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Donnerstag, 10. August 2023

Die Bücherjägerin - Elisabeth Beer

Die Suche nach einer Karte führt zum Glück

Im Dumont Verlag erscheint Elisabeth Beers Roman "Die Bücherjägerin".  

Die introvertierte Sarah arbeitet als Bücherjägerin in Haushaltsauflösungen, sie ist Restauratorin und liebt Landkarten und alles, was mit Büchern zu tun hat, denn damit kann sie besser umgehen als mit Menschen. Nach dem Tod ihrer Tante Amalia, die sie und ihre Schwester an Elternstelle aufgezogen hat, lebt Sarah zurückgezogen in deren alter Kölner Villa, nur die Schildkröten Bonnie und Clyde leisten ihr Gesellschaft. Bis eines Tages der britische Bibliothekar Benjamin sie um Mithilfe bei der Suche nach einer alten römischen Karte bittet, es handelt sich noch um einen alten Auftrag ihrer Tante. Sarah willigt zögerlich in die Reise nach Frankreich und England ein und beginnt das aufregendste Abenteuer ihres Lebens.  



 
Schon nach ein paar Seiten hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen und ich war gefangen in der fesselnden Suche nach einer alten Landkarte und bin dem warmherzigen Charme der Charaktere erlegen, die neben der Kartensuche selbst auf der Suche nach ihrem eigenen Platz im Leben sind.  
Elisabeth Beer hat einen wunderschönen Erzählstil, der fast etwas märchenhaft klingt. Damit hat sie mich gefesselt und ich konnte die Suche, die auch eine Liebesgeschichte und ein Rückblick in Amalias Leben ist, einfach nur genießen. 

Sarah ist sehr zurückhaltend und scheu gegenüber fremden Menschen. Doch irgendetwas an Benjamin rührt sie tief in ihrem Innersten, sie vertraut ihm und willigt in die Suche nach der Landkarte ein, schließlich möchte sie Amalias Auftrag abschließen. Mit dabei im Auto sind die Schildkröten und wir erleben die ein oder andere humorvolle Szene, die für herzerwärmende Stimmung sorgt. 
Auf dieser Reise wird Unbekanntes aus Tante Amalias Vergangenheit ans Licht geholt und Sarah und Benjamin werden zu Vertrauten und entdecken ihre Gemeinsamkeiten und ihre Schwierigkeiten in ihrer Kindheit. Wie sie langsam zueinander finden, lässt sich sehr schön lesen.
In diesem ruhig erzählten Roman sorgen die bildhaft beschriebenen Schauplätze und Begegnungen mit anderen liebenswerten Menschen für heimelige und anrührende Gefühle. Eine tragende Rolle spielt die Liebe für Bücher, aber die größte Rolle spielt die Liebe zwischen Menschen.
 
"Liebe ist das, was übrig bleibt, wenn alles andere verschwindet."  Zitat: Seite 177

Dieser Roman hat mich mit seinen speziellen Charaktere berührt und gut unterhalten, der flüssige Erzählstil wirkt tiefgründig und etwas philosophisch, was einen gewissen Reiz ausmacht. Die Liebesgeschichte ist emotional etwas introvertiert, aber das wirkt bei den Figuren einfach auch authentisch. Einige Nebensächlichkeiten während der Reise wurden sehr ausführlich ausgearbeitet, das hätte man vielleicht etwas straffen können. 
Im Verlauf der Story wird häufig gegendert, jedoch in unterschiedlichen Varianten, das hat mich gestört, man sollte bei einer Schreibweise bleiben.
 

"Die Bücherjägerin" beschreibt die Suche nach einer verloren gegangenen Karte, die zur Trauerverabeitung beiträgt und führt den Weg zurück ins Leben, ins eigene Glück.

