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Freitag, 23. Mai 2025

Schatten über Sømarken - Michael Kobr

Ein unterhaltsamer Krimi mit Blick in die Spitzengastronomie 

 
Schatten über Sømarken ist der 3. Band der Bornholm Reihe von Michael Kobr, die im Goldmann Verlag erscheint. 
 
Es ist Sommer auf Bornholm und damit Ferienzeit, die Touristen füllen die Insel und auch Lennart Ipsen hat Urlaub. Währenddessen hat Lennarts Freundin Maren in ihrem edlen Restaurant Argousier alle Hände voll zu tun. Auch der Fernsehkoch Falk Magnusson nimmt mit Freudin Finja im Argousier ein erlesenes Menü zu sich und bricht tot zusammen. Man findet heraus, dass er am Gift einer heimischen Pflanze starb. avergiftet wurde, das wirft einen dunklen Schatten auf Marens Küche. Schnell stellt sich heraus, dass er am Gift einer heimischen Pflanze starb. War es ein Unfall oder doch Mord?
Lennart darf wegen Befangenheit nicht offiziell ermitteln und zieht auf eigene Faust los. Er findet etwas heraus, was sein Misstrauen an Maren wachsen lässt. 

 

In diesem Krimi wird es kulinarisch, Michael Kobr stellt uns feinste Kochkunst vor und zeigt, was an  Arbeitsaufwand in der Spitzengastronomie geleistet werden muss und wie hart die Sterne-Köche um Anerkennung und Erfolg kämpfen. Wobei Lennart eher die gute Hausmannskost schätzt.

Zunächst darf Lennart nicht offiziell ermitteln, aber als ein weiterer Todesfall geschieht, nimmt er seinen Dienst wieder auf. Er findet heraus, dass Maren und Falk ein Paar waren, eine gemeinsame Fernsehsendung betrieben und ihre Freundschaft im Streit auseinander brach. Das lenkt den Verdacht natürlich sehr auf Maren und Lennarts Misstrauen wächst.

In seiner Zeit auf Bornholm ist Lennart mit seinen Kolleginnen Britta Blomdal und Tao Nguyen zu einem echten Team zusammen gewachsen, doch nun übernimmt Britta die Leitung und damit hat Lennart so seine Probleme. Dieser Band lässt sich ohne Vorkenntnisse lesen, der Autor lässt die privaten und beruflichen Hintergründe aus den Vorbänden mit einfließen.

Der Fall ist sehr unterhaltsam geschrieben, die Spannung bewegt sich im unteren bis mittleren Bereich, bis zum überraschenden Showdown am Ende. Dafür werden uns Menschen vor Augen geführt, die mit echten Gefühlen und vielfältigen Facetten ausgestattet sind, was sie sehr authentisch wirken lässt. Der flüssige Erzählstil mit unterhaltsamen Elementen und etwas Humor lässt die Geschichte schnell weglesen und ich habe das Buch genossnen. Was die sozialen Medien bewirken können, zeigt sich auch in diesem Krimi, schlechte Publicity ist besonders in der Sternegastronomie ein Damoklesschwert, das über Bestehen oder Untergang entscheidet.

Uns werden hier kulinarische Genüsse im hochpreisigen Segment vorgestellt, wobei ich die dänische Insel in der Ostsee eher wegen ihrer landschaftlichen Schönheit im Sinn hatte als für Sterneküche. Die herrliche Natur Bornholms und ihr spezielles Flair hat mir dieses Mal etwas gefehlt.
Eigentlich ist Lennart ein netter Typ, doch dieses Mal stören mich diverse Launen und unsinnige Eifersucht, daran muss er noch arbeiten, wenn er eine feste Beziehung führen will. Und gegen Tote sind solche Gefühle auch unsinnig. 
 
Ein unterhaltsamer Krimi mit Bornholm-Flair, der uns vor Augen führt, wie schnell erlesene Gerichte mit Gift zu einer tödlichen Falle werden können.  

 
***Herzlichen Dank an das Bloggerportal und Penguin Bücher für dieses Rezensionsexemplar!*** 
 


  • Kobr, Michael - Sonne über Gudhjem
  • Kobr, Michael - Nebel über Rønne2
  • Kobr. Michael - Schatten über Sømarken 3

  • Montag, 23. September 2024

    Schneeflockengrab - Heidi Amsinck

    Der Funke sprang nicht über!

