Dienstag, 30. Juni 2015

Die Küste der Freiheit - Maria W. Peter

Historischer Roman über amerikanischen Unabhängigkeitskrieg 

Herausgeber ist der Bastei Lübbe Verlag

Dieses Buch bekam ich als Blogger-Exemplar von der Autorin zugesandt. Eine große Freude hat sie mir damit gemacht und dafür danke ich an dieser Stelle herzlich!

                                                                                                                                            

1775: Die Mennonitin Anna lebt mit ihrem Vater in Hessen in einer Gemeinde der Täufer. Bei einem Überfall rettet sie der junge Leutnant Lorenz von Tannau und beide verlieben sich ineinander. Lorenz wird mit seinem Regiment nach Amerika in den Krieg geschickt. Annas Vater stirbt und aus Verzweiflung und fehlender Lebensperspektive verkauft sie sich als Schuldmagd in die amerikanischen Kolonien. Dort machen beide ihre eigenen Erfahrungen mit der Sklaverei und erleben die Wirren des Unabhängigkeitskrieges. 





 

 

Was für ein toller Schmöker!
Dieses Buch hat mich gut unterhalten, informiert, aber auch erschüttert und mitgerissen. Doch das Wichtigste, es hat mich vollkommen vereinnahmt und in eine andere Zeit hineinversetzt. Ich konnte es einfach nur verschlingen und immer weiter lesen, obwohl der Roman ja umfangreiche 880 Seiten zählt. Die Seitenzahl sollte also niemanden abschrecken.

Die historischen Grundlagen hat die Autorin ausgezeichnet recherchiert und äußerst gelungen in den Roman eingebaut. Sie vermittelt ein deutliches Bild Amerikas und seiner Klassenunterschiede, beschreibt den auch mit Hilfe von ausländischen Soldaten geführten Unabhängigkeitskrieg und die vielseitigen religiösen Strömungen, die durch Auswanderer dort gelebt wurden.
Historische Begriffe und Persönlichkeiten werden ausführlich im Glossar erklärt und beschrieben. So hat man als Leser die Möglichkeit, sein Wissen um diese Zeit aufzufrischen und ein besseres Verständnis der herrschenden Umstände zu erhalten. Besonders hervorheben möchte ich das aufschlussreiche Nachwort der Autorin, hier wird der Traum der Freiheit in der Geschichte der Menschheit noch einmal ausdrücklich erklärt.

Doch nicht nur die geschichtlichen Belange sind interessant dargestellt. Die spannende Liebesgeschichte der beiden Protagonisten Anna und Lorenz entwickelt sich mit viel menschlichem Auf und Ab und zieht den Leser in seinen Bann. Das bringt Sehnsucht und Leben in historische Romane. Aber auch der Zeitgeist wird sehr klar bechrieben, indem die Lebensumstände und die Klassenunterschiede auch zwischen christlichen Konfessionen aufgezeigt werden und somit die damit verbundenen unüberbrückbaren Hürden der zwei Liebenden deutlich werden. Die Charaktere setzen sich im Handlungsvelauf gedanklich mit den religiösen Aspekten auseinander und deuten damit die Schwierigkeiten ihrer Verbindung in der damaligen Zeit an.

Auch wenn ich diesen Roman in seiner Sprache und Fülle regelrecht verschlungen habe, so ist doch der Zufall hier eindeutig zu viel am Werk. Wenn sich ein paar Personen im großen Amerika immer wieder treffen, wirkt das natürlich unlogisch und konstruiert. Doch das blende ich einfach aus. Denn als fiktive Personen und Stellvertreter ihrer Zeit sehe ich sie eher sinnbildlich und nur so kommt in der Handlung eine Dramatik und Spannung auf!


Diese Geschichte um Anna und Lorenz hat mich gefesselt. Gerade die geschilderten Klassenunterschiede, das große Leid der Sklaven, die menschenverachtende Unterdrückung durch Plantagenbesitzer und ihre Helfershelfer ziehen mich in einen Bann des Lesens und nehmen mich mit auf eine emotionale Reise. Große Leseempfehlung von mir!



GU 1 Salat - 50 Dressings

 

Sommerzeit ist Salatzeit 

und was liegt da näher, als sich mal ein schönes Buch zu diesem Thema anzusehen! Jetzt gibt es alles knackfrisch zu kaufen, die Tomaten reifen sonnensaftig und die bunten Farben machen einfach Appetit.



In diesem Fall möchte ich aus der Reihe Küchenratgeber von GU dieses wunderschön illustrierte Büchlein vorstellen: 


Bücher über Salate und Saucen gibt es bereits in großer Vielzahl. Doch in diesem GU Salatratgeber stecken viele tolle Rezeptideen, die mit 50 verschiedenen Saucen auch außergewöhnliche und leckere Salate zaubern lassen.
Das Buch ist im typisch handlichen GU Format und teilt sich in drei Kategorien auf.

a) Vinaigrettes
Hier haben mit die Radieschenvinaigrette, die frische Kräuter- und die Sardellenvinaigrette besonders gut gefallen.

b) Cremige Dressings
Hier wird u. a. der Klassiker Caesar-Dressing beschrieben und meine Favoriten sind das Zitronen-Sahne-Dressing, sowie die Thunfischsauce, die zu Vitello tonnato gehört. Auch eine Remouladensauce ist hier vertreten.

c) Exotische und ungewöhnliche Dressings
Diese Kategorie enthält die Rezepte mit den außergewöhnlichsten Zutaten, die teilweise nur im Asiashop oder in Spezialgeschäften erhältlich sind.
Die Rezepte für Asia- und Algen-Zitrus-Vinaigrette sind schon sehr speziell und klingen wirklich exotisch. Das Sesamdressing werde ich noch ausprobieren, denn es klingt lecker und recht einfach.



Bei allen Dressings gibt es Hinweise, zu welchen Salatsorten oder Gerichten die jeweilige Sauce passt. Insofern ergeben sich hier weit mehr als 50 Salatvariationen und das ist durchaus eine beachtliche Leistung für so ein kleines Büchlein. In den Umschlagklappen sind außerdem weitere Vorschläge zu Toppings in Form von Croutons, Kernen, Nüssen und sogar ein Parmesantalerrezept. Auch die eigene Herstellung von Essig und Öl wird beschrieben.

Jetzt lasse ich mal ein paar Bilder sprechen! 

                                                
 
Die cremigen Salatsaucen haben es mir geschmacklich besonders angetan. 
Das fruchtige Zitronen-Sahne-Dressing ist schon allein ein Traum und passt wunderbar zu den verschiedensten Salatzutaten. 
Hier habe ich mal zu Eisbergsalat, Tomaten, roter Bete und Radiesschen noch Schafskäse, fertige Frikadellen und getrocknete Tomaten variiert. 

Ein leckeres kaltes Essen im Sommer!




Hier ist eine Variante einer Vinaigrette mit Zwiebeln und frischen Kräutern zu sehen.


