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Montag, 3. September 2018

Man muss auch mal loslassen können - Monika Bittl

Humorvoller Roman über lebensmüde Frauen und eine besondere Schicksalsgemeinschaft

 

Das Leben ist schön, man muss es nur merken.

 

Monika Bittls neuer Roman heißt "Man muss auch mal loslassen können", er erscheint im Knaur Verlag.

Drei absolut unterschiedliche Frauen sind ihres Lebens überdrüssig, sie haben ernste Sorgen und Existenzprobleme, für sie scheint es keine Hoffnung auf einen Weg aus der Lebenskrise zu geben. Wozu noch leben? Sie treffen aufeinander und können es kaum glauben, dass sie alle das gleiche endgültige Ziel verfolgen. Gemeinsam aus dem Leben scheiden, warum nicht? Doch irgendwas geht immer schief. Als sie dann auch noch in einen stümperhaft durchgeführten Raubüberfall einer Tankstelle geraten, haben sie zwei Männer an der Backe, die auch nicht gerade die erfolgreichen Lebensbejaher sind. 




"Die Loser der Nation hatten sich hier versammelt." Zitat Seite 155
 
Krankheiten, Stress, Geldsorgen und Liebeskummer sind Hindernisse im Leben, die so mancher schon am eigenen Leib erfahren hat. Manche Menschen werden depressiv, andere leben mit den Sorgen oder überwinden die Probleme und reifen an ihnen. 
Die Protagonisten dieses Buches suchen den Freitod, allerdings nimmt man ihnen das nicht so recht ab, denn die Versuche sind schon eher lächerlich dargestellt. 

Bei diesem Roman gefällt mir der Humor, der zwar ziemlich makaber wirkt, aber auch sehr überspitzt gezeigt wird und sich auch aus den gelungen gezeichneten Figuren und den Jargons der jeweiligen Charaktere ergibt. Alle Figuren haben enormen Wiedererkennungswert und reichlich  Unterhaltungspotential. 

Jessy hat eine echte Schnodderschnauze, ihre Kindheit war mies, dabei ist sie sehr intelligent und hat nun mit ihrer ersten großen Liebe total Pech gehabt. Wilma hat eine Kneipe, drei erwachsene Kinder und trägt sie das Herz auf dem rechten Fleck. Sie will mit der Politik abrechnen, ein Zeichen setzen, wie sie sagt. Denn mit dem Rauchverbot in Kneipen geht bei ihr bald das Licht aus. Dann wäre da noch Charlotte, eine junge Frau, die ihr Leben dem Schreiben ihres ersten Romans widmet. Bei ihr wurde Krebs diagnostiziert, doch sie hat aus Geldgründen ihre Krankenkasse gekündigt.
Ralle ist Familienvater und Moritz diskutiert gern über Kapitalismus, sie beide haben ebenfalls Probleme, die ein Überfall auf eine Tanke aber nicht unbedingt löst.

Die Story wird jeweils aus der Sicht einer der fünf Personen erzählt, als Leser kann man so die Geschichte sehr intensiv miterleben und die Gedanken nachvollziehen. 

Gemeinsam bilden die fünf Personen eine echte Schicksalsgemeinschaft, die mit der Zeit zusammenwächst. Sie arrangieren sich miteinander und bilden eine familienähnliche Gruppe, die den einzelnen Mitglieder richtig wohl tut. Sie diskutieren ihre Sorgen, finden Ansatzpunkte, rücken aber von ihren Zielen nicht ab. Die Frauen wollen für die Männer den Überfall übenehmen, dafür sollen diese im Gegenzug die Sache mit dem Freitod lösen. Eine Hand wäscht die andere, wenn auch etwas unorthodoxe Ziele dahinter stehen.
Bis zum Schluss sorgen einige Ereignisse für Überraschungseffekte, man kann sich der Lektüre nicht so recht entziehen. Allerdings gibt es einige immer wieder aufgegriffene Ergüsse über Kapitalismus, Politik und Musik, die auf Dauer nicht mehr so interessant erscheinen.