    Im Knaur Verlag erscheint Heidi Amsincks Thriller "Schneeflockengrab".  

    Schauplatz dieses Thrillers ist Kopenhagen im Winter. Die Journalistin Jensen findet einen jungen Obdachlosen unter einer Laterne im Schnee sitzend, er wurde mit vielen Messerstichen ermordet. Auf einem Pappschild steht das Wort »Schuldig«. Jensen ruft Kommissar Henrik Jungersen von der Kopenhagener Polizei zum Tatort, er ist ihr Kontakt zur Polizei und ihr früherer Liebhaber. Der Tote ist bereits der zweite Mord an einem Obdachlosen und schon bald wird eine weitere Leiche gefunden. Tötet hier ein Serienmörder? 
     


     
    Die Handlung wird sehr ruhig erzählt und ist für mich kein spannender Thriller, bei dem ich gefesselt weiterlese. Wirklich dramatische Stellen sind nur wenig vorhanden. Dafür ist die Atmosphäre sehr eindrücklich, es ist Winter in Kopenhagen, beim Lesen konnte ich mir die bildhaft beschriebene Kälte und den Schnee gut vorstellen. Leider entwickeln die einzelnen Informationen bei der Ermittlung keine große Spannung und die Todesfälle lassen mich im Dunkeln tappen. Heidi Amsinck rückt ihre Figuren sehr klar in den Vordergrund, dagegen läuft die Ermittlung eher so nebenbei. 

    Leider konnte ich zu den Figuren keine Beziehung aufbauen, sie blieben mir merkwürdig fremd und durch und durch unsympathisch. Besonders Jensen ist nicht teamfähig und eckt überall an. Ich finde sie sehr anstrengend mit ihren Launen und ihre on-off-Beziehung zu Henrik, dem verheirateten Kommissar war für mich nur ein Stilmittel, um die Figuren etwas interessanter zu machen.  

    Der Fall zeigt Missstände in der Gesellschaft auf und bringt mitleiderregende Dinge ans Licht, doch diese Hintergründe verlieren sich fast vor irrelevanten Nebenhandlungen und die Beweggründe hätte man auch mehr ausarbeiten können.
     
    Dieses Buch konnte mich leider nicht überzeugen, an das Level großer skandinavischer Thriller kommt es leider nicht heran. 

    Ich vergebe 2 Sterne, weil mich die Handlung nicht gepackt hat und ich lediglich die kalte Atmosphäre beim Lesen gut fühlen konnte.




    Freitag, 6. September 2024

    Hof - Thomas Korsgaard

    Ein bedrückender Coming-of-age Roman

     

    Im Kanon Verlag erscheint mit "Hof" der Auftakt der Trilogie um Tue von Thomas Korsgaard. Der Autor schrieb den Coming-of-age Roman im Alter von gerade mal 21 Jahren, das Buch wurde von Justus Carl und Kerstin Schöps aus dem Dänischen ins Deutsche übersetzt. 


    Tues Welt ist der Hof, dort lebt er in ärmlichen Verhältnissen mit seinen Eltern und zwei Geschwistern, sie haben Kühe, doch der Hof wirft nicht viel ab und so verdienen sie sich mit ihrer Hunde-Zucht etwas hinzu. Tue findet Freunde, entdeckt seine Homosexualität und will nach den Sommerferien das Gymnasium besuchen, er möchte mehr als ein tristes Leben auf dem Hof. 

     


     

    "Es war, als wäre der Tod ein Teil von mir, obwohl ich noch nicht besonders alt war. Irgendwie war er immer da." Zitat S. 7


    So melancholisch und trostlos beginnt dieser Roman und spiegelt damit schon das Lebensgefühl Tues und seiner problembelasteten Eltern wider. Aus der Sicht des kindlichen Tue wird die Lebenssituation auf dem Hof beschrieben. Der große Hof hat nichts von Hofromantik, er liegt irgendwo in der Einöde unweit der Stadt Skive. Der Hof ernährt die Familie nicht, der Vater ist unberechenbar und kleinkriminell, die Mutter ist in ihrem Schmerz gefangen und sieht nur selten, was um sie herum geschieht. 
     