Nun hoffe ich, dass ich euch Appetit gemacht habe. Ich weiß jedenfalls schon, was es heute zu essen gibt!

 

Montag, 29. Juni 2015

Großartige Überraschungspost

Ganz tolle Post bekam ich vor meinem Urlaub von der Autorin Maria W. Peter. Ich fühle mich regelrecht geehrt!

Schaut mal hier: 




Es handelt sich bei dem Buch um den historischen Roman Die Küste der Freiheit aus dem Bastei Lübbe Verlag, der 2014 herauskam. Er umfasst stolze 880 Seiten und kostet 9,99 Euro. 

Hier mal in Kürze die Inhaltsangabe:


1775: Als ihr geliebter Lorenz mit seinem Regiment nach Amerika in den Krieg geschickt wird, ist Anna zutiefst verzweifelt. So verzweifelt, dass sie sich als Schuldmagd in die amerikanischen Kolonien verkauft. Bald schon findet sie sich mit zahlreichen anderen Auswanderern auf einem Schiff in die Neue Welt wieder. Doch der Weg in die Freiheit und zur Liebe ist weit ...

Dieser Roman gefällt mir sehr gut, ich bin schon völlig eingetaucht in die Welt um 178O. Besonders die Recherche zu den historischen Hintergründen fällt beim Lesen auf. Wie die herrschenden Regierungen und die Zustände der damaligen Zeit die Menschen als Leihsoldaten oder Besitzlose durch die Welt und ins Ungewisse gescheucht hat, ist aus heutiger Sicht kaum vorstellbar. 

An dieser Stelle möchte ich mich nochmal ganz herzlich bei Maria Peter für dieses Reziexemplar bedanken. Ich habe mich riesig gefreut!

Samstag, 27. Juni 2015

ADAC Reiseführer Berlin - Ulrike Krause

Bärenstarkes Berlin 

                    

Deutschlands bärenstarke Hauptstadt Berlin - das heißt Tempo, Temperament, Turbulenzen. Die deutsche Hauptstadt, ein kunterbuntes Gesamtkunstwerk, ist Anziehungspunkt für Gäste aus aller Welt.


Dieser Reiseführer beschreibt Sehenswürdigkeiten wie den Reichstag mit der berühmten Foster-Glaskuppel, weitere historische Baudenkmäler und führt die vielseitigen Museen unserer Hauptstadt auf. So wie das Pergamon-Museum mit seinen antiken Schätzen, die Gemäldegalerie mit Werken von alten Meistern und die Neue Nationalgalerie mit modernen Gemälden.


Als Ausflugsmöglichkeiten bieten sich entspannende Bootstouren auf der Spree an, bei denen man einen Überblick über diese große Stadt und ihr Flair bekommt.



 
Ein Bummel im Tiergarten, Potsdam mit seinem Rokokoschloss Sanssouci und Badefreuden am Wannsee sind ebenfalls schöne Ziele, die hier erwähnt werden.

Außerdem vervollständigt natürlich eine Übersicht über angesagte Kneipen, feinste Hotels, Theater und Events das Gesamtbild Berlins.

Besonderes Plus dieser Reiseführer-Serie ist auch hier die Erwähnung von Top Tipps für empfehlenswerte Besuche.

Ein Verkehrslinien-Plan auf der Rückseite der hinteren Klappkarte gibt Auskunft über das weit verzweigte Netz an Bahnlinien dieser Metropole.

 

Fahr zur Hölle, Schatz!

Unterhaltsames Wunschkonzert zum Abschalten und drin Versinken!

 

Autorin "Brigitte Kanitz" schrieb ihre humorvolle Familienkomödie "Fahr zur Hölle, Schatz!". Das Buch erscheint 2015 im "blanvalet Verlag".

Sveas Freund Martin verlässt sie, denn sie ist ihm zu langweilig. Doch ein Unglück kommt meistens nicht allein, ihr schusseliger Nachbar Alexander sorgt für einen Wasserschaden, der ihre eigene Wohnung unbewohnbar macht. Nun kann sie mit ihren 30 Jahren wieder bei ihren Eltern einziehen und muss sich von ihren nervigen pubertären Brüdern ärgern lassen. Es kommt noch schlimmer, ihr Vater hat eine junge Geliebte, ihre Mutter schluckt ihren Frust mit reichlich Prosecco herunter und ihre Oma Lina ist auf Männerfang aus. Es ist schrecklich.
Bis Svea schliesslich ein altes Buch findet, welches ihr hilft Wünsche zu erfüllen. Aber auch das gestaltet sich ziemlich chaotisch. Wie kann man diese Wünscherei denn nur sinnvoll nutzen?



Brigitte Kanitz hat mit Svea eine erfrischend humorvolle Figur geschaffen und zeigt in locker flottem Erzählstil eine Art modernes Märchen. Hingerissen und gut unterhalten bin ich diesem Buch gefolgt und habe die Geschichte echt verschlungen. Sicher war einiges im Buch sehr überzogen, aber das hat den Spaß beim Lesen nicht gemindert. Ich habe mich köstlich amüsiert, fühlte mich sorgenlos und liess den Alltag hinter mir.

Svea und ihre Wünscherei, ihre Suche nach ihrer großen Liebe und ihre Missgeschicke sind wie ein laufender Kinofilm geschrieben. Man hat sie direkt vor Augen und auch ihre Brüder und ihre Oma Lina sind witzige und außergewöhnliche Figuren mit Charisma und Unterhaltungseffekt, die mir gut gefallen.


Sveas führt heimlich gedanklich Zwiesprache mit ihren bereits verstorbenen Urgroßeltern und das alte Buch sorgt für unrealistische aber komische Wunsch-Magie, die der Geschichte einen verspielten, fast märchenhaften Anstrich gibt.


Es ist ein Gute-Laune-Buch für den Urlaub oder einfach nur zum Entspannen. Nichts Tiefschürfendes, dafür aber über die Suche nach der Liebe, nach Familenidylle und Zufriedenheit. Ein bißchen Magie und Sveas Reaktionen und direkte Wortwahl machen die Geschichte lesenswert. 


Donnerstag, 25. Juni 2015

Das Parfüm - Patrick Süskind

 Abstoßende und zugleich anziehende Literatur

 

Von Jean-Baptiste Grenouille, dem finsteren Helden, sei nur verraten, daß er 1738 in Paris, in einer stinkigen Fischbude, geboren wird. 

Die Ammen, denen das Kerlchen an die Brust gelegt wird, halten es nur ein paar Tage mit ihm aus: Er sei zu gierig, außerdem vom Teufel besessen, wofür es untrügliche Indizien gebe: den fehlenden Duft, den unverwechselbaren Geruch, den Säuglinge auszuströmen pflegen.

 

 

 

 

 


Dieser Roman ist wirklich ein echter Klassiker. 
Die beschriebene Atmosphäre ist einzigartig und versetzt den Leser in eine andere Welt. Eine Welt der Grausamkeit, Angst, Emotionen, Neugier und der Düfte. Man wird von dieser Geschichte angezogen und gleichzeitig auch abgestossen. Die Figuren sind lebendig und die kranke Obsession Grenouilles ist fühlbar und angstmachend. 

