Entführungsfall hat schwerwiegende Gründe
Bettina Lausen schrieb 2014 ihr Krimidebüt "Das vermisste Mädchen". Er erscheint als Regionalkrimi aus dem Sauerland im Emons Verlag.
Helena Briest hat ihre Detektei im Sauerland gerade erst eröffnet und schon bekommt sie ihren ersten Fall, der ihr sehr nahe geht: Tshala, die siebenjährige Tochter afrikanischer Immigranten, ist spurlos verschwunden. Die Polizei ist ratlos. Helena wird von ihren Eltern beauftragt, sie zu finden. Was steckt hinter dem Verschwinden? Ist auch Tshala einem Mädchenmörder zum Opfer gefallen oder muss Helena einen fremdenfeindlichen Hintergrund untersuchen?
ACHTUNG: Rezension enthält Spoiler
Helena ist bei diesem Fall sehr engagiert, nicht nur das Schicksal der kleinen Tshala liegt ihr am Herzen, ihren ersten Fall möchte sie auch erfolgreich zu Ende bringen. Dabei muss sie ihre finanziellen Forderungen wohl sehr zurückschrauben, die afrikanische Flüchtlingsfamilie hat kein Geld.
Helenas Mann rät ihr von diesem Fall ab, doch damit stösst er bei ihr auf Granit. Sie stürzt sich in die Ermittlungen, macht Boxtraining und kommt selbst in Gefahr.
Diese Art von Ermittlerinnen machen Krimis so fesselnd und lassen den Leser das Buch in einem Rutsch durchlesen.
Bettina Lausen hat hier eine aktionsreiche Figur geschaffen und den Plot in einen brisanten Kontext gestellt.
Ihr Schreibstil ist flüssig und führt durch wechselnde Perspektiven für Spannungsaufbau. Man ist schnell in der Handlung gefangen und erlebt mit der Detektivin ihren ersten Fall hautnah mit und hofft auf einen guten Ausgang der Geschichte. Die Verzweiflung und Angst der Familie um das verschwundene Kind sind spürbar. Schnell laufen die Ermittlungen in die rechtsradikale Szene, die es wohl auch im Sauerland gibt.
Das Verschwinden von Kindern geht mir immer sehr nah.
Der eigentliche Fall ist jedoch ein ganz anderer. Vordergründig geht es um das Verschwinden, dahinter verbirgt sich jedoch ein Schicksal, wie es vielen afrikanischen Mädchen droht, die entsetzliche Absicht der Genitalverstümmelung durch ihre engsten Angehörigen.
Dieser Krimi enthüllt eine tragische Tradition, die mich sehr entsetzt. Besonders wenn man bedenkt, dass jährlich laut World Health Organization in Deutschland circa 5000 Mädchen diesem Ritual ausgesetzt werden. Ein Verbrechen, das hierzulande strafbar ist, aber selten von den Betroffenen angezeigt wird. Sie müssten ihre eigenen Eltern belasten.
Mit der Aufnahme von fremden Kulturen kommen auch für uns fremde Tradtionen ins Land, die nicht nur abartig erscheinen, sondern auch mit allen Mitteln des Gesetzes bekämpft werden müssen.
Dieser Krimi hat mich tief bewegt und mit Helena ist genau die richtige Ermittlerheldin gefunden worden. Ein fesselndes Debüt mit einem brisanten Thema.
Hey,
AntwortenLöschenja, das ist wirklich ein schlimmes Thema. Aber wichtig, dass es immer wieder zur Sprache kommt!
LG
Sonja
Liebe Sonja,
AntwortenLöschenso ist es, daher musste ich auch spoilern. Ich konnte unmöglich um diese Gewalt herumschreiben!
Liebe Grüße,
Barbara!