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Mittwoch, 24. Januar 2018

Der Turm der Ketzerin - Deana Zinßmeister

Fesselnde historische Story mit emotionalen und informativen Szenen unterhaltsam untermalt.


"Der Turm der Ketzerin" ist der zweite, eigenständig zu lesende Band der Reihe "Die Hugenotten" von Deana Zinßmeister. Die Reihe erscheint im Goldmann Verlag. (Werbung)


Frankreich 1588: Der junge Pierre wuchs im katholischen Glauben auf, bis er erfahren musste, dass er als Hugenotte geboren wurde. Aufgrund der verheerenden Glaubenskriege im Land war sein Vater jahrelang gezwungen, ihre Religion zu verheimlichen. Während seine Schwester Magali dem Katholizismus treu bleibt, möchte Pierre nun zu seiner ursprünglichen Konfession zurückkehren. In La Rochelle verliebt er sich in die Hugenottin Florence. Doch die strengen Sitten- und Lebensvorstellungen ihrer Familie stehen ihrer gemeinsamen Zukunft im Weg. Und dann wird der neue Glaube auch noch zur Gefahr für die beiden Liebe.




Dieser Roman führt hinein in die Zeit der Glaubenskämpfe der Katholiken und Hugenotten in Frankreich. Damals wurden die Hugenotten von den Katholiken unterdrückt, alle Anhänger der Religion wurden verfolgt und sie landeten in Kerkern. Ihre protestantische Lehre beruht auf Grundsätzen von Johannes Calvin. 

In diesem Buch gibt es zwei Handlungsstränge, die später ineinander verwoben werden. Einmal die Geschichte von Pierre, Kaufmann und Sohn des Glasmachers Jacon und Florence, Tochter eines Salzhändlers, die sich ineinander verlieben, aber beide verschiedenen Glaubensrichtungen angehören und damit keine Aussicht auf eine eheliche Verbindung haben. Pierre wurde als Hugenotte geboren, aber auch Gründen der Sicherheit katholisch erzogen. Nun strebt er danach, ein echter Hugenotte zu werden und nimmt das Studium der Schrift auf. 

Daneben geht es um die Glasmacherfamilie von Jacon Desgranges, speziell um seine Tochter Magali und ihren Mann Olivier, die den Betrieb weiterführen. Magali hat das Talent zum Glasblasen von ihrem Vater geerbt, als Frau ist es ihr jedoch nicht erlaubt, das Handwerk auszuüben.
Sie kommen im Verlauf der Handlung von einer Reise und werden Opfer von üblen Widersachern. 

Mich hat der flüssige, bildhaft beschreibende und gut zu verfolgende Schreibstil wunderbar durch das Buch getragen. Die Darstellung von alltäglichem Leben, Informationen über das Glasmachen, die düstere und tragische Einkerkerung von Frauen wegen ihres Glaubens ist der Autorin gut gelungen und sie sorgen für unterhaltsame Lesezeit. Ich war bis zum Schluss gefesselt und wollte sehen, wie es meinen Lieblingscharakteren ergeht. 
Natürlich spielen hier die Gegensätze von Guten und Bösen eine große Rolle und lassen den Spannungsbogen auch kontinuierlich steigen. 

Besonders die Informationen über die bescheiden lebenden Calvinisten haben mich sehr interessiert. Ihr Leben wird anders als bei den Katholiken ohne Prunk gelebt, sie halten sich an viele Regeln, sind in schlichte schwarze Gewänder gekleidet und verzichten auf Feste, Wein und Wohlstandsannehmlichkeiten.
Wie es um die eingekerkerten Hugenottenfrauen im Ketzerturm bestellt ist, erfährt man anschaulich erzählt. Die Frauen mussten ohne Sonnenlicht und schlechter Versorgung mit ihren Kindern im Halbdunkel vor sich hinvegetieren. Diese Schicksale berühren und stellen in Frage, ob die Katholiken wirklich christliche Grundsätze gelebt haben. 

Der Turm der Ketzerin hat mich von Beginn an mitgerissen und ich konnte tief eintauchen in diese Zeit. Auch die beschriebenen Schauplätze in Paris, La Rochelle und Aigues-Mortes erscheinen lebendig, anschaulich und wirken glaubwürdig. Man wird beim Lesen Teil der Handlung und ist überall bildhaft mit dabei. Auch die emotionale Ebene kommt nicht zu kurz, hier wird die Liebe in feinen Tönen skizziert und nicht in derben Szenen gezeigt wie so oft in mittelalterlichen Romanen.