Der Autor Süskind spielt mit der Sprache und schafft eine unglaubliche literarische Kraft, die mich in den Bann zieht und nicht wieder los lässt. Sagenhaft gut und sehr beeindruckend in seiner ganzen Form.
Die Szenerie wird so bildhaft und genau beschrieben, die Düfte riecht man förmlich und die grausamen Taten scheinen fast real zu sein. So ein Schreibtalent sollte man gelesen haben. Dazu kommt eine Handlung, die zwar abstossend wirkt, aber nachvollziehbar erscheint, weil die Gedanken Grenouilles dem Leser bekannt sind. 


Dieses Werk einzigartiger Erzählkunst Patrick Süskinds sollte man gelesen haben. Es ist ein Feuerwerk der Emotionen, die beim Lesen explodieren und mitreißen.  

                  

Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker - Renate Bergmann

Humorvolle Lektüre

Absurd, komisch, makaber und dennoch unheimlich unterhaltsame Geschichte einer Oma, die mit Handy und Facebook die Neuzeit erobert. 


"Ich bin nicht süß, ich hab bloß Zucker" ist die humorvolle Lektüre über eine ältere Dame namens "Renate Bergmann". Verlegt wird der Spiegelbestseller bei "rororo".

Renate Bergmann, 82, wohnt in Berlin-Spandau und ist bekannt geworden durch ihre Twitter-Nachrichten. Die alte Dame versucht mit ihrer Sichtweise durch die moderne, technisch komplizierte Welt zu kommen und zeigt uns ihren Alltag. In 34 Episoden hat sie zu vielem ihre Meinung zu sagen und sorgt für den ein oder anderen Lacher.  



Wer nach 45 Steine gekloppt hat, will im Alter sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. So begründet Renate ihre vielen Aktionen und hat eigentlich auch recht damit.
Originelle Ideen zur Alltagsbewältigung, Besuch von Fremdbeerdigungen mit leckerem Leichenschmaus und eigene Ansichten über Gut und Böse, die herrlich amüsant sind, zeigen, dass diese alte Dame das Herz am rechten Fleck trägt.
Wie sie ihre vier Ehen und ihr einziges Kind sieht, die in Berlin weit verstreuten Gräber der verblichenen Männer pflegt und ihre Freundschaften heute aussehen, verrät die agile Frau in diesem Buch.
Man ist immer wieder überrascht, was ihr so alles einfällt. Ständig ist sie auf Achse, jagt Schnäppchen hinterher, organisiert Altenheimfeste und fährt mit ihren besten Freunden Ilse und Kurt in deren Koyota durch die Gegend. Nicht ganz unfallfrei, dafür kommt sie aber überall hin.
Was sie so alt werden liess, kann man nur erahnen. Diese Dame rastet nicht, feiert gern und häufig und hält sich täglich mit einem Klaren gesund. Aber auch ihr selbstgemachter Eierlikör, den sie mit Primasprit ansetzt, hilft ihr und ihren Freunden über die Runden. Sicher schüttelt man manchmal den Kopf über ihre Aktionen und Ansichten, verzeiht ihr aber dank ihrer netten Art sofort wieder.

Eigentlich ist Renate eine neugierige, pingelige Ordnungsfanatikerin, die viel zu Nörgeln hat. Aber gerade diese nervigen Charakterzüge machen sie in diesem Buch so sympathisch und man ist immer wieder erstaunt, wie ehrlich und schlagfertig diese Frau sein kann. Es gibt wohl kein Thema, zu dem sie nichts zu sagen hätte. Dabei sind ihre Ideen nicht immer korrekt, ihre Freude über Flugreisen, Preisausschreiben und Beerdigungen aber so erfrischend und positiv, dass man Renate gleich gern hat und sich über jeden Fauxpas, den sie sich leistet, freut.
Die Erzählweise ist unterhaltsam und sehr persönlich gehalten, der Leser wird direkt angesprochen und man kommt sich vor wie in einem Gespräch auf irgendeiner Parkbank in Berlin.

Eine schöne Lektüre über Themen des Alters, wie man mit der technisierten Welt umgehen kann und wie man das Leben leicht nimmt und Humor an den Tag legt. Ein wenig absurd, lustig und einfach herzerfrischend komisch geschrieben, wird hier klischeehaft so manche Wahrheit ans Licht gebracht.


                                          
                          

Montag, 22. Juni 2015

Wetterleuchten im Roussillon - Philippe Georget

Philippe Georget hat den zweiten Fall für Inspecteur Sebag geschrieben: Wetterleuchten im Roussillon, sein Kriminalroman erscheint im Ullstein Verlag.






Das Cover zeigt sehr passend mit der drohenden Gewitterstimmung vor einer Hafeneinfahrt ein bedrohliches Naturschauspiel an und deutet so schon auf grausame Taten hin.

Dieser Roman ist in einem angenehmen Erzählstil verfasst, die Handlung ist eher ruhig und sachlich wirkend beschrieben. Was aber besonders auffällt, sind die detailliert geschilderten Gedankengängen und die jeweiligen Empfindungen der Figuren, die den Leser an den Stimmungen sehr direkt teilhaben lassen. Dieses Talent Georgets gibt seinen Protagonisten einen sehr fühlbaren Charakter und dem Leser den Blick in ihr Innerstes, in ihr persönliches Seelenleben.

Mit einem Mordfall beginnt der Krimi recht spektakulär, die nachfolgenden Ermittlungen ziehen sich dann allerdings recht schleppend voran. Zu undurchsichtig ist das Netz von Algerien-Franzosen und deren Gegnern nach nunmehr 50 Jahren. Es gibt durch Rückblenden Einblicke in das Treiben eines OAS-Kämpfers in Algerien um 1960. Die damaligen Taten erschüttern und machen tief betroffen. Auch eine aktuelle Täterperspektive wird gezeigt, hier wird aus Tätersicht das Opferfeld betrachtet und Morde geplant und ausgeführt. Gleichzeitig gibt es als Nebenermittlung einen Fall eines jugendlichen Unfalltoten, dessen Schuldfrage nicht eindeutig geklärt ist. Diese Perspektiven verlangen nach Aufklärung und das macht die eigentliche Spannung dieses Krimis aus.

Gerade der geschichtliche Exkurs in die für deutsche Leser wahrscheinlich nicht so bekannte Algerien-Frage macht diesen Krimi so interessant. Zwar sind die Personen fiktiv, ihre Handlungen sind aber beispielgebend für Racheakte und Terror der damals kämpfenden Untergrundgruppen. 
OAS und die gegnerische algerische FLN (Front der nationalen Befreiung) lieferten sich erbitterte Kämpfe.