***Herzlichen Dank an den Dumont Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***


 


Samstag, 20. April 2019

Die Bücherinsel - Janne Mommsen

Eine anrührende Geschichte über den Club der einsamen Herzen  

Der Roman "Die Bücherinsel" von Janne Mommsen erscheint im Rowohlt Polaris Verlag.  


Sandra Malien ist vor ihrem alten Leben auf eine Insel geflohen und lebt in einem kleinen Haus am Strand. Mit dem Schaustellerleben ihrer Eltern konnte sie auf Dauer nichts anfangen, da nimmt sie lieber eine Putzstelle an und genießt die Natur und das Leben auf der Insel. Der Zufall führt sie in den Lesekreis der Inselbuchhandlung. Wer sich für Bücher interessiert und nicht allein vor dem Fernseher sitzen möchte, kommt gern hierher. Sandra liebt Geschichten und Hörbücher, doch sie hat ein Problem: Sie kann weder lesen noch schreiben. Noch ahnt davon niemand etwas.

Nachdem wir in "Die kleine Inselbuchhandlung" bereits Greta mit ihrem Laden kennen gelernt haben, geht es dieses Mal um Sandra. Sie liebt die Natur auf der Insel und kann sich gar nicht satt sehen an den schönen Ausblicken aufs Meer, an den Farben des Wassers und des Himmels. Oft sitzt sie an ihrer Lieblingsstelle am Strand und dann trifft sie dort ausgerechnet auf den sympathischen Leiter der Grundschule Björn. Nach einem wunderschönen gemeinsamen Nachmittag verliebt sie sich nin ihn, doch kann sie vor ihm ihr Problem verbergen? Als Kind von Schaustellern hat sie nie richtig lesen und schreiben gelernt, doch das kann sie in ihrer Putzstelle gut verbergen.

Dieser Roman hat mich mit den atmosphärischen Beschreibungen der Insel und den Naturschönheiten sofort in Urlaubsstimmung versetzt. Besonders die bildhafte Schilderung des Farbenspiels am Meer hat mir gut gefallen. Es fällt auf, dass die Zustände vom Wetter und der Landschaftsbilder auch in direkter Verbindung mit der jeweiligen Stimmung von Sandra stehen. Das unterstreicht das Kopfkino noch umso mehr.

Der Schreibstil ist flüssig und leicht, man sieht sofort die Welt aus Sandras Augen, erfährt ihre Gedanken und Ängste und ist bei ihren Ausflügen auf der Insel immer dabei.

Janne Mommsen rückt in diesem Roman das Thema Analphabetismus in den Mittelpunkt. Es hat mich immer gewundert, wie Menschen ohne diese Schreib- und Lese-Kenntnisse unbemerkt durchs Leben kommen. Hier werden einige Hilfsmittel und Kniffe aufgezeigt. Ich kann mir gut vorstellen, wie jemand in dieser Situation in Schamgefühl versinkt und dann nicht offen zu dieser Wissenslücke steht. In diesem Fall hat Sandra eine hilfsbereite Lehrerin gefunden und hat auch den Mut, diese Schwäche endlich entschieden zu überwinden.

Die romantische Liebesgeschichte zwischen Sandra und Björn habe ich gerne mitverfolgt, allerdings fand ich es nicht sehr spannend, die Story plätscherte etwas vor sich hin. Da hätte man vielleicht etwas mehr draus machen können.
Eine Wendung im Buch führt Sandra wieder in ihre Sackgasse zurück, das nahm dem Roman leider auch etwas an Fahrt.

Durch die unterschiedlichen und recht liebenswürdigen Charaktere kommt direkt eine Wohlfühlstimmung auf. Man kann mit ihnen mitfühlen und erkennt ihre Wünsche und Sorgen.

Sandra wird als willenstarke und eifrige Frau mit einer großen Auffassungsgabe und Beobachtungssinn gezeigt, dank der sie besonders die Stimmungen der Landschaft wunderbar beschreiben kann. Weil sie nicht schreiben kann, erzählt sie ihre Geschichten und findet schnell begeisterte Zuhörer.



