Interessantes Debüt: wild, jung und exzessiv, aber ein bittersüßer Nachgeschmack bleibt.
Der Debütroman "Sweetbitter" von der jungen amerikanischen Autorin Stephanie Danler erscheint 2017 im Aufbau Verlag. [Werbung]
Die 22-jährige Tess hat ihr Literaturstudium beendet und will endlich etwas erleben, deshalb zieht sie vom Land in die Großstadt New York. Dort findet sie einen Job als Hilfskellnerin in einem angesagten Szene-Restaurant und taucht ein in ein Leben voller Genuss und Leidenschaft.
"Bei Geschmack, sagte Chef, geht es immer um Ausgewogenheit.Das Saure, das Salzige, das Süße, das Bittere. Deine Zunge verfügt jetzt über die entsprechenden Codes." Zitat Seite 25
In "Sweetbitter" verarbeitet Stephanie Danler ihre eigenen Lebenserfahrungen aus der Welt der Gastronomie. Sie führt dem Leser vor Augen, welch rauer Ton in dieser Branche herrscht und wie hart der Job als Kellnerin ist. Gleichzeitig zeigt sie wie Essen in feinen Restaurants zelebriert wird, die Nahrungsaufnahme wird zum Genuss erhoben. Mit ihren köstlich beschriebenen kulinarischen Genüssen schärft sie die Sinne des Geschmacks und erklärt die unterschiedlichen Wirkungen auf die Geschmacksknospen und gibt Einblicke in edle Weine und Servierkunde.
Denn als Gast möchte man verwöhnt werden, dazu gehört neben einem guten Essen mit passenden Weinen auch ein angenehmer Service.
"Die Gastfreundschaft schien ihnen angeboren zu sein. Die Bedürfnisse anderer hatten Vorrang, ihr Service war mehr als bloße Illusion, er ist ein wahrhaftiger Ausdruck von Empathie. Allein für dieses Gefühl, für das Gefühl, dass man sich um sie kümmerte, kamen die Leute immer wieder. " Zitat Seite 130
Tess möchte New York erleben, doch sie ist mittellos und braucht als erstes einen Job. Als Hilfskellnerin taucht sie in die Gastro-Szene ein und gibt sich den Verführungen der Großstadt hin. Sie ist eine Unschuld vom Lande und vieles ist für sie neu, doch sie probiert alle sich ihr bietenden Verlockungen aus: Alkohol, Sex und Drogen. Sie nimmt alles mit. Zu ihren Kollegen, der Kellnerin Simone und Barkeeper Jake, hat sie ein besonderes Verhältnis.
Der Autorin nimmt man ihre persönliche Hommage an den Genuss anhand ihrer bildhaften Darstellung der Austern, Gerichte und Weine authentisch ab. Man merkt ihr diesbezüglich ihr Wissen an und taucht in diese Szene der Edel-Restaurants mit ein. Ich habe die Geschmacksexplosionen von Süß, Sauer, Bitter und Salzig gut mitempfinden können und sie genossen.
So wunderbar die Genussdetails auch auf mich gewirkt haben, das wilde, exzessive Leben der Mitarbeiter konnte mich nicht mitreissen. Ständig war die berufliche Belastung an ihrer Höchstgrenze, Tess hat scheinbar kaum Freizeit und wenn, erlebt sie die im Rausch oder auf Drogen. Ich konnte mich nicht so sehr in sie hinein versetzen, sie blieb mir fremd und auch ihre Beziehung zu Jake entwickelt sich seltsam und reichlich oberflächlich. In diesem Jahr in New York scheint sich Tess nicht sehr viel weiter entwickelt zu haben, sie erlebt, sie geniesst, sie leidet und am Ende ist man froh, dass sie ihre Drogeneskapaden auch überlebt.
Mir erscheint dieser Roman wie ein Blick vor und hinter die Kulissen der Gastronomie. Der zahlende Gast geniesst seinen geregelten Tagesablauf mit einem guten Essen, die dienstbaren Geister leben allerdings mit ihren späten Arbeitszeiten eher neben der Normalität.
Da mich die Handlung nicht ganz überzeugen konnte, bleibt mit diesem Debüt ein bittersüßer Nachgeschmack. Es ist dennoch ein interessantes Buch, dem man die wilde Lust auf das Leben anmerken kann.
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