Gilles Sebag kämpft allerdings nicht nur mit den Ermittlungen zu den bestehenden Mordfällen, seine Eheprobleme um einen fraglichen Nebenbuhler belasten ihn und seine Selbstzweifel beanspruchen ihn noch zusätzlich. Das macht ihn menschlich, stellt ihn aber auch nicht gerade als Helden dar. Seinen Fall löst er schließlich mit Bravour, ob sich sein Privatleben auch wieder entspannt, kann man nur hoffen. Die französische Leidenschaft für Essen und Trinken wurde übrigens sehr deutlich gemacht.

Dieser Krimi bietet zwar keine rasant spannende Handlung, punktet aber mit geschichtlicher Aufklärung und zeigt, wie koloniale Herrschaft Unrecht verbreitete, Hass und Blutvergießen die Folge waren und heute schon wieder Geschichte sind.  

     
        
*** Vielen Dank an vorablesen und den ullstein Verlag für die Bereitstellung des Buches!***
                               

                  

Winterkartoffelknödel - Rita Falk

Humorvoller Regionalkrimi 


Lustig, bayrischer Dialekt und einfach mordsmässig lebendig geschrieben!


Rita Falk schrieb den ersten Band Winterkartoffelknödel um ihren bayrischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer. Verlegt wird der Krimi bei dtv.


Franz Eberhofer wurde von München strafversetzt in seine Heimat nach Niederkaltenkirchen. In diesem beschaulichen Dorf schiebt er jetzt als Polizist eine ruhige Kugel. 
Er lebt zusammen mit seiner fast tauben Oma, die ihn wunderbar bekocht, und seinem Vater, der ein Alt-68er und Beatles-Fan ist.
Bis eines Tages die Familie Neuhofer auffällige Schicksalsschläge zu verzeichnen hat: Vater stirbt an Stromschlag, Mutter erleidet Tod durch Erhängen und die beiden Brüder erben ein Haus, für das großes Interesse besteht.





Dieser Krimi hat mich sehr amüsiert. Nicht nur die bayrische "Unart" der Satzstellung löst bei mir Lachattacken aus. Auch die abgedrehten Figuren und die deppige Art der Ermittlung des Eberhofer Franz sind toll zu lesen.
Die beschriebene regionale ländliche Idylle mit Biergärten, frischen Leberkässemmeln und anderen typischen Gerichten aus der Weißwurstecke hat schon allein einen ganz besonderen Reiz, der diesem Buch die richtige Würze gibt. 

So zeigen die Figuren im Laufe der Handlung immer weitere für sie typische Verhaltens- und Handlungsmuster, die man ihnen immer mehr abnimmt und sie bleiben sich auch treu dabei. Zum Schluss kennt man sie alle und ganz besonders ihre speziellen Macken.
Die Oma hat zum Beispiel die Angewohnheit, sämtliche Angebote der Gegend nicht nur zu kennen, sondern sie auch noch zu kaufen. Da gibt es schon einmal für Oma, Sohn und Enkel die gleichen roten Moonboots und andere erheiternde Einkäufe zu bestaunen. Ganz klar, dass dabei ein wunderbares Kopfkino beim Lesen abläuft und man häufig lachen muss.

Auch sind die bayrischen Männer hier so beschrieben, dass jeder Rockzipfel verlockend ist und so wundert es dann nicht, dass der Eberhofer seinen Fall vor lauter Verlockungen nicht gleich klar durchschaut. Erst sein alter Polizeikumpel muss ihn immer wieder mit der Nase auf die Spuren stupsen, bis es dann endlich auch bei Franz ganz deutlich klingelt.

Wie hier die absurden Situationen aneinandergereiht sind, ist absolut gut gemacht. Alles wirkt leicht und unterhaltsam und doch zieht sich ein roter Faden der satirischen Art durch das Buch. Hier werden Klischees aufgedeckt, indem sie einfach gelebt werden. 
 

"Winterkartoffelnödel" ist ein toller Regionalkrimi mit viel Sprachwitz, skurrilen Figuren und komischen Situationen, die dann schon wieder realistisch wirken.
Eine wundervolle Unterhaltung und Appetitanreger für die deftige bayrische Küche. Na, denn man: Prost! 

                                     

                        
                      

Makarionissi oder Die Insel der Seligen - Vea Kaiser

Niveauvoller Roman

Detailreiche Familiensaga, die einzigartig formuliert ist und alte Helden und Amazonen aufleben lässt!

 

"Ist es leichter glücklich oder unglücklich zu sein?"
Diese Frage stellt sich der Leser, wenn er die griechischen Familienmitglieder von ihrer Insel Varitsi nach Hildesheim, nach Amerika und Österreich begleitet. Dort in Varitsi, einem Dorf an der griechisch- albanischen Grenze lebt Yiayia Maria mit ihrer Familie. Ihre Enkel treibt es in die Ferne.
Die Reise beginnt in den Fünfzigerjahren und endet in der Gegenwart.
Eine Familie wie aus einem Heldenepos, voller Tragik, Liebe, Hoffnung und auch Grausamkeit wird hier das Glück gesucht.





Schon allein der Titel verspricht ein sagenhaftes Werk mit heldenhaftem Einschlag à la Homer und anderen griechischen Sagen. Geschickt hat Vea Kaiser dieses Familienepos mit neuzeitlichen Anklängen in die alten Heldengeschichten eingebunden und teilt den Roman in Heldengesänge kapitelweise ein.

Hier wird nicht die klassische Variante von griechischen Sagen "besungen", sondern politische Krisen, finanzielle Schwierigkeiten und persönliche Höhen und Tiefen der Figuren dieser Familie mit Fehlern und Schwächen, aber auch mit Witz und Charme beschrieben und offen gelegt.

Es gelingt Vea Kaiser, die Familiensaga beginnend mit den Protagonisten Lefti, Eleni und ihrer bestimmenden Großmutter Yiayia Maria zu einem unterhaltsamen Roman zusammen zu schreiben. Die Familie lebt in einer ärmlichen rückständigen Gegend, Ziegenhaltung und karge Berge lassen keinen großen Wohlstand zu. Nur das Familienvermögen bringt sie durch die Zeit. Daher ist die Wahrung des Besitzes gerade eine Frage der Verheiratung, die auch vor verwandschaftlicher Beziehung nicht halt macht. Also werden Lefti und Eleni als Cousin und Cousine verheiratet. Doch mehr möchte ich hier nicht verraten. Nur noch soviel, dass auch die weiteren Charaktere faszinierend, ungewöhnlich und empathisch daherkommen und damit für eine wunderbare Unterhaltung sorgen.

Außerdem hat mich allein die Sprache schon regelrecht verzaubert. Der Stil ist frisch, spritzig und unverbraucht und geht ans Herz. Man entdeckt einen ganz eigenen Schreibstil voller Detailreichtum, Leichtigkeit und wahrer Einzigartigkeit.
Vea Kaiser vermag mit sagenhafter Wortgewandheit und klugem Inhalt des Buches, den Leser zu fesseln. Es gibt so viele originelle und witzige, traurige und schöne Stellen, die mich begeistert lesen ließen.

