Posts mit dem Label Thriller werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Thriller werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Montag, 23. September 2024

Schneeflockengrab - Heidi Amsinck

Der Funke sprang nicht über!

Im Knaur Verlag erscheint Heidi Amsincks Thriller "Schneeflockengrab".  

Schauplatz dieses Thrillers ist Kopenhagen im Winter. Die Journalistin Jensen findet einen jungen Obdachlosen unter einer Laterne im Schnee sitzend, er wurde mit vielen Messerstichen ermordet. Auf einem Pappschild steht das Wort »Schuldig«. Jensen ruft Kommissar Henrik Jungersen von der Kopenhagener Polizei zum Tatort, er ist ihr Kontakt zur Polizei und ihr früherer Liebhaber. Der Tote ist bereits der zweite Mord an einem Obdachlosen und schon bald wird eine weitere Leiche gefunden. Tötet hier ein Serienmörder? 
 


 
Die Handlung wird sehr ruhig erzählt und ist für mich kein spannender Thriller, bei dem ich gefesselt weiterlese. Wirklich dramatische Stellen sind nur wenig vorhanden. Dafür ist die Atmosphäre sehr eindrücklich, es ist Winter in Kopenhagen, beim Lesen konnte ich mir die bildhaft beschriebene Kälte und den Schnee gut vorstellen. Leider entwickeln die einzelnen Informationen bei der Ermittlung keine große Spannung und die Todesfälle lassen mich im Dunkeln tappen. Heidi Amsinck rückt ihre Figuren sehr klar in den Vordergrund, dagegen läuft die Ermittlung eher so nebenbei. 

Leider konnte ich zu den Figuren keine Beziehung aufbauen, sie blieben mir merkwürdig fremd und durch und durch unsympathisch. Besonders Jensen ist nicht teamfähig und eckt überall an. Ich finde sie sehr anstrengend mit ihren Launen und ihre on-off-Beziehung zu Henrik, dem verheirateten Kommissar war für mich nur ein Stilmittel, um die Figuren etwas interessanter zu machen.  

Der Fall zeigt Missstände in der Gesellschaft auf und bringt mitleiderregende Dinge ans Licht, doch diese Hintergründe verlieren sich fast vor irrelevanten Nebenhandlungen und die Beweggründe hätte man auch mehr ausarbeiten können.
 
Dieses Buch konnte mich leider nicht überzeugen, an das Level großer skandinavischer Thriller kommt es leider nicht heran. 

Ich vergebe 2 Sterne, weil mich die Handlung nicht gepackt hat und ich lediglich die kalte Atmosphäre beim Lesen gut fühlen konnte.




Mittwoch, 23. August 2023

Die letzte Nacht - Karin Slaughter

Mittelmäßiger Thriller über menschliche Abgründe ohne große Spannung 

 
Im Harper Collins Verlag erscheint mit "Die letzte Nacht" der 11. Band der Thriller-Reihe "Will Trent - Georgia" von Karin Slaughter
 
Sara Linton ist Ärztin und hat vor einigen Jahren einer in der Notaufnahme eingelieferten schwerverletzten jungen Frau vor ihrem Tod ein Versprechen gegeben. Sie soll einen Vergewaltiger aufhalten! Diese Aussage erinnert Sara an ein schreckliches Erlebnis aus ihrem eigenen Leben, ein Trauma, dass sie zu vergessen sucht. Als es im Fall der jungen Frau zu einem Gerichtsprozess kommt, sagt Sara als Zeugin aus. Der Tatverdächtige und seine Eltern sind Sara bekannt...   

 


Von Karin Slaughter habe ich begeistert "Pretty Girls" und "Vergiss mein nicht" gelesen. Dieser Thriller konnte mich leider nicht ganz so überzeugen. 
 
Die Hauptcharaktere Dr. Sara Linton und Ermittler Will Trent sind ein Paar, miteinander verlobt und glücklich. Bei ihrer Arbeit in der Notaufnahme hat Sara der Verletzten Dani Cooper versprochen, ihren Vergewaltiger aufzuhalten. Der Vorfall hat Sara an ihre eigene Vergangenheit erinnert, damals wurde sie das Opfer einer Vergewaltigung und kämpf an diesem Trauma auch fünfzehn Jahren später noch daran.
 
Die Handlung wird durch einige authentische Charaktere bestritten, die Vielzahl an Personen ist allerdings immens. Interessant sind zahlreiche Szenen mit medizinischem oder pathologischem Hintergrund und eine gewaltbereite "Gang" sorgt für Gruselstimmung. Aber wer steckt hinter dieser Gruppe und wer hat Dani Cooper auf dem Gewissen?  
Die Ermittler Will und seine Kollegin Faith untersuchen den Fall auf eigene Faust und bringen immer mehr Dinge ans Licht, die weitere Vergewaltigungen und Gewalt gegenüber Frauen sichtbar machen. In diesem Buch wird es richtig gewalttätig und brutal, das muss man wirklich so sagen. Zartbesaitete sollten sich eher anderer Literatur widmen.
 
Karin Slaughters Schreibstil ist flüssig und mitreißend, dazu beschreibt sie neben brutalen Übergriffen auch sehr detailreich einige medizinische Eingriffe bei Herzoperationen, die interessant zu lesen sind, aber eben auch alles andere als normale Hintergrundszenerie. Wer Slaughter liest, muss sich auf solche schockierenden Szenen einstellen. Aber das ist nicht das, was mich am Buch gestört hat. 
Die Tätersuche fand ich nicht so spannend, schon früh wird ersichtlich, wer als Täter in Frage kommt, aber viele langwierige Dialoge und die Suche nach den Beweisen ist doch etwas in die Länge gezogen und darunter leidet die Spannung.

Es ist ein solides Buch, das zwar viele gewaltvolle Szenen und Vergewaltigungen beschreibt, aber doch keine große Spannung aufbaut. Und die Auflösung konnte mich auch nicht groß überraschen, leider!

***Vielen Dank an den Harper Collins Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***

 
Slaughter, Karin - Pretty Girls

Dienstag, 6. Dezember 2022

Night - Nacht der Angst - Riley Sager

Fesselnd geschrieben, aber auch sehr verwirrend 
 
Der Thriller "NIGHT Nacht der Angst" von Riley Sager erscheint bei DTV.  

November 1991: Der Campuskiller hat zugeschlagen, die Studentin Maddy wurde brutal ermordet. Ihre Mitbewohnerin Charly ist geschockt und fühlt sich im Campus nicht mehr wohl. Sie will einfach nur weg vom Tatort und sucht eine Mitfahrgelegenheit, durch die sie Josh kennenlernt. Während der gemeinsamen Fahrt verhält sich Josh merkwürdig und so kommt Charlie der Verdacht, dass er womöglich der Killer sein könnte. Doch was soll sie jetzt tun, sie ist ihm ausgeliefert. 


 

Dieser Thriller ist wie ein Drehbuch geschrieben, die Protagonistin Charly ist filmbegeistert und man hat das Gefühl, hier einen Film über ein Road Movie ablaufen zu sehen.

