Mein Leben als Kind
Autobiografie über Ali Mitgutsch von Ingmar Gregorzweski
Die Biografie Herzanzünder beschäftigt sich mit den Erinnerungen an die Jugend von Ali Mitgutsch und wurde anlässlich seines 80. Geburtstages von seinem Freund Ingmar Gregorzewski erzählt.
Das Buch erscheint 2015 im DTV. Mitgutsch wurde bekannt durch seine Wimmelbilderbücher.
Kindheitserinnerungen erzählen ein Stück Zeitgeschichte
Alfons (genannt Ali) Mitgutsch, Jahrgang 1935, wuchs als jüngstes von
vier Kindern In familiärer Geborgenheit in Schwabing auf. Der Vater war
Bahnbeamter und die Mutter erzog die vier Kinder. Das Stadtviertel war
gleichzeitig sein Abenteuerspielpatz, die Spielmöglichkeiten waren auf
Stofffussball und Murmeln beschränkt. Der Familienpfiff erstetzte die
Klingel.
In Kriegs- und Nachkriegszeit erlebte Ali Todesangst im
Luftschutzkeller, den Anblick von verbrannten Häusern und später die
Evakuierung aufs Land, wo Außenseiter nicht gut gelitten waren und er
häufig Prügel einstecken musste.
"Ich habe nicht das Glück vor Augen, sondern das Leben." Ali Mitgutsch
Diese Biografie zeigt anschaulich die Kindheit von Ali Mitgutsch in
Kriegs- und Nachkriegszeit und steht damit stellvertretend für eine
ganze Generation. Wie viele Kinder erlebte er die Schrecken, Wirrungen
und Drangsale der damaligen Zeit mit Ängsten, Hunger und Bedrohung. Doch
trotz all dieser Widrigkeiten ist aus ihm der Erfinder der wunderbaren
"Wimmel-Bilderbücher" geworden.
Die Beschreibung seiner Kindheit
erlebt der Leser mit Freud und Leid als großes frei gelebtes Abenteuer
mit und liest später betroffen vom Tod seines älteren Bruders, der im
Krieg gefallen ist. Doch auch dieses Schicksal schweißt die Familie nur
noch enger zusammen.
In Armut erlebt Ali inmitten des zerbombten
Schwabing seine Jugend und erinnert sich an allerlei Geschichten. Er
erzählt von Hitler, beschreibt anhand eines Diebstahls das
Denunziantentum der Zeit, wehrt sich gegen die HJ und zeigt das
gleichförmig beschränkte Marschieren der Soldaten als unsinnige
Handlung.
Ali erzählt von seiner Schulzeit in der Evakuierung,
die ihm als schmächtigen Aussenseiter der Klasse auch Prügeleien
einbrachten. Zurück in Münschen gab es auch damals schon Strassenbanden
unter Jugendlichen, die er nur mit schneller Rennerei gut überstand.
Die
Nachkriegsarmut führte ihn in einsturzgefährdete zerbombte Keller, aus
denen er seine "Kriegsbeute" holte. Beispielsweise in Form von alten
Rüstungen und Funden aus den zerbombten Trümmern der Neuen Pinakothek,
die er geschickt verschacherte. Leider setzte die Währungsreform dann
seinem Reichtum abrupt ein Ende.
Ein Bildteil komplettiert die Erzählung in anschaulicher Weise mit Familienfotos der Mitgutschs.
Gern
hätte ich noch mehr über die künstlerische Zeit in Mitgutschs Leben
gelesen und erfahren, doch auch so habe ich einen guten Eindruck seiner
Person gewonnen.
Trotz all der Not und Schicksalsschläge ist
diese Geschichte mit einem Schmunzeln erzählt. Denn Hoffnung und
Phantasie machen sich in Alis Leben Platz. Nicht umsonst ist auch in Ali
Mitgutschs Wimmel-Büchern von Trauer und Leid nichts zu spüren.
Deutsche
Nachkriegsgeschichte wird hier mit Charme und Ehrlichkeit unterhaltend
dargestellt. Wie man sich die Hoffnung erhält, kann man an den
Wimmelbildern lernen. Alles Gute zum 80. Geburtstag Herr Mitgutsch! Ihre
Eltern wären sicherlich stolz auf sie!
***Leserunde von lovelybooks: Vielen Dank an den Autor und dtv für die Bereitstellung des Buches!***
Regionalkrimi aus der Holledau
Dieser Band ist nach "Der Tote am Maibaum"
der zweite Kriminalroman der Scherlock Pinkerton & Co-Reihe. Es
handelt sich um einen Regionalkrimi aus der Holledau, der im Sutton Verlag erscheint.