Man erlebt eine Familie, deren Mitglieder so anders sind als andere und dennoch die gleichen Wünsche, Sehnsüchte, Träume und Hoffnungen haben wie alle anderen Menschen auf dieser Welt auch. Die Familie wird erst auseinandergerissen, treibt in die Ferne und findet dann wieder zueinander.


Diesen Roman sollte man lesen! Er zeigt wie aus Sehnsucht und Einsamkeit Neuanfänge geschehen können und ist eine Ode an die Schönheit des Lebens mit all seinen Facetten.




                     

Freitag, 19. Juni 2015

Tschick - Wolfgang Herrndorf

Verrückte Story zweier Jugendlicher, die trotz ihrer Unterschiede die gleichen Träume und Probleme haben!




Das Roadmovie Tschick schrieb Autor Wolfgang Herrndorf 2010. Es erscheint im rororo Verlag und war lange Zeit Spiegel Bestseller.

                                    
Maik Klingenberg und Andrej Tschichatschow gehen in einer Klasse. Während Maik aus einer finanziell gut gestellten Familie kommt, wo die Mutter Alkoholikerin ist und der Vater eine junge Geliebte hat, ist Andrej, genannt Tschick, aus einer Aussiedlerfamilie, in der sich ebenfalls niemand um ihn kümmert. Als die Sommerferien beginnen, gehen die beiden Aussenseiter gemeinsam auf eine unvergessliche Reise in einem geklauten Lada. Sie lernen Menschen kennen, die ihnen trotz ihrer Fremdheit offen und menschlich gegenüber treten und sie erleben einen sagenhaften Sommer von Freiheit und verrückten Ideen.



Tschick ist in die Sektion Jugendliteratur einzuordnen, aber auch für Erwachsene ein lesenswertes Buch, das an die eigene Jugend erinnert, an Freiheitsgedanken in den langen Sommerferien und an große Abenteuer.

Herrndorf zeichnet das Bild von vierzehnjährigen Jungen, die gerade erwachsen werden und noch ihren Platz im Leben finden wollen. Sie sind neugierig auf das Leben und so erscheint auch dieser Roman voller Entdeckungsfreude und Überraschung. Als Leser ist man hingerissen von der einfachen jugendlich anmutenden Sprache, die zwar mit vielen Kraftausdrücken daherkommt, aber präzise die Gefühls- und Gedankenwelt von Jugendlichen ausdrückt.

Dieser schnoddrige Ton liest sich zwar locker, wird jedoch von tiefen Gedanken eines Heranwachsenden beseelt. Hier geht es um die Probleme des Lebens, die erste Liebe, um Freundschaft und Mitmenschlichkeit und gegenseitige Anerkennung. Dabei zieht die Story den Leser unmerklich in einen fesselnden Sog. Begeistert, aber auch ein wenig traurig oder entsetzt folgt man den sympathischen Protagonisten, die hier einen unvergesslichen Sommer verleben und innehalten, wenn die Nacht einbricht und der Sternenhimmel ihnen wunderschön vorkommt. Auch der Sprachwitz gelingt dem Autor gut. Aus Maiks Sichtweise erlebt man viele Momente, die einen zum Lachen bringen. Die Straftaten und Unfälle sind von verrückter Art und Weise und zeigen den unbedachten unreifen Charakter der Figuren. 



Ein unterhaltsam schräges Buch aus der Sicht von Heranwachsenden, über das Erwachsenwerden, über die Erwachsenen und das Leben an sich. Eine Geschichte, die von einer außergewöhnlichen Reise und Freundschaft erzählt.


 

Küstennebel - Gisa Pauly

Super Unterhaltung mit einer flotten Mischung aus italienischem Temperament und friesischer Schweigsamkeit

 

Krimiautorin Gisa Pauly hat ihren 6. Band ihrer Sylt-Krimi-Reihe Küstennebel genannt. Der Regionalkrimi erschien erstmalig 2012 im Pieper Verlag.

 

 
Auf Sylt hat Kommissar Erik Wolf einen Fall zu klären. Das kommt ihm ganz gelegen, denn so kann er der Einladung zu einer Silberhochzeitsfeier von Verwandten seiner italienischen Mamma Carlotta in Umbrien entgehen. Die hat gerade Besuch von ihrem Neffen und seiner Freundin und steckt trotzdem immer wieder ihre Nase in den neuen Fall.  








Lobend erwähnen muss ich als erstes die wunderbaren Cover dieser Krimiserie. Sie sind wirklich witzig gemacht und haben einen großen Wiedererkennungswert, der mich schon vom bloßen Anschauen in Urlaubsstimmung versetzt.

Mit Küstennebel habe ich mich sofort in die Handlung dieses Regionalkrimis hineinversetzen können. Was auf Sylt beginnt, endet mit einer Reise ins ferne Umbrien, das ist echte Abwechslung und gute Unterhaltung.  

Gisa Pauly gelingt es mit ihren liebevoll gezeichneten Charaktern, einem unterhaltsame Lesestunden zu verschaffen. Ihre Figuren veranschaulichen mal nordfriesischen Geist und Witz und mal italienisches Temperament.
Der Krimi liest sich leicht und flüssig und man hat mit den Personen seinen Spaß.


Die Schreibweise ist für diesen Regionalkrimi absolut stimmig, häufig zum Schmunzeln und gewohnt ausdrucksvoll formuliert. Die Situationen und Verhöre sind gut verständlich, die raffinierte Art Mamma Carlottas kommt prima zur Geltung. Mal wird auf die friesische Mentalität eingegangen und dann wieder erlebt man einen temperamentvollen Redefluss und eine Kochorgie nach italienischer Art. Gerade die leckeren Gerichte haben dem Buch einen besonderen Kick verliehen und mir als Leserin den Mund wässrig gemacht. Man findet sich sowohl auf Sylt als auch in Umbrien gleich wohl und geniesst die spezielle Atmosphäre in Mamma Carlottas Großfamilie und Heimat. Besonders gut haben mir auch die Balletteinlagen von Carlottas Enkelin Carolin gefallen.

Die Krimihandlung verläuft parallel zur Familiengeschichte, was der Spannung aber nicht schadet, sondern sie angenehm begleitet. Gerade die Mischung macht dieses Buch zu einem lockeren Lesevergnügen. Allerdings hätte ich mir Kapitel gewünscht, den fliessenden Übergang empfinde ich als schwierig, Situationswechsel wären mit Kapiteltrennung eindeutiger zu erfassen.

 

Ein humorvolles Buch für ein paar unterhaltsame Stunden, in denen man abschalten kann, sich in diese Familie hineinlesen und noch nebenbei auf manchmal merkwürdige Weise einen Kriminalfall lösen möchte. 

Bücher sind treu - Nikolaus Heidelbach

Tagebuch für Bücherfans 

Unter dem Titel Bücher sind treu kommt dieses Büchertagebuch aus dem Atlantik Verlag. Die Illustrationen stammen von Nikolaus Heidelbach.