Mit diesem Roman erlebt man einen kleinen Kurzurlaub am Meer und deshalb ist es die geeignete Lektüre für den Strandkorb. 


***Herzlichen Dank an den Rowohlt Polaris Verlag  für dieses Rezensionsexemplar!***



                  

Mittwoch, 27. März 2019

Monatsgewinn im Februar bei Wasliestdu

Gewinne, Gewinne, Gewinne


Bei Wasliestdu? habe ich im Februar bei einem Monatsgewinnspiel teilgenommen und wurde als eine der glücklichen Gewinnerinnen gezogen. Wow, das ist einfach klasse!

Nachdem sich die Aufregung etwas gelegt hatte und meine Vorfreude auf diesen Überraschungsgewinn immer weiter anstieg, war erst einmal etwas warten angesagt. 
Heute konnte ich nun mit einem Dauergrinsen im Gesicht mein ersehntes Buchpaket in Empfang nehmen und ich kann euch verraten, dass es der absolute Traumgewinn ist!
Sämtliche Bücher haben mich schon jetzt in ihren Bann gezogen, vier Titel waren auf meiner Wunschliste zu finden und das ist einfach wunderbar. 

Vielen Dank an das liebe Team, allen voran Aline, für diese gelungene Zusammenstellung! Diese Mischung ist euch besonders gut gelungen und ich freue mich auf jedes einzelne dieser Bücher. 

Der erste Blick in den Karton verhieß schon Freude pur. Rendezvous mit einem Oktopus stand auf meiner Wunschliste. Yes!  



Und das sind die ganzen Bücher mal ausgebreitet und auf einen Blick. Toll oder?




Folgende Titel sind dabei:

Rendezvous mit einem Oktopus von Sy Montgomery/Diogenes Verlag: 

Auf erzählerische Weise werden hier Fakten über diese besonderen Meereslebewesen vermittelt. Was können Tintenfische, welche Fähigkeiten erlernen sie und wie passen sie sich ihrer Umgebung an? Wissen gepaart mit erzählerischer Tiefe.

Drei Schwestern am Meer von Anne Barns/MiraTB von Harper Collins:

Dieser Roman stammt von Andrea Russo, genannt Anne Barns. Rina besucht ihre Oma auf Rügen und darf endlich wieder ihre Ferien mit  Sonne, Strand und Karamellbonbons genießen. Als ihre Oma ins Krankenhaus muss, steht Rinas Leben plötzlich Kopf.

Jagdtrieb von Hendrik Esch/Goldmann Verlag:

Ein spannender Anwaltskrimi mit Humor in der bayrischen Provinz, bei dem sich der Protagonist vor lauter Liebe in dubiose Machenschaften verwickelt. 

Little Library Cookbook von Kate Young/Wunderraum Verlag: 

Dieses Buch enthält 100 Rezepte aus den schönsten Romanen der Welt und ist für Buch- und Kochfreunde ein echter Leckerbissen. Gerade habe ich mir diesen Wälzer auf der Leipziger Buchmesse angesehen und hätte ihn beinah gekauft, wenn er nicht so schwer gewesen wäre. :-) 

Das Museum der Insekten von François Lasserre/Knesebeck Verlag: 

Ein Insektenforscher zeigt Kindern bei einem imaginären Rundgang durch seine Sammlung anhand von hervorragend originalgetreuen Zeichnungen die erstaunliche Welt der Insekten.  


Liebe Grüße und herzlichen Dank an das liebe Team von Wasliestdu? Ihr habt mir mit dem Paket eine große Freude bereitet. DANKE! 

 

 

Samstag, 30. Juni 2018

Die kleine Inselbuchhandlung - Janne Mommsen

Inselfeeling, Bücherrausch und Wohlfühlen pur!

