Ein Entwicklungsroman, den man gelesen haben muss.
Den preisgekrönten Jugendroman "Löcher" schrieb Louis Sachar 1998, die deutsche Ausgabe erschien im Jahr 2000 bei Beltz & Gelberg.
Der
Junge Stanley Yelnats kommt wegen eines (nicht begangenen) Diebstahls in ein amerikanisches Besserungscamp in der Wüste, das Camp Green Lake. Er
trifft dort Zero, buddelt mit ihm Löcher und flieht mit aus dem Lager.
Dieser Abenteuerroman für die Altersklasse 12 - 15 Jahre ist durchaus auch für Erwachsene eine interessante Lektüre.
"Stanley
Yelnats", schon allein der Name als Palindrom ist toll gewählt, ist ein echter Pechvogel, ein dicklicher Typ, der von allen gehänselt wird und einen Vater hat, der Turnschuhe recycelt. Auf seiner Familie liegt ein Fluch.
Stanley wird ein schlimmer Diebstahl zur Last gelegt und kommt zur Besserung ins Boot-Camp Green-Lake. In der sengenden Hitze der Wüstensonne muss jeder Teilnehmer täglich ein Loch in den harten Sandstein graben, angeblich soll dass Stanley und seine Leidensgenossen zu brauchbaren Mitgliedern der Gesellschaft erziehen. Es geschieht etwas ganz anderes, denn zum ersten Mal in seinem Leben findet Stanley einen Freund.
Der Autor baut auf dieser Grundlage eine Geschichte auf, die mit skurrilen Figuren, einigen Schicksalsschlägen und Emotionen in einer unbeschreiblichen Freundschaft endet.
Ganz nebenbei geht es um die wahren Werte der Gesellschaft: Mut, Liebe und Freundschaft, Hoffnung und Toleranz.
Louis Sachar ist eine durchweg unterhaltsame, spannende und durch überraschende
Wendungen sehr frische Geschichte gelungen, bei am Ende die Schicksale der verschiedenen Generationen der Yelnats zusammengefügt werden.
Es ist ein Buch, das fesselt, weil man wissen will, wie Stanley den Fluch bannen kann.
Komisch, traurig, faszinierend und gleichzeitig völlig verrückt sind die Einblicke in Figuren und das Milieu des Romans.
Ein moderner Erzählstil und ein tiefsinniger Roman, der mit Worten spielt und viele Themen abdeckt.
Urbane Existenzen
David Bielmanns erster Roman trägt den Titel "Freedom Bar". Er erscheint im Riverfield Verlag.
Der
Schweizer Bert Bucher ist ein junger Mann, der sich als Rockstar mit
großen Chancen sieht. Als seine Großmutter stirbt, kann er ihre Wohnung
in Freiburg beziehen. Dort erhofft er sich einen Karrierestart wie
damals die Beatles. Er trifft eine vermeintliche Verehrerin seiner
Musik, die Studentin Lana, die gern Gedichte schreibt.
Johann B.
Grab ist Inhaber einer Buchhandlung und war vor der Zeit des
World-Wide-Web ein gefragter Mann. Seine Buchsammlung stellte einen
Fundus für Wissensfragen jeder Art dar. Seine griechische Frau Maria
wünscht sich ein Kind und ihr zeugungsunfähiger Mann ist bereit, dafür
einen passenden Erzeuger zu suchen.
Henry Schweizer wohnt in
seiner Bar, die er zu seinem persönlichen Sehnsuchtsort gemacht hat.
Dort träumt er von Amerika, aber auch seine Gäste kommen hier auf andere
Gedanken und verlieren im Rausch ihre Sorgen.
Die Alpen. Früher hielten sie Fremde fern, heute lockten sie
Fremde an - eine imposante Extravaganz der Natur waren sie geblieben.
Zitat S. 89
Was für ein Buch!
Außergewöhnlich,
irgendwie anders, modern und doch sehr intensiv kommt der Erzählstil
daher. Er werden Personen vorgestellt, die auf der Suche nach ihrem
Lebenssinn sind. Dabei gibt es immer wieder Stellen, die mich mitnehmen
und auch amüsieren. Die Figuren sind einzigartig und besonders. Ein
wenig schräg, aber liebenswürdig. Sie sind Menschen, die das Leben
genauso hervor bringt.
Dieser Roman ist voller eigenwilliger,
aber dennoch liebenswürdiger Alltagshelden. Sie stellen ihre Gedanken,
Träume und Sehnsüchte vor und haben eine gemeinsame Verbindung: Sie
leben alle unter dem Dach eines Hauses, in der Lausannegasse 43.
Dort
begegnen sie sich, träumen ihr Leben, dort entwickeln und verknüpfen
sich ihre Schicksale miteinander. In der Bar, aber auch in der
Buchhandlung treffen sie aufeinander.