    Um die Familie über Wasser zu halten, ergaunert und klaut der Vater, was er habhaft werden kann und macht es zu Geld. Die Kinder müssen ihn dabei unterstützen und haben es nicht einfach, doch Tue erkennt was Unrecht ist und hat seine eigenen Pläne. Er unternimmt einen Fluchtversuch, was nach hinten losgeht. Die Geschehnisse werden überwiegend trostlos herunter erzählt, anfangs war ich noch sehr betroffen und ich habe mich mit Tue auf seine schwierige Jungend-Reise begeben. Er lernt Freunde kennen, ich schöpfte Hoffnung, Tue entdeckt seine Homosexualität, wird von seinem Vater angefeindet und es ändert sich nichts an der tristen Lage der Familie. 
     
    Die Geschichte beginnt recht stark und liest sich interessant, doch im Laufe der Handlung verliert sich die Erzählung in Lebensdetails, in denen sich viele Hoffnungen zerschlagen. Aus dem Erzählten kristallisiert immer mehr die schwierige Lebenssituation dieser Familie und die persönliche Entwicklung Tues heraus. Der einfache Erzählstil entspricht dem Jargon von Tues Alter und lässt sich gut weglesen und ich habe mit Tue gelitten und gehofft, dass er aus dieser Tristesse entfliehen kann. In dieser Familie wird nicht miteinander geredet, immerhin scheint die Mutter zu verstehen, was in Tue vorgeht.

    In der Handlung wird nicht auf die Hintergründe des Verhaltens der Eltern eingegangen, vielleicht ist es einfach nur Resignation, die das triste Leben so mit sich bringt.
     
    Dieser bewegende und gleichzeitig auch bedrückende Coming-of-age Roman erzählt in direkten Worten aus Tues Leben und vermittelt ein trostloses Bild der Familie. 
     
    ***Herzlichen Dank an für dieses Rezensionsexemplar!***
     
     


     

    Dienstag, 29. August 2023

    Sonne über Gudhjem - Michael Kobr


    Neues Krimihighlight mit viel dänischem Lokalkolorit


    Der Bornholm-Krimi "Sonne über Gudhjem" von Autor Michael Kobr erscheint im Goldmann Verlag
     
    Kriminalpolizist Lennart Ipsen ist Mitte vierzig, hat eine internationale Krimikarriere hinter sich, die er mit einem Burnout beendet hat. Frisch geschieden lässt er sich auf die dänische Urlaubsinsel Bornholm versetzen, um dort wieder zur Ruhe kommen, zu angeln und zu sich selbst finden. Doch auch auf Bornholm wird gemordet, Schweinebauer Kristensen wird tot in der eigenen Räucherkammer aufgefunden und schon steckt Lennart in einer undurchsichtigen Mordermittlung, bei der Kristensens Freunde und Feinde befragt werden müssen. 
     

     
     
    Auf diesen Krimi habe ich mich schon gefreut und hoffte insgeheim, einen Charakter im Sinne von Kluftinger vorzufinden. Das kann man nun aber nicht sagen, trotzdem hat mich das Buch absolut gefesselt, wunderbar unterhalten und Insel-Ermittler Ipsen hat mich voll und ganz von sich überzeugt.
     
    Lennart ist ein sympathischer Charakter mit Herz und Verstand, der als neuer Insel-Ermittler mit zwei Kolleginnen tief in die Inselgeschichte eintauchen muss. Die tatkräftige Britta, die sich als Künstlerin im Nebenjob kreativ auslebt und die pfiffige Tao, die als Computer-Nerd das Team mit wichtigen Informationen versorgt. 
     
    Schnell wird klar, dass der geräucherte Schinkenkönig Kristensen auch Feinde hatte und Lennart stellt sich die Frage, welches Motiv hinter dieser grausamen Tat stecken könnte. Die Freunde des Toten wissen mehr als sie zugeben, doch was verbergen sie?

    Lennart fängt an, sein Leben auf der schönen Insel zu genießen und ist mit der Spurensuche gut beschäftigt und schon melden seine zwei pubertären Töchter und auch sein Vater ihren Besuch an. Die Familie ist Lennart wichtig und er möchte ihnen den Aufenthalt so schön wie möglich machen, doch der Fall nimmt ihn weiter unter Beschlag. Der aktiven Mithilfe von Britta und Tao ist es zu verdanken, dass das Familientreffen hyggelig ausfällt und sich alle wohlfühlen. Die Ausflüge und kulinarischen Erlebnisse sorgen für Urlaubsstimmung, die man genießen kann und gleichzeitig etwas über die Insel erfährt und in das Lebensgefühl der Bornholmer eintauchen kann. 
     
