Reisefrust statt Reiselust
Unter dem Titel "Die Ländersammlerin" beschreibt Nina Sedano, die meistgereiste Frau Deutschlands ihre Reisen. Das Buch aus dem Jahr 2014 wurde Spiegel Bestseller und wird bei Eden Books verlegt.
Nina Sedano beschreibt ihre Reisen durch die 193 UN-Staaten. Sie erzählt von ihrer Kindheit, ihren ersten Reisen als Sprachschülerin nach England und wie sie zum Reisen kam. Dazu gab sie ihren Bürojob auf.
Nina Sedano hat alle 193 Länder dieser Erde bereist. Das klingt gewaltig und ist auch in meinen Augen ein abenteuerliches Unterfangen. Doch damit steht sie nicht allein da. Es gibt inzwischen viele Menschen, die "Länder sammeln"! Sie nennen es den "Weltenbummler Wettstreit der extrem Vielreiser". Meiner Meinung nach ein echt dekadentes Hobby, bei dem sicherlich viele Teilnehmer die Augen vor den jeweiligen politischen oder gesellschaftlichen Zuständen in den Ländern verschliessen. Doch das nur am Rande!
Dieses Buch hat mich leider enttäuscht. Dabei reise ich selbst gerne und erhoffte mir tolle Empfehlungen einsamer Landstriche und liebenswürdiger Menschen, toller Küche, exotischer Kulisse und vor allem interessante Sehenswürdigkeiten.
Mich erwartete statt dessen ein sprachlich nicht ganz ausgereifter Sprachstil einer in ihrer Berufswelt gefrusteten Frau, die es sich zum Ziel gemacht hat, 193 Länder zu sammeln.
Auch wenn ich Frau Sedanos Mut und ihre Beharrlichkeit gerade in Behördendingen für die Einreiseformalitäten bewundere, so vermisse ich doch intensive Erlebnisse und reine Freude am Erlebten. Es kam mir wie ein Abhaken und Sammeln der Länderstempel im Pass vor.
Für die Länder Aserbaidschan und Usbekistan werden im Buch ein paar Seiten veranschlagt. Die Autorin berichtet von einem Hammelessen, von dem sie krank wurde und Fieber bekam. Natürlich tut sie mir leid, aber wer viel reist, muss mit so etwas rechnen.
Sie jammert ebenfalls über Mitreisende, die in Mehrbettzimmern bei ihrem Beisein ihr Liebesleben ausleben. Die Vorstellung finde ich auch schrecklich, aber mir wäre nie in den Sinn gekommen, mich dort einzumieten.
Ich hatte mir vorgestellt, hier tolle Reiseempfehlungen oder abenteuerliche Erlebnisse zu finden, leider Fehlanzeige. Gut gefällt mir lediglich die realistische Darstellung der Reise in Nordkorea. Auch die Versuche, für bestimmte Länder, wie den Iran ein Reisevisum zu bekommen, sind aufschlussreich.
Das sind für mich jedoch keine relevanten oder auch hilfreichen Infos, da diese Länder für mich keine Reiseziele darstellen.
Glücklicherweise unterliege ich ja keinem Zwang zu reisen, sondern suche mir meine Ziele nach landschaftlichem Interesse und persönlicher Vorliebe aus. Ich muss nicht reisen, sondern ich darf!
Bei diesem Buch bemängele ich hauptsächlich die Art, wie sich Frau Sedano darstellt und wie sie erzählt. Beides wirkt aufgesetzt und ich empfinde kein sonderliches Interesse an ihrer Person und die Geschichten sind nicht spannend.
Wo bleibt die Reisefreude, wo sind die einzigartigen Erlebnisse, wo das Reisefieber? Es hätte ein tolles und interessantes Buch werden können. Ein echter Bestseller muss nicht unbedingt ein super Buch sein!
Ups....nun weiß ich, dass ich mir das Buch doch nicht aus der Bücherei leihen werde! Danke! Ich hoffte auf tolle Beschreibungen und nicht zu Erklärungen wie die Autorin zu einem Visa oder Stempel kommt....
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
Ich kann dir da das Buch von Meike Winnemuth ans Herz legen. Das ist ein echt tolles Buch!
LöschenLG Barbara
Das ist auf meiner medimops Wunschliste =)
LöschenLiebe Grüße
Martina
Huhu,
AntwortenLöschenja, es geht immer weiter, mehr, höher - 193 Länder finde ich echt extrem und stimme dir zu, dass man vor einigen Dingen die Augen bestimmt verschließt.
Auch wenn ich das Buch nicht kenne, kann ich deinen Ausführungen gut folgen, unterschreibe Aussagen wie "Natürlich tut sie mir leid, aber wer viel reist, muss mit so etwas rechnen." und weiß jetzt, dass dieses Buch nichts für mich ist.
LieGrü
Elena