"Ja, verreck! A echte Leich’!" Mit diesen deutlichen Worten tritt der
Schüler Robert an einem ungemütlichen Adventabend am Kirchturm von
Wolnzach auf die Hand des toten Benedikt Singer.
Es gibt kaum Tatortspuren und keine Zeugen und so tappt die Polizei auf der Suche nach dem Mörder im Dunkeln.
Doch
diese tragische Tat macht im Dorf schnell die Runde. Das Getratsche
über die wilde Ehe des Hochzeitladers ist groß und auch Rentner Ludwig
Wimmer und seine Enkelin Anna erfasst wieder die Sucht des
Detektiv-Spielens. Sie haben das Ohr am Volk und sammeln Informationen,
die sie auch der Polizei zuspielen.
Dieser Regionalkrimi aus der Holledau macht wirklich Spaß und unterhält prima.
Einen
großen Anteil am Gelingen und dem Wohlfühlcharakter dieses Krimis hat
die allgegenwärtige Dorfatmosphäre mit der bayrischen Mundart, den
Gebräuchen mit Hochzeitslader, Kinderbaum und die Hoagartn Volksmusik.
Dieses Brauchtum wird in Wolnzach und Umgebung liebevoll gepflegt und
beschützt.
Der Dialekt in Bayrisch und auch Kommissar Stimpfles
Schwäbisch in den vielen Dialogen bereitet auch hochdeutschen
Muttersprachlern wie mir keine Probleme, ganz im Gegenteil: ich fühlte
mich gut unterhalten und genoss den heiteren gemütlichen "Slang" dieser
Sprache ungemein. Es war ein regelrechter Sprachspass und wie ein Blick
in fremde Wohnzimmer.
Der Erzählstil ist locker und flüssig und
führt angenehm unterhaltend durch die Handlung. Geschickt werden vom
Autor auch interessante Themen locker mit eingebunden, durch die der
Leser noch etwas lernen oder erfahren kann. Da geht es um die in
Apotheken geführten Giftbücher, um Überwachungstechniken oder um das
Knacken von Internetpasswörtern.
Aber auch die Charaktere
haben mich begeistert, so vielfältig werden sie beschrieben und jeder
hat so seine speziellen Ecken und Kanten. Das macht sie glaubhaft und
nachvollziehbar in ihren Reaktionen und Ansichten und auch sympathisch.
Besonders
Metzgermeister a. D. Opa Wimmer und seine internetfähige Enkelin sind
da ein prima eingespieltes Gespann mit viel Verständnis füreinander.
Die
Krimihandlung ist gut durchdacht, logisch konstruiert und der Täter ist
nicht gleich gefunden. So kann man als Leser bis zum Ende munter
miträtseln und erfährt neben den Ermittlungsergebnissen der Polizei auch
noch die zweite Schiene von Opa Wimmer und Anna, die ihm mit
technischem Geschick die digitale Welt erklärt. Wen wundert es da noch,
dass gerade Anna am Ende für die Entdeckung des Täters verantwortlich
ist.
Ich vergebe eine absolute Leseempfehlung für
diesen tollen Krimi aus der Holledau, denn ich habe gern mitgeraten und
wurde richtig gut unterhalten.
***Leserunde von lovelybooks: Vielen Dank an den Autor und den Sutton Verlag für die Bereitstellung des Buches!***
Monatsrückblick Juni 2015
Diese Bücher waren meine Highlights mit 5 Sternen:
Die Rezensionen dazu sind im Juniteil auch nachzulesen.
Zucchini-Tomaten-Schafskäse-Ei-Pfanne
Im Sommer koche ich bei Hitze gar nicht gern. Und wenn, muss es mal etwas Leckeres aus der schnellen Küche sein. So wie meine Sommerpfanne!
Dazu benötigt man lediglich Zucchini, saftige Tomaten, Zwiebeln, Schafskäse und Ei. Erst brate ich Zwiebeln und etwas Knoblauch (eingelegt in Öl habe ich ihn im Glas im Kühlschrank) so lange an, bis alles leicht glasig ist. Dann kommen die Zucchinischeiben hinzu, anschließend die Tomaten. Das Ganze würze ich mit etwas Chili und getrockneten italienischen Kräutern. Nun wird der Schafskäse hinzugeben und mit verquirltem Ei übergossen. Einen Deckel auf die Pfanne geben und solange garen, bis das Ei gestockt ist. Fertig!
