Samstag, 25. Februar 2017

Gestorben wird immer - Alexandra Fröhlich

Ein wunderbarer Familienroman, der mit Emotionen, Beziehungen, Kriegsfolgen und drei Frauenschicksalen gut und ergreifend unterhält.

Von Alexandra Fröhlich stammt der Familienroman "Gestorben wird immer", der im Penguin Verlag 2016 erschien und zu einem Spiegel Bestseller wurde.

Agnes Weisgut ist 91 Jahre alt und führt seit Jahren einen Steinmetzbetrieb in Hamburg. Das Geschäft mit dem Tod floriert, doch auch in ihrem Leben hat Agnes den Tod häufiger gesehen als ihr lieb war. Die Kriegsjahre brachten sie dazu, mit ihren Kindern aus Ost-Preußen zu fliehen und nur ihrem Wagemut und ihrem Fleiß ist es zu verdanken, dass sie ihrer Familie in Hamburg eine neue Existenz aufgebaut hat. Doch die Vergangenheit birgt einige schreckliche Geheimnisse, die sie sich endlich von der Seele reden will. Sie möchte ihre Familie einweihen und schickt ihre Enkeltochter Birte los, die Familienmitglieder und die verschollene Tochter Martha zusammenzutrommeln. Die Wahrheit muss endlich ans Licht!


"Eine Tochter ohne Mutter. Eine Mutter ohne Tochter. Das passte zusammen, fand Birte. Da konnte doch die eine der anderen geben, was sie beide brauchten." Zitat Seite 154

Dieser Roman ist sehr ausdrucksstark, emotional und inhaltsschwer!
Ich wurde mitgerissen von dieser Geschichte und habe die vielen Tiefschläge und Schicksale gespannt mitverfolgt. Auch wenn hier beinah in einem Plauderton erzählt wird, enthalten die Dialoge und Inhalte doch bewegende Szenen und tiefgreifende Erlebnisse. Besser kann Geschichte nicht erzählt werden. Einmal angefangen, mag man das Buch nicht mehr aus der Hand legen.


Vorab muss man wissen, hier wird aus drei zeitlichen Perspektiven berichtet, die jeweils einem Frauenschicksal der Familie Weisgut zuzuordnen ist.
Allen voran Großmutter Agnes Weisgut, deren Jugend in Ost-Preußen in die entbehrungsreiche Zeit des 2. Weltkrieges fiel. Ihre Erlebnisse erweitern den Roman neben den geschichtlichen Ereignissen um eine Art Zeitzeugenbericht. Es geht um die schwierige Kriegszeit und Not,  Judenverfolgung, die Rolle der Frau und Mutter in dieser Zeit um 1937 und um Agnes persönliche Probleme in ihrer Ehe unter dem Dach mit ihrer herrschsüchtigen Schwiegermutter.
Agnes Schicksal zeigt ergreifende Szenen, sie kämpft für ihre Kinder wie eine Löwin und lädt im Endeffekt durch ihr Handeln auch Schuld auf sich. Diese Schuld soll ihre Familie nun erfahren, sie möchte, dass sie verstehen und auch verzeihen.  

Ihre Enkelin Birte wird für die Zeit ab 1978 die Erzählerin. Sie ist in der Schule eine Außenseiterin, liest viel und wird wegen ihres Übergewichts gemobbt. Zu dieser Zeit verschwindet ihre Mutter Martha, die ständig unter Kopfschmerzen und Albträumen leidet. Ein Zustand, der Birte lebenslang leiden lässt. Warum hat ihre Mutter sie und ihren Bruder Peter im Stich gelassen.
Ab 2008 macht sich Birte nun auf Wunsch ihrer Großmutter auf die Suche nach ihrer verschollenen Mutter.

Als Leser erlangt man durch die zeitlichen Wechsel ein umfassendes Bild der Familie. Nach und nach kommt man den Geheimnissen auf die Schliche. Die Auswirkung bestimmter Ereignisse haben Folgen für die nachfolgenden Zeiten. Man taucht dadurch in die jeweiligen Personen noch tiefer ein.

Alexandra Fröhlich gelingt es sehr anschaulich, die drei Frauenfiguren als ganz spezielle Charaktere zu beschreiben. Birte kommt als realistisch denkende, erfolgreiche junge Frau daher, die immer noch unter dem Verlust ihrer Mutter leidet. Ihr trockener Humor hat die Handlung stets aufgelockert und macht sie sehr sympathisch. Agnes ist die Matriarchin des Familienbetriebes und gibt stets den Ton an. Marthas Person erschliesst sich erst zum Ende des Romanes ganz.

Dieser Roman zeigt die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs und es entwickelt sich daraus eine Zeitreise für den Leser. Man wird an authentisch wirkende Schauplätze geführt, erlebt Menschlichkeit, Hass, Tod und Verlust hautnah mit. 
Hier wird ein Familienepos ausgebreitet, das seinesgleichen sucht.
 

Dieser eindringlich erzählte Familienroman unterhält mit schwierigen Schicksalen, Kriegsproblematik und Schuld, aber auch mit der Hoffnung auf Heimat und eine Familie, die zusammenhält.  


***Dieses Buch ist ein Rezensionsexemplar aus dem Bloggerportal Randomhouse. Ich danke dem Penguin Verlag ganz herzlich dafür!***



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