 

In dem Roman "Die kleine Inselbuchhandlung" führt uns der Autor Janne Mommsen auf eine Nordseeinsel. Das Buch erscheint 2018 im Rowohlt Verlag.  

Wundervoll geschrieben. Inselfeeling, Bücherrausch und Wohlfühlen pur!

Greta Wohlert arbeitet über zwanzig Jahre als Flugbegleiterin. Eines Tages bekommt sie beim Start des Jets auf einmal eine Panikattacke, nimmt sich eine Auszeit und verbringt spontan einige Tage bei ihrer Tante Hille auf einer kleinen Nordseeinsel. Der ansässige Arzt schreibt sie krank und Greta hilft Hille, die umfangreiche Büchersammlung ihres verstorbenen Opas aufzulösen. Sie veranstaltet einen Bücherflohmarkt und fühlt sich in der Welt der Bücher und auch hier am Meer total wohl. Ihr kommt die Idee, hier eine Buchhandlung zu eröffnen. Doch nicht alle Inselbewohner sind von ihrem Plan begeistert.




Dieser Roman ist wundervoll geschrieben, sehr locker und leicht und damit wird auch das schwierige Thema Burnout nicht zu belastend dargestellt. Es ist bisher das beste Buch von Mommsen, das ich kenne.

Greta hat bisher immer ihren Job als Stewardess ordnungsgemäß ausgeführt, sie finanziert damit auch einen Teil des Studiums ihrer Tochter und hat sich lange Zeit nicht nach ihren eigenen Wünschen gerichtet. Sie hat einfach funktioniert. Doch dieses Burnout stellt sie vor eine Entscheidung, denn hier auf der Insel ticken die Uhren langsamer und das Leben passt sich den Gezeiten an. Greta findet langsam wieder zu sich selbst und fühlt sich hier richtig wohl. Es ergibt sich die Möglichkeit, hier ihren Traum von einer Buchhandlung zu erfüllen. Ihre Gefühle fahren auf der Insel Achterbahn und sie wird sich über einige Dinge klar.
In diesem Roman merkt man den engen Bezug des Autors zu Nordfriesland an, die Stimmungen am Meer, die Dünen, die besonderen Menschen und den dörflichen Charakter sind allgegenwärtig. Man fühlt sich inmitten des Geschehens und wandert in Gedanken mit an den Strand.


Die Handlung ist leicht zu verfolgen, es werden romantische Teile eingebunden, Lebensträume geschmiedet, aber auch Probleme aufgezeigt, die für Spannung sorgen. Dabei wird auf das Thema Burnout nicht zu tief und dramatisch eingegangen, es liest sich eher als Mahnung und bei Greta als Wendepunkt in ihrem Leben. Dadurch entsteht trotz des Krankheitsbildes eher eine Wohlfühlatmosphäre.


Sämtliche Figuren haben besondere Eigenarten und werden liebevoll und detailliert dargestellt, dass man sie zu kennen meint. Mit Greta fühlt man sich schnell verbunden und man erlebt die Insel und die Ereignisse aus ihrer Sicht. Ein altes Familiengeheimnis sorgt noch für zusätzliche Aufregung, es passiert trotz der Ruhe auf der Insel so einiges.



Mich hat der Roman gefesselt, ich konnte gut eintauchen und hatte angenehme Lesezeit mit den teilweise wortkargen Friesen und den vielen Buchvorstellungen. Der Aufbau einer Buchhandlung erschien mir zwar ein wenig fachfremd, doch das ist ein Unterhaltungsroman, kein Unternehmensberater. 



Es ist ein Wohlfühlroman für Bücherfreunde, der sich für den Strandkorb im Urlaub oder für den normalen Alltag eignet und Inselfeeling streut.
  




Hier finden sich weitere Romane des Autors:

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Ich treffe dich zwischen den Zeilen - Stephanie Butland

Ein bewegender Roman über eine junge Frau, die mit der Vergangenheit zu kämpfen hat und Zuflucht bei Büchern sucht.