Gut und dramatisch geschrieben, aber der Psychothrill fehlt
Lügenmädchen von Luana Lewis ist ein Psychothriller aus dem Goldmann Verlag
Die Psychologin Stella leidet nach einem traumatischen Ereignis an
Panikattacken und Angststörungen und verlässt ihr luxuriöses Haus in der
Nähe von London nicht mehr. Nur ihr Mann Max, ebenfalls Psychologe,
hält den Kontakt für sie mit der Aussenwelt aufrecht.
In einer Winternacht mit Schneesturm klingelt ein junges Mädchen,
Blue, an Stellas Tür. Sie hat große Probleme damit, jemandem Fremden zu
öffnen und dann hereinzubitten, da sie aber Mitleid mit der
halberfrorenen Blue hat, lässt sie sie schliesslich herein. Dann erzählt
Blue schaurige Geschichten und die Stella beunruhigen und die sie nicht
einordnen kann. Die Grenze zwischen Lüge und Wahrheit verschwimmt immer
mehr.
Was soll sie ihr glauben und was will Blue?
In diesem Roman hat mir besonders der Erzählstil gut gefallen und das
Buch konnte mich auch fesseln, aber ein echter Psychothrill kam nicht
auf.
In sich abwechselnden Zeitsträngen wird die Geschichte aufgebaut: im
Winter 2011 findet der seltsame Besuch von Blue bei Stella statt und im
Jahr 2009 erfährt man von Stellas Zeit als Psychologin, in der sie ein
Gutachten zu einem Sorgerechtsverfahren bearbeitet. Dazwischen erfährt
man Interna über die Sitzungen einer Jugendlichen bei ihrem Psychologen.
Allmählich entwickelt sich durch immer weitere Puzzlestücke aus der
Vergangenheit eine sich immer weiter steigernde Spannung. Man folgt mit
beklemmenden Gefühlen der Story und empfindet einen bunten Reigen von
Gefühlen: Angst und Sorge, aber auch Hoffnung und Unverständnis machen
sich breit. Was Wahrheit und was Realität ist, verschwimmt immer mehr.
Zwar ist man direkt in der Geschichte eingebunden, ich konnte mich auch
gut in Stella hineinversetzen, aber leider finde ich das Ganze ziemlich
vorhersehbar und habe auch zu Stella keine Beziehung aufbauen können.
Sie erschien mir mitfühlend, doch auch naiv und teilweise sogar zu
besorgt um Blue zu sein.
Allerdings hat mir gut gefallen, wie hier psychologische Ansätze
beschrieben sind und das Menschen doch nach aussen immer anders wirken
können als sie es vom Charakter her sind. Das wahre Gesicht zeigt sich
auch hier erst am Schluss in völliger Klarheit.
Dieser Thriller hat solide Qualität, macht betroffen und lässt sich
mit einem Spannungssog lesen. Die Vorhersehbarkeit ist zu
offensichtlich, das Ende stellt den Leser dann vor einen für Stella
beruhigende Entwicklung, einige Fragen blieben dann aber noch offen.
Eine interessante Story, die ohne viel Grausamkeiten auskommt und
eindringlich Aspekte der menschlichen Psyche offenlegt. Man erfährt wie
beeinflussbar Menschen sein können und wie Ängste und Wünsche ihr Leben
bestimmen können.
***Leserunde von wasliestdu: Vielen Dank an die Autorin und den Goldmann Verlag für die Bereitstellung des Buches!***
Innovative, aber einfach zuzubereitende Nudelsalatideen
Dieses Büchlein aus der Reihe GU Just Cooking von Cornelia Trischberger erschien im Jahr 2007.
Nudelsalate sind gerade jetzt im Sommer von vielen das Lieblingsessen, dürfen bei keinem Grillfest fehlen und doch muss es nicht immer die altbekannte
Majonnaise-Dosenerbsen-Fleischwurst-Variante sein.
Hier kommen 19
innovative Ideen für ein Picknick, zum sommerlichen Grillen, als Party-Mitbringsel oder als Star eines Candel-Light-Dinners, die der Hingucker auf jedem Büffet sein werden.
Es geht mit Infos rund um das Thema los und anschließend werden die idealen Salatnudeln vorgestellt.
