord glaubt Sophia nicht.
Diese Geschichte beginnt außerordentlich dramatisch, doch dann entwickelt sich die Handlung mehr und mehr als Familiendrama, in dem Sophias Mutter Nina die Hauptrolle einnimmt. Ihr Leben in den 80er Jahren in der Sekte "Morningstar" wird nach und nach sichtbar. Der Anführer Aaron Kessler ist ein ehemaliges Rockband-Mitglied und Nina verfällt ihm vom ersten Moment an. Sie ist eine junge, schüchterne und beeinflussbare Person und damit ein geeignetes Opfer für Aaron. Drogen, Alkohol und Sex gehören zum Lebensstil der Kommunen-Anhänger und Nina lässt sich darauf ein. Es geht um Bewusstseinserweiterung, das Leben als Ganzes ohne individuelle Persönlichkeit und dem Gehorchen des Gurus. Man fühlt sich an die Bhagwan-Kommunen in Indien erinnert.
Die Figuren werden bis auf Sophia, Nina und Aaron nicht sehr deutlich gezeichnet. Es wird hinter die Kulissen der Sekte geschaut, einige Erlebnisse Ninas überraschen und man bekommt einen Eindruck, wie schnell Abhängigkeiten entstehen können.
Die Ermittlung des Todesfalls macht sich die Polizei sehr leicht, sie glaubt an einen Suizid, ein Familiendrama und so bleibt es Sophia überlassen, selbst ermitteln. Dafür benötigt sie nur die Notizbücher ihrer Mutter, die Wahrheit ist dort verborgen.
Die Rahmenhandlung und der Schreibstil haben mir gefallen, die Ausarbeitung hat jedoch einige Längen und die Vorgänge, die einen Psychothriller rechtfertigen würden, haben mir ebenfalls gefehlt.
Dieser Thriller hat die Qualität eines Dramas, nicht mehr und nicht weniger. Das Thema Sektenzugehörigkeit und Abhängigkeit werden hier gut aufgezeigt, die Spannung bleibt aber etwas auf der Strecke.
***Vielen Dank an den Knaur Verlag für die Übersendung dieses Rezensionsexemplars!***
Konnte mich mitreißen, ging mir zu Herzen und war so fesselnd wie dramatisch. Unbedingt lesen!
Von Recht und Gerechtigkeit
Der Roman "Grenzgänger" von Mechtild Borrmann dreht sich um Heimkinder in den 50er und 60er Jahren. Das Buch erscheint am 01.10.2018 im Droemer Verlag.
Aachen 1970: In diesem Jahr steht Henni, Ende dreißig, verheiratet
und zweifache Mutter, angeklagt des Mordes und der Brandstiftung mit Todesfolgen vor Gericht. Ihre Jugendfreundin Elsa kann die Anschuldigungen nicht glauben und besucht die Prozeßverhandlungen regelmäßig. Ein Jurastudent möchte über diesen Prozeß eine Seminararbeit schreiben und befragt Elsa nach den Hintergründen. Elsa erzählt ihm von Henni, ihren Familienverhältnissen und der schwierigen Zeit nach
dem Krieg. Die Menschen versuchten mit Kaffee-Schmuggel über das Große Venn ihre Haushaltskasse etwas aufzubessern. Auch Henni brachte damit ihre drei Geschwister und ihren Vater über die Runden. Doch sie wurde gefasst und landete in einer Besserungsanstalt.
Dieser Roman spielt in der Deutschen Nachkriegszeit ab 1945 und führt bis in die 70er Jahre hinein.
Es offenbahrt sich eine belastende Geschichte um die Familie Schöning, die in einem kleinen Dorf an der deutsch-belgischen Grenze lebt. Der Vater ist aus dem Krieg zurückgekehrt und ist nicht mehr der Alte, die Mutter verstirbt früh und Henni übernimmt mit gerade mal 17 Jahren die Verantwortung für die Geschwister und die Ernährung der Familie. Sie macht beim Kaffeeschmuggel mit, die Einkünfte braucht sie dringend. Sie führt andere Schmuggler durch die Route mitten durch das gefährliche Moor.