Es geht um den Sinn des menschlichen Daseins, die Liebe, die Freiheit und die unerfüllten Wünsche im Leben.
Das
bringt der Autor mit eindrücklichen Worten zu Papier, die beeindrucken,
nachhallen und auch amüsieren. Gerade diese Ausdrucksfährigkeit hat mir
gut gefallen. Es ist in gewisser Weise ein Entwicklungsroman, der mich
mit seinen eigenwilligen Charakteren berührt.
Dieser
Roman hat mich nachhaltig berührt mit seiner Andersartigkeit, seinem
tollen Schreibstil und Humor, mit schönen Beschreibungen von bekannten
Situationen, menschlichen Gedanken und schönen Örtlichkeiten.
***Dieses Leseexemplar bekam ich auf persönliche Anfrage des Autors David Bielmann. Vielen Dank dafür und an den Verlag für die Bereitstellung des Buches!***
Poetisch beschrieben, wie junge Menschen ihren Lebensweg gehen und sich verändern wollen.
Leben wie die Zugvögel
Der Roman Die Nacht der Zugvögel von Autorin Franziska Fischer erscheint 2015 im Droemer Knaur Verlag. [Werbung]
Es
ist nur eine Nacht, die Viola und Leo miteinander teilen. Sie braucht
ein Dach über dem Kopf und landet in seiner WG. Am nächsten Morgen zieht
sie weiter, doch die Begegnung wirkt langsam nach. Sie fängt an, Leo
Briefe zu schreiben. Darin erklärt sie, dass sie seit acht Jahren nicht
mehr bei ihrer Familie war und nun zur Beerdigung ihrer Schwester nach
Hause fährt. Sie schickt ihre Worte an Leos Adresse. Aber die Briefe
erreichen ihn nicht. Auch er hat eine Reise angetreten. Leo schreibt
ebenfalls. Es scheinen zwei Zugvögel zu sein, die ihren Weg im Leben
suchen.
Wir lernen Viola und Leo kennen, beide sind Ende 20
und sie begegnen sich zufällig, verlieren sich nach einer Nacht wieder
aus den Augen. Wir begleiten sie ein Stück ihres jeweiligen Lebensweges.
Sie besuchen nach langer Zeit ihre Eltern, es gibt Wiedersehen mit
alten Freunden und wir erleben ihren jeweiligen Roadtrip mit.
Dabei lassen uns besonders Leo und Viola an ihrer Gedankenwelt
teilhaben. Ihre Träume und Pläne werden genau gezeichnet, sie haben mich
berührt und dennoch blieben mir die Personen eigenartig fremd.
Vielleicht ist mir ihre Art zu leben, so als Zugvogel durchs Leben zu
ziehen, doch zu unbekannt. Alle Personen sind im Wandel, stecken in
alten Gewohnheiten fest, suchen neue Ziele und Wege um sich zu finden
und zu entwickeln. Diese Probleme kenne ich aus meiner Generation nicht
so intensiv und eher um das 20. Lebensjahr und kann es daher durch die
Vielfalt der Personen auch nur bedingt nachvollziehen. Hier scheint
niemand seinen klaren Weg vor Augen zu haben und sie gehen als
Einzelgänger durch ihr Leben.
Der Erzählstil dieses
Entwicklungsromans ist sehr poetisch und gefällt mir sehr gut. Hier
werden mit Metaphern Bilder gemalt, die Sprache wirkt sehr ansprechend
und unterhaltsam. Das hat mir sehr gefallen, wobei die Grundstimmung des
Romans mir ziemlich grau und trübsinnig vorkommt.
Das passt
allerdings auch zu der Aufbruchstimmung der jungen Menschen, die
allesamt Ende 20 nicht wirklich fest im Leben stehen, sondern immer noch
auf der Suche sind.
Was mir leider nicht so gut gefallen hat,
ist die personelle Zuordnung, denn hier erzählen Leo und Viola
nebeneinander her. Auch gibt es zum Ende noch offenen Fragen, die in
sich in Andeutungen verlaufen, aber nicht endgültige Klarheit bringen.
Dennoch
ist diese Geschichte so feinfühlig erzählt, dass mir das Lesen Spaß
gemacht hat. Von dieser Autorin möchte ich noch mehr lesen.
Wahrscheinlich bin ich auch nicht die Zielgruppe, die sie mit ihrem Entwicklungsroman ansprechen will.
Dieser
Gegenwartsroman hat einen einzigartigem Erzählstil und ist mit
berührenden Worten geschrieben. Die Phase des Umbruchs kommt deutlich
zur Sprache, mich hat das inhaltlich aber nicht angesprochen. Doch auf
weitere Werke der Autorin bin ich sehr gespannt.
***Rezensionsexemplar von lovelybooks -
Vielen Dank an den Verlag für Buch!***