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Freitag, 6. August 2021

Flora Salmanteri und die Mini-Piraten - Noora Kunnas

Witziges Kinderbuch mit schrägen Charakteren, einer turbulenten Geschichte und originelle Illustrationen

Tolle Geschichte für die Ferien 

Das Kinderbuch "Flora Salmanteri und die Mini-Piraten" der finnischen Autorin Noora Kunnas erscheint im Mixtvision Verlag, die Illustrationen stammen von Teemu Juhani. Es wird für die Altersklasse ab 8 Jahren empfohlen.

Ach du Schreck, nun müssen Lilli und Mikko wegen einer Geschäftsreise ihrer Eltern die Ferien ausgerechnet bei ihrem unausstehlichen Onkel Jim verbringen. Das kann ja heiter werden! Doch dann lernen sie die coole Nachbaroma Flora Salmanteri kennen und die Ferien werden abenteuerlich und schön. Flora lebt mit ihrem sprechenden Hahn Pedro zusammen und hat einen 3-D-Drucker, mit dem sie Mini-Piraten herstellt. Durch ein Missgeschick erweckt Mikko die Piraten aus Versehen zum Leben, dadurch ist in der finnischen Kleinstadt Vammala der Teufel los. Haben die Piraten mit dem Schmuckdiebstahl in den Juweliergeschäften zu tun?


 

Wer Abenteuer mag, der wird dieses Buch lieben. Noora Kunnas hat eine ungewöhnliche und turbulente Geschichte erzählt, die ihre Leser, kleine und große, von Anfang an mitnimmt auf ein großes Abenteuer nach Finnland. 

Ferien bei einem Onkel, der einen Sauberkeitsfimmel hat und Kinder eigentlich nur hasst, das kann eigentlich nur schrecklich werden. Aber dank der liebenswerten, älteren und coolen Nachbarin Flora Salmanteri werden die Ferien einfach nur wunderbar. Flora sieht zwar aus wie eine Oma, ist aber eine besondere Type, sie war mal Piraten-Kapitänin und rast mit ihrem Seniorenmobil durch die Gegend. 

Für großen Unterhaltungswert sorgen die außergewöhnlichen Charaktere, Lilli und Mikko sind sympathisch, alle andere Figuren zum Teil leicht durchgeknallt und recht schräg. Noora Kunnas spielt mit der Fantasie und erfindet ein tolles Detektiv-Abenteuer, das sie auch noch locker und witzig erzählt. Die originellen Illustrationen von Teemu Juhani führen den Leserinnen bildhaft die skurrilen Figuren vor Augen und so kann man sich alles wunderbar vorstellen und taucht in die Geschichte ein.

Lilli und Mikko erleben schon bald wieder ein neues Abenteuer, das man mit Spannung erwarten kann.

Witzige und sehr turbulente Geschichte mit Piraten, Detektiv-Abenteuer und einer coolen Oma. 

***Herzlichen Dank an den Mixtvision Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***



Mittwoch, 22. November 2017

Die Stunde des Wolfs - Simo Hiltunen

Zeitsprünge, brutale Gewalt und ein schwer zu lesender Schreibstil machen diesen Krimi problematisch.


"Die Stundes des Wolfs" ist der erste Krimi des finnischen Autors Simo Hiltunen. Das Buch erscheint bei Rütten & Loening.
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Im Mittelpunkt der Handlung steht Lauri Kivi - ein finnischer Reporter, der sich ganz auf Gewaltverbrechen spezialisiert hat. Als ein Polizist erst seine Familie auslöscht und dann sich selbst tötet, recherchiert Lauri für seinen Artikel. Zu Gewalt hat er selbst eine besondere Einstellung, er wurde als Kind von seinem Vater misshandelt, sodass er heute auf einem Ohr taub ist und auf ein Hörgerät angewiesen ist. Lauri findet ein bestimmtes Muster hinter dem Fall: Jemand scheint hinter vielen Familienmorden zu stecken und schiebt sie den Vätern in die Schuhe. Mit dieser Meinung steht Lauri allerdings allein da, deshalb versucht er, den Täter zu provozieren und herauszulocken. Der Mörder nimmt jedoch schon bald jemand ganz anderen ins Visier: Das Mädchen Aava, Lauris heimliche Tochter...




"Er grinste infernalisch und heulte dann wie ein Wolf. Er stieß die Laute so aus, als kämen sie aus tiefstem Herzen." Zitat Seite 46


Ich mag skandinavische Krimis und habe ich mich auf eine spannende nordische Lektüre gefreut. Allerdings hat mich dieses Buch nicht richtig packen können und der Protagonist ist auch kein Ermittler, für den ich brenne.

Der Prolog ist richtig fesselnd, sehr grausam und man wird neugierig auf die weitere Handlung. Doch dann erschweren ständige Zeitsprünge zwischen Gegenwart und Vergangenheit den Lesefluss und das Verständnis wird außerdem durch viele finnische Namen gestört, die man nicht immer richtig einordnen kann. Ein Personenregister hätte sich hier sehr angeboten.
 