Dieser Roman ist insgesamt so überzogen witzig, dass man immer wieder schmunzeln muss. Wilma  nehme ich die Todesnummer nicht ganz ab, denn sie könnte auf ihr funktionierendes familiäres Umfeld zurückgreifen. 


Wenn man ein Buch sucht, dass nicht nur lustig und unterhaltsam ist, sondern auch noch die Wichtigkeit von sozialer Gemeinschaft und die Schönheit des Lebens an sich zum Inhalt hat, dann liegt man mit diesem Roman absolut richtig. Man darf alles nur nicht so ganz ernst nehmen.


***Herzlichen Dank an den Knaur Verlag für die Übersendung dieses Reziexemplars!*** 





Mittwoch, 24. Mai 2017

Biete Krise, suche Glück - David Foenkinos


Wenn das Pech dich verfolgt

Der Penguin Verlag verlegt 2017 David Foenkinos Roman "Biete Krise, suche Glück" in einer Übersetzung von Christian Kolb. Die deutsche Erstausgabe erschien 2014 unter dem Titel "Zurück auf Los". [Werbung nach § 2 Nr. 5 TMG]

Es geht um den 50-jährigen Bernard, ein ruhiger Bankangestellter, verheiratet und Vater einer Tochter. Halt ein ganz normaler Durchschnittsbürger.
Es beginnt damit, dass seine Tochter auszieht. Dann gerät seine Ehe mit Nathalie in eine Krise und sie verlässt ihn. Mit einem Schlag ist das gewohnte Leben Bernards vorbei, eine Katastrophe jagt die nächste und das Pech verfolgt ihn. Er verliert seinen Job, zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus und muss zu seiner Schande nun wieder bei seinen Eltern unterkriechen - in seinem alten Kinderzimmer findet er eine Bleibe. Wie geht es nun weiter mit ihm?



Dieses Buch beschreibt einen stinknormalen Mann in den besten Jahren, der durch einige persönliche Wendungen in seinem Leben aus der Bahn geworfen wird.
Der Schreibstil hat mich sehr überrascht, denn Foenkinos hat einen erstaunlichen Erzählfluss, der sich aus einer interessanten Mischung aus Melancholie, Tiefgründigkeit und Humor zusammensetzt.
Dabei beschreibt der Autor genüsslich Einzelheiten aus dem Leben Bernards, jeder Fehltritt, jede Stimmung, jedes Erlebnis wird peinlich genau ausgebreitet.

"Ich hatte nichts mehr. Und das sollte erst der Anfang sein."
Zitat Bernards Seite 65


Bernards Pechsträhne rührt mich an, ich fühle mit ihm wie er so sein Innerstes nach Außen kehrt und den Leser an seinen tiefsten Gedanken Anteil nehmen lässt. Doch das hat allerdings auch lustige Züge, denn einiges hat er sich mit seiner etwas trotteligen Art selbst zuzuschreiben.

Als sich seine Frau von ihm trennt, kommt Bernard zu dem Schluss:
"Nach so vielen Jahren der Leichtigkeit mit seiner Frau... Leichtigkeit geht ja spielend in Sorglosigkeit über; und Sorglosigkeit in Gleichgültigkeit gegenüber dem anderen." Zitat Seite 105

Er zieht zu seinen Eltern, die scheinbar in geordneten Bahnen nebeneinander herleben. Doch die Einzige, die ihn aufbaut und wieder Mut macht ist seine Tochter.
In der Familie sind nicht alle aus demselben Holz geschnitzt. Wir bilden ein seltsames Häuflein, ein "genetisches Mysterium". Zitat Seite 157




Irgendwann beginnt endlich die erhoffte Selbstfindung und Bernard wagt einen etwas wackeligen Neuanfang.   
Dieses Buch unterhält mit einer ganz besonders spritzigen Leichtigkeit, die gelungene Mischung aus Melancholie und Humor macht den speziellen Reiz der Geschichte aus.  
***Herzlichen Dank an den Penguin Verlag und an das Blogger-Portal für dieses Buch! Ich habe mich sehr darüber gefreut!***