    Die Ausarbeitung der Charaktere ist Michael Kobr gut gelungen, ich hatte meine Freude mit ein paar schrulligen Typen und sympathischen Figuren wie dem Ermittler-Team und Lennarts Familie. Mir kam übrigens der Verdacht, der Autor konnte sich so gut in seine Hauptfigur einbringen, weil Lennart ähnliche Charakterzüge wie Kobr selbst besitzt. Aber wer weiß das schon so genau?
    Auf alle Fälle hat mich dieser Insel-Ermittler mit Herz, Humor und Verstand sofort für sich eingenommen.
     
    Die Krimihandlung bringt einige dunkle Geheimnisse ans Tageslicht, insgesamt läuft das Ganze eher mittelmäßig spannend ab, aber die im Buch beschriebene regionale Lage und deutlich gemachte Rolle Bornholms im Kalten Krieg sorgt für einige Gänsehautgefühle, die mich haben schaudern lassen. 

     
    Ein neues Krimihighlight mit viel dänischem Lokalkolorit, punktet durch lebendige Charaktere und eine interessante Krimistory, die den Blick auf den Kalten Krieg lenkt und damit auch auf die aktuelle Lage anspielt.
     
    ***Herzlichen Dank an den Goldmann Verlag und das Bloggerportal für dieses Rezensionsexemplar!***
     


    Sonntag, 6. März 2022

    Gezeitenmord - Dennis Jürgensen

    Ein guter Auftakt mit reichlich Luft nach oben

    Im Kiwi Verlag erscheint der Krimi "Gezeitenmord" von Dennis Jürgensen.

    Der Lehrer Lasse und sein Schüler Villads sind bei einer Wattwanderung in eine Nebelbank geraten und irren herum, dabei finden sie einen Toten. Lykke Teit übernimmt erstmalig die Ermittlungen in diesem Mordfall im Deutsch-Dänischen Grenzgebiet. Sie kannte den Toten, um aber den Fall nicht entzogen zu bekommen, verschweigt sie das. Von deutscher Seite bekommt sie Unterstützung von Rudi Lehmann von der Flensburger Mordkommission und sie konzentrieren ihre Ermittlungen auf die Bewohner des kleinen Dorfes Melum. Es gilt aber nicht nur den Mord aufzuklären, denn Lasse wurde niedergeschlagen und Villads ist seitdem wie vom Erdboden verschwunden. Und es gab schon einmal ein vermisstes Kind im Dorf Melum.

    Bei diesem Krimi habe ich mich auf ein neues Ermittlerteam gefreut und wurde nicht enttäuscht. Lykke und Rudi waren mir schnell sympathisch, auch wenn sie grundverschieden sind, kommen sie gut miteinander aus und ergänzen sich perfekt. Beide tragen dunkle Erlebnisse aus der Vergangenheit mit sich, die jedoch nur informationshalber in die Handlung einfließen. Bei der Zusammenarbeit mit der recht unfähigen Provinzpolizei wird es durch ihre übergeordnete Befugnis schwierig, denn die ortsansässigen Beamten fühlen sich der Aufgabe durchaus gewachsen. Die Einbindung solcher Klischees sorgt immer für einen besonderen Unterhaltungskick, den ich in Krimis gerne miterlebe. 

    Das erste Kapitel (Ist das dann ein Prolog?) wirkte auf mich sehr nebulös, etwas unheimlich und im Ganzen ziemlich fragwürdig. Mit den beschriebenen Vorgängen konnte ich erst viel später etwas anfangen. 

    Dennis Jürgensen hat einen sehr flüssigen Schreibstil und führt mit recht bildhaften Beschreibungen angenehm durch die Handlung. Man erhält die nötigen Informationen über den Fall und die Personen und wird nicht mit unnötigen Nebensächlichkeiten zugetextet. 

    Der Tote steht in Verbindung mit verschwundenen Kindern und durch die Nachforschungen durchdenken Lykke und Rudi ständig den Wendungen angepasste neue Theorien, die man gespannt verfolgt. Doch gerade mit diesen häufig durchdachten und dann wieder verworfenen Theorien habe ich mich schwer getan. Das wirkt auf Dauer nicht mehr spannend, weil man kaum noch eigene Ideen zu den Tatvorgängen entwickeln kann und dann das Interesse irgendwann nachlässt. 