Auch wenn ich mit einiger Spannung gelesen habe, so sind doch einige Szenen sehr brutal und wenn Neugeborene wie Müll entsorgt werden, kann ich vor Entsetzen kaum weiter lesen. Ich habe mich dazu regelrecht gezwungen, auch der Schreibstil liest sich nicht immer flüssig. Die Faszination für den Ermittler, die mich sonst bei Krimis immer so begeistert, war hier leider auch nicht gegeben. Lauri hat zwar eine entsetzliche Kindheit und leidet immer noch daran, aber er selbst hat auch Schuld auf sich geladen. Seine Tochter Aava lernt ihn erst im Laufe der Handlung kennen, er hielt sich aus ihrer Erziehung über 19 Jahre raus. So etwas macht einen Protagonisten nicht gerade sympathisch. Letztendlich hat er aber einen guten Job gemacht, auch wenn ich ihn als Journalist nicht unbedingt in der Rolle des Ermittlers sehe. Seine schlimmen Erlebnisse in der Kindheit und die schwierige Ehe mit Paula geben der Figur Ecken und Kanten. Er ist ein starker Charakter, der sich nach außen hart und unnachgiebig zeigt, aber im Innern eine verletzliche Seele besitzt. Trotzdem konnte ich mit der Figur nicht warm werden.

Die Handlung verläuft über die Schiene eines brutalen Verhalten wie es Wölfe in der Natur ausüben. Dieses Verhalten wird von dem Täter imitiert, bzw. nachgelebt. Auch das war mir zuviel und es erscheint mir in gewisser Weise unglaubhaft.

Ansonsten konnte mich die Schilderungen vom Wolfsverhalten durchaus packen. Sie in Verbindung mit einem menschlichen Täter zu bringen, ist aber nicht mein Fall.

Ein Kriminalroman, mit dem ich meine Probleme hatte und der meine Erwartungen nicht erfüllen konnte.
 

***Herzlichen Dank an den Aufbau Verlag für dieses Leseexemplar!***






Dienstag, 26. September 2017

Rotwein für drei alte Damen - Minna Lindgren

 Eine Hommage an das Alter



Der Roman "Rotwein für drei alte Damen" von der finnischen Autorin Minna Lindgren erscheint im KiWi Verlag.
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Die agilen Witwen Siiri, Irma und Anna-Liisa sind über 90 und wohnen in der Seniorenresidenz "Abendhain" in Helsinki. Sie spielen gemeinsam Karten, lieben Rotwein und fahren gern mit der Straßenbahn durch die Stadt. Der Tod des jungen Kochs bringt zwielichtige Vorfälle im Heim ans Licht, die die alten Damen auf ihre Art und Weise herausfinden.




Die Autorin zeigt mit ihrer Geschichte die Missstände in Altenheimen auf, wie alte Menschen für dement erklärt und mit Medikamenten ruhig gestellt werden und wie unliebsam das Pflegepersonal teilweise mit den Bewohnern umgeht. Das ist in vielen Heimen traurige Realität und daher ein Grund, es mal in einem Roman deutlich anzuprangern.

Ich habe den Roman gern gelesen, die Charaktere haben mich mit ihrem Humor und ihrer Agilität begeistert und ich empfand einige Situationen sehr realistisch dargestellt.
Besonders Irma hat tolle Sprüche auf Lager und wie sie sich die Fahrtauglichkeitsbescheinigung von ihrer Gynäkologin bescheinigen lässt, ist zu lustig.
Aber auch die anderen munteren Ü90 haben einen tollen Humor und setzen alles in ihrem Alter denkbar Mögliche dran, den Mörder des Kochs zu finden und ihre Freundin Irma aus der Demenzstation zu befreien.

Der Roman lässt sich gut lesen, die Beschreibungen der historischen oder modernen Gebäude und Plätze Helsinkis sind vielfältig und der Erzählstil ist dank der humorvollen Erlebnisse abwechslungsreich.


Gemäß ihres Alters lassen sich die alten Damen nicht verschaukeln und scheuen weder Strafen noch Gefahr.
Selbstbewusst und mit der Weisheit des Alters versehen, stellen sie sich den Problemen der Entmündigung oder dem unliebsamen Altenheimpersonal.
Mir gefällt das Buch gut, die Schwierigkeiten der alten Damen sind gut dargestellt, der Humor ist durchgängig vorhanden und wer Helsinki kennt, findet sicher noch mehr positive Worte.



Dieses Buch hat mir gezeigt, dass man auch im Alter etwas bewirken kann, man muss nur seine Kräfte bündeln und darf nicht alleine dastehen. Denn mit Humor und Freundschaft kann man sich den Lebensmut bewahren und seine Wünsche erfüllen.
 

Samstag, 16. Juli 2016

Von Männern und Menschen - Olli Jalonen

Der erste Sommer als Mann!

Der finnische Autor Olli Jalonen wurde mehrfach ausgezeichnet und bekam u.a. den Finlandia Prize verliehen. Sein Roman "Von Männern und Menschen" wurde übersetzt von Stefan Moster und erscheint 2016 im Mare Verlag.

In diesem Roman erlebt der 17-jährige Protagonist den Sommer 1972 in der finnischen Provinz. 
Statt sorgenloser Ferienzeit startet er mit der Übernahme von Pflichten, denn sein Vater erleidet einen Schlaganfall und er muss dessen Schulden bei einer Montagefirma abarbeiten. Der Umgang mit den Arbeitern beschert ihm einen Einblick in die raue Welt der Erwachsenen. Diesen Sommer wird er nicht vergessen, denn er lernt die Liebe und andere Dinge kennen. 





Es gelingt dem Autor, mich mit diesem Roman in das Jahr 1972 hinein zu versetzen, das Jahr der Olympischen Spiele von München. Allerdings spielt der Roman in Finnland, in einer abgelegenen Provinz, wo die Menschen nicht gerade im größten Wohlstand leben, die Männer im Winter arbeitslos sind und die Frauen mit Putztätigkeiten ihre Familien über Wasser halten. Wo die Jugend ihre Freizeit mit ihren Weltempfängern und beim Krebsefangen verbringt.

Das Coming-of-Age:
Zu dieser Zeit wird der namenlose Protagonist in die Pflicht genommen. Er übernimmt die Verantwortung für seine Eltern und arbeitet hart bei einer Regenrohrfirma mit dem klangvollen Namen "Volles Rohr". Dort erlebt er die Abläufe handwerklicher Arbeit mit und merkt, dass die Aufträge nicht immer professionell und gut ausgeführt werden. Auch der Leser wird von technischen Details nicht verschont, es ist eine Männerdomäne, die hier beschrieben wird.

Die Erfahrungen, die er in diesem Sommer macht, sind vielfältig. Es ist sein Coming-of-Age, das in einfühlsamer Weise geschildert wird. Einerseits erlebt er die praktische Arbeitswelt, lernt die groben Charaktere seiner Kollegen kennen, die hauptsächlich Saufen und Weiber im Kopf haben. Doch er kommt gut mit ihnen aus, denn er ist ein umsichtiger, zurückhaltender junger Mann, der zuhören kann und nicht vorschnell argumentiert. Zum Mann wird er jedoch, indem er die Mädchen jetzt als Frauen wahrnimmt.
Außerdem übernimmt er verantwortungsvoll die Mittlerrolle bei Rekku, einem geistig zurückgebliebenen, möglicherweise autistischen Kumpel ähnlichen Alters. Dieser muss wie Lennie in "Von Mäusen und Menschen" den Spott der Mitmenschen über sich ergehen lassen.
Wir erleben das Innerste dieses Helden mit und verschmelzen mit ihm. Das ist wirklich besonders an diesem hautnahen Miterleben!

Die Charaktere:
Es sind die besonderen, etwas schrulligen Charaktere und die Schilderungen der eigentlich alltäglichen Dinge, die in diesem Roman gut unterhalten. So wird der Besuch einer Sauna für den Protagonisten aufgrund seiner körperlichen Reifung zu einer ganz speziellen Männermutprobe. Mit seinem Freund Jukka baut er einen Piratensender auf, manipuliert andere Sendungen und wird so zu einem Helden seiner Zeit.  


Finnland 1972:
Die politische Situation Finnlands 1972 war mir nicht bewusst, hier bekommt man es anschaulich erklärt. Es sind Zeiten mit Korruption und wie die eigenmächtige Amtsverlängerung von Präsident Kekkonen im Land aufgenommen wird, auch die spezielle Beziehung zu Russland kommt zur Sprache. Der Autor bringt uns Finnland hier politisch näher. 

Eindruck des Romans:
Olli Jalonen schreibt mit viel menschlichem Empfinden, er zeigt komische und tragische Erlebnisse, die berühren und nachdenklich machen über diese spezielle Zeit und den herrschenden Zeitgeist in Politik und Alltagsleben. Aber er zeigt auch, wie wichtig die persönliche Einstellung zum Leben und zu den Mitmenschen ist und den Menschen überhaupt erst zu einem reifen Mitbewohner werden lässt. 

 

Dieser Roman wirkt so offensichtlich und leicht, ist aber tiefgründig und baut aus vielen leichten Teilen ein komplexes Ganzes, das einen Wälzer ergibt, der sich leicht erlesen lässt, aber viel kluge Hintergründe eingebaut hat.
Wer sich für Skandinavien interessiert, für die politische Zeit 1972 in Finnland oder aber Coming-og-Age liebt, der findet hier das geeignete Buch.

Im Anhang hat der Übersetzer Stefan Moster einen kleinen Aufsatz über die Politik Finnlands im Sommer 1972 geschrieben.


  ***Leserunde von lovelybooks - Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Buches!***