Es kommt zu einem tragischen Ereignis, Hennies Schwester begleitet sie und wird von Zöllnern erschossen. Ihr Vater macht Hennie dafür verantwortlich und sie landet in einer Besserungsansatalt.
Die Vorgänge sind sehr bedrückend geschildert, das gezeigte Elend in den Kinderheimen spiegelt grausame Unmenschlichkeit wider und ich war beim Lesen sehr betroffen und konnte das Buch einfach nicht aus der Hand legen.
Die Einblicke in Hennies Vergangenheit bringen immer mehr Klarheit. Elsa ist von Hennies Unschuld überzeugt und tut alles, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.
Doch das ist nicht so leicht, es gibt einige Umstände, die der Gerechtigkeit nicht zum Sieg verhelfen.
Mechtild Borrmanns klare und präzise Sprache zeigt die Ereignisse so realistisch auf, dass man in den Sog dieser Geschichte gerät und von ihr gefangen wird.
Die gefühlslose Grausamkeit, die hier den Kindern im Heim geschieht, das empfindungslos Verhalten des Vaters und anderen Erziehungsbeauftragten ist zutiefst verstörend zu lesen und geht sehr ans Herz. Und doch gibt es immer wieder kleine Hoffnungsschimmer, mit denen man die Figuren mit Bangen begleitet.
"Grenzgänger" hat mich nicht nur während des Lesens im Griff gehabt, es wirkt auch noch darüber hinaus lange nach.
Recht ist nicht Gerechtigkeit, wenn die Wahrheit nicht gesiegt hat.
Dieser Roman ist mitreißend und vollkommen fesselnd. Er enthüllt eine ergreifende Geschichte, die mit einer Kriminalhandlung die Nachkriegszeit zum Leben erweckt und für Erschütterung beim Leser sorgt. Uneingeschränkte Leseempfehlung für dieses Buch!
***Ich danke dem Droemer Verlag ganz herzlich für dieses Rezensionsexemplar!***
Von der Idee her super, die Umsetzung könnte besser sein
Der Thriller von Chris McGeorge heißt "Escape Room - Nur drei Stunden" und erscheint im Knaur Verlag.
Morgan Shepard ist ein bekannter TV- Star mit einem Suchtproblem. Er wacht gefesselt in einem fremden Hotelzimmer auf. Mit ihm befinden sich fünf weitere Menschen und eine Leiche im Raum. Der Tote ist Morgans langjähriger Psychiater. Was für ein Spiel wird hier gespielt? Es ist ein mörderisches Spiel und
Shepard hat nur 3 Stunden Zeit, den Mörder unter den Anwesenden zu
finden. Ansonsten werden alle sterben. Die Zeit rennt.
Chris McGeorge hat mit diesem Thriller berühmten Vorbildern wie Agatha Christie und Arthur Canon Doyle nachgeeifert. Er benutzt die Krimikunst des "Locked Room", also eines verschlossenen Raums. Von der Grundidee her sorgt die Handlung wirklich für neugierig machende Spannung.
Allerdings ist sein Ermittler Morgan Sheppard durch seine Drogenprobleme nicht halb so überzeugend wie die historischen Figuren.
Morgan versucht gegen den zeitlichen Druck Klarheit über die anwesenden Figuren zu bekommen, zwischendurch taucht er in Rückblicken in seine eigene Vergangenheit ein und man erfährt vom zweifelhaften Ruhm dieses Promis.
Die dargestellten Figuren sind grundverschieden, aber ohne große Tiefe gezeichnet, sie sind ziemlich austauschbar und blass und keine Person konnte mich näher fesseln.
Insgesamt bekommt die Geschichte einen ziemlich konstruierten Anstrich und ich finde auch die Rückblenden, die zeitlich völlig ungeordnet erfolgen, nicht gerade hilfreich. Genaue Zeitangaben sind Orientierungspunkte, die man für die Aufklärung einfach benötigt.
Für mich ist der Anreiz des Miträtselns eigentlich das verlockende Ziel in solchen Büchern, hier wird man durch die Spurensuche in Sheppard's Vergangenheit aber hilflos allein gelassen und bekommt den Täter dann noch lange vor dem Ende präsentiert.