Dann
geht es los mit sehr schönen Rezepten, die auf wunderbaren Fotos
appetitanregend in Szene gesetzt sind. Die kleine Auswahl meiner
Salat-Hitparade habe ich mal aufgelistet:
- Reisnudelsalat mit Huhn, Mango und Melone
(eine frische, asiatische Variante mit fruchtigem Kick)
- Nudelsalat mit Harissa-Salsa und Shrimps
(scharfe, bunte Idee für das Party-Büffet)
- Dinkelnudelsalat mit Anti-Aging-Pesto
(essen und schön werden durch Kräuter, Knoblauch und Avocado)
- Nudelsalat à la Toast Hawaii
(ein Klassiker aus den Fiftys ohne Überbacken)
- Matjes-Nudelsalat
(salzige Grüße vom Meer)
- Curry-Reisnudel-Salat ROT-GELB
(einfache, bunte Salatidee)
- Spätzlesalat mit roten Kokoslinsen
(ungewöhnlich, aber echt lecker)
Dieses
Buch hat mich echt überrascht, denn hier werden Lebensmittel einfach
mal neu gemixt, was man so bisher nicht gewohnt war. Dabei entstehen
ganz leckere Salate, die recht außergewöhnlich aussehen und auch als
Mitbringsel bei einer Party sicherlich der Hit sein können.
Einige
der verwendeten Zutaten sind sehr speziell wie etwas Harissa, Misopaste
oder Soba-Nudeln, allerdings bekommt man sie inzwischen eigentlich auch
in großen Supermärkten.
Die Zubereitungszeit beträgt zwischen 20 und 40 Minuten und ist damit gut machbar.
Insgesamt
gesehen bin ich mit diesen ungewöhnlichen Salatkombinationen sehr
zufrieden. Es haben mir nicht alle zugesagt, aber Geschmäcker sind so
verschieden und hier findet sich eigentlich für jeden etwas.
Wer
gern mal etwas Neues ausprobiert ist mit diesem GU Salatbuch gut
bedient. Auch als Geschenkidee bietet sich dieses Buch an, man bekommt
richtig Lust etwas nachzukochen. Im Sommer sind Salate ja auch eine
erfrischende Alternative zu warmer Küche und die Ideen dafür bekommt
man hier in vielfältiger Weise.

Bildhafter Historienschmöker im Venedig der Renaissance
Der historische Roman Die Lagune des Löwen von Charlotte Thomas entstand 2008 und erscheint im Bastei Lübbe Verlag.
Venedig
1502: Laura muss sich nach dem Tod der Eltern um ihren kleinen Bruder
kümmern und an der Elendsgrenze. Antonio hält sich mit Diebstählen über
Wasser, der entlaufene Sklave Carlo und die Hure Valeria haben ebenfalls
schwere Schicksale. Gemeinsam versuchen sie, zu überleben und Elend und
Hunger hinter sich zu lassen.
Nachdem sie sich jahrelang aus den
Augen verloren haben, begegnen sich Laura und Antonio wieder - und
verlieben sich ineinander. Allerdings haben beide verschiedene
Vorstellungen von einer gemeinsamen Zukunft und geraten daher oft in
Streit. Im mittelalterlichen Venedig lauern überall Gefahren und
Intrigen und machen Laura, Antonio, Carlo und Valeria das Leben nicht
leicht. Dann bedroht auch noch ein Krieg das mächtige Venedig...
Der Erzählstil der Autorin ist sehr bildhaft und flüssig, es gibt viele
Emotionen und man fiebert gespannt mit den Protagonisten mit.
Das bunte Leben im Venedig der damaligen Zeit ist gut nachzuvollziehen.
So
bekommt man einen umfassenden Eindruck über die wütenden Krankheiten
wie die Pest, die überwiegende Armut der Bevölkerung und ihre widrigen
Lebensumstände, die durch Kriege noch schwieriger wurden.
Auf der
anderen Seite stehen die prachtvollen Dogenpaläste und ihre reichen
Bewohner, die Edelleute, Händler und Kaufleute. Diese Diskrepanz
zwischen Arm und Reich hat man stets vor Augen.
Die Handlung
zeigt sich logisch und nachvollziehbar, aber auch mit sehr vielen
Verstrickungen verknüpft. Diese vielen Schicksalsschläge der
Protagonisten sind zwar im Roman glaubhaft beschrieben, wirken aber
insgesamt gesehen doch zu geballt.
Wie in historischen Romanen
üblich, befasst sich auch dieser mit den Problemen der damaligen Zeit.
Die Themen Kindesmissbrauch und Sklaverei werden deutlich dargestellt
und die gesellschaftliche Haltung dazu macht betroffen.
Für
Freunde historischer Romane ein Lesemuss, um in die Serenissima und ihre
Welt einzutauchen. Hier gibt es Liebe und Freude, doch auch Elend und
Leid. Bunter kann ein mittelalterlicher Roman nicht geschrieben werden.