 

Dieses kleine Büchlein hilft leidenschaftlichen Lesern, wichtige Daten und Eindrücke gelesener Lieblingsbücher zu notieren und damit dauerhaft zu erfassen. 
Es können Einträge für bis zu 50 Büchern vorgenommen werden, die Angaben enthalten über: Buchdaten über Autor und Verlag, Kauf- oder Geschenkanlass, liebste Sätze und Zitate, Lesezeitraum, Leseeindrücke und Bewertung in Form von 1-5 Knochen.
So gelingt es wunderbar, die liebsten Bücher zu notieren und individuelle Daten einzutragen, denn damit erhält jedes Tagebuch eine ganz persönliche Note. Dauerhaft wird es auch durch die hochwertige Hardcover-Version, ein rotes Lesebändchen komplettiert den Effekt noch.



Auch ich habe dieses Buch geschenkt bekommen und muss mich nur noch entscheiden, ob ich besonders eindrucksvolle Bücher aktuellen Lesedatums oder aber die Best-of-Bücher meines Lebens eintragen werde. Vielen Dank an dieser Stelle der lieben Irene aus der Schweiz!

Für Leseeindrücke besteht die Möglichkeit über zwei Seiten eigene Texte aufzunehmen, für Lieblingszitate ist auf einer halben Seite Platz. Das ist ausreichend für die wichtigsten Notizen, die das gelesene Buch wieder in Erinnerung rufen.

Am Ende des Buchs gibt es noch Seiten für die Wunschliste, Lieblingsbücher etc.

Eine ganz wunderbare und persönliche Geschenkidee für Bücherfreunde und Leser, die ihre eigenen Eindrücke für sich selbst unvergesslich machen möchten. Hiermit kann man sich unvergessliche Leseerlebnisse festhalten und als Tagebuch der bibliophilen Art verewigen.



Tödliche Heimkehr - Volker Dützer

Westerwald-Krimi mit Tiefgang 

Der Westerwald-Krimi Tödliche Heimkehr ist ein neuer Fall von Autor Volker C. Dützer. Das Buch erscheint 2015 im Sutton Verlag in der Krimireihe.


Shadi Seeger erreicht der Hilferuf ihrer alten Freundin Gudrun Holt. Diese hat ihren Vergewaltiger Kronberg angezeigt, der allerdings über Geld und großen Einfluss in Hachenburg verfügt. Shadi kehrt in den Westerwald zurück. Doch Gudrun ist bereits ermordet. Da Shadi von denselben Männern vor fünfzehn Jahren ebenfalls vergewaltigt wurde, eine Verurteilung aber aus Gründen der Korruption und Machtausübung nicht stattgefunden hat, will Shadi nun endlich für Gerechtigkeit sorgen. Ihre Rache wird neu entfacht und sie ist bereit zuzuschlagen. Ehe sie die Männer zur Rechenschaft gezogen hat, werden diese umgebracht. Wer übernimmt an ihrer Stelle die blutigen Taten?



Dieser Krimi vereinigt in rasanter Abfolge die Themen Rachegefühle, Sinn von psychiatrischen Gutachten, Korruption und Geldwäsche und zieht den Leser in einen Strudel voller actionreicher Handlungen mit hinein.
Dabei gelingt dem Autor mit diesem Krimi beim Leser den Wunsch nach Gerechtigkeit zu wecken und so die Handlung gefesselt und interessiert zu verfolgen.
Immer weiter dreht sich die Spannungsspirale, die vielen falschen Fährten und Wendungen sind genau richtig gesetzt, um den Leser zu verwirren, aber auch um die letzten Hinweise zu geben.

Flüssig und präzise formuliert Volker Dützer die ereignisreiche Handlung, die Überfälle und Verfolgungen wirken bildreich nach und man hat das Gefühl, direkt dabei zu sein.
Bei den Charakteren wird genauestens auf ihre psychischen Probleme und ihre Vergangenheit eingegangen. Es gibt einige Gute, mit denen man treu mitfiebert, aber auch eine Menge Ganoven, die man mit Abscheu verfolgt und sehen möchte wie sie zur Strecke gebracht werden.

Shadi ist als Protagonistin von impulsiver Wut gesteuert und kommt ein wenig "rambomäßig" daher. Ihr Verhalten ist mir etwas zu dramatisch geschildert, auch wenn sie in ihrer Vergangenheit viel Schlimmes erlebt hat. 
Mir erscheinen die maffiös anmutenden Zustände in Hachenburg etwas zu drastisch und vielleicht doch zu übertrieben dargestellt. Auch wenn dieser Krimi Fiktion ist, ein paar ehrenhafte Bürger und Vertreter des Rechts wird es doch dort mehr geben als uns hier erzählt wird. Die psychiatrischen Gutachten kommen ebenfalls alle manipuliert daher, wobei mir die Idee der Manipulation und Fragwürdigkeit solcher Beurteilungen durchaus am Herzen liegt. 

Die Handlung empfinde ist als schnelle Abfolge von Momentaufnahmen, die plötzlich abreissen, sich dann im Ereignisstaumel regelrecht überschlagen und hinterher nicht mehr so wichtig erscheinen. 
Diese Abfolgen überraschen ungemein, die Ergebnisse sind dann aber schnell als Nebensache abgegolten. Trotzdem finde ich diese "Brüche" toll, es gibt mir nur zu viele davon. Auch die körperlichen Übergriffe werden immer brutaler, die Folgen sind aber den Verletzten kaum anzumerken. 

Dieser Krimi ist kurzweilig und actionreich und stellt eine gelungene Unterhaltung mit interessanten Themen wie Manipulation, Korruption und Rache dar. Er ist gut geschrieben und fesselnd konstruiert. Spannung ist vorprogrammiert! 


                  ***Leserunde von lovelybooks:  Vielen Dank an den Autor und den Sutton Verlag für die Bereitstellung des Buches!***



                
                             

Das Jahr des Rehs

E-Mail-Roman  


Das Jahr des Rehs ist ein E-Mail-Roman, der aus der Idee eines Schreibexperiments zweier Freundinnen und Autorinnen mit dem Inhalt:
2 Frauen, 1 Jahr und 1000 Gedanken heraus entstanden ist. Stephanie Jana und Ursula Kollritsch sind die Autorinnen. Der Roman erscheint im List Verlag.




Nach siebzehn Jahren Funkstille sucht Bella Becker, Journalistin in Berlin, per E-Mail den Kontakt zu Sabine Born, Architektin in der Kleinstadt Engbach. Früher unzertrennlich, hatten sich die Freundinnen aus den Augen verloren. Es beginnt ein reger Schriftverkehr und sofort ist die alte Vertrautheit wieder da. Gemeinsam teilen sie sich ihr Leben mit und sind sich gegenseitig Stütze und Ratgeberin über mehr als ein Jahr lang.  



Ein E-Mail-Buch zum Abschalten und Weglesen, über die Midlife-Crisis von zwei Freundinnen.


