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Dienstag, 26. Juni 2018

Löcher - Louis Sachar

Ein Entwicklungsroman, den man gelesen haben muss.


Den preisgekrönten Jugendroman "Löcher" schrieb Louis Sachar 1998, die deutsche Ausgabe erschien im Jahr 2000 bei Beltz & Gelberg.

Der Junge Stanley Yelnats kommt wegen eines (nicht begangenen) Diebstahls in ein amerikanisches Besserungscamp in der Wüste, das Camp Green Lake. Er trifft dort Zero, buddelt mit ihm Löcher und flieht mit aus dem Lager.

                                            Löcher

Dieser Abenteuerroman für die Altersklasse 12 - 15 Jahre ist durchaus auch für Erwachsene eine interessante Lektüre. 

"Stanley Yelnats", schon allein der Name als Palindrom ist toll gewählt, ist ein echter Pechvogel, ein dicklicher Typ, der von allen gehänselt wird und einen Vater hat, der Turnschuhe recycelt. Auf seiner Familie liegt ein Fluch. 

Stanley wird ein schlimmer Diebstahl zur Last gelegt und kommt zur Besserung ins Boot-Camp Green-Lake. In der sengenden Hitze der Wüstensonne muss jeder Teilnehmer täglich ein Loch in den harten Sandstein graben, angeblich soll dass Stanley und seine Leidensgenossen zu brauchbaren Mitgliedern der Gesellschaft erziehen. Es geschieht etwas ganz anderes, denn zum ersten Mal in seinem Leben findet Stanley einen Freund.

Der Autor baut auf dieser Grundlage eine Geschichte auf, die mit skurrilen Figuren, einigen Schicksalsschlägen und Emotionen in einer unbeschreiblichen Freundschaft endet.

Ganz nebenbei geht es um die wahren Werte der Gesellschaft: Mut, Liebe und Freundschaft, Hoffnung und Toleranz. 

Louis Sachar ist eine durchweg unterhaltsame, spannende und durch überraschende Wendungen sehr frische Geschichte gelungen, bei am Ende die Schicksale der verschiedenen Generationen der Yelnats zusammengefügt werden.

Es ist ein Buch, das fesselt, weil man wissen will, wie Stanley den Fluch bannen kann.

Komisch, traurig, faszinierend und gleichzeitig völlig verrückt sind die Einblicke in Figuren und das Milieu des Romans. 






 

Dienstag, 10. Mai 2016

Freedom Bar - David Bielmann

Ein moderner Erzählstil und ein tiefsinniger Roman, der mit Worten spielt und viele Themen abdeckt.

Urbane Existenzen 

 

David Bielmanns erster Roman trägt den Titel "Freedom Bar". Er erscheint im Riverfield Verlag.


Der Schweizer Bert Bucher ist ein junger Mann, der sich als Rockstar mit großen Chancen sieht. Als seine Großmutter stirbt, kann er ihre Wohnung in Freiburg beziehen. Dort erhofft er sich einen Karrierestart wie damals die Beatles. Er trifft eine vermeintliche Verehrerin seiner Musik, die Studentin Lana, die gern Gedichte schreibt.

Johann B. Grab ist Inhaber einer Buchhandlung und war vor der Zeit des World-Wide-Web ein gefragter Mann. Seine Buchsammlung stellte einen Fundus für Wissensfragen jeder Art dar. Seine griechische Frau Maria wünscht sich ein Kind und ihr zeugungsunfähiger Mann ist bereit, dafür einen passenden Erzeuger zu suchen. 

Henry Schweizer wohnt in seiner Bar, die er zu seinem persönlichen Sehnsuchtsort gemacht hat. Dort träumt er von Amerika, aber auch seine Gäste kommen hier auf andere Gedanken und verlieren im Rausch ihre Sorgen.  



Die Alpen. Früher hielten sie Fremde fern, heute lockten sie Fremde an - eine imposante Extravaganz der Natur waren sie geblieben.
Zitat S. 89


Was für ein Buch! 

 
Außergewöhnlich, irgendwie anders, modern und doch sehr intensiv kommt der Erzählstil daher. Er werden Personen vorgestellt, die auf der Suche nach ihrem Lebenssinn sind. Dabei gibt es immer wieder Stellen, die mich mitnehmen und auch amüsieren. Die Figuren sind einzigartig und besonders. Ein wenig schräg, aber liebenswürdig. Sie sind Menschen, die das Leben genauso hervor bringt. 

Dieser Roman ist voller eigenwilliger, aber dennoch liebenswürdiger Alltagshelden. Sie stellen ihre Gedanken, Träume und Sehnsüchte vor und haben eine gemeinsame Verbindung: Sie leben alle unter dem Dach eines Hauses, in der Lausannegasse 43.
Dort begegnen sie sich, träumen ihr Leben, dort entwickeln und verknüpfen sich ihre Schicksale miteinander. In der Bar, aber auch in der Buchhandlung treffen sie aufeinander.

