Sonntag, 3. Januar 2016

Hanoi Hospital - David Frogier de Ponlevoy

Fesselnder Krimi mit Infos zu vietnamesischer Kultur und menschenverachtenden Medikamentenversuchen!

Der Krimi Hanoi Hospital von David Frogier de Ponlevoy spielt in Vietnam, wo der Autor als Journalist lange Zeit lebte. Der Krimi erscheint in der Länderkrimireihe des Conbook Verlages.

Anne ist Deutsch-Vietnamesin und absolviert ein Praktikum in Vietnam. Das nimmt sie zum Anlass, dort auch ihre große asiatische Familie zu besuchen. Ihre Großmutter stirbt auf unnatürliche Weise und als Anne von weiteren Fällen mit ähnlichen Symptomen erfährt, macht sie sich gemeinsam mit ihrer Cousine Linh, die Journalistin ist, an die Nachforschungen. Sie kommen einem Klüngel von Korruption und staatlich verordneter Medienzensur auf die Schliche und werden selbst zum Spielball dieser kriminellen Machenschaften.




Dieser Krimi entführt ins exotische Südostasien mit seinem extremen Mix aus modernem Großstadttrubel und ländlicher Idylle im ruhigen Hinterland mit Reisplantagen und landschaftlicher Ursprünglichkeit. Hier prallen Welten von moderner Marktwirtschaft und einfacher tradtioneller Landwirtschaft aufeinander. 

Am Beispiel von Annes Familie wird ein deutliches Bild von dem Zusammenhalt und der konservativen Art der Großfamilien gezeichnet und man erfährt von medizinischer Korruption durch die Unterschiede von arm und reich. Anne hat durch ihre Prägung im westlichen Deutschland einen ganz klaren Blick auf die Unterschiede der Nationen und durch sie kann der Autor die Mentalität der Vietnamesen und die Unterschiede ihrer Lebensart gut aufzeigen. Aber sie ist auch in einem Konflikt aufgrund ihrer Identitätssuche. Daneben erfahren wir die Gedanken Einheimischer zu Auslandsdeutschen, sogenannten Expats wir Anne. 


Die kriminelle Handlung ist spannend gestaltet und wird sehr logisch aufgebaut. Medizinische Versuche bringen Geld und Einfluss und  durch Intrigen, Korruption und Medienzensur entsteht eine brisante Hintergrundszenerie, die fesselt. Gerade die finanziellen Unterschiede der Bevölkerung machen die armen Menschen zu einem Spielball krimineller Machenschaften, der erschüttert. Die medizinische Versorgung steht nur den Reichen ausreichend zur Verfügung. Arme Menschenleben gelten scheinbar nicht viel.

Es gibt drei Personen, die durch die Geschichte führen und somit ergibt sich für den Leser ein ausführliches Bild Vietnams. Anne hat den westlichen Blick, Linh sieht mit journalistischem Geschick auf Intrigen und Bestechungen und der Gelegenheitsarbeiter Tuan wird durch die Krankheit seiner Frau zum Spielball krimineller Energien.
Diese verschiedenen Perspektiven sind durch die jeweiligen Kapitel deutlich gemacht und führen spannend und abwechslungsreich durch den Krimi.

Der Schreibstil ist flüssig, klar und durch die vielen vietnamesischen Namen und Weisheiten sehr aussergewöhnlich und interessant. Gerade die detailreichen Beschreibungen der Umgebung und verschiedenen Schauplätze geben dem Ganzen ein fremdländisches Flair und beschreiben ein klares Bild des Alltagslebens, das mich in seinen Bann gezogen hat.

Die Krimihandlung hat mich sehr interessiert, aber es kam in der Mitte des Romans zu einem leichten Absacken der Spannungskurve und es gab einige konsturierte Zufälle, die mich gestört haben.

Eine Namensliste der verwendeten Personen und ein interessantes Glossar beschliessen das Buch. Gerade dieses Glossar hat mir gut gefallen und die Infos über Horoskop, Geistergeld, Ho Chi Minh und anderen Politikern, sowie über vietnamesische Gerichte bringen mir allgemeines Hintergrundwissen näher.



Ein interessanter Krimi mit einem brisanten Thema vor exotischer Kulisse in Vietman, der aufräumt mit Vorurteilen über demütige asiatische Frauen und die finanziellen Unterschiede zwischen arm und reich deutlich macht.


 

1 Kommentar:

  1. Meine Rezi muss ich noch schreiben.....bin schon spät dran...aber im Großen und Ganzen sprichst du mir aus der Seele! Auf jeden Fall habe ich Lust auf einen weiteren Krimi aus dieser Länderkrimireihe des Verlages bekommen!
    Liebe Grüße
    Martina

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