Die Ausgangslage mit einem fremden Mann im Auto lässt beim Lesen Ängste entstehen und ich habe mit Charlie mitgefiebert, ob es Josh auch auf sie abgesehen hat und die Mitfahrgelegenheit nur eine Finte war. Doch schon bald sorgen unerwartete Wendungen und auftauchende Personen dafür, dass mich das Buch gepackt, aber auch verwirrt hat.   

Ich habe mich mehrfach gefragt, ob das alles überhaupt in einer einzigen Nacht geschehen sein kann und ob dort in Charly Gedanken nicht irgendein Film abläuft. Denn die vielen Vorgänge und Ereignisse sind für eine Nacht doch recht umfangreich. Lange Zeit war ich nicht sicher, wie alles zusammenhängt, was nun wirklich passiert ist und wie Charlie darin verstrickt ist. Generell unschuldig kam sie mir nicht vor. Einige Vorgänge konnte ich nicht richtig einordnen. Doch dann nahm die Geschichte Fahrt auf und es geschehen unvorhergesehene Dinge, die alles bisher Geglaubte auf den Kopf stellen.  

Die Charaktere kann man in Bezug auf gut und böse nur schlecht einschätzen, alle könnten kranke Psychosen haben oder einfach nur in einem falschen Licht gezeigt werden. Charly vertraut sich einem fremden Mann als Mitfahrerin an, als gerade zuvor ihre Freundin ermordet wurde. Das finde ich unglaubwürdig und ihr Freund Robbie ist ihr auch keine Stütze.

Zwischendrin werden immer mal wieder Filmfiguren und Filmtitel in den Gesprächen erwähnt, die ich zum größten Teil nicht gut genug kenne, ums sie richtig einordnen zu können. Das hat mich gestört, denn darüber hätte man auch einiges über die Vorgänge und Personen erfahren können. 

Wendungsreicher Thriller, der mir zu undurchsichtig wurde, aber am Ende logisch aufgeklärt wird. Auch wenn mich einzelne fesselnde Szenen gepackt haben, hat es mich leider nicht in Gänze überzeugen können. Thriller-Leser:innen werden es sicher mehr feiern als ich. 

 

***Herzlichen Dank an Bücher.de für dieses Buchflüsterer-Rezensionsexemplar!***

 



Mittwoch, 21. September 2022

Das Loft - Linus Geschke

Interessant inszenierter Thriller mit überraschendem Ende

Ein spannendes Psychodrama 
 
"Das Loft" von Autor Linus Geschke erscheint im Piper Verlag





Sarah und Marc sind ein Paar, beide Anfang dreißig und wohnen zusammen mit Marcs bestem Freund Henning in einem Loft in Hamburg. Sarah arbeitet als Grafikerin, Marc ist Langzeitstudent und Henning verdient sein Geld auf die eine oder andere Weise. Als in der Wohnung Blutspuren auf ein Verbrechen hindeuten und Henning nicht aufzufinden ist, liegt der Verdacht nahe, dass er getötet wurde. Als Hauptverdächtige gelten Marc und Sarah. Hat einer von beiden ihn auf dem Gewissen oder gibt es noch einen anderen Täter? Was steckt hinter dieser brutalen Tat und wo liegt das Motiv?

Bei diesem Thriller baut Linus Geschke ein undurchschaubares Spannungsgerüst auf auf, das aus verschiedenen Blickwinkeln und Zeitebenen erzählt und durch unterschiedliche Einblicke und die polizeilichen Vernehmungen immer mehr Aspekte aufklärt, bei der meine eigenen Vermutungen und Gedanken immer wieder auf den Prüfstand gestellt wurden.
 
Linus Geschkes Schreibstil ist absolut flüssig, sehr lebendig und teilweise etwas derb, wenn von Sex und Drogen die Rede ist. Er lässt zwischen seinen gut gezeichneten Charakteren eine Vielzahl von Verbindungen entstehen, die von Liebe und Gewalt erzählen, von Vertrauen und Misstrauen und auch von Freundschaft und Feindschaft. Jeder WG-Bewohner hat eine eigene Geschichte, die durchaus auf kriminelle Energie hinweist und mit jeder weiteren Aussage muss man sich als Leserin überlegen, ob man dem glauben mag. Denn Sarah und Marc hätten einen Grund gehabt, Henning zu töten.
 
Die stimmungsvoll beschriebene Atmosphäre und die Szenen im Ausland sorgen für viele Bilder, die ich vor Augen hatte, das zog mich immer weiter in die Geschichte hinein. Ich habe versucht, aus der Polizeiarbeit die nützlichen Fakten in Bezug auf den Täter herauszuziehen. Doch die verschiedenen Geheimnisse der Personen haben es mir wirklich schwer gemacht. Es ist ein Spiel mit der Psyche der Charaktere, wo die dunklen Seiten sich erst allmählich offenbahren. 

Für mich stellte sich ständig die Frage, wer hier Opfer oder Täter ist. Das Drogenthema bringt ein weiteres Thema hinzu, dass die Aussagen der Verdächtigen in einem neuen Licht erscheinen lässt. 


Dieser Thriller ist ein echtes Verwirrspiel und hat mich bis zum überraschenden Ende gepackt und nicht mehr losgelassen. Er zeigt die Charaktere auf psychologischer Ebene und lässt den Leser seine eigenen Vermutungen anstellen.

                            

 Geschke, Linus - Finsterthal 

Freitag, 16. September 2022

Blinde Furcht - Linda Castillo

Fesselnd, atmosphärisch und wieder recht brutal

"Blinde Furcht" ist der 13. Band der Amish-Thriller-Reihe von Linda Castillo der Fischer Verlage. 

Als Kate Burkholder zu einem Tatort in Painters Mill gerufen wird, wartet die übel zugerichtete Leiche einer jungen Frau auf sie, Kate ist geschockt, denn sie kennt das Opfer von früher. Es ist Rachael Schwartz, eine unbeugsame und rebellische junge Frau, die sich vor zehn Jahren von ihrer Familie und der Amish-Gemeinde abgewandt hat. Warum ist sie nun in ihre Heimat zurückgekehrt und wer wollte sie aus dem Weg räumen? 
 

 
Diese Reihe ist immer wieder spannend, weil sie uns neben einer Mordaufklärung das Leben der Amischen und deren Werte und Lebensvorstellungen näher bringt. Rachael hat sich gegen diese Lebensweise entschieden, aber warum kehrt sie jetzt zurück? Kates Ermittlungen gestalten sich schwierig, denn es gibt etwas in Rachaels Vergangenheit, über dass die Bewohner von Painters Mill schweigen. Es dauert eine Weile bis Kate erfährt, dass Rachael ein Enthüllungsbuch über das Leben in einer Amish-Gemeinde geschrieben hat. Wollte sich der Mörder für eine bestimmte Äußerung darin rächen?