Es geht um den Sinn des menschlichen Daseins, die Liebe, die Freiheit und die unerfüllten Wünsche im Leben.
Das bringt der Autor mit eindrücklichen Worten zu Papier, die beeindrucken, nachhallen und auch amüsieren. Gerade diese Ausdrucksfährigkeit hat mir gut gefallen. Es ist in gewisser Weise ein Entwicklungsroman, der mich mit seinen eigenwilligen Charakteren berührt. 


Dieser Roman hat mich nachhaltig berührt mit seiner Andersartigkeit, seinem tollen Schreibstil und Humor, mit schönen Beschreibungen von bekannten Situationen, menschlichen Gedanken und schönen Örtlichkeiten.


  ***Dieses Leseexemplar bekam ich auf persönliche Anfrage des Autors David Bielmann. Vielen Dank dafür und an den Verlag für die Bereitstellung des Buches!***

 

Donnerstag, 22. Oktober 2015

Die Nacht der Zugvögel von Franziska Fischer

Poetisch beschrieben, wie junge Menschen ihren Lebensweg gehen und sich verändern wollen.

Leben wie die Zugvögel 

 

Der Roman Die Nacht der Zugvögel von Autorin Franziska Fischer erscheint 2015 im Droemer Knaur Verlag.
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Es ist nur eine Nacht, die Viola und Leo miteinander teilen. Sie braucht ein Dach über dem Kopf und landet in seiner WG. Am nächsten Morgen zieht sie weiter, doch die Begegnung wirkt langsam nach. Sie fängt an, Leo Briefe zu schreiben. Darin erklärt sie, dass sie seit acht Jahren nicht mehr bei ihrer Familie war und nun zur Beerdigung ihrer Schwester nach Hause fährt. Sie schickt ihre Worte an Leos Adresse. Aber die Briefe erreichen ihn nicht. Auch er hat eine Reise angetreten. Leo schreibt ebenfalls. Es scheinen zwei Zugvögel zu sein, die ihren Weg im Leben suchen.  

Wir lernen Viola und Leo kennen, beide sind Ende 20 und sie begegnen sich zufällig, verlieren sich nach einer Nacht wieder aus den Augen. Wir begleiten sie ein Stück ihres jeweiligen Lebensweges. Sie besuchen nach langer Zeit ihre Eltern, es gibt Wiedersehen mit alten Freunden und wir erleben ihren jeweiligen Roadtrip mit.   




Dabei lassen uns besonders Leo und Viola an ihrer Gedankenwelt teilhaben. Ihre Träume und Pläne werden genau gezeichnet, sie haben mich berührt und dennoch blieben mir die Personen eigenartig fremd. Vielleicht ist mir ihre Art zu leben, so als Zugvogel durchs Leben zu ziehen, doch zu unbekannt. Alle Personen sind im Wandel, stecken in alten Gewohnheiten fest, suchen neue Ziele und Wege um sich zu finden und zu entwickeln. Diese Probleme kenne ich aus meiner Generation nicht so intensiv und eher um das 20. Lebensjahr und kann es daher durch die Vielfalt der Personen auch nur bedingt nachvollziehen. Hier scheint niemand seinen klaren Weg vor Augen zu haben und sie gehen als Einzelgänger durch ihr Leben.

Der Erzählstil dieses Entwicklungsromans ist sehr poetisch und gefällt mir sehr gut. Hier werden mit Metaphern Bilder gemalt, die Sprache wirkt sehr ansprechend und unterhaltsam. Das hat mir sehr gefallen, wobei die Grundstimmung des Romans mir ziemlich grau und trübsinnig vorkommt. 
Das passt allerdings auch zu der Aufbruchstimmung der jungen Menschen, die allesamt Ende 20 nicht wirklich fest im Leben stehen, sondern immer noch auf der Suche sind.

Was mir leider nicht so gut gefallen hat, ist die personelle Zuordnung, denn hier erzählen Leo und Viola nebeneinander her. Auch gibt es zum Ende noch offenen Fragen, die in sich in Andeutungen verlaufen, aber nicht endgültige Klarheit bringen.

Dennoch ist diese Geschichte so feinfühlig erzählt, dass mir das Lesen Spaß gemacht hat. Von dieser Autorin möchte ich noch mehr lesen.
Wahrscheinlich bin ich auch nicht die Zielgruppe, die sie mit ihrem Entwicklungsroman ansprechen will. 

Dieser Gegenwartsroman hat einen einzigartigem Erzählstil und ist mit berührenden Worten geschrieben. Die Phase des Umbruchs kommt deutlich zur Sprache, mich hat das inhaltlich aber nicht angesprochen. Doch auf weitere Werke der Autorin bin ich sehr gespannt.



  ***Rezensionsexemplar von lovelybooks - 
                               Vielen Dank an den Verlag für Buch!***