Bella und Sabine sind beide 40, beruflich erfolgreich und leben in festen Partnerschaften mit Mann und Kindern. Die häufig in Romanen beschriebene Midlife-Crisis ist auch hier ein Inhaltsthema und die Frauen stehen dadurch vor neuen Fragen, Ängsten und Sorgen. Besonders auf die Frage nach einem Neuanfang und nach den Wünschen, die sie noch an ihr Leben stellen, wird im Buch eingegangen. Dieses Thema ist ja generell nicht neu, wird hier aber   in einem lockeren Rahmen mit Gedichten und Liedtexten gut umgesetzt.
Dabei geben die Lieder auch bewusst die Gefühlswelten wieder, die man mit ihnen verbindet. So gibt es nachdenkliche Lieder, zum Tanzen verführende und einfach romantische Liebeslieder dabei, wirklich schöne Songs, die im Anhang noch einmal aufgeführt werden.

Dieser Roman zeigt sicherlich Themen, die Frauen dieser Altersklasse von 40 Jahren und aufwärts interessieren. Die Wahl des Wohnortes in Bezug auf Kleinstadt oder Großstadt, die Partnerwahl für Dauer oder für ein Abenteuer oder aber die Kindererziehung und deren Abnabelung gehören zum Leben der Leserinnen dazu und so gibt es hier viele Denkanstösse oder auch gemeinsame Interessen zu beobachten.
 
Der Erzählstil ist durch die Mails sehr privat gehalten und man fühlt sich wie die dritte Freundin, so dicht und hautnah nimmt man an ihren persönlichen Zeilen und ihren Gedanken und Sehnsüchten teil. Unterhaltsam werden im Austausch der Mails teilweise philosophisch klingende Sätze über Gefühle, witzige Sprüche über Erlebtes und nachdenkliche Fragen über die anstehenden Veränderungen ausgetauscht und man spürt sehr deutlich die innige Verbundenheit der beiden Freundinnen.
 
Ein wenig haben mich die Mails an Tagebucheinträge erinnert oder an die früher üblichen Brieffreundschaften, daher ist diese Idee in keinster Weise neu, ist aber dem jetzigen Zeitgeist angepasst und mit den Einwürfen von Gedichten und Liedern gut aufgelockert.
 
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es ist zwar ein leichter Frauenroman, er hebt sich aber deutlich ab von den üblichen seicht gehaltenen Romanen. Denn die Fragestellungen werden hier diskutiert und nicht einfach nur präsentiert. Eine schöne Idee für Freundinnen und als Entspannung für einen Urlaub.



                       
                              

Gegenspiel - Stephan Thome

Der Roman "Gegenspiel" von "Stephan Thome" erreichte mich als Rezensionsexemplar aus dem "Suhrkamp Verlag". An dieser Stelle meinen herzlichen Dank!

 

Die Nelkenrevolution ist vorüber als die Portugiesin Maria Ende nach Berlin zieht und dort ein Studium beginnt. Es ist die Zeit der Hausbesetzerszene in Kreuzberg, eine Zeit mit Joints und philosophischen Betrachtungen des Lebens. Auch Maria versucht, ihren selbstbestimmten Weg zu gehen, möchte unabhängig sein und verliebt sich in den Theaterregisseur Falk. Bis sie schließlich eine Vernunftehe mit Hartmut, einem Philosophieprofessor, eingeht. Sie ziehen in die nordrhein – westfälische Provinz, bekommen eine Tochter und Maria bekommt Depressionen. Dies ist nicht das Leben, das sie sich vorgestellt hatte. Als die Tochter erwachsen ist und auszieht, beginnt Maria erneut, ihrem Leben einen selbstbestimmten Weg zu geben. Sie geht nach Berlin und arbeitet mit Falk am Theater. Die Ehekrise ist eingeläutet und Maria besinnt sich auf ihr bisheriges Leben. Ist das die Parodie ihrer Träume?

Dieser Roman zeugt von einem wunderbaren Schreibstil Stephan Thomes und enthält viele philosophische Gedankengänge und Gespräche, die nach der Selbstverwirklichung im Leben fragen und die Möglichkeiten dafür am Leben Marias verdeutlichen.

Es gibt viele Schlüssel-Szenen, die ihren Aufbruch, ihre Verstörtheit und ihr Aufbegehren gegen ihr Familienleben aufzeigen. Ihre Suche nach den gelebten Träumen wird spürbar. Das berührt und zeigt eine große Empathie mit dieser Protagonistin. Richtig sympathisch wird sie mir allerdings nicht, zu sehr ist sie mit sich selbst beschäftigt und gibt gern die Verantwortung für ihre Tochter, die relativ ungewollt beschrieben wird, aus der Hand.
Ihr Fremdgehen und ihre beinah lieblos geführten Affairen scheint sie als Ausweg aus ihrer Situation zu sehen und hofft scheinbar dadurch auf ein erfülltes Leben. Was ihr allerdings fehlt ist eine ordentliche Portion Selbstvertrauen, Zufriedenheit und Angekommensein im Leben. Ihr fehlendes Berufsleben macht ihr in dieser Rolle als Frau und Mutter zu schaffen und auch mit Hartmut redet sie nicht über ihre Wünsche. Daher versucht sie einen Neustart als die Tochter auszieht. Aber was will sie wirklich? Wie haben sich diese Wünsche und Sehnsüchte des Lebens gewandelt? Hat sie den Mut, ohne die Gefährten ihres Lebens, einen neuen Weg zu beschreiten?


In diesem Buch wird häufig die Zeitebene gewechselt, die Gegenwart und Rückblicke in Marias Jugend werden etwas ungeordnet gemischt. Diese Übergänge haben mich anfangs verwirrt, später konnte ich sie vom Kontext her einordnen. Hier hätte ich mir eine einsichtigere Lösung gewünscht.   

Dieses Buch setzt ein Zeichen für Lebensträume und ihre Verwirklichung auch unter Einbeziehung der Wünsche anderer Mitmenschen. Denn man lebt nie nur allein, auch die Partner haben Wünsche und die Verantwortung für das eigene Leben zieht immer auch die Verantwortung für andere nach sich.

Ein nachdenklich machender Roman, der das Leben, die Freiheit des Einzelnen und die Gemeinschaft hinterfragt. Einige Längen haben mir das Lesen und Geniessen jedoch erschwert.
 

                               

Dienstag, 16. Juni 2015

Der Nachtwandler - Sebastian Fitzek

Psychothriller

Leon leidet seit seiner Jugend an massiven Schlafstörungen, die auch psychiatrisch behandelt werden. Als seine Frau unter merkwürdigen Umständen verschwindet, hat er den Verdacht, dass er ihr gegenüber im Schlaf gewalttätig geworden ist.

Er überwacht sich selbst in der Nacht durch eine bewegungsaktive Kamera auf der Stirn und entdeckt schreckliche Dinge über sich...