Die flüssig erzählte Story wird aus verschiedenen Perspektiven und Zeitebenen gezeigt, in Rückblenden erleben wir Vorgänge aus Rachaels Jugend. Das schafft einen gelungenen Spannungsaufbau, dem man sich nicht entziehen kann. Die Ermittlungen sind mit Befragungen und neuen Erkenntnissen gespickt, einige Wendungen sorgen für fesselnde Momente. Immer wieder erfahren wir interessante Fakten aus dem Leben der Amishen, die diese Lebensweise und ihre Einschränkungen deutlich machen. Kate kommt dem Geheimnis Rachaels auf die Schliche und bringt sich damit selbst in Gefahr. Es gibt eine sehr dramatische Schlusshandlung, in der es ziemlich brutal zugeht und bei der ich mich wirklich gefragt habe, wieso Kate bisher schon so viele Übergriffe ohne bleibende Schäden überlebt hat. 

Das Motiv für den Täter erklärt die Absicht, aber für mich war das in ihrer Brutalität ein völlig überdimensionierter Mord. Diese Gewalt und das überdramatisiert dargestellte Ende war in meinen Augen absolut übertrieben, weshalb ich einen Stern abziehe.  

Kate Burkholder hat mit ihrem Einsatz für die Gerechtigkeit gekämpft, ihr Partner John Tomasetti taucht in diesem Band nur am Rande auf und es wird mehr Augenmerk auf den neuen Fall gelenkt. Das Privatleben wird dieses Mal nicht näher beleuchtet, was aber auch nicht unbedingt der Fall sein muss. 

Dieses Buch zeigt sehr brutale Szenen, ich konnte gut nachvollziehen, dass Kate diesen Fall unbedingt aufklären wollte. Die überraschenden Wendungen haben mich ans Buch gefesselt und der geschickt konstruierte Plot hat mir Gänsehaut beschert und mich gepackt. 

Ein toller Fall der Reihe, der Einblick in das besondere Leben der Amishen gewährt und mit einer spannenden Handlung fesseln kann. 
 

                             
 
 

Sonntag, 4. September 2022

Schnee - Yrsa Sigurdardóttir


Mysteriöse Handlung zwischen Halluzination und Wirklichkeit
 
Im btb Verlag erscheint Yrsa Sigurdardóttirs Thriller "Schnee".  

In Island herrscht tiefster Winter, zwei befreundete Ehepaare unternehmen eine Wanderung im Schnee des Hochlandes. Sie sind der Dunkelheit und Schneestürmen ausgesetzt und ihre Unternehmung gestaltet sich zunehmends gefährlicher. Ein Rettungsteam wird in die Gegend geschickt, um sie zu suchen, sie stossen auf eine unbekleidete Leiche. Wieso haben sie ihre wärmende Hütte verlassen? Gleichzeitig geschehen an der einsam gelegenen Radarstation Stokksnes merkwürdige Vorgänge. Und ein einzelner Kinderschuh gibt zusätzlich Rätsel auf, als er nach Jahrzehnten wiedergefunden wird.

 


Der Thriller startet mit einem packenden Prolog, dann folgen drei nebeneinander laufende Handlungsstränge, die sich irgendwann verknüpfen und ganz am Ende eine tragische Geschichte enthüllen, die ich aber durch die mysteriösen Vorkommnisse nicht real und überzeugend fand. 

Bei diesem Buch herrscht durchgängig eine kalte und dunkle Atmosphäre, die man mit einem Winter in Island verbindet. Soweit so gut, die geeignete Voraussetzung für einen düsteren Thriller. Doch leider entwickelt sich durch mysteriöse Vorkommnisse eine merkwürdige Handlung fernab der Realität, zu der ich keinen direkten und glaubwürdigen Zugang gefunden habe. Alles bleibt diffus und übernatürlich und klare und objektive Erkenntnisse konnte ich leider nicht daraus ziehen. 

Für mich müssen Thriller zwar gruselig, aber mit logischen Vorgängen erzählt werden und wenn dann die Imagination Überhand gewinnt, kann ich mich dafür nicht erwärmen. Das war hier leider der Fall und die Figuren agierten in einem undurchsichtigen Spiel, dass sich zuweit von der Wirklichkeit entfernte. Und auch das Ende ließ mich mit großen Fragezeichen im Kopf zurück. 

Konnte mich weder packen noch überzeugen, zuviel Mystery statt logischer Thrillerhandlung. Wer Mystery-Romane mag, kann es lesen, alle anderen sollten es lieber lassen.  

 

 ***Herzlichen Dank an das Bloggerportal und an den btb Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***   


                                      
                                               
                                      

Freitag, 10. Juni 2022

Finsterthal - Linus Geschke

Actionreiche, gut konstruierte Handlung und interessante Charaktere sorgen für Spannung
   
"Finsterthal" ist der zweite Band der Born-Trilogie von Linus Geschke, der bei DTV erscheint.

Ex-Polizist Alexander Born wird von seinem Freund Dimitri gebeten, im Entführungsfall junger Mädchen zu ermitteln. Ihre Väter scheinen zum Umfeld der russischen organisierten Kriminalität zu gehören. Obwohl die Lösegeldforderungen der Entführer erfüllt wurden, hat man ein Mädchen tot aufgefunden. Wer steckt hinter den Entführungen? Born fühlt sich ausgebrannt und hat eigentlich noch mit Vorgängen aus seiner Vergangenheit zu kämpfen, aber er schuldet Dimitri den Gefallen. Er verbeißt er sich in den Fall und stößt auf Lügen, Gewalt und Verrat. Wem kann er noch glauben? Und wer ist dieser Typ, der sich "Der Dunkle" nennt?
 
 



Die Handlung wird aus der Perspektive verschiedener Personen geschildert und lässt uns damit einen umfassenden Blick werfen.
Die Entführungen werfen viele Fragen auf und die Verbindung zur russischen Mafia macht von Anfang an klar, dass es hier nicht gewaltfrei abgeht. Born verfolgt mit Hilfe seiner ehemaligen Kollegin Carla Diaz eine vielversprechende Spur, beide kommen in Gefahr.  
 

Die Handlung ist spannend geschrieben, die Entführungsfälle und das spätere Auftauchen der Teenager sind der passende Aufhänger für einen interessanten Thriller. Alexander Born kann sich hier mal wieder beweisen, er arbeitet in seiner illegal, leicht kriminellen Art und kommt damit seinen Ex-Kollegen der Berliner Polizei in die Quere, trotzdem erhält er Schützenhilfe von Carla Diaz.

In einigen Rückblenden erfahren wir, wie manche Menschen sich zu grausamen Tätern entwickelt haben, das eröffnet einen neuen Blickwinkel und verwischt etwas die Abstufungen zwischen Gut und Böse. Das Aufeinandertreffen von Born und dem Dunklen bewirkt eine fesselnde Wirkung und hat mich zum Weiterlesen gezwungen. Auch Borns Charakter wird näher beleuchtet, wir erfahren, was ihn im Kampf gegen das Böse antreibt und warum er sich nur widerwillig in die Machenschaften des organisierten Verbrechens wagt.

