Ein bewegende Familiengeschichte zwischen zwei Kulturen
Der Roman "Aylas Lachen" von Lenz Koppelstätter erscheint bei Rowohlt Polaris.
Viele unbeschwerte heiße Sommer verbrachte Ayla in ihrer Kindheit bei Großvater Mesut in seiner Heimat Anatolien, wo er ihr unter dem Feigenbaum im Garten seine abenteuerlichen Geschichten erzählte. Ihre Mutter Hava verließ Anatolien in jungen Jahren und zog nach Deutschland, doch sie wurde dort nicht glücklich, auch nicht in ihrer Ehe. Sie wollte einen anderen Mann heiraten, aber ihr Vater ließ das nicht zu, das hat sie ihm nie verziehen.
Viele Jahre später, Hava ist inzwischen geschieden, fahren Ayla und ihr Bruder Yasin mit ihrer Mutter in das kleine Dorf in den Bergen Anatoliens, denn Hava möchte endlich ihre große Liebe wiedersehen. Es ist eine Reise in die Vergangenheit, als Mesut von der weiten Welt träumte und Hava von ihrer persönlichen Freiheit.
Koppelstätter beschreibt eine türkisch-deutsche Familiengeschichte, die von Heimat, Tradition, Familie, Zusammenhalt und unerfüllter Liebe erzählt. Für Ayla ist Anatolien ein Ort der Freude, denn dort erlebt sie schöne Sommertage und die wundersamen Geschichten von Großvater Mesut lassen sie in eine ungewöhnliche Welt eintauchen, die sie aus Deutschland nicht kennt. Ihre Eltern leben in einer lieblosen Beziehung, was Ayla nicht verstehen kann. Viele Jahre später gesteht ihr Hava, dass sie ihre große Liebe nicht heiraten durfte und deshalb nach Deutschland zog. Und auch Mesut hatte Träume, die im wahren Leben keinen Platz haben.
In dieser Geschichte erfahren wir von den Traditionen und türkischen Lebensbildern, die Mesuts Alltag seit jeher bestimmen und die er aus Gewohnheit und Zwängen der Tradition nicht überwinden kann. Unter diesen Zwängen leidet auch Hava, sie wünscht sich ein selbstbestimmtes Leben und hofft, es in Deutschland leben zu können. Sie wird in ihrer Ehe nicht glücklich. Ihre Tochter Ayla erkennt die Probleme ihrer Eltern zuerst nicht, kann sich aber mit den Umständen arrangieren und findet in Deutschland nicht nur Heimat, sondern auch ihren persönlichen Weg. Sie erfährt von ihrer Mutter, dass Frauen und Mädchen nicht in der Öffentlichkeit lachen und auffallen sollen. Das kann sie nicht verstehen und möchte es auch nicht so ausleben.
Der Roman zeigt die Probleme von Menschen auf, die ihre Heimat verlassen und sich in Deutschland zurecht finden müssen. Die unterschiedlichen Erlebnisse zeigen den Alltag, es gibt gute und schlechte Erfahrungen, die das Ankommen oder die Ausgegrenztheit in der Fremde beschreiben. Ayla kann sich schnell anpassen, sie findet Freunde und ihren eigenen Weg, studiert und erfährt erst jetzt, was ihre Mutter für Träume hatte als sie noch jung war. Lenz Koppelstätter erzählt sehr leichtfüßig und mit bildhaften Beschreibungen, durch die man sich die einzelnen Schauplätze und Begebenheiten gut vorstellen kann. Ich konnte mich gut in die einzelnen Figuren hinein denken und habe ihre unterschiedlichen Lebenswege bewegt miterlebt. Man erkennt die Unterschiede der Kulturkreise und hat drei Generationen im Blick, die auf unterschiedliche Weise ihr Leben gestalten.
Eine interessante, bewegende Geschichte, die den Blick in zwei Kulturen öffnet und den Wunsch nach Freiheit und eigener Selbstbestimmung verdeutlicht.
***Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
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