Trotzdem hatte die Story eine Grundspannung, ich wollte sehen, ob jemand fliehen kann oder wie der Täter letztendlich entlarvt würde.
Überzeugt hat mich der klare und situationsbeschreibende Schreibstil, einige Szenen sind zwar gewalttätig, aber doch recht unblutig gezeigt. Man ist betroffen vom Zeitdruck, von der Ausweglosigkeit der Lage der Gefangenen und deren Angst vor dem nahenden Ende, das sorgt hier für Interesse und Anteilnahme.
Dieser Thriller punktet mit der klassisch interessanten Grundidee des Locked Room. Es hätte aber noch besser und unheimlicher umgesetzt werden können.
***Vielen Dank an Buecher.de für dieses Leseexemplar, das mir als Buchflüsterer zugeschickt wurde!***
Ein kurzweiliges Abenteuer von Marie und ihrer Tochter
Der siebte Band der Serie von Iny Lorentz ist der Roman "Die Wanderhure und die Nonne", der 2018 im Knaur Verlag erscheint.
Der neue Fürstbischof von Würzburg möchte Kibitzstein unter seine Herrschaft
zwingen. Marie Adler geht deshalb ein Bündnis mit dem
thüringischen Grafen Ernst von Herrenroda ein. Sie folgt seiner Einladung auf seine Burg und entgeht nur mit Mühe einem grauenhaften Überfall, bei dem alle Bewohner getötet werden. Neben Marie bleibt auch ihre Tochter Trudi unversehrt, ihre Begleitung, die Nonne Ignatia, wird jedoch schwer verletzt. Die Frauen können in unzugängliche Wälder fliehen.
Dort werden sie von Räubern gefangen
genommen, leider stehen diese mit dem Anführer des Überfalls in Verbindung. Marie ist zwischen die kämpferische Fehde zweier Thüringer Adelsgeschlechter geraten.
Auch im siebten Teil der Buchreihe muss die ehemalige Wanderhure Marie einige Abenteuer bestehen. Sie reist mit Tochter Trudi und der Nonne Ignatia auf die Burg des Grafen Ernst von Herrenroda und dieser Besuch wird ihnen fast zum tödlichen Verhängnis. Es kommt zu einem Überfall, bei dem ein Teil der Familie blutig abgeschlachtet wird, Ignatia wird schwer verletzt, doch Marie und Trudi kommen unverletzt davon und retten die Nonne vor ihrem sicheren Tod auf der Burg. Ihre Flucht führt sie in einen Wald, wo sie in die Hände von Waldräubern gelangen.
Währenddessen nutzt der Domherr Guntram von Ebrach die Gunst der Abwesenheit Maries und Michels, der in einen Krieg gezogen ist, und hat sich in Kibitzstein eingenistet.
Die Handlung dieses Romans ist von Kampfhandlungen durchzogen und die Gefährdung Maries und ihrer Tochter sorgt für abenteuerliche Spannung. Mehrfach entkommen sie ihren Häschern, werden gefangen genommen, können sich verstecken und bekommen rettende Hilfe.
Marie wird wieder viel abverlangt, ihr gelingt jedoch das scheinbar Unmögliche, sie hat heilende und chirurgische Fähigkeiten und auch ihre Tochter beweist Klugheit, Tatkraft und Mut. Diese Heldenfiguren wirken schon recht übertrieben, mich hat es jedoch nicht sehr gestört.
Ignatia ist zunächst eine fromme Betschwester, doch sie entwickelt sich im Laufe der Handlung zu einer Frau, die Männern durchaus zugeneigt ist.
Die Rolle der Frau ist im Mittelalter selbstverständlich dem Manne untertan und manchmal auch regelrecht Freiwild. Das zeigen einige Szenen überaus deutlich.
Wie sehr Besitztümer, Ländereien, Städte und Burgen in dieser Zeit immer wieder Ziele von übergriffigen Machthabern wurden, wird in diesem Buch sehr klar. Friedliche Zusammenschlüsse wurden meistens durch Eheschliessungen erreicht, die dann den Besitz vergrößern sollten.
Eine Unstimmigkeit ist unbedingt erwähnenswert: In Teil 5 der Reihe sind die Kinder von Marie schon älter und sogar verheiratet, chronologisch passt hier also der Inhalt von Band 7 überhaupt nicht.