Ein wenig verwirrt hat mich die Vermischung von Rache, Korruption und Kartellen. Wer kämpft hier gegen wen und welche persönlichen Absichten stecken dahinter? Born schlägt sich wacker, er hat skrupellose Gegner, die vor nichts zurückschrecken und erst sehr spät konnte ich die Hintergründe der Taten näher durchschauen.

In diesem rasanten Thriller gibt es viele actionreiche Szenen, man begegnet Gewalt und Macht und erlebt die kriminelle Seite bestimmter Organisationen und Menschen, die nur ihre eigenen Interessen durchsetzen wollen.
 

Linus Geschke hat mit Finsterthal einen fesselnden Thriller mit interessantem Hintergrund vorgelegt, den ich gut empfehlen kann. 

 

Sonntag, 27. März 2022

Zorn - Vom Lieben und Sterben - Stephan Ludwig

Packende Handlung und ein tolles Ermittlerduo

"Zorn - Vom Lieben und Sterben" ist der zweite Teil der Thriller-Reihe von Stephan Ludwig aus dem Fischer Taschenbuch Verlag.

Die Einbruchserie in einer Kleingartenanlage in Halle an der Saale beschäftigt Hauptkommissar Claudius Zorn und Hauptkommissar Schröder nicht lange, eine Clique von Jugendlichen ist dafür verantwortlich. Brisant wird es erst, als kurz darauf einer der daran beteiligten Jungen gezielt getötet wird. Hier ist ein skrupelloser Täter am Werk, der sich seine Opfer genau aussucht. Aber wo liegt das Motiv?



Der erste Todesfall sorgt für Entsetzen, denn das Opfer ist in eine tödliche Falle gelockt worden und während Schröder und Zorn noch nach Spuren suchen, geschieht auch schon der nächste Mord, ebenfalls aus dem Freundeskreis des ersten Opfers. Nicht minder grausam und ohne erkennbaren Hintergrund.

Bei diesem Ermittlerduo ist für mich Schröder mit seiner umsichtigen und intelligenten Art der wahre Held, das machohafte und unsensible Verhalten Zorns ist für mich einfach nur unter aller Kanone. Aber es verleiht dem Thriller auch einen gewissen Reiz, weil es für reichlich Abwechslung sorgt und er scheint allmählich selbst zu spüren, wo seine Grenzen liegen, hat sich aber nicht immer im Griff. Viele unkonventionelle Gedanken und Antworten von Zorn verleiten zum Schmunzeln.

Der Fall dreht sich um ein sensibles Thema, das wirklich mit viel Fingerspitzengefühl beschrieben wird. Genau dieses Thema liegt auch in Schröders Vergangenheit verborgen, er kämpft gegen den Dämon der Erinnerung an und wird von dem Fall deshalb sehr mitgenommen. 

Die realistisch wirkende Handlung hat der Autor durch geschickt gesetzte Cliffhanger und Wendungen sehr spannend konstruiert, ich habe mitgerätselt und interessiert die Charakterentwicklung der Ermittler und der Jugendclique mitverfolgt. Diese Reihe hat durch das originelle Ermittlerduo wirklich Kultstatus. 


Ein sehr packender Thriller mit einem originellen und dadurch abwechslungsreichen Ermittlerduo und einem sensiblen Thema, das für Grundspannung sorgt.

 

                                                            

Donnerstag, 25. November 2021

Thirteen - Steve Cavanagh

Sehr spannend durch den Mix aus Gerichtsverhandlung und Serienkilleraktivität

Der Thriller "Thirteen" von Steve Cavanagh erscheint im Goldmann Verlag.

In Amerika sorgt ein spektakulärer Mordfall für Aufregung. Hollywoodschauspieler Robert »Bobby« Solomon wird des Doppelmordes angeklagt, weil er seine Frau und deren Liebhaber umgebracht haben soll. Bobby bestreitet die Tat vehement. Strafverteidiger Eddie Flynn ist sonst eher für kleine Leute zuständig, aber die Gage ist hoch und er ist von Bobbys Unschuld überzeugt und möchte ihn trotz erdrückender Beweislast verteidigen. Im Laufe der Verhandlung wird Eddie einiges klar, hier sitzt der echte Täter in der Jury. 



Der Thriller startet mit einem fesselnden Prolog, in dem ein brutales Verbrechen begangen wird. Wir lernen den Serienkiller Joshua Kane kennen, einen skrupellosen und böswilligen Mann, der vor Mord nicht zurückschreckt und seine bösen Taten mit größter Voraussicht plant. Ein intelligenter, aber durch und durch schlechter Mensch, der es schafft, zu den Geschworenen in Bobbys Prozeß zu gehören. 

Die zweite Hauptfigur ist der ehemalige Trickbetrüger Eddie Flynn, der als aufgebuffter Strafverteidiger in New York arbeitet und sich für seine Mandanten unheimlich ins Zeug legt. Normalerweise sind das einfache Leute, aber für eine gute Gage und weil er an Robert Solomons Unschuld glaubt, übernimmt er den Fall.  

In diesem Thriller wird man durch den spannenden Wechsel an Befragungen in der Verhandlung fesselnd unterhalten. Die Mitglieder der Geschworenen-Jury werden vorgestellt und wir begleiten Eddie und Joshua Kane bei ihren Erlebnissen und auch mit ihren Gedanken. So ist man betroffen von  Kanes Kindheit, die alles andere als einfach war, sicherlich mit ein Grund für seine böswillige Art. Doch sein Morden geht weiter, er hat kein Mitleid mit den Opfern und sein Handeln ist so brutal, dass man ihm einfach nicht verzeihen kann.

Steve Cavanagh bringt mit der Tatsache, dass sich hier ein Killer in eine Jury einschleust, einen bedrohlichen Akt zustande, bei dem man nur möchte, dass er aufgedeckt wird. Weil man den Täter kennt, ist man gespannt, wie Joshua agiert, um die anderen Geschworenen auf seine Seite zu bekommen. Er möchte Bobby schuldig hinter Gittern sehen. Doch Eddie ist Joshua auf den Fersen und so entsteht ein raffiniertes Kräftespiel zwischen den beiden Hauptfiguren. 

Mir hat die rasante Handlung und die fesselnde Erzählweise gut gefallen. Dieses Buch lebt von seinem Wechsel der Verhandlungsvorgänge und den blutrünstigen Gedanken und Taten Joshuas.

Beide Hauptakteure sind an Intelligenz und Durchhaltevermögen auf eine Art und Weise gleich, doch hier kämpft auch das Gute gegen das Böse. Kann Eddie Joshuas Identität entlarven? 

Dank immer neuen Ermittlungspunkten und Ereignissen bleibt die Handlung auf einem durchgängig hohen Spannungslevel, der tiefe Einblicke in einen Geschworenenprozeß zulässt und zeigt, wie Menschen ihr Urteil über einen Angeklagten abgeben sollen. Die kurzen Kapitel sorgen für einen guten Lesefluß und steigern die Spannung bis zum spektakulären und blutigen Showdown. 

 "Thirteen" ist ein fesselnder und interessant aufgebauter Justizthriller, der den Kampf Gut gegen Böse zum Inhalt hat. 
 

