Freitag, 18. November 2016

Die Spionin - Paulo Coelho

Hier schaut man hinter die Fassade einer schillernden Femme fatale, die ein tragisches Ende fand.

 

Das neueste Werk von Paulo Coelho heißt "Die Spionin" und befasst sich mit dem Leben der Mata Hari. Das Buch erscheint im Diogenes Verlag.


Wer war Margaretha Zelle alias Mata Hari oder auch H21? Hinter dieser aufreizenden Tänzerin verbirgt sich bis heute eine geheimnisvolle Person, die immer noch Rätsel aufgibt.  



"Denn das habe ich immer gesucht: die Freiheit. Ich habe nicht die Liebe gesucht. Denn die Liebe kommt und geht – und ich habe ihretwegen Dinge getan, die ich nicht hätte tun sollen, und mich an Orte begeben, die ich besser gemieden hätte." Zitat Seite 99

Coelho schaut hinter die Fassade und zeigt sowohl die Verführerin und Mätresse als auch eine Frau, die sich nach Unabhängigkeit, Ansehen und Erfolg sehnt und als Doppelagentin verschrien war.

Mata Hari war eine schillernde Femme fatale, die sich gern mit einflussreichen Menschen einließ. Sie wollte im Rampenlicht stehen und gefeiert werden. Wie schmal der Grat zwischen Bewunderung ihrer Tanzkünste und der Ausnutzung ihrer damaligen Schönheit war, wird im Buch nur allzu deutlich. 


Coelho lässt im Buch Mata Hari aus dem französischen Gefängnis "Saint-Lazare" einen fiktiven Brief an ihren Anwalt schreiben. Darin hofft sie auf die Begnadigung ihrer Strafe, die als Todesurteil ausgelegt wurde.
Durch ihre Erzählung bekommt man einen wagen Eindruck ihres Wirkens und ihrer Lebensstationen und wird mitgenommen zum vollstreckten Urteil. Ein grausiges Empfinden macht sich breit.
Denn diese Frau war im Sinne der Anklage unschuldig, so viel steht fest. Sie war zu ihrer Zeit sicher nicht allein mit ihren Sehnsüchten nach einem selbstbestimmten Leben, aber sie hat es geschafft, sich gegen die Konventionen ihrer Zeit aufzulehnen. Als Showtänzerin berühmt geworden, ahlte sie sich im Kreis ihrer Bewunderer und ließ sich aushalten, doch später, mit abnehmender Atraktivität wurden ihr ihre Bekanntschaften zum Verhängnis. Als ein Minister politische Erfolge braucht, klagt er sie als gefährliche Spionin an und ihre ehemaligen Bewunderer schweigen.

Selbst wenn ich Anteil nehme am tragischen Schicksal dieser Frau, so kommt sie mir nicht unbedingt nahe. Auch die Lobhymne auf sie als eine der ersten Feministinnen, kann ich nicht nachvollziehen. Der Ruhm als Glamourgirl, das Zeigen von nackten Tatsachen in der Öffentlichkeit und ihre Notwendigkeit als Mätresse ihr Geld zu verdienen, machen sie in meinen Augen noch lange nicht zu einer selbstbewussten Frau. Ganz im Gegenteil, sie spielte die Rolle, die die Männer von ihr erwarteten, sie gab sich gegen Bezahlung hin.

Im Nachwort erklärt Coelho, die Geschichte beruhe auf wahren Begebenheiten, es sei jedoch keine Biographie. Das ist schade, denn es sind nur einzelne Stationen, die hier gezeigt werden. Wer sich für diese Person wirklich interessiert, muss sich an die im Nachwort erwähnten Bücher halten.

Auch wenn Coelho in diesem Buch wieder seinem guten Ruf als sprachbewandter Schriftsteller gerecht wird, lässt mich dieses Buch nicht zufrieden zurück. Er schaut hinter die Kulissen der Mata Hari und spielt mit seinen Lebensweisheiten, die er wie gewohnt in die Handlung einfliessen lässt. Doch das erscheint mir zu wenig, denn hier wird mit diversen Leerseiten und Zusatzmaterial in Form eines abgedruckten Briefes oder Zeitungsartikeln, sowie Fotos der Diva das Buch aufgefüllt. Hier beschleicht mich der Verdacht, dass der Autor mit seinem guten Namen und der sagenumwitterten Person Mata Haris Geld machen will. Unter den gegebenen Umständen sind 20,- Euro für dieses Büchlein schon eine Stange Geld.


Dieses Buch kann man gut lesen, es erhellt die Person Mata Hari ein wenig und zeigt ein tragischen Schicksal seiner Zeit und Lebensart.  


 ***Dieses Buch habe ich über vorablesen erhalten. Herzlichen Dank dafür auch an den Diogenes Verlag!***




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