Sonntag, 20. September 2015

Das Vogeltribunal von Agnes Ravatn

Mysteriös, bedrückend und fesselnd erscheint dieser Thriller

Von Schuldgefühlen verfolgt

Agnes Ravatn wurde 1983 geboren und arbeitet als Journalistin bei einer großen norwegischen Tageszeitung.  2007 schrieb sie ihren ersten Roman.   Das Vogeltribunal ist ihr zweites Buch und wurde mit einem wichtigen norwegischen Radiopreis ausgezeichnet. Das Buch erscheint im btb Verlag.
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Das VogeltribunalDie Dozentin Allis hat für eine Affäre alles aufs Spiel gesetzt – und verloren. Ihre Ehe besteht weiterhin, doch sie flieht aus ihrem bisherigen Leben. Sie antwortet auf die Anzeige von Sigurd Bagge, der für den Sommer jemanden sucht, der ihm in Haus und Garten hilft. Sie rechnet mit einem älteren pflegebedürftigen Mann, doch Bagge entpuppt sich als in sich gekehrter wortkarger Mittvierziger. Er bestimmt die Spielregeln von Allis Arbeit, die sich auf drei Mahlzeiten und Garten- und Hausarbeit beschränkt. Er sucht keine Konversation oder Zerstreuung und geht Allis aus dem Weg. In dem einsamen Haus am Fjord sind beide aber aufeinander angewiesen und kommen sich zwangsläufig immer näher – doch wer sich zu nahe kommt, kann nichts mehr vor dem anderen verbergen.


Dieser Thriller hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen.
Dabei geht es sehr ruhig los, aber die Autorin schafft gerade mit dieser vermeintlichen friedlichen Ruhe eine Ruhe vor dem Sturm. Man ahnt, hier wird noch etwas passieren. Es macht sich eine bedrohliche Ahnung breit, die Gefährliches ankündigt. 

Die Charaktere geben langsam Geheimnisse preis und stellen sich dennoch nicht wirklich dem Leser vor. Man ahnt mehr als man von ihnen weiß. Das liegt auch an den Dialogen zwischen den Protagonisten, die mehr fragen als antworten. Doch gerade das macht den Reiz dieser Geschichte aus.

Das friedlich wirkende Leben am Fjord in der Abgeschiedenheit zeigt wie einsam die beiden Menschen hier leben. Dabei nimmt ihr Alltagsleben von Garten- und Hausarbeit den Großraum des Tages ein. Ansonsten gehen sich Allis und Sigurd mehr oder weniger aus dem Weg.
Allis findet immer mehr über Sigurds Vergangenheit heraus. Sie kommt ihm langsam näher und entwickelt Gefühle für Sigurd. Dieser wirkt schon sehr wortkarg und einsiedelhaft, man freut sich schon, wenn er mal lächelt oder Humor zeigt. Er macht Allis klar, dass er das Sagen hat. Allis fügt sich und macht ihre Arbeit. Doch sie sitzen auch häufiger zusammen und trinken viel Alkohol. Das sind dann gemeinsam verbrachte,  gemütliche Zeiten. 

Allis erzählt ihm eine nordische Heldengeschichte über den Gott Balder, die sich inhaltlich um Töten, und daraus folgernd um Schuld und Buße dreht. Damit bezieht sich Allis auch auf ihr eigenes Leben und Sigurd scheint aus für sich Wichtiges aus der Geschichte zu ziehen.
Diese Einbindung schafft die Aussage des Verbüßens von Schuld, die auf den Schuldigen früher oder später immer zurück kommt.

Diese Sage hat mich erst etwas verunsichert, aber dann doch inhaltlich erschlossen. Zu dieser Mythologie passen auch die Angriffe von Vögeln, die am Fjord geschehen. 
Sigurd Bagge wird von Geschehnissen verfolgt, die Erinnerung an Schreckliches lässt ihm gedanklich keine Ruhe. So kreisen auch die Vögel wie drohende Erinnerungen über ihm.

Die manchmal nicht einzuschätzende Stimmung der beiden Personen untereinander, beängstigt, baut bedrohliche Spannung auf und lässt Böses ahnen. Ich möchte an dieser Stelle nicht das Ende verraten.

Dieser Thriller ist ein wenig bedrückend, wirkt mythisch und ist mal ein Buch, das in der Ruhe des Erzählstils seine Spannung aufbaut. Ein Buch für die dunkle Jahreszeit, mit Gewitter und Hagelschauer sicher noch besser wirkend.



    ***Rezensionsexemplar vom Bloggerportal - Vielen Dank für die Bereitstellung des Buches!***


                 

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