 ***Herzlichen Dank an bücher.de für dieses Rezensionsexemplar als Buchflüsterer!***  

 


Donnerstag, 7. Oktober 2021

Du darfst nicht sterben - Andrea Nagele

Ein faszinierender und packender Psychothriller 

Wenn aus Liebe Hass wird

Andrea Nageles Thriller "Du darfst nicht sterben" erscheint im Emons Verlag.  

Die eineiigen Zwillinge Lili und Anne haben unterschiedliche Charakterzüge und sind eng miteinander verbunden, das ändert sich, als als Paul in ihr Leben tritt und sie sich beide in ihn verlieben. Er entscheidet sich für Lili, doch nebenbei hat er eine Affäre mit Anne. Lili sieht in Paul nur den liebevollen Partner, während er Anne gegenüber seine dunkle Seite offenbahrt. Es entwickelt sich ein Alptraum aus Lügen und Mord, dem die Schwestern nur gemeinsam entrinnen können. 


 

Von diesem Thriller haben mir schon einige andere begeisterte Blogger vorgeschwärmt. Nun habe ich selbst die Machenschaften des tiefgründig und packend dargestellte Szenario des Psychopathen Paul gefesselt verfolgen dürfen.

Die Autorin zeigt eine äußerst verwirrende Dreiecksbeziehung, die durch häufige Wendungen und Perspektivwechsel für rasante Spannung sorgt. Im Wechsel erzählt mal die naivere Lili, dann die selbstbewusste Anne und auch Paul kommt zu Wort. Lili schwärmt in begeisterten Worten von ihrer Beziehung von Paul, sie scheint völlig von ihm hörig zu sein, während Anne ihn schnell durchschaut, weil er bei ihr seine dunkle Seite zeigt. So langsam macht man sich ein Bild von Paul, die Bedrohung durch seine unberechenbare, psychopathische Art tritt immer mehr zu Tage und das steigert den fesselnden Nervenkitzel immer mehr. Außerdem erfahren wir von seiner Psychotherapeutin immer mehr über sein Krankheitsbild. 

Andrea Nagele versteht es perfekt, die unterschiedlichen Emotionen durch Bilder auszudrücken. Ihr detailreich beschreibender Erzählstil lässt sich flüssig lesen und dank der tiefen Einblicke in die Gedanken und Gefühle der Schwestern, wirkt die Geschichte auch sehr lebendig. Die enge Bindung der Schwestern bekommt Risse wegen ihrer unterschiedlichen Sichtweise Pauls, beide entwickeln Hass- und Eifersuchtsgefühle gegen die andere und auch die Angst bricht sich Bahn. Es kommt zu einer rasanten Verfolgungssituation, die die Spannungskurve bis zum äußersten antreibt. 

Für mich ein sehr starker Thriller, bei dem besonders der bunte Mix aus Geschwisterliebe, Angst,  Kindheitstraumata und die Beziehung zu Paul zu einem fesselnden Lesevergnügen gesorgt hat.

 


Nagele, Andrea - Grado in Flammen

Samstag, 18. September 2021

Wenn die Stille schreit - Roman Klementovic

In der Kürze liegt die Würze!

Absolut spannend und voller beklemmender Situationen und Gänsehautmomente

Im Gmeiner Verlag erscheint der Kurz-Thriller "Wenn die Stille schreit" von Roman Klementovic.

Obwohl ein Schneesturm wütet, fährt Tim mitten in der Nacht von seiner Arbeit nach Hause zu seiner Frau Nathalie. Gerade haben sie noch miteinander telefoniert, sie will wach bleiben, bis er sicher zurück gekehrt ist. Doch dann findet Tim das Haus verlassen vor, der Strom ist ausgefallen und er tappt im Dunkeln durch das Haus, um Natalie zu suchen. In ihm keimt ein ungeheuerlicher Verdacht auf, denn erst vor ein paar Tagen sind zwei Gewaltverbrecher aus einer Anstalt geflohen. Diese Nachricht hat Tim und Natalie sehr beunruhigt. Und nun ist seine Frau verschwunden. Wo kann sie nur sein?

 


Als ich das schmale Büchlein sah, hätte ich mir nicht vorstellen können, so eine packende Gänsehaut-Story geboten zu bekommen. Doch in der Kürze liegt die Würze!

Wir erleben Tim während seiner schwierigen Fahrt über schneeverwehte Straßen, er braucht Stunden in der Dunkelheit und der Sturm wütet noch weiter. Als er seine Frau nicht im Haus antrifft, überkommt ihn panische Angst, ihr könnte etwas zugestoßen sein, was mit den entlaufenen Mördern zusammen hängen könnte. Es treten noch zwei weiteren Figuren in die Handlung ein, die die Spannung noch verstärken. Sind das die vermeintlichen Mörder oder friedliche Leute?

Ich konnte bei diesem Thriller wirklich Gänsehaut entwickeln. Roman Klementovic hat ein Händchen für gruselige Szenen und schickt seine Leserschaft gezielt auf Fährten, die dann wieder in eine andere Richtung wechseln. Die ganze Zeit bangt man gemeinsam mit Tim um einen guten Ausgang der Geschichte und erlebt am Ende eine besondere Wendung. 

Dieser packend geschriebene Kurz-Thriller hält einige Überraschungen und gruselige Momente bereit. 4,5 Sterne runde ich gerne auf.

 

***Herzlichen Dank an den Gmeiner Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***



Dienstag, 27. Oktober 2020

Final Control - Veit Etzold

Die Spannung wurde mit Wissen überfrachtet  

Ein rasanter, aber mit Wissen überfrachteter Politthriller, der Überwachungsmacht und Finanzmärkte thematisiert.

Veit Etzolds neuer Thriller "Final Control" erscheint im Droemer Verlag.

Das Szenario dieses Thrillers ist folgendes: Die EU zerbricht, es droht ein europäischer Bürgerkrieg.

Tom Bayne ist App-Entwickler und sucht einen Investor für eine Medizin-App, der Milliardär Dairon Arakis hätte die nötigen Mittel. Doch Arakis ist ein Schurke und nimmt durch ein riesiges Hedge-Fonds-Konsortium Einfluss und ruiniert zahlreiche italienische Banken. Es droht ein Bürgerkrieg in Europa. Die europäischen Regierungen müssen reagieren, wäre Arakis Angebot einer chinesischen Sicherheitstechnologie die hilfreiche Lösung? Tom Bayne erkennt die Bedrohung durch Arakis, aber einem Darion Arakis stellt man sich lieber nicht in den Weg. 

 

"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, hatte Lenin gesagt." Zitat Seite 81

Wenn man dieses Buch liest, wird man einem ständigen Wechsel von weltweiten Handlungsorten,  unterschiedlichen Personen und Inhalten ausgesetzt. Die Bandbreite der politischen Themen umfasst die Globalisierung und Verflechtung der europäischen Finanzmärkte und gleichzeitig werfen wir einen Blick auf den digitalen Überwachungsapparat Chinas. 