    Ein guter Auftakt einer Krimireihe mit sympathischen Ermittlern und einem interessanten Fall im Deutsch-Dänischen Grenzgebiet. Auf die nächsten Fälle bin ich schon gespannt.

     

    ***Herzlichen Dank an den Kiwi Verlag und an Vorablesen für dieses Rezensionsexemplar!***

     


     

    Montag, 21. Oktober 2019

    Ein dänischer Winter - Sanne Jellings

    Ein ausdrucksstarkes Bild über die Lebensvorstellungen der Karen Blixen


    Sanne Jellings erzählt in ihrer Novelle "Ein dänischer Winter" aus dem Rowohlt Kindler Verlag eine Geschichte über die dänische Schriftstellerin Karen Blixen und ihre Angestellte.

    Karen Blixen verbringt 1929 die Weihnachtsfeiertage bei ihrer vermögenden Familie im dänischen Rungstedlund. Karen quälen Existenzängste um ihre Farm in Afrika und sie ist sich nicht sicher, ob sie die Farm weiter führen will. Die achtzehnjährige Minna Kasparsson hat gerade ihre Stellung als Schreibkraft verloren und braucht dringend einen neuen Job, mit dem sie ihre Mutter und Schwester finanziell unterstützen kann. Sie packt die Gelegenheit beim Schopfe und wird Hausmädchen bei den Blixens, dabei träumt sie eigentlich davon, Lehrerin zu werden.
    Karen Blixen berührt die Geschichte der jungen Frau. Sie ermutigt sie, für ihre Träume zu kämpfen – und schöpft dabei selbst neuen Lebenswillen… 



    "Die Armut ist die größte Freiheit. Auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht. Ich sage Ihnen, wirklich schlimm ist es, ein moderates Auskommen zu haben, ein Bürger zu sein. So ein Leben nimmt einem die Luft zum Atmen." Zitat Seite 72

    Der Name Karen Blixen ist durch den Hollywood-Film «Jenseits von Afrika» sicherlich einigen ein Begriff. Diese Novelle zeigt Einblicke in das dänische Leben der Schriftstellerin und zeichnet eine fiktive Geschichte im winterlichen Kopenhagen der 1920er Jahre.


    Mir hat diese fiktive Geschichte sehr gut gefallen und besonders Karens Überzeugungen und die gesellschaftliche Rolle der Frau wurden anschaulich und zeitgemäß dargestellt. Als sich Karen und Minna treffen, prallen unterschiedliche Welten aufeinander, doch obwohl beide Frauen unterschiedliche Grundlagen haben, finden sich bei ihnen auch Parallelen im Lebensweg, denn beide halten an ihren Träumen von der Freiheit fest, ihre eigenen Entscheidungen treffen zu können und nicht von einem Mann abhängig zu sein. Karen bestärkt Minna in ihrer eigenen Vorstellung darin, sich nicht nur durch einen Mann einen Lebensbezug zu verwirklichen.



    Diese feinfühlige Erzählung zeigt das Leben von Dienstboten und ihren Herren auf, aber auch die Hoffnungen, Möglichkeiten und Sorgen von zwei Frauen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Damit sorgt die Geschichte für ein anschauliches Stimmungsbild der damaligen Vorstellung von aristokratischem Denken und der Rolle als Frau. Karen und Minna wollen mehr vom Leben als einen Mann und Kinder. Während Minna jeden Job annehmen muss, um ihre Mutter und Schwester finanziell zu unterstützen und eigentlich nur davon träumt, Lehrerin zu sein, ist Karen nur sich selbst verpflichtet und hat ihre Existenz in Afrika voll im Blick. Die Weltwirtschaftskrise bringt ihre Farm in existenzielle Nöte und obwohl Karen zwar lose Bindungen liebt, wünscht sie sich im Grunde schon einen Partner, der sie unterstützen könnte.  

    Als ich das Zitat gelesen habe, erschien mir Karen Blixen mit ihrem aristokratischen Denken jedoch ziemlich an ihre Rolle angepasst und kam mir recht unsympathisch vor. Sie lebt ein Leben mit Dienstboten und gleichzeitig macht sie Minna Hoffnungen auf ein selbstbestimmtes Leben. Karen erkennt die Nöte der armen Bevölkerung nicht, sie ist vollkommen von sich überzeugt in ihrer Position als koloniale Farmbesitzerin. Ihr Emanzipations-Denken ist es, in die Fußstapfen der Männer zu treten und nicht, die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Arm und Reich abzubauen.

