Dienstag, 7. Juli 2015

Herzanzünder - Ali Mitgutsch

Mein Leben als Kind

Autobiografie über Ali Mitgutsch von Ingmar Gregorzweski

Die Biografie Herzanzünder beschäftigt sich mit den Erinnerungen an die Jugend von Ali Mitgutsch und wurde anlässlich seines 80. Geburtstages von seinem Freund Ingmar Gregorzewski erzählt.
Das Buch erscheint 2015 im DTV. Mitgutsch wurde bekannt durch seine Wimmelbilderbücher.

Kindheitserinnerungen erzählen ein Stück Zeitgeschichte

 

Alfons (genannt Ali) Mitgutsch, Jahrgang 1935, wuchs als jüngstes von vier Kindern In familiärer Geborgenheit in Schwabing auf. Der Vater war Bahnbeamter und die Mutter