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Dienstag, 9. August 2022

Der Duft der Kirschblüten - Rosalie Schmidt

Gefangen zwischen Vernunftehe und echter Liebe mit viel Teeduft

Rosalie Schmidt ist die Autorin des historischen Romans "Der Duft der Kirschblüten", der bei dtv erscheint. 
 
1870: Das familiengeführte Teehaus Winterfeld in Berlin gerät in finanzielle Schwierigkeiten. Clara, die Tochter des Firmeninhabers, liebt wie ihr Vater Tee und hat wegen seiner Krankheit die Geschäfte übernommen. Hier im Teehaus lässt sie der Duft von fernen Ländern träumen. Um die Pleite des Teehauses abzuwenden, nimmt sie den Heiratsantrag ihres Kinderfreundes Franz an, der ihr finanziell unter die Arme greifen will, um das Teehaus zu retten. Kurz darauf begegnet Clara dem japanischen Teehändler Akeno, an den sie ihr Herz verliert. Doch sie ist gebunden und Akeno reist wieder zurück nach Japan.  
 



Familie Winterfeld betreibt ein Teehaus in Berlin und weil Clara selbstbewusst ist und wie ihr Vater die Liebe für den Tee teilt, übernimmt sie die Geschäfte. Ihre Schwester Netty ist eine lebenslustige Person, ihr Bruder August dient als Offizier beim Heer. Mutter Adele umgibt ein Geheimnis und eine besondere Art von Melancholie und der Vater leidet immer mehr an Demenz. Als Clara die Ehe mit Franz eingeht, bedeutet das zwar die Absicherung des Teehauses, aber auch, dass sie aus Berlin wegziehen muss und dass Franz sie als Ehefrau und Mutter sieht und nicht als Geschäftsführerin. So hatte sich Clara eine Ehe nicht vorgestellt und als sie Akeno kennenlernt, der wie sie Tee liebt und ihr sehr sympathisch erscheint, ist es um Clara geschehen. 

Bei diesem Roman hat mich der bildhafte und flüssige Erzählstil emotional und gespannt durch die Handlung geführt. Sehr ausführlich und interessant sind die Beschreibungen der unterschiedlichen Teesorten und ihrer Zubereitung, und die Szenen der japanischen Teezeremonie habe ich sehr gern gelesen. Der Japanische Sencha Tee mit Kirschblüten nimmt eine besondere Rolle im Roman ein und man wird richtig neugierig auf den Geschmack.  

In ihrer Ehe wird Clara nicht glücklich und ihr Mann möchte sie auch nicht als Geschäftspartnerin im Teehaus sehen. Einige Szenen der Familie Winterfeld sorgen für besondere Überraschungen, die mich gut unterhalten haben. Gleichzeitig wird durch Franz deutlich gemacht, das er für Clara das Rollenbild  als Ehefrau und Mutter wünscht. Deshalb sehnt sie sich umso mehr nach Akeno, der ihre Gefühle erwidert. So ganz konnte mich die Liebesgeschichte zwischen Clara und Akeno nicht überzeugen. Die wenigen Treffen und Gespräche werden zwar intensiv beschrieben, aber im Großen und Ganzen wirkt das wie eine sehnsüchtige Schwärmerei, die Clara für diese Traumliebe entwickelt. Bis auf eine intime Szene war diese Liebe auch im Briefverkehr, in dem sich Clara und Akeno ihr Herz ausschütten, nicht überzeugend genug.  

Die Entwicklungen in den Familien fand ich sehr unterhaltsam, auch Claras Reise mit einem Schiff und die detaillierten Beschreibungen von Kutschen, Draisinen und Kähnen haben mir das Zeitgeschehen gut vor Augen geführt. Zum Ende hin wirkt alles etwas übereilt erzählt.
 
Dieser unterhaltsame Roman sprüht von der Liebe zum Tee, zeigt den historischen Hintergrund und lässt uns eine Familiengeschichte erleben, die einige Überraschungen beeinhaltet. 

***Herzlichen Dank an dtv für dieses Rezensionsexemplar!***




Mittwoch, 1. Dezember 2021

Der Teepalast - Elisabeth Herrmann

Ein unterhaltsamer Schmöker für lange Winterabende

Elisabeth Herrmann schrieb den historischen Roman "Der Teepalast", der im Goldmann Verlag erscheint.  

1834: Lene Vosskamp ist die älteste Tochter einer bitterarmen Fischerfamilie in einem Dorf in Ostfriesland. Wie alle Bewohner, so ist die Strandräuberei eine überlebenswichtigere Quelle. Doch Lene wird wegen Mordes und Strandräuberei zum Tode verurteilt. Sie erhält von einem Fremden eine besondere chinesische Münze, die sie berechtigt, Tee in Kanton einzukaufen. Und weil ihr Freispruch eher fraglich erscheint und sie nichts zu verlieren hat, macht sie sich auf den Weg nach Asien. 

 

Bei diesem Roman kann man mit Lene wunderbar mitfiebern, es gibt einige Übergriffe, aber auch romantische Momente und die Schauplätze werden sehr bildhaft geschildert, sodaß man sich alles gut vorstellen kann. Im Großen und Ganzen ein sehr unterhaltsamer und mitreißender Roman, bei dem die historischen Hintergründe der Zeit auch deutlich werden. In diesem Fall besonders die bittere Armut der Bewohner Frieslands, die Ursprünge des Teehandels und des Opiumkrieges. 

Lene hat genug Mut, um sich auf diese abenteuerliche Reise zu begeben. Durch die Vorfälle in ihrer Heimat Friesland hat sie allerdings auch nichts zu verlieren. Unterwegs begegnet sie der Liebe, aber auch Verrätern und hinterhältigen Schurken, die es nur auf ihren größten Schatz abgesehen haben. Doch sie hat genug Glück, um bis ins ferne China und Indien zu gelangen.  

Dieser gut erzählte Roman hat eigentlich alles, was es für einen guten historischen Roman braucht: Eine vom Schicksal gebeutelte Hauptfigur, ein großer und riskanter Lebenstraum, eine Reise an exotische Schauplätze, etwas Liebe, Intrigen, Machtkämpfe und Gegenspieler, die kriminelle Ambitionen hegen. Die Geschichte hat mich in ferne Gefilde reisen lassen und ich habe Lene gespannt dabei begleitet. Ihr Vorhaben war für mich aufgrund der damaligen Bedingungen für Frauen zwar etwas hoch gegriffen, aber ich fand die Idee durchaus nachvollziehbar. Nur die Münze fand ich von Anfang an sehr fragwürdig und irgendwie historisch nicht belegt.

Lene Vosskamp ist von einem großen Traum beseelt, sie möchte aus ihrer Armut entfliehen, in den Teehandel einsteigen und einen Teepalast bauen. Ohne Schiff, großes Vermögen und einflussreiche Handelsbeziehungen ist das eigentlich ein ziemlich unlösbarer Traum. Aber Lene hat Glück, ständig trifft sie Menschen, die ihr helfen oder ihr kommt der Zufall zur Hilfe, wenn sie plötzlich in Gefahr gerät. Das war mir auf Dauer doch etwas zuviel, wobei die Geschichte natürlich nur so auch abenteuerlich wird und auf einen guten Ausgang hinausläuft. Aber mir war vieles doch zu konstruiert, um es glaubhaft annehmen zu können. 


Ein schöner Schmöker für lange Winterabenden, an denen man sich in eine andere Zeit und in die Ferne träumen kann.  

 

***Herzlichen Dank an das Bloggerportal und den Goldmann Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***