    Durch den nüchternden, aber bildhaft beschreibenden Schreibstil entstand eine wunderbar nachvollziehbare Atmosphäre, die die Charakterzüge beider Frauen und ihre Stellung deutlich aufzeigt. Das Gedankengut der Zeit macht nachdenklich und lässt uns unsere heutige Freiheit noch viel dankbarer ansehen.


    Feinfühlig und wunderschön geschriebene Novelle, die uns einen Einblick in das Leben Karen Blixens verschafft und die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten aufzeigt.



    ***Herzlichen Dank an den Kindler Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***  


     

    Helenes Stimme

    Dienstag, 5. März 2019

    Kalter Strand - Anne Nordby

    Ein perfides Thrillerdebüt


    Ein sich kontinuierlich steigernder Thriller, der mit einer gut durchdachten Idee glänzt und bis zum Ende fesselt. 

    Der Thriller "Kalter Strand" ist der erste Band einer Reihe um den Kommissar Tom Skagen von Anne Nordby, es ist ihr Debüt. Das Buch erscheint am 13.03.2019 im Gmeiner Verlag.

    »Und jetzt zu deiner neuen Aufgabe: Kaufe vier Benzinkanister, gehe zu einem Haus in
    deiner Nachbarschaft - aber eines, in dem auch Menschen sind! - und schütte das Benzin dort aus. Mit der Fackel zündest du das Haus an! Widersetzt du dich meinem Befehl, bekommst du Stefanies Kopf mit der Post zugeschickt. Du hast nur heute Nacht Zeit!
    Und vergiss nicht: Ich sehe alles.
    DAS AUGE.«




    In "Kalter Strand" entführt uns Anne Nordby gemeinsam mit ihren Ermittlern Tom Skagen und seiner Chefin Jette Vestergaard an Dänemarks Westküste, genauer gesagt an den Ringkøbing Fjord, wo sie den Tod einer deutschen Frau untersuchen sollen. Doch es bleibt nicht bei der Toten, denn ein perfider Killer treibt sein Unwesen unter den deutschen Touristen in der Ferienhaussiedlung.

    Das Buch beginnt mit einem brutalen Vorhaben, ein Mann namens Markus bereitet einen Brandanschlag auf ein bewohntes Haus vor. Es gilt das Motto: Tod für Leben. Die Gründe dafür versteht er selbst nicht und er hat Angst. Diesen mörderische Auftrag führt er auf Anweisung eines Unbekannten aus, der sich "Das Auge" nennt.

    Dann springt die Handlung eine Woche zurück und die Ermittler von SKANPOL werden vorgestellt. Sie haben einen Einsatz und werden von ihrer Hamburger Basisstation nach Dänemark angefordert. Dort gab es ein Tötungsdelikt einer Deutschen in Verbindung mit Drogen.

    Der Ermittler Tom Skagen hat eine bewegte Vergangenheit, er fuhr als Offizier auf Containerschiffen zur See und erlebte im Golf von Aden einen Überfall somalischer Piraten mit. Danach suchte er Veränderung in seinem Leben und bekam einen Job bei SKANPOL, denn seine dänischen Sprachkenntnisse bringen ihm Vorteile in der Bearbeitung grenzüberschreitender Ermittlung.
    An den Folgen seiner Traumatisierung leidet er noch immer.

    Dieser Thriller ist einer von der gemäßigten Art. Wobei die Vorhaben und Aufforderungen, die das Auge vorschreibt, schon sehr brutal und ohne Skrupel das Töten von Menschen in Kauf nehmen. 

    Mehrere Familien hat der Unbekannte im Blick und versucht, sie zu erpressen und zu Straftaten zu manipulieren und damit das eigene Leben oder die eigene Familie zu schützen. 
    Kalt und ohne Gefühle für menschliches Leid erlebt man den Täter aus der Perspektive eines stillen Beobachters mit. 

    Daneben erlebt man Tom Skagen ebenfalls hautnah bei seinen Ermittlungen, er nimmt detailgenau alles unter die Lupe, hört auf sein Bauchgefühl und stellt eine Verbindung zwischen der getöteten Frau namens Elena und den anderen Verbrechen am Ringkøbingfjord her. Seine Chefin ist anderer Ansicht und möchte der dänischen Polizei nicht im Wege stehen. Sie fühlt sich nur für die deutsche Leiche zuständig.  