Kann Literatur heilen?


Stephanie Butlands Roman "Ich treffe dich zwischen den Zeilen" erscheint als deutsche Ausgabe 2017 im Knaur Verlag. (Werbung)

Loveday bringt sich mit ihrem Äußeren dank Piercings und tiefschwarz gefärbten Haaren auf Abstand zu anderen Menschen. Sie ist ein Büchernarr, umgibt sich lieber mit Literatur als mit Menschen und trägt die Anfangssätze ihrer Lieblingsromane als Tattoos auf dem Körper. Wirklich wohl fühlt sie sich nur in Archies Antiquariat. Der alte Mann hat ihr nicht nur einen Job gegeben, er akzeptiert sie vor allem, ohne Fragen zu stellen. Eines Tages lernt Loveday Nathan kennen und er bringt Licht in ihre Welt. Gemeinsam besuchen sie ein Poetry-Slam, kommen sich über die Gedichte näher und verlieben sich ineinander. Im Antiquariat werden Bücher für Loveday abgegeben, die sie zurück in ihre Kindheit führen und schmerzhafte Erinnerungen an eine Familientragödie wecken, die sie nur zu gerne weiter verdrängt hätte. Kann sie mit der Vergangenheit Frieden schließen und über die Ereignisse hinwegkommen, die ihr Leben so sehr erschüttert haben?


Bei diesem Roman musste ich mich erst allmählich an die Geschichte herantasten. Zu Beginn wurde ich nicht gleich warm mit Loveday, ganz im Gegenteil, ich konnte sie nicht verstehen. Aber im Laufe der Handlung konnte ich mich ihr nähern und ihr Verhalten gut nachvollziehen.

Die Liebe zu den Büchern springt bei diesem Buch aus allen Ecken und Enden. Viele Buchtitel verlocken zum Lesen und verbreiten ihr besonderes Flair und die Gedichte von den Poetry-Slams zeigen die Gefühle der Protagonisten deutlich auf und unterstützen den literarischen Gesamteindruck.

Was mich aber am meisten berührt hat, ist die Schilderung von Lovedays Kindheit. Die dramatischen Erlebnisse kommen nach und nach ans Licht und man kann verstehen, wie sich Loveday vor anderen Menschen in ihre Bücherwelten flüchtete.
Das merkt man auch an ihren Tattoos, die ihre liebsten Buchanfänge auf ihrem Körper verewigen.

Stephanie Butland hat einen ruhigen, aber direkten Schreibstil. Man hat das Gefühl, hier persönlich als Zuhörer gewählt worden zu sein. Wie hier Liebe und der Weg zur Selbstfindung dargestellt werden hat nichts mit Kitsch zu tun, ganz im Gegenteil, es wirkt sehr authentisch und man hat für die Protagonistin vollstes Verständnis.
Wie Loveday dann ihren Weg findet, möchte ich nicht verraten. Auf jeden Fall muss sie sich entscheiden, ob sie sich weiter abkapselt oder sich für Nathan entscheidet.


Dieser Roman stellt die Kraft der Gedichte und Bücher in den Hauptfokus, manchmal haben Bücher auch heilende Wirkung. Aber auf menschliche Nähe kann man dennoch nicht verzichten. 

***Herzlichen Dank an den Knaur Verlag für die Übersendung dieses Leseexemplars!***

Samstag, 8. August 2015

Meine wundervolle Buchhandlung



Schöne Beschreibung einer zwar erfüllenden, aber auch arbeitsintensiven Lebensaufgabe einer bibliophilen Familie!