Dieser Roman ist wieder ein typischer Mittelalterroman, es wird gemordet, geraubt, geschändet und geplündert. Das mittelalterliche Bild wird hier stimmig umgesetzt und dank der Hauptfigur Marie endet auch dieser Band wieder für die Familie Adler im Guten.
***Herzlichen Dank an den Knaur Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
Eine funkelnde Geschichte, traumhaft schön erzählt.
Von Autorin Karin Kalisa erscheint im Droemer Verlag ihre märchenhafte Wintererzählung "Sternstunde".
Kimberly hat Heiligabend Geburtstag, sie wird 8 Jahre alt. Im Radio hört sie von ihrem geliebten Weihnachtsstern, der angeblich ein Komet gewesen sein soll. Sie ist entsetzt und hört von dem Astrophysiker Arthur
Sanftleben eine spannende Geschichte um Kometen, Sonnenwind und dem Zusammentreffen von Jupiter und Saturn. Als sie dann noch Max kennenlernt, der sich für Star-Wars interessiert, findet sie einen neuen Freund. Kims Leben steht unter dem Weihnachtsstern, aber häufig sind es andere Sterne, die ihr in ihrem Leben Glück und Freunde bringen.
"Ein Komet ... ist ein eisiger Schneeball, der durchs All treibt. Ein schmutziger Schneeball,..., mit Steinchen, Staub und Gas vermischt. Wenn er bei seiner Rumtreiberei dort oben der Sonne nahe kommt, schmilzt sie ihn ein bißchen auf." Zitat Seite 76
Kims zweiter Name ist übrigens Stella, weil sie am Heiligabend geboren wurde. Ihre Mutter nennt sie gern "Sternchen". Kim mag es kaum glauben, dass ihr wunderbarer Weihnachtsstern nur ein Haufen von Gas und Staub gewesen sein soll. Sie besucht einen alten Astrophysiker namens Arthur Sanftleben und er zeigt ihr in seinem Teleskop die Sterne und erzählt ihr alles was sie über Sterne, Kometen und das Weltall wissen will.
Diese Wintererzählung dreht sich um den Weihnachtsstern, um ein kleines Mädchen und um Freundschaft. "Sternstunde" ist poetisch und herzenswarm erzählt und liest sich wunderschön. Es ist ein modernes Märchen und wie nebenbei gibt es lehrreiche Informationen über die Entstehung von Kometen und von der Entdeckung von Hale-Bopp und Hyakutake. Und völlig unerwartet findet Kim einen neuen Freund namens Max, auch er ist Stern-Fan, er sammelt Star-Wars-Bilder.
Wieviele Sterne finden in unserem Leben Platz? Bei Kim sind es neben denen am Firmament auch noch Zimtsterne, Sternbilder und Sternchennudeln. Die Geschichte ist wie in ein Märchen, denn man erlebt mit Kim, wie sie durch ihren Glücksstern neue Freunde gewinnt.
"Sternstunde" ist eine funkelnde Geschichte, traumhaft schön erzählt. Ein weihnachtliches Wunder in Buchform und der
schöne Einband und die bezaubernden Illustrationen machen das märchenhafte Buch zu
einem perfekten
Weihnachtsgeschenk.
***Herzlichen Dank an den Droemer Verlag für dieses wunderschöne, winterliche Buch!***
Die zauberhafte Welt der Spielzeuge bringt Erwachsene in ihre Kindheit zurück
Robert Dinsdales Roman "Die kleinen Wunder von Mayfair" ist ein Liebes- und Familien-Roman aus dem Knaur Verlag.
London im Jahr 1906: Cathy ist fast noch ein Kind als sie schwanger wird, für ihre Eltern nicht akzeptabel, sie wollen sie in
ein Heim für unverheiratete Frauen bringen. Doch Cathy bewirbt sich um eine Stelle in Papa Jack’s Emporium, dem sagenumwobenen
Spielzeugladen in London. Das Emporium ist ein Ort der Wunder, wo
Jekabs Godman, Überlebender eines sibirischen Arbeitslagers, Spielzeuge
mit magischem Zauber entwirft. Cathy verliebt sich in Jekabs ältesten Sohn
Kaspar und wird mit ihrer Tochter ein Teil der Familie. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ändert alles.
"Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch."
Diesen Spruch hat Erich Kästner einmal gesagt und er trifft haargenau auf dieses Buch zu.
In dieses Buch kann man versinken wie in ein Spiel in der eigenen Kindheit. Die magische Spielzeugwelt sorgt dafür, dass sich Erwachsene wieder wie Kinder fühlen und es werden Erinnerungen an die eigene Kindheit wach. Jeder hat einmal mit viel Fantasie gespielt, die Spielzeuge wurden mit den eigenen Gefühlen zum Leben erweckt. Genau dieses Gefühl wird beim Lesen in mir wach.
Der Roman spielt zwischen 1914 und 1918, es zeigt die Kriegsgeneration, die um ihre Kindheit gebracht wurde. Vorbei die Zeit, in der einfach nur gespielt werden konnte, der Erste Weltkrieg sorgte für ein jähes Ende der Kindheit und sorgte dafür, dass die Kinder schnell erwachsen werden mussten.
Mir gefallen die Charaktere, sie werden klar und treffend gezeichnet. Da ist die liebenswerte Cathy, gerade mal 15 Jahre alt und schwanger, von ihren Eltern in ein Heim abgeschoben. Doch Cathy hat märchenhaftes Glück, denn sie bekommt eine Stelle im Emporium und arbeitet vom ersten Frost an als Aushilfe. Die Stelle endet mit dem Ende des Winters, wenn das erste Schneeglöckchen aufblüht.
Emil und Kaspar sind zwar Brüder aber auch sehr gegensätzliche Figuren. Emil ist ein toller Handwerker, seine Figuren aus Holz sind technische Wunderwerke und seine faltbaren Burgen ebenfalls. Er sorgt für ständigen Nachschub, arbeitet wie ein Uhrwerk und doch fehlt ihm die Fantasie, die man in Papa Jacks zauberhaften Erfindungen entdecken kann. Dieses Gen wurde eher Kaspar in die Wiege gelegt.
Wie in einem Zauber nimmt die Geschichte den Leser mit auf eine magische Reise in die Welt der Spielzeuge. Wenn Spielzeugsoldaten plötzlich Frieden schließen, muss Magie im Spiel sein. Und genauso zauberhaft geht es im Emporium zu. Es gibt einige wunderbare Spielzeuge zu entdecken und das sorgt für ein wenig magische und auch weihnachtlich angehauchte Stimmung.
Es ist als ob der Autor hier einen magischen Trank gemischt hätte: Ein bißchen Zauberei, ein wenig Fantasie, etwas Romantik, dazu etwas Geschichte und fertig ist eine zauberhafte Reise in die Kindheit.
Diese Erzählung entführt den Leser in eine ganz zauberhafte Welt voller lebendiger Spielzeuge. Für alle Erwachsenen, die sich wieder als Kind fühlen wollen und deren Fantasie neuen Anschwung braucht.
Eine Traumreise mit lebenden Spielzeugen voller wunderbarer Fähigkeiten und eine romantische Geschichte vor historischem Hintergrund sorgen für magische Lesestunden.
Dieses Buch sollte verfilmt werden, möglichst als weihnachtliches Märchen.
***Herzlichen Dank an den Knaur Verlag für dieses schöne Buch!***
Ein toll erzählter, intensiver, aber auch recht ausführlicher Roman über das Zerbrechen einer Familie vor dem Hintergrund des entstehenden Nationalsozialismus.
Sophia von Dahlwitz Roman heißt "Das Licht zwischen den Zeiten" und erscheint im Droemer Verlag.
Westpreußen 1918: Der Erste Weltkrieg ist fas vorbei, die Kriegsfolgen sind für das Deutsche Reich spürbar und dramatisch. Es gibt Unruhen, die Bevölkerung ist verarmt und traumatisierte Kriegsheimkehrer sorgen für Randale. Auf dem Gut Frommberg
bei der Familie von Dahlwitz scheint man davon noch nichts mitzubekommen. Als sich der junge Adoptivsohn Georg in seine Stiefschwester Helen verliebt, sorgt das für einen ungeahnten Familieneklat, denn sie sind gemeinsam aufgewachsen. Helens Schwester Rudela wird
nun von Justus umworben. Er ist der Cousin der Schwestern und stammt aus einer angesehenen Offiziersfamilie, damit erscheint er zwar standesgemäß, jedoch ahnt noch niemand von seiner politischen Einstellung als aktiver Nationalsozialist.