Über besondere Themen wie das Glasmachen, die Salzgewinnung und die theologischen Dispute bringt Deana Zinßmeister nähere Informationen an ihre Leser, ohne sich darin zu verlieren. Die Menge ist angenehm wohltuend und man bekommt auch historisch einige Fakten an die Hand, wird aber nicht von Informationen erschlagen.  

Dem Buch vorangestellt ist ein Personenregister, das die Figuren den Orten zuordnet und an dem man sich bei Namensproblemen gut orientieren kann. So etwas hilft beim Lesen immer sehr. Im Anhang findet sich ein Nachwort der Autorin mit historischen Ergänzungen. 

Mich hat der Roman begeistert und mitgerissen und ich bin gespannt auf den dritten Teil der Reihe. 

Ein anschauliches Buch über die Glaubenskriege in Frankeich und ein spannender Schmöker für alle Historienleser.



  

Sonntag, 23. Juli 2017

In tiefen Schluchten - Anne Chaplet

Interessanter Start einer Krimireihe aus dem Süden Frankreichs

Der Krimi "In tiefen Schluchten" von Anne Chaplet ist der Start einer neuen Krimireihe aus dem Kiepenheuer & Witsch Verlag. Anne Chaplet ist das Pseudonym von Cora Stephan.(Werbung)


In der wilden Landschaft des Vivarais am Fuße der Cevennen liegt ein kleines Dorf namens Belleville, seit einigen Jahren auch Tori Godons Heimat. Hier wohnt die ehemalige Anwältin, 42 Jahre alt, mit ihrem Mann Carl, der inzwischen an Krebs verstorben ist. Tori hört von ihrer Freundin, dass deren Gast, ein holländischer Höhlenforscher, der sich bei ihrer Freundin einquartiert hat, verschwunden ist. Vom alten Didier Thibon erfährt sie von sagenhaften Schätzen und Schmugglerverstecken in den Höhlen , kurz darauf wird er tot aufgefunden. Auf der Suche nach dem Holländer stürzt Tori auf dem Karstplateau in eine Felsspalte und plötzlich ist auch ihr Leben in Gefahr. Was hat der Holländer mit der Geschichte der Hugenotten zu tun, die in dieser Region einst Zuflucht fanden? Wer aus dem Dorf weiß etwas darüber? 



In Anne Chaplets Buch geht es um die Hugenotten-Vertreibung im 17. Jahrhundert und um die Zeit der Résistance im zweiten Weltkrieg, die in dieser Gegend von der Bevölkerung unterstützt wurde.  


Zunächst hat mir der unterhaltsame Schreibstil von Anne Chaplet sehr gut gefallen. Man taucht ein in die Gegend in den Cevennen, mit ihren karstigen Gebirgen und erfährt, wie sich die Hugenotten dort im 17. Jahrhundert Glaubenskämpfe um ihren evangelischen Glauben lieferten. Die Schluchten mit ihren Höhlen waren häufig Verstecke, aber auch Bilderhöhlen aus der Altsteinzeit gibt es hier zu entdecken und mit schönen Landschaftsbeschreibungen bringt die Autorin den Leser mitten hinein in diese französische Gegend.

Erst nach einem Drittel des Buches entwickelt sich die Krimistory aus der Handlung in den Vordergrund. Vorher lernt man die Figuren und speziell die Protagonistin Tori näher kennen, erkennt ihre Einsamkeit nach dem Tod ihres Mannes Carl und taucht ein in das gezeigte französische Leben.

Tori ist mir sympathisch, sie findet heraus, dass ihr Mann Carl Hugenotten als Vorfahren hatte und entdeckt im Haus einige ungeahnte Hinweise mit geschichtsträchtigem Hintergrund. Doch nicht jeder empfängt sie hier in dieser Gegend mit offenen Armen. Es gibt immer noch Bewohner, die Deutsche aus Überzeugung nicht mögen.

Die Geschichte hat mich mitgezogen, auch wenn sie sich nur sehr langsam entwickelt. Der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen und nicht nur Toris Suche nach dem Holländer sorgt für Spannungsmomente, denn sie gerät mehrfach in Gefahr.

Die Krimihandlung hätte jedoch etwas mehr Spannung vertragen können und auch das Ende hätte ich mir klarer gewünscht. Ich mochte die Figuren, den Charme der Gespräche und den Hund. Auch die Beschreibungen der historischen Vorgänge der Widerstandsbewegung finde ich gelungen, sie ergänzen die Handlung auf interessante Weise.
 

Sehr schön zu lesen, die Krimihandlung kommt spät in Gang. Für geschichtlich Interessierte mit frankophilen Wurzeln eine geeignete Lektüre.

***Herzlichen Dank an den KiWi Verlag und an Vorablesen, durch die ich dieses Reziexemplar erhalten habe!***