Der Plot entwickelt sich rasant aus verschiedenen Handlungssträngen, er hangelt sich quer durch die Welt: Hamburg, Rom, Washington /USA, Shenzhen/China, Brasilien und selbst der Vatikan werden zum Schauplatz in diesem Kampf um Einflussnahme und Ausbreitung der Wirtschaftsmacht. Immer wieder werden Informationen zu Wirtschaftsthemen eingestreut, die mir die enorme Recherchearbeit des Autors ständig vor Augen geführt haben. Auch die Rolle von Tom Bayne ist keine leichte, denn er führt die Fäden im Buch wieder zusammen. Vor dieser Informationsfülle und zahlreichen Charaktere verlor ich den roten Faden leider nur allzu leicht und durch die Wissensüberladung blieb der Lesespaß auf der Strecke. 

Die Vorgänge sind alle brisant, hochaktuell und heiße Eisen. Die Datenüberwachung geht uns alle an, was den Spannungseffekt ordentlich hoch hält. Gefesselt liest man diese Themen, weiß von den Sicherheitslücken in der digitalen Welt und fragt sich, wie weit die Chinesen auf die europäische Wirtschaft übergreifen werden und wie weit die digitale Überwachung in Europa gehen wird. 

Die Erzählweise und politische Themenbreite sind vielfältig und anspruchsvoll, die Handlung geht vor lauter Informationen aber immer wieder verloren.

Ein erschreckend realitisch wirkendes Szenario, das nachdenklich macht und hauptsächlich für Politthriller-Fans ein ganz heißer Tipp ist.  

 

***Vielen Dank an den Droemer Verlag für dieses Leseexemplar!***

 



Donnerstag, 1. Oktober 2020

Zerrissen - Michael Tsokos/Andreas Gößling

Ein fesselnder Top-Thriller  

Realistisch, fesselnd und intensiv zeigt dieser Thriller eine erschreckende Wirklichkeit.

"Zerrissen" ist der neue True-Crime-Thriller aus dem Knaur Verlag von Rechtsmediziner und Autor Michael Tsokos, den er gemeinsam mit Andreas Gößling geschrieben hat.

Ein besonderer Einsatz als Gutachter für Rechtsmediziner Dr. Fred Abel, vor Gericht muss er in einem schweren Fall von Kindes-Misshandlung aussagen. Das Opfer ist ein kleines Mädchen, die Nichte seiner Kollegin Sabine Yao. Gleichzeitig findet Abels Freund Lars Moewig in seinem Kickboxclub in einem Boxsack eine schwer zugerichtete Leiche. Was ist hier geschehen und wer aus dem Club hat da seine Finger im Spiel? Lars bittet Abel um Hilfe, die Spuren führen in die gefährliche Drogenszene eines libanesischen Clans. In dieser Parallelwelt darf es keine Zeugen geben.



Wenn True-Crime-Thriller von einem Rechtsmediziner geschrieben werden, weiß man genau, dass dort auch authentische pathologische Beschreibungen enthalten sind. Michael Tsokos ist vom Fach und bringt in seine Bücher die Plots ein, die ihm im normalen Berufsalltag täglich umgeben. In diesem Fall geht es um das skrupellose Verhalten von Clans in Berlin, die mit ihren menschenverachtenden Verbrechen unsere Gesellschaft mit Füßen treten.

Ein schwerer Fall von Kindes-Misshandlung wirft einige Fragen auf, Sabine Yaos Nichte soll sich angeblich beim Spielen so schwer verletzt haben. Als Gutachter hält Abel das kaum für möglich. Hier steckt etwas anderes dahinter, doch was will die Mutter des Kindes verbergen? 

Sehr real wirken die Ermittlungen, die auch in die Kickbox-Szene führen, das Milieu der Boxer wird hier sehr glaubhaft dargestellt und wenn sich Sportler aus diesem Studio in der Pathologie wiederfinden, scheinen hier einige Rachezüge abzulaufen. 

Beim Lesen lief mir oft ein kalter Schauer über den Rücken, schon allein der Prolog ist klasse. Ein wenig Privates von Abel erfährt man ebenfalls und die Spannung steigt, als Abels Partnerin Lisa in Gefahr gerät. 

Dieses Buch ist ein Pageturner, der flüssige Schreibstil lässt sich leicht lesen, die klaren Angaben und Beschreibungen von Personen und Vorgängen kann man gut nachvollziehen und die Handlung wirkt gut durchdacht und wird logisch aufgelöst. Die recht kurzen Kapitel sorgen für einen rasanten Lesefluss und die vielfältigen Handlungen halten die Spannungskurve durchgängig hoch. Die Überschriften benennen reale Orte in Berlin: Charité, Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg, BKA-Einheit "Extremdelikte", JVA Plötzensee. Diese Angaben und die authentisch dargestellten Charaktere erwecken ausdrücklich, wie real die beschriebenen Verbrechen auch im wahren Leben stattfinden. 

Auch wenn hier der vierte Band einer Reihe vorliegt, kann man den Titel als ohne Verständnisprobleme als stand-alone lesen.

Besonders interessant und erschreckend fand ich das Nachwort des Autors, in dem er auf die wachsende Gefahr von Clan-Kriminalität in Berlin und anderswo hinweist. Sie ist eine Bedrohung für unsere Gesellschaft und unseren Rechtsstaat und muss mit äußerster Strenge der Justiz bekämpft werden. 

Unglaublich spannender und sehr empfehlenswerter Thriller, authentisch mit rasanten Szenen und ein sehr glaubhafter Plot machen ihn zu einem Buchhighlight. Das Leben von Parallelgesellschaften in Berlin wird hier sehr authentisch in die Handlung eingebaut.  
 

***Herzlichen Dank an den Knaur Verlag für diesen Thriller!***

 

Mittwoch, 26. August 2020

Der Mondscheinmann - Max Bentow

Ein packender Thriller mit bizarr anmutenden Morden  

Schnecken im Mondschein 

Der Psychothriller "Der Mondscheinmann" von Autor Max Bentow ist der 8. Band der Nils-Trojan-Reihe und erscheint im Goldmann Verlag.

Nils Trojan und seine Kollegin Stefanie sind ein perfektes Ermittlerteam, doch die Opfer dieses Serientäters lassen die erfahrenen Polizisten gruseln. Er inszeniert seine Opfer mit geschmücktem Beiwerk aus Lilien und Schnecken. Was will er damit ausdrücken? 


"Leise glitten sie durch die Nacht, und schon bald hatte sie der Nebel vollständig eingehüllt." Zitat Seite 229 
 
Ein Mörder lässt seine Opfer wie ein geschmücktes Kunstwerk zurück. Dekoriert mit Lilienblüten und Seidentüchern liegt eine junge Frau tot in ihrer Badewanne, umgeben von einer großen Anzahl von Schnecken, die ihre schleimigen Bahnen hinterlassen.  

Trojan braucht dringend eine berufliche Auszeit, er leidet an Angstattacken und sein Privatleben leidet enorm unter der Arbeitszeit. Aber für diesen Fall mobilisiert er noch einmal seine gesamte Kraft und gemeinsam mit Stefanie erfolgen die Ermittlungen Schlag auf Schlag. 