In diesem Roman taucht man nicht nur in die private Familiengeschichte der Autorin ein, man erfährt anhand der umfangreichen Schilderungen der Lebensumstände und Lebenswege der verschiedenen Figuren die Entstehung von Kriegsfolgen, politischen Strömungen, Machtenthebung von Gutsbesitzern und Liebesgeschichten.
Die Erzählebene informiert über die verschiedenen Charaktere der Familie von Dahlwitz, in Einschüben kommentiert die Autorin das Drama aus der Gegenwart. Dadurch fühlt man sich mit der gesamten Familie verbunden und erlebt die Gefühle, den Zwiespalt und die politischen Verfehlungen intensiv mit.
Der angenehme Erzählstil der Autorin sorgt für flüssiges Lesen. Sie erzählt spannend und mit detailgenauen Schilderungen und macht das Handeln ihrer Vorfahren verständlich und man hat den Zeitgeist deutlich vor Augen. Dabei sorgt die politische Einstellung für einen gewissen Zwiespalt, einzelne Wege der Familienmitglieder hätten anders verlaufen können und auch darüber wird Auskunft gegeben. Diese Ausführungen sind zwar interessant, führen aber ein wenig vom Thema weg.
Für diesen Roman muss man sich Zeit lassen, man kann ihn nicht mal eben weglesen. Denn die einzelnen Schicksale zeigen auch die politischen Unruhen auf, die man auf diesem Gut in Schlesien gar nicht groß mitbekommt. Hier wird deutsche Geschichte aufgearbeitet, es werden die Schwierigkeiten und Nöte der Menschen und die Entwicklung des Nationalsozialismus aufgezeigt.
"Das System vergisst uns nie, sein Kodex verfolgt uns überallhin, und
seine Rache an den Abtrüningen kann furchtbar sein. Aber das ist keine
Entschuldigung." Zitat Seite 164
Die Charaktere sind klar und lebhaft umrissen. Man erlebt mit Helen, wie sie um ihre Liebe kämpft. Fühlt mit dem Gutsbesitzerpaar Donata und Heinrich die Sorge um das Überleben ihres Guts und erkennt, wie am Ende die Adelsfamilie zerbricht.
Die Geschichte kommt mir wie eine Doku-Soap in Buchform vor. Das Familienleben, die Befindlichkeiten, Sorgen und Nöte werden ausgelebt, gefeiert und es wird gelitten. Man ist bei dieser Familie hautnah dabei.
In gewisser Weise haben mich die Einschübe der Autorin gestört, sie wirken irgendwie befremdlich und stören meiner Meinung nach das Romangeschehen. Einige Ausführungen zu Kriegstheorien und anderen Themen sind zu ausführlich geraten. Manchmal muss gar nicht soviel erklärt werden, die Figuren zeigen schon die besonderen Umstände der Zeit deutlich auf.
Die Liebesgeschichte von Helen und Georg konnte mich genauso fesseln wie die Schilderungen von Bruder Felix, der als Arzt den Schrecken des Krieges bei seinen Patienten vielfach ins Auge blickt. Es sind die Opfer, die ein Krieg fordert, die Grauen, die durch Menschen gemacht sind und die bei diesem Buch so offen gezeigt werden.
Ein lebendig geschriebener, sehr ausführlicher Roman, der Zeitgeschichte aufzeigt, dabei die Liebe nicht vergisst und für Geschichtsinteressierte sehr zu empfehlen ist.
***Herzlichen Dank für diesen Roman, den ich vom Droemer Verlag erhalten habe.***
Ein bildhafter Blick auf menschliche Verfehlungen aus religiöser Sicht.
Wolf Serno ist Autor vieler historischer Romane. "Die sieben Todsünden" erscheint am 3.9.2018 im Knaur Verlag.