 

 

Sebastian Fitzeks „Nachtwandler“ habe ich völlig gespannt mit angehaltenem Atem gelesen. Dieses Thema des gewalttätiges Verhalten während des Schlafwandelns hat mich anfangs sehr beeindruckt und mitgenommen.
Schnell ist man in der Geschichte gefangen, ohne jedoch mehr über Leons "normalen" Charakter und sein Alltagsgesicht zu erfahren. Es geht gleich mit den schrecklichen Ereignissen los und gibt lediglich Einblicke in Leons Probleme in seiner Kindheit, die ihn gewaltsam zeigen.
Leider wird nur dieser verwirrte Mensch gezeigt, wie er mit seiner Angst vor einer Veränderung im Schlaf zu einem grausamen und brutalen Menschen wird. 
In diesem Bewusstsein überschlagen sich die Ereignisse im Laufe der Handlung, man kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen, die kurzen Kapitel tun ihr Übriges dazu.

Genau wie Leon kann der Leser aber in dieser Geschichte nicht mehr genau unterscheiden, was Wirklichkeit ist und was ein Traum. Man hat das Gefühl, dass er wahnsinnig wird und in einer Art Parallelwelt gefangen zu sein scheint.
Das verunsichert, ist aber sehr fesselnd und wirkt schliesslich zum Ende hin etwas stark konstruiert. Zu unwahrscheinlich kommt mir diese Geschichte vor und zu wenig erschliessen sich mir die Zusammenhänge in logischer Konsequenz. Die gesamte Story wirkt sehr an den Haaren herbei gezogen und hat mich zwar schaurig verwirrt, in die dunklen Abgründe der menschlichen Seele schauen lassen, aber leider nicht überzeugt.

Dabei war die Intensität des Erzählten und die schnelle Abfolge von Horrorszenarien durchaus erfolgversprechend. Die aufgeworfenen Fragen nach den Gründen dieser schrecklichen Erlebnisse scheinen mir im Strudel der Wirrungen mit abhanden gekommen zu sein.

Leider nicht in gewohnter Fitzek-Manier geschrieben, aber durchaus fesselnd und psychologisch gesehen aufregend. Mir erscheint alles jedoch sehr unglaubwürdig.


                            

Sonntag, 14. Juni 2015

TAG# 1: Reader Problems

Hallo liebe Bücherwürmer,
ich wurde heute zum ersten Mal getaggt von Nicoles Bücherwelt .

Es gibt interessante Themen, bei denen ich sehr gerne mitmache. 
Mit den folgenden Fragen wird wohl jeder Buchblogger oder Buchliebhaber einmal konfrontiert:


1. Du hast 20.000 Bücher auf deinem SuB. Wie um alles in der Welt entscheidest du dich, was du als nächstes liest?
Also 20.000 Bücher, nee, die würden mich rein psychisch ziemlich belasten. So viele möchte ich dann doch nicht haben! Es kommen ja immer so viele tolle neue dazu, die interessieren mich dann ja durch die aktuellen Leserunden und neuen Rezensionen ebenfalls. An meinen SuB gehe ich immer, wenn ich gerade mal keine aktuellen Bücher zur Hand habe oder aber im Urlaub bestimmte Autoren oder Folgebände einer Reihe lesen möchte. 

2. Du bist halb durch ein Buch und es kann dich einfach nicht begeistern. Brichst du ab, oder bist du entschlossen, das Buch zu beenden?
In der Regel beende ich Bücher, auch wenn sie mir nicht gefallen. Es ist aber auch so, dass ich sie dann nicht so gründlich lese, d. h. ich überfliege auch schon mal einige Seiten.


3. Das Ende des Jahres naht und du bist soo dicht dran, die Anzahl der Bücher, die du dir für das Jahr vorgenommen hast, zu schaffen und doch so weit entfernt... Versuchst du aufzuholen und wenn ja, wie?
Da habe ich keine Zielvorgaben, denn es ist ja ein Hobby und muss auch Spass machen. 


4. Die Titelbilder einer Reihe, die du liebst, PASSEN.EINFACH.NICHT.ZUSAMMEN! Wie gehst du damit um?
Der Inhalt ist wichtig, die Cover sind zwar oft schönes schmückendes Beiwerk, ändern aber nichts am Geschriebenen. 

5. Jeder - aber auch absolut JEDER! - liiiieebt ein Buch, dass du wirklich, wirklich nicht magst. Bei wem heulst du dich aus? Wer versteht dieses Gefühl?
Wenn ich eine andere Meinung habe, vertrete ich sie auch und schreibe die Gründe in meinen Besprechungen, da gibt es keine Ausnahmen. Ich bin auch niemandem böse, nur weil er meinen Geschmack nicht teilt.

6. Du liest ein Buch und plötzlich schießen dir die Tränen in die Augen - in der Öffentlichkeit. Wie gehst du damit um? 
Bisher habe ich nur Tränen gelacht, da habe ich auch keine Scheu sie zu zeigen. 

7. Die Fortsetzung eines Buches, das du geliebt hast, ist gerade erschienen - aber du hast eine ganze Menge der Handlung des Vorgängers schlicht vergessen. Was jetzt? Liest du den letzten Band einfach nochmal? Suchst du eine Zusammenfassung der Handlung im Internet? Sparst dir die Fortsetzung? Heulst frustriert?

Heulen, wieso? Da grinse ich nur und lese die alte Rezi, schon bin ich wieder voll im Bilde. 

8. Du willst deine Bücher nicht verleihen. Niemandem. NIEMANDEM. Wie lehnst du höflich ab, wenn dich jemand darum bittet?
Ehrlich währt am längsten, so auch in diesem Fall! 

 
 9. Leseflaute! Du hast im letzten Monat 5 Bücher angefangen und direkt wieder aufgegeben. Wie überwindest du diesen furchtbaren Zustand?

LESEFLAUTE: was ist das? Ich lese immer weiter und weiter und weiter und weiter...

10. Es gibt diesen Monat so viele Neuerscheinungen, die du unbedingt lesen willst - wie viele davon kaufst du tatsächlich?  
Man kann nicht alle Neuerscheinungen lesen, wie verlockend die Vorstellung davon auch sein möge. Ich bewerbe mich auf Leserunden und erhalte schon so unfassbar viele schöne Bücher. Sehe ich dann im Geschäft Bücher, die ich zeitlich noch lesen kann, kaufe ich sie mir. Da gibt es keine statistisch belegten Zahlen.


11. Tja, nun hast du sie gekauft und du konntest es ja kaum erwarten, sie zu lesen - wie lange sitzen sie jetzt wirklich auf deinem Regal rum, bis du sie wirklich liest? 

Immer der Reihe nach: erst die Leserundenbücher, die sind für mich als kostenlose Dankesgaben schon eine Verpflichtung, dann die Geschenke und die Lieblingsgenres. Manchmal aber auch alle gleichzeitig, ich bin da manchmal unberechenbar und wundere mich selbst etwas! :-)


Es hat mir Spaß gemacht, die Fragen zu beantworten! Vielleicht habt ihr mich dadurch auch ein bißchen näher kennen gelernt. 
 
Ich tagge nun mal folgende Bloggerin: 


Martina's Buchwelten 

Würde mich freuen, zu lesen wie sie diese Fragen beantwortet!