Max Bentow weiß ganz, wie man unheimliche Situationen schafft und dunkle Schauplätze beschreibt. Er setzt diese Mittel konsequent ein, sodaß man gespannt in einen Lesesog verfällt. Die kurzen Kapitel sorgen mit geschickt gesetzten Cliffhangern für Spannung, die ständig wechselnden Perspektiven lassen uns Sequenzen aus der Ermittlung und vom Täter erhaschen, die sich erst nach und nach zu einem kompletten Bild aufbauen. Interessant sind die Rückblenden in die Kindheit aus Tätersicht, dort wird die Vorliebe für Schnecken näher erklärt. Wir folgen den Ermittlern auf Schritt und Tritt, die Spuren führen öfter in falsche Richtungen, sie finden abgetrennte Körperteile und auch die Leiche eines Kollegen. Trotzdem erscheint mir dieser Thriller aber nicht sehr blutrünstig. Nur gegen Schnecken sollte man keine Phobie haben, sie kommen ständig aus allen Ecken und Enden hervor gekrochen.  
Etwas Aufatmen kann man während der Musikszenen, das Klavierspiel der Mondscheinsonate von Lydia Meran sorgt für entspannende Momente. Wer klassische Musikkenntnisse besitzt, wird die melancholische Melodie im Ohr haben. Für alle anderen lohnt sich die Recherche im Internet.  

Zu den Mordfällen muss ich sagen, sie sind mir einen Touch zuviel, sehr bizarr und deshalb etwas unglaubwürdig. Dennoch habe ich das sehr flüssig geschriebene und mit packenden Szenen durchsetzte Buch gefesselt in einem Rutsch durchgelesen. Der auf dem Cover abgebildete Hase hätte eigentlich durch Schnecken ersetzt werden müssen, nur mal so als Hinweis.

Dieser Thriller hat viele Verdachtsmomente, falsche Fährten und unerwartete Wendungen und als Besonderheit jede Menge Schnecken im Gepäck. Für Fans der Trojan-Reihe ein Muss, für alle anderen zum Kennenlernen sicher eine spannende Erfahrung. 


***Vielen Dank an den Goldmann Verlag und das Bloggerportal für dieses Rezensionsexemplar!***


Dienstag, 16. Juni 2020

Zurück im Zorn - Christoph Heiden

Dunkel, tiefgründig und ein echtes Drama!



"Zurück im Zorn" von Christoph Heiden erscheint im Gmeiner Verlag.

Gollwitz in Brandenburg 1995: Eine Familie verliert beim Brand des Wohnhauses ihr Leben, bis auf die 12-jährige Anna, die wie durch ein Wunder gerettet wird. Ein Feuerteufel zündelt schon länger, doch nun sind die ersten menschlichen Opfer zu beklagen. Man findet den Brandstifter, er wird in die Psychiatrie eingewiesen. 20 Jahre später erhält Anna Drohbriefe, sie reist nach Gollwitz, um ihre Ersatzfamilie zu warnen und dem Verfasser der Briefe auf die Spur zu kommen.  



Dieser Thriller liest sich gut weg, die Atmosphäre wirkt überwiegend kühl und finster, man wird in ein Dorf geschickt, in dem man nicht gerne leben möchte. Denn die Figuren sind von der Mentalität her eher pessimistisch und nicht gerade herzliche Mitbewohner.   

Die Handlung baut auf eine 20 Jahre zurückliegende Brandstiftung auf, was damals passierte erfährt man anhand der Erinnerungen der Ortsbewohner. Willy Urban ist ehemaliger Polizist und setzt sich erneut verbissen mit diesem Fall auseinander. Die Freilassung des gefassten Brandstifters aus der Klinik, kann er nicht gutheißen. Auch die anderen Dorfbewohner wollen die Sache selbst regeln. Anna ist inzwischen Sozialarbeiterin und lebt in Berlin, ihre Traumata hat sie noch immer nicht überwunden und reagiert mit unerwarteten Wutausbrüchen. Wie sie gerade diesen Beruf wählen konnte, ist mir ein Rätsel. Die Drohbriefe führen sie in das Dorf zurück, denn die Wahrheit soll endlich ans Licht kommen.
Autor Christoph Heiden sorgt mit seinem lebendigen Sprachstil und den realen Beschreibungen der Szenerie und der Landschaft für eine authentisch wirkende Geschichte, die Gewalt und Schönheit beinhaltet. Dieser Krimi zeigt Menschen im Osten und macht den Lesenden die Stimmung nach der Wende in diesem zurückgebliebenen Dorf deutlich.  
Nach der Wende haben einige Menschen im Osten den Anschluss an den Arbeitsmarkt verloren, statt sich zu engagieren, beklagen sie jede Art von Veränderung und ergeben sich ohne Eigeninitiative in die Selbstaufgabe.
Passend zu dieser Grundsituation zeichnen sich Heidens Charaktere als wenig liebenswerte Menschen aus, fast alle haben mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen, es gibt gewalttätige Figuren und manche starrköpfige und unverbesserliche Typen sorgen mit ihren Ansichten für Kopfschütteln meinerseits. Je weiter man im Buch vorankommt, desto mehr trifft man auf Menschen, die sich und anderen durch ihre Haltung das Leben schwer machen. Die düstere Grundstimmung des Thrillers spiegelt sich besonders durch diese Figuren wider. Sie sorgen für Einblicke in die dunkle menschliche Seele. Dennoch lässt sich dieser Thriller dank der intensiven Situationsbeschreibungen und der allmählich ansteigenden Spannung gut lesen. Bis zum Ende war ich gespannt, welcher Bewohner seinen Frieden finden kann.   

"Zurück im Zorn" ist ein tiefgründiges Sozialdrama, bei dem unerwartete Wendungen und der Blick auf die Charaktere für Spannung sorgen.  


***Herzlichen Dank an den Autor für dieses Rezensionsexemplar!***




Heiden, Christoph - Tod in Jena

Mittwoch, 15. April 2020

Zara und Zoë - Tödliche Zwillinge - Alexander Oetker

Absolut packender Plot zwischen Terror- und Mafia-Milieu


Der Thriller "Zara und Zoë - Tödliche Zwillinge" ist der zweite Band einer Reihe um die ungleichen Schwestern von Autor Alexander Oetker, die Reihe erscheint im Droemer Verlag.

Ein brisanter Einsatz ins Umfeld von Terrorzelle und Mafia-Strukturen macht es erforderlich, dass   die Zwillinge Zara und Zoë, Cop und Killerin, einen erneuten Rollentausch vornehmen. Zara ist Europols beste Profilerin und muss einen drohenden Terroranschlag in einer Urlaubsmetropole vereiteln. Dazu braucht sie die kriminelle Energie ihrer Schwester Zoë, um einen Informanten in der spanischen Enklave Melilla aufzuspüren.