Petra Hartlieb erzählt in Meine wundervolle Buchhandlung aus ihrem eigenen Leben. Das Buch erschien 2014 im DuMont Verlag.[Werbung]

Petra Hartlieb und ihr Mann leben in Hamburg, lieben Bücher und führen dort ein ruhiges angenehmes Familienleben. Die Leidenschaft für Bücher war allerdings ausschlaggebend für ein großes Wagnis. Aus einer Laune heraus bieten sie bei einer Versteigerung im Internet auf eine zum Verkauf stehende ältere Traditionsbuchhandlung in Wien. Sie bekommen den Zuschlag und stehen plötzlich vor ungeahnten Problemen, aber auch vor ihrer eigenen Buchhandlung. Sie kündigen ihre Jobs, ziehen nach Wien und wohnen erst provisorisch bei Freunden, später über der Buchhandlung. Doch was so einfach klingt, ist mit Krediten, Trennungsschmerz vom Sohn, unternehmerischen Sorgen und ganz viel Arbeit verbunden.

Petra Hartlieb berichtet mit einer lebendigen, ehrlich klingenden Art von ihrem Traum von der Verwirklichung einer eigenen Buchhandlung. Dabei ist sie durchaus selbstkritisch und stellt mit einigen Anekdoten positive als auch negative Erlebnisse ihres Traumes realistisch dar. Denn dieser Sprung ins kalte Wasser hat schon ein wenig Abenteuercharakter und war für ihre Familie ein anstrengender Weg. Im Umfeld ihres Ladens hat sie viele Freunde und Buchliebhaber getroffen und kennen gelernt, die hilfsbereit und uneigennützig häufig zur Stelle waren, wenn sie gebraucht wurden. Diese Tatsache hat mir sehr gut gefallen und mich durch das ganze Buch hindurch mit einem zufriedenen Gefühl begleitet.  
Bei diesem Buch kann man keine spannende Unterhaltung erwarten, es ist vielmehr eine Hommage an die Welt der Bücher und ein Beispiel dafür, dass man mit viel Herzblut auch unmöglich wirkende Dinge schaffen kann. Hier wird deutlich aufgezeigt, wie schwierig es kleine private Unternehmen im bibliophilen Umfeld zur Zeit der großen Online-Buchhändler haben. Der Konkurrenzkampf ist groß, die Bequemlichkeit spielt eine Rolle, aber die persönliche Ansprache und die Empfehlungen von echten Buchhändlern vor Ort sind immer noch Gold wert. So hat es auch Petra Hartlieb erfolgreich geschafft, sich mit ihrer Buchhandlung erfolgreich zu etablieren.
Sie leben in und über dem Geschäft und dieses bestimmt von Beginn an nun ihr Leben als Familie. Es gibt keine gemeinsamen Ferien, die Kinder müssen sich unterordnen und Familienleben findet häufig im Laden statt.

Der Leser bekommt einen Eindruck von den vielen Schwierigkeiten, die das Geschäft mit den Büchern begleitet. Hier wird keine gemütliche Lesezeit mit Leseexemplaren und Neuerscheinungen im eigenen Geschäft beschrieben, es gibt Unmengen von angelieferten Büchern zu bearbeiten, Bestellchaos, stressige Weihnachtsgeschäfte, Probleme mit Computersystemen und auch schwierige Kunden. Das Alles ist mit viel Arbeitseinsatz und Stress verbunden.
Die Hartliebs haben allerdings mit viel Eifer und Herzblut diese Aufgabe angenommen und die Schwierigkeiten gemeistert. Es ist schlicht und einfach ihr Leben als bibliophile Lebensaufgabe. Nur so können sie Rückschläge und finanzielle Durststrecken überstehen und auf lange Frist hin ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen, das sie sogar noch auf ein weiteres Geschäft ausweiten.
 
Dieses Buch ist eine wundervolle Lektüre für Bücherfreunde. Auch macht es sehr deutlich wie wichtig persönliche Ansprache oder Beratung im Buchgeschäft vielen Menschen noch heute ist. Es ist damit auch eine Mahnung an alle Online-Käufer, die damit den Erhalt kleiner Buchhandlungen sehr gefährden.