Historischer Roman über amerikanischen Unabhängigkeitskrieg
Herausgeber ist der Bastei Lübbe Verlag
Dieses
Buch bekam ich als Blogger-Exemplar von der Autorin zugesandt. Eine
große Freude hat sie mir damit gemacht und dafür danke ich an dieser
Stelle herzlich!
1775: Die Mennonitin Anna lebt mit ihrem Vater in Hessen in einer Gemeinde der Täufer. Bei einem Überfall rettet sie der junge Leutnant Lorenz von Tannau und beide verlieben sich ineinander. Lorenz wird mit seinem Regiment nach Amerika in den Krieg geschickt. Annas Vater stirbt und aus Verzweiflung und fehlender Lebensperspektive verkauft sie sich als Schuldmagd in die amerikanischen Kolonien. Dort machen beide ihre eigenen Erfahrungen mit der Sklaverei und erleben die Wirren des Unabhängigkeitskrieges.
Was für ein toller Schmöker!
Dieses Buch hat mich gut unterhalten,
informiert, aber auch erschüttert und mitgerissen. Doch das Wichtigste,
es hat mich vollkommen vereinnahmt und in eine andere Zeit
hineinversetzt. Ich konnte es einfach nur verschlingen und immer weiter
lesen, obwohl der Roman ja umfangreiche 880 Seiten zählt. Die Seitenzahl sollte also niemanden abschrecken.
Die
historischen Grundlagen hat die Autorin ausgezeichnet recherchiert und
äußerst gelungen in den Roman eingebaut. Sie vermittelt ein deutliches
Bild Amerikas und seiner Klassenunterschiede, beschreibt den auch mit
Hilfe von ausländischen Soldaten geführten Unabhängigkeitskrieg und die
vielseitigen religiösen Strömungen, die durch Auswanderer dort gelebt
wurden.
Historische Begriffe und Persönlichkeiten werden ausführlich
im Glossar erklärt und beschrieben. So hat man als Leser die
Möglichkeit, sein Wissen um diese Zeit aufzufrischen und ein besseres
Verständnis der herrschenden Umstände zu erhalten. Besonders hervorheben
möchte ich das aufschlussreiche Nachwort der Autorin, hier wird der
Traum der Freiheit in der Geschichte der Menschheit noch einmal
ausdrücklich erklärt.
Doch nicht nur die geschichtlichen Belange
sind interessant dargestellt. Die spannende Liebesgeschichte der beiden
Protagonisten Anna und Lorenz entwickelt sich mit viel menschlichem Auf
und Ab und zieht den Leser in seinen Bann. Das bringt Sehnsucht und
Leben in historische Romane. Aber auch der Zeitgeist wird sehr klar
bechrieben, indem die Lebensumstände und die Klassenunterschiede auch
zwischen christlichen Konfessionen aufgezeigt werden und somit die damit
verbundenen unüberbrückbaren Hürden der zwei Liebenden deutlich werden.
Die Charaktere setzen sich im Handlungsvelauf gedanklich mit den
religiösen Aspekten auseinander und deuten damit die Schwierigkeiten
ihrer Verbindung in der damaligen Zeit an.
Auch wenn ich diesen
Roman in seiner Sprache und Fülle regelrecht verschlungen habe, so ist
doch der Zufall hier eindeutig zu viel am Werk. Wenn sich ein paar
Personen im großen Amerika immer wieder treffen, wirkt das natürlich
unlogisch und konstruiert. Doch das blende ich einfach aus. Denn als
fiktive Personen und Stellvertreter ihrer Zeit sehe ich sie eher
sinnbildlich und nur so kommt in der Handlung eine Dramatik und Spannung
auf!
Diese Geschichte um Anna und Lorenz hat mich
gefesselt. Gerade die geschilderten Klassenunterschiede, das große Leid
der Sklaven, die menschenverachtende Unterdrückung durch
Plantagenbesitzer und ihre Helfershelfer ziehen mich in einen Bann des
Lesens und nehmen mich mit auf eine emotionale Reise. Große
Leseempfehlung von mir!