Dienstag, 26. August 2025

Die Verlorene - Miriam Georg

Ein bewegendes Familiendrama mit Blick in die deutsche Vergangenheit 

 
Im Fischer Verlag erscheint der historische Roman "Die Verlorene" von Miriam Georg.   
 
Lauras Großmutter Änne stammt aus Schlesien vom Pappelhof, von dem sie häufig schwärmte, doch von der Familie und was sie damals erlebte, erzählte sie nie. Nach Ännes Tod hat Lauras Fragen noch viele offene Fragen und macht sich auf den Weg zum ehemaligen Gut ihrer Familie. Sie findet ungeahnte Wahrheiten heraus, die sie nicht erwartet hätte und ihre Sicht auf ihre Familie völlig verändern. 
 
 

Miriam Georg lässt ihren Roman auf zwei Zeitebenen spielen. Als 2019 Ellens Mutter und Lauras Großmutter Änne mit 93 Jahren stirbt, möchte Laura mehr über ihre Großmutter erfahren und reist nach Schlesien, dort findet sie das Haus ihrer Großmutter und entdeckt alte Fotos und ein gemaltes Bild, auf dem scheinbar Änne in jungen Jahren zu sehen ist, als Name wurde aber Luise vermerkt. Welche Geheimnisse verbergen sich in dieser Familie und warum hat Änne nie darüber gesprochen?  
 
Die zweite Zeitebene führt in die Jahre 1941 bis 1947 und lässt uns in das Leben von Änne und ihrer Schwester Luise eintauchen. Beide Schwestern stehen sich sehr nahe, wegen einer Erkrankung muss sich Änne längere Zeit auf dem Dachboden verstecken, um nicht wegen der Reinheitsgesetze von den Nationalsozialisten gefangen genommen zu werden. Diese Zeit forderte ihre Traumata und Änne war nie wieder die junge Frau, die sie einmal war. Das Leid verfolgte die ganze Familie und führte zu Verrat und Entscheidungen, die das Leben aller Familienmitglieder prägte. 
  

Bei der Charakterbeschreibung hat Miriam Georg die Gabe, Emotionen, Stimmungen und Gefühle absolut lebensecht zu beschreiben und diese so zu schildern, dass man sich in die Position ihrer Figuren hineinversetzen und sie nachfühlen kann. 
Der Roman lenkt den Blick nach Schlesien in die Kriegsjahre als menschliche Verlusten, Flucht, Vertreibung, Heimatverlust und Übergriffe von Besatzern den Menschen das Leben schwer machten und sie zu Handlungen und Einschnitten zwangen, die man sich kaum vorstellen kann. Bei manchen Familien haben die erlittenen Traumata sich auch auf nachfolgende Generationen ausgewirkt und wurden vielleicht nie gelüftet. 
 
Die Handlung ist durchgängig fesselnd und birgt so manche schreckliche Erkenntnis. Ich fühlte mich beim Lesen vollkommen in diese Zeit versetzt und habe besonders Ännes und Luises Erlebnisse gefesselt verfolgt. Zu Beginn lässt sich die Geschichte noch sehr gemächlich an, doch dann sorgen die Lebenslügen, Geheimnisse und schlimmen Erlebnisse für eine unglaubliche Spannung, die bis zum Ende des Buches anhält und mich völlig in ihren Bann geschlagen hat. 
Gleichzeitig bringt der gegenwärtige Zeitstrand sehr interessante Einblicke, die Ellen und Laura entdecken und ihren viele ungeahnte Details aus ihrer Familie zeigen. Die geschickte Verbindung beider Zeitebenen ist Miriam Georg perfekt gelungen, man kann sich gut orientieren und hat nie das Gefühl, die Figuren oder Zeiten nicht richtig einschätzen zu können. 
 
Im Nachwort weist Miriam Georg auf die Tatsache hin, dass sie persönliche, familiäre Hintergründe in den Roman eingebaut hat.  
 
Es ist eine bewegende Reise in die Vergangenheit, die den Blick auf menschliche Schicksale mit ihren Traumata sichtbar macht und diese Zeit aus der Sicht Betroffener durchleuchtet. 
 
Ein wunderbar erzählter historischer Roman mit berührenden Schicksalen durch Flucht, Krieg und Traumata, der fesselnde und berührende Lesestunden garantiert. 
  
 
 
***Herzlichen Dank an den Fischer Verlag für dieses Rezensionsexemplar!*** 
 

 

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