Bologna 1576: das Stadtbild lebt von den prächtigen Palästen
der Reichen und ärmlichen Hütten, bewohnt von etlichen Bettlern. Zwischen diesen Bewohnern lebt und kümmert sich Pater
Matteo um den Willen Gottes und nimmt den Sündern ihre Beichte ab. Er erfährt von eher leichten Vergehen und schrecklichen Vorkommnissen, die zu den sieben Todsünden zählen.
"Manchmal, o Herr, ist es wirklich nicht leicht, Dein Diener zu sein." Zitat von Pater Matteo jeweils am Ende eines Kapitels
Dieser Roman teilt sich in sieben
Episoden auf. In jedem Kapitel geht es um eine der sieben Todsünden, begangen von Menschen verschiedener gesellschaftlicher Schichten. Ob Adlige oder Gaukler, jeder der gegen Gottes Gebote handelt, begeht eine schuldhafte Verfehlung und wird damit zum Sünder. Pater Matteo nimmt sich als Beichtvater ihrer an und wird damit ständig selbst Zeuge von Straftaten und Vergehen. Häufig nimmt ihn seine Aufgabe ziemlich mit, er leidet mit den Menschen und ist doch am Ende auch selbst ein Sünder vor dem Herren. Doch er vermittelt auch zwischen den Menschen, hilft mit einer Arbeit oder einem Dach über dem Kopf, wo die Not seine Nächstenliebe erforderlich macht.
Matteo versucht zwischen den Menschen zu vermitteln, in Gottes Namen vergibt er ihnen ihre Schuld.
Wolf Serno hat einen bildhaften und genau die damaligen Zustände beschreibenden Schreibstil. Man wird unweigerlich in das Treiben Bolognas um 1576 geworfen und erlebt das Miteinander der reichen Medici und den armen Bevölkerungsschichten in Form von Pestkranken, Dieben und Bettlern. Das Schicksal eines Kastratensänger wird vorgestellt und eine junge Frau wird Opfer von sexueller Gewalt, doch am Ende ist sie diejenige, die leiden muss. Sie mag diese Schande nicht offen gestehen und wird von ihrem Vater verstossen. Pater Matteo sorgt für ein Obdach und Arbeit und wird selbst fast zum Sünder.
In diesem Roman taucht man mitten in die Welt der Menschen Bolognas ein. Was müssen die Menschen früher unter ihren Sünden gelitten haben? Das Wort und die Gnade Gottes war oberstes Gebot. Mit Pater Matteo nehmen wir ihnen die Beichte ab, es wird sehr intensiv und ausführlich auf die jeweiligen Delinquenten
eingegangen. Dadurch erfahren wir die Vorgänge in detailgenauer Darstellung, teilweise umständlich erzählt, teilweise direkt und häufig voller Betroffenheit, Scham und eigener Qual.
Nicht jedes Kapitel liest sich gleichermaßen interessant, manche Büßer erzählen langatmig, andere flunkern und es gibt auch zähe Geschichten. Die der armen jungen Frau Nausica hat ich mit viel Anteilnahme gelesen. Sie wurde das Opfer mehrfacher Vergewaltigung. Dennoch wird auch ihr eine Buße auferlegt, denn sie suchte eine Engelmacherin auf. Ein Kind einer Vergewaltigung gilt in den Augen des Klerus auch
als schützenswert.
Die Sprache passt zum Zeitgeist, die Themen nehmen Bezug auf das
biblische Sündenregister. Die Schuld vor Gott kann nur in der Beichte aufgefangen werden. Die
Szenerie wird sehr realistisch und bildhaft geschildert, die Fälle sind
unterschiedlich und dennoch auf die Dauer recht eintönig.
Der Blick auf menschliche Verfehlungen aus der Sicht der katholischen
Kirche wird hier anhand von verschiedenen Beichten gezeigt. Etwas anders als die
üblichen historischen Romane, nicht uninteressant, aber auch nicht
vollkommen überzeugend. Denn für diese Thematik muss man sich schon explizit interessieren.
***Herzlichen Dank an den Knaur Verlag für die Überlassung dieses Rezensionsexemplars!***