Dieser zweite Band kann ohne Vorkenntnisse des ersten Buches gelesen werden, ich empfehle jedoch, die Reihenfolge einzuhalten, nur dann lernt man die Figuren umfassend kennen. 
Auch dieses Mal wurden für die Handlung sehr reale und aktuelle Themen ausgewählt, die ein hohes Gefährdungspotential aufweisen. Ein Islamist wurde von Europol zum Guten bekehrt, er soll Informationen der Terrorszene in der spanischen Enklave Melilla sammeln und geplante Anschläge melden. 
Um diesen Mittelsmann aufzuspüren, braucht Zara von Hardenberg ihre Schwester Zoë, die auch vor illegalen Aktionen nicht zurück schreckt und sich in diesem Metier auskennt, denn sie ist eine Profi-Killerin, die für die korsische Mafia arbeitet.

Alexander Oetker sorgt mit rasch aufeinanderfolgenden und ständig wechselnden Perspektiven für eine rasante Handlung, der man als Leser gespannt wie in einem Film folgt. Zur besseren Orientierung benennt er die Kapitel mit den Namen der agierenden Charaktere und ergänzt mit Handlungsorten oder Zeitangaben, sodaß man dem Wechsel sehr gut folgen kann.
Daraus ergibt sich eine regelrechte Verfolgungsjagd, bei der es zu gefährlichen Übergriffen und Gefahrensituationen für die Ermittelnden kommt. Hier wird scharf geschossen, die korsische Mafia lässt sich von arabischen Clans in Marseille nicht die Geschäfte abspenstig machen.

Von Anfang an ist das Tempo hoch angesetzt, es wird konstant bis zum Ende hoch gehalten und man folgt gespannt dem riskanten Plan der Schwestern. Die Szene der Drogen- und Waffenmafia hat der Autor perfekt recherchiert und lässt dieses Wissen absolut geschickt in die Handlung einfließen. Es ist interessant zu sehen, wie in den europäischen Enklaven auf dem afrikanischen Kontinent   Kriminelle und IS-Anwerber in einem Sammelbecken von willigen Flüchtlingen immer neue Opfer finden, die sie für ihre Zwecke schändlich ausnutzen.

Ein paar Einblicke in die Familie von Hardenberg zeigt die Sicht auf die private Seite der Schwestern, wie sich beide entwickelt haben, lässt sich dadurch erahnen.
An aktionsreichen und gewaltätigen Szenen mangelt es nicht, besonders Zoë schreckt nicht vor brutaler Gewalt zurück. Sie ist es in Mafia-Kreisen gewohnt und wird vom Padre als seine würdige Nachfolgerin gehandelt. In Gefahrensituationen scheint sie intuitiv richtig zu handeln und reagiert in Sekundenschnelle mit der richtigen Aktion. Sie ist eine gefährliche und gnadenlose Killerin, fast schon zu perfekt, könnte man hier kritisieren, aber genau das passt zum Stil des gesamten Thrillers.  
Man sieht förmlich vor dem inneren Auge einen Film ablaufen und ist in der spannenden Handlung gefangen. Besser kann ein Thriller nicht wirken.

Dieser zweite Teil der Reihe hat mir sehr gut gefallen, mit realen Themen und den besonderen Schwestern hat mich das Buch bis zum Ende gepackt und vollständig überzeugt.


***Vielen Dank an den Droemer Knaur Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***


Samstag, 11. April 2020

Blutgott - Veit Etzold

Brutale Szenen und einfach nicht mein Fall! 


Blutgott ist der 7. Teil einer Thrillerreihe von Veit Etzold aus dem Knaur Verlag. 

Nachdem eine Gruppe Jugendlicher wie ein Killerkommando ein junges Mädchen in einem Zugabteil grausam ermorden, machen sich die Ermittler vom BKA Berlin um Patho-Psychologin Clara Vidalis an die Ermittlung. Sie versuchen, dem Drahtzieher auf die Spur zu kommen.  


Die Ermittlung dieser Fälle lässt selbst den hartgesottenen Mitarbeitern vom BKA eiskalte Schauer den Rücken herunter laufen. Der Drahtzieher der deutschlandweit vorkommenen »slash mobs« nennt sich Blutgott. Er fordert immer neue blutige Opfer und die Ermittler erleben einen Kampf mit der Zeit, bis sie im Dark-Net eine Spur finden.
Bei der Beschreibung der brutalen Vorgänge kennt Veit Etzold keine Gnade. Hier geht es sehr direkt zur Sache, die Ideen sind wirklich nichts für zarte Gemüter.

Insgesamt sind die Charaktere sehr authentisch ausgeführt, genauso kann man sich beeinflussbare und fanatische Menschen auch vorstellen. Die Logik und Intelligenz wird scheinbar von den Jugendlichen ausgeschaltet und Erpressung lässt sie als Mordwerkzeuge funktionieren. Doch warum folgen sie der besonderen Macht? Kindertäter werden hier als Täter missbraucht, ein Thema, welches sich leider auch in der Realität immer wieder kriminelle Machthaber bedienen. Ein feiges und perfides Spiel, bei dem der Gesetzgeber durch den Jugendschutz nicht so schalten kann wie er eigentlich müsste. Denn wer schon als Jugendlicher auf Gewalt getrimmt wird, behält dieses Verhalten wie anerzogen bei. Hier jedoch sind diese Kinder ohne Vorerfahrung zu schnell zu brutal, es ist mir zu unglaubwürdig.

Clara und ihr Mann als Ermittlercharakter haben die Kraft, sich gegen die Vorgänge des Blutgotts aufzulehnen und suchen diesen ominöse Figur. Die Ermittlung beschreitet viele Wege, es gibt Wendungen, die mich verblüfft und auch schockiert haben. Einen emotionalen Zugang habe ich aber zu den Ermittlern nicht gefunden.

Dieser perfide und abgründige Thriller führt in eine Welt voller Brutalität. Wenn kindliche Killer ohne Skrupel brutal agieren, müssen sie entweder aus Angst handeln oder durch eine Gehirnwäsche oder irgendeine Abhängigkeit heraus agieren. In diesem Thriller fließt viel Blut, es gibt Szenen, die man sich lieber nicht genau vorstellen mag. Das mag manche Leser durchaus schockieren, ich kann es lesen, muss es aber in dieser Art auch nicht ständig im Buch erleben.  
Veit Etzold hat viele brutale Szenen eingebaut, die konnte ich gerade so ertragen, mit dem technischen Computer Know-how konnte ich aber nicht viel anfangen und die vielen Beschreibungen von Serientätern und True-Crime-Fälle waren mir zu umfangreich. Auch wenn das sicherlich viel Recherchearbeit erforderlich macht, drängen solche Fälle die Handlung in den Hintergrund und nahmen einen zu großen Teil des Buches ein. Am meisten gestört hat mich das Ende, hier hätte ich mir eine andere Lösung erhofft. 


Ein sehr harter und brutaler Thriller, den man verkraften muss. Einige Szenen kommen mir insgesamt auch recht konstruiert vor. Nicht so mein Fall!


***Vielen Dank an den Knaur Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***