    Die Handlung ist abwechslungsreich, die personellen Einblicke sorgen für Anteilnahme an den Figuren und gerade mit Tom leidet man besonders mit. Denn er versucht sich seiner Traumatisierung zu stellen und es wird klar, welche Schwierigkeiten er damit hat. Als Leser erlebt man seine Schlafstörungen und Alpträume mit und sieht wie er Schwindelgefühle und Angstattacken bekämpft. 

    Auch mit Markus und seiner Familie habe ich gebangt, welche Ängste und Skrupel in seinem Kopf umgingen, ist kaum in Worte zu fassen. Wenn Menschen sich um ihre Liebsten sorgen und sie diese Liebe angreifbar macht und sie manipulativen Tatwerkzeugen benutzt werden, ist das absolut perfide und schrecklich.      

    Im letzten Drittel des Buches hatte ich einen Tatverdächtigen ausgemacht, wie das Ganze zusammenhängen könnte und welches Motiv dahinterstecken könnte, war jedoch nicht ersichtlich. 

    Hier muss ich der Autorin ein großes Lob aussprechen, sie hat die Spur zum Täter gut verdeckt und die Spannung allmählich und kontinuierlich ansteigen lassen, bis am Ende ein grandioser Showdown den Fall gekonnt beschliesst. Auch die Auflösung ist hieb- und stichfest und das Motiv ist in der Welt der psychisch Gestörten denkbar.


    "Kalter Strand" ist ein gelungenes Thrillerdebüt mit einer dauerhaft ansteigenden Spannungskurve und einem interessanten Ermittler. Die Fortsetzung der Reihe erwarte ich mit großer Neugierde. 


    ***Vielen Dank an den Gmeiner Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***




    Werbung gemäß § 2 Nr. 5


    Mittwoch, 4. Juli 2018

    Die Mittsommerlüge - Katrine Nørregaard

    Ein Familiengeschichte mit tiefen Einblicken in die Figuren!


    Der Roman "Die Mittsommerlüge" ist das Debüt der jungen Dänin Katrine Nørregaard und erscheint im DIANA Verlag.


    Für Louise ist es unverständlich, warum ihr Vater sie und ihre Mutter Karen zwanzig Jahre allein gelassen hat. Sie verzeiht beiden nicht und meidet den Kontakt. Nach dem Tod des Vaters erfährt sie von einem Sommerhaus am Limfjord. Dort führte der Vater ein Leben, von dem sie und Karen nichts wussten. Ein Besuch dort bringt Geheimnisse an Tageslicht, die ihr Leben verändern.





    In diesem Roman geht es um drei Generationen von Frauen einer Familie. Jede von ihnen hat andere Schwierigkeiten und geht damit anders um. Stück um Stück bekommt der Leser Einblicke in die Figuren, jedes Kapitel wird von einer anderen Figur gesehen. 
    Diese Perspektive sorgt für tiefe Einblicke in die schwelenden Konflikte, die Sorgen und Ängste der Personen untereinander. 

    Karen, die Großmutter, ist gerade verwitwet, ihr Mann Kristian hat sie tief verletzt, indem er sich 20 Jahre einfach von ihr abgesetzt hat. Als er eines Tages zurückkehrt, nimmt sie ihn mit offen Armen auf. Sie verzeiht ihm. Nach dem Tod von Kristian erfährt sie von dem Haus Lykkebo, es war seine Heimat in dieser Zeit, deshalb möchte Karen dorthin und seinem geheimen Leben auf die Spur kommen. 
    Louise ist Karens Tochter, mittlerweile 38 Jahre alt und Altenpflegerin. Sie ist mit ihrem Mann Michael nicht gerade glücklich, sie fügt sich jedoch in ihr Schicksal. Von der Abwesenheit ihres Vaters erfuhr sie, dass er angeblich in Ruhe Bücher schreiben wollte.
    Ida ist Louises und Michaels 18-jährige Tochter. Für Ida ist der Kontakt zu den Großeltern selbstverständlich. 

    Bei diesem Roman fällt der besondere Schreibstil auf. Er wirkt ruhig, ein wenig schwermütig und etwas abgehackt mit kurzen Sätzen. Das macht ihn einfach zu lesen und führt den Leser mitten hinein in die Geschichte voller Gefühle und Lebensträume.
    Gerade die Perspektive aus der Sicht der verschiedenen Frauen sorgt für eine große Nähe mit den Figuren.

    Die Reise an der Fjord bringt der Familie Zeit miteinander, auch wenn der Vater nicht mehr dabei sein kann, so müssen die drei Frauen sich mit ihrer Vergangenheit beschäftigen und können sich  einander annähern. Sie werden sich über ihre Lebensvorstellungen klar, Louise ist erneut schwanger, es könnte eine Risikoschwangerschaft sein und sie zweifelt, ob sie das Kind bekommen möchte. 

    Man ahnt als Leser recht schnell, was Kristians Aufenthaltsort bedeutet, doch die Familie beim Erkennen des Geheimnisses zu begleiten, sorgt für interessante Einblicke. 


    Bei diesem Roman mag ich den atmosphärischen und etwas wehmütigen Schreibstil und die Thematik mit der Schwangerschaft. Von dieser jungen Autorin kann man noch einiges erwarten.


     ***Herzlichen Dank an den DIANA Verlag und das Bloggerportal für dieses Rezensionsexemplar!***



    Freitag, 25. August 2017

    Die Mädchen von der Englandfähre - Lone Theils

    Spannungsgeladenes Krimidebüt


    "Die Mädchen von der Englandfähre" ist das Krimidebüt von Lone Theils und der Beginn einer Krimireihe um Nora Sand. Das Buch erscheint im Rowohlt Verlag. (Werbung)


    1985 verschwinden auf der Fähre von Dänemark nach England zwei junge Mädchen. Der Fall bleibt unaufgeklärt, die Mädchen werden nie wieder gefunden.
    Jahrzehnte später, bekommt die dänische Journalistin Nora Sand, die in London für eine dänische Zeitung arbeitet, ein Foto der Mädchen in die Hände. Sie möchte den Fall gern als Story für die Zeitung neu aufrollen und geht den Hintergründen auf die Spur.
    Diese führen sie zu einem Frauenmörder, der im Gefängnis eine lebenslange Strafe verbüßt.
    Doch die Suche nach der Wahrheit ist eine gefährliche Sache! 




    Lone Theils hat mit "Die Mädchen von der Englandfähre" ein spannendes Buch geschrieben, bei dem die Protagonistin Nora und ihre Recherchen im Vordergrund stehen. Als Journalistin berichtet sie aus aktuellen Krisengebieten.
    Neben ihrer Arbeit betreibt sie mit großer Leidenschaft das Kickboxen und ist mutig genug, einem Frauenmörder gegenüberzutreten und ihn zu interviewen. Die Angst, die sie dabei hat, wird spürbar auf den Leser übertragen. 


    Ich finde den Fall sehr ausgefallen, den Zufallsfund des Koffers etwas konstruiert und die Liebesgeschichte am Rande lockert die Handlung unterhaltsam auf.
    Die Schauplätze in Dänemark und London sind realistisch beschrieben, mich haben die Landeswechsel allerdings eher etwas gestört. Nora und andere Figuren werden leider nur oberflächlich beschrieben, besonders Noras fast schon pubertäre Reaktionen in ihrer Beziehung zu Andreas passen nicht zu einer toughen investigativen Journalistin. Aber sie kann sich ja noch entwickeln, es ist ja erst der Beginn einer Reihe.

    Ansonsten sorgen überraschende Wendungen für ordentlich Schwung und die düsteren Szenen mit dem fiesen Frauenmörder bringen Gruselstimmung mit sich. Die Geschichte läuft auf ein dramatisches, aktionsreiches Ende zu, bei dem der Mörder mit seiner kranken Seele der unheilvolle Täter zu sein scheint.
    Das Finale ist gewalttätig und für einen Krimi etwas zu spektakulär ausgeführt, aber es ist nicht vorhersehbar und damit der gewisse Kick für dieses Buch.

    Mich hat gestört, dass einige Handlungsstränge nicht ganz logisch verlaufen und einige Fragen unbeantwortet bleiben. Aber es sind keine gravierenden Fehler, die die Geschichte generell unlogisch machen würden.



    Als Debüt ist dieser Krimi gut gelungen und ich bin gespannt auf weitere Fälle mit Nora Sand.