Dienstag, 4. Oktober 2016

Brüder für immer - Rindert Kromhout

Ein berührender, quirliger Roman! 


Der Roman "Brüder für immer" des niederländischen Autors Rindert Kromhout erscheint im Mixtvision Verlag.

Charleston Haus im ländlichen Sussex: Vom englischen Landleben der zwanziger und dreißiger Jahre, den Künstlern, die in ihrem Haus
ein und aus gehen und von einem schrecklichen Geheimnis, das ans Licht kommt und alles verändert.
Brüder für Immer beruht auf wahren Begebenheiten und realen Personen.
Quentin (*1910), Julian (*1908) und ihre kleine Schwester Angelica (*1912) waren die Kinder der Malerin Vanessa Bell. Vanessa und ihre Schwester Virginia Woolf waren zentrale Figuren der sogenannten Bloomsbury Group, einer bunten Gemeinschaft von Künstlern, die Anfang des vorigen Jahrhunderts in England wohnten und wirkten.



Das Buch "Brüder für immer" spielt in den Jahren 1925 bis 1937 und handelt von der weltoffenen und exzentrischen Künstlerfamilie Bell.

Dieses Buch liest sich wunderbar, es ist aus der Sicht von Quentin geschrieben. Seine Eltern leben getrennt, haben neue Partner und sind Künstler. Das Leben ist daher immer bunt und quirlig.


Quentins bester Freund ist sein Bruder Julian. Mit ihrer Schwester Angelica lebten sie in einem speziellen Künstlerhaushalt im Charleston Haus und verbrachten dort eine schöne Kindheit. Ihre Familie war anders, denn ihre Mutter Vanessa, eine Malerin, lebte mit ihrem Maler-Freund Duncan Grant zusammen. Ihr Vater kam regelmäßig mit wechselnden Freundinnen in Sussex zu Besuch. Es zeigt die legendäre Bloomsbury Group, zu der die Bells zählten.

Quentin ist der Ich-Erzähler der Coming of Age-Geschichte, die fiktiv ist, sich aber auf wahre Begebenheiten stützt. Er beschreibt seine Kindheit und seine Beziehung zu seinem größeren Bruder und das Familienleben in dieser Wohngemeinschaft von Künstlern. Man erfährt, dass sich Quentins Eltern und auch Duncan der Bloomsbury Group anschlossen. In diesem Haushalt lebte der freie Geist von Künstlern, denen bürgerliche Gedanken fremd waren. Die Brüder sind recht unterschiedlich, während Quentin eher ein ängstliches Kind ist, hat Julian schon früh eine eigene Meinung. Die enge Freundschaft der Brüder endet als Julian für sich ein eigenes Zimmer fordert und sich für Politik interessiert. Später wird er ideologisch vom Kommunismus angezogen und zieht in den spanischen Bürgerkrieg. 


Im Falle seines Todes soll Quentin ein Buch über Julian schreiben. Das vorliegende Buch zeigt die Entwicklung der Brüder und ist für Kinder ab 12 Jahren ausgelobt. Mit dieser Altersangabe habe ich mich erst schwer getan, denn dieses Buch ist nur mit dem politischen Hintergrund zu verstehen. Aber Quentins Schilderungen machen sicher jedem jungen Menschen bewusst, wie Krieg und Familienleben Menschen beeinflussen können. Und darum geht es hier. 

"Alice ist schuld daran, dass ich beschlossen habe, Schriftsteller zu werden", ...  Zitat Seite 220

Das Buch "Alice im Wunderland" meint Julian damit und beim Schreiben seiner Familienzeitungen zeigt er schon früh Interesse für die Schriftstellerei. Seine Tante Virginia Woolf fördert ihn mit guten Ratschlägen. 

"Lies alles, was du in die Finger kriegst. Ein Schriftsteller muss lesen und andere Schriftsteller studieren. " Seite 129  


Besonders die Kindheit wird hier wunderschön geschildert. Die Brüder dürfen ein eigenes Schwein halten, das jährlich durch ein neues Ferkel ersetzt wird. Sie haben ein Baumhaus, stromern durch die Gegend und leben in einer Kommune, die für andere Künstler die Türen offen hält. Den seltsamen Lebenstil und besonders die Beziehungen der Männer und Frauen des Künstlerhaushaltes sind für die Dorfbewohner nicht nachvollziehbar. Daher fehlt den Kindern der Bells der Kontakt mit Dorfkindern und sie erleben dafür Künstler und beschäftigen sich früh mit Malerei, Literatur und Musik und lernen die Kunstszene von klein auf kennen. Die familiäre Idylle platzt schliesslich als Julian ein Familiengeheimnis aufdeckt. 


Politische Themen sind in dieser Familie kein Tabu, sie werden mit den Kindern besprochen, gerade das macht dieses Buch für Heranwachsende so lehrreich. So werden die Themen amerikanischer Börsencrash, Faschismus in Deutschland und Italien, Kommunismus und Anarchismus verständlich erklärt. Doch dann gibt es ein einschneidendes Erlebnis, als Julian für seine kommunistischen Ideale in den spanischen Bürgerkrieg zieht. Seine Familie steht dem ablehnend gegenüber, ihre pazifistische Grundhaltung hat sich nicht auf Julian ausgewirkt. 

Dieses Buch ist durch die Kindersicht durchaus für Kinder geeignet, aber auch für Erwachsene interessant. Neben dem Erwachsen-werden von Quentin beherrscht das Leben der 30 er Jahre die Handlung, man erlebt die Bloomsbury Group und gleichzeitig werden politische Ideologien verständlich erklärt.


*** Herzlichen Dank für dieses Rezensionsexemplar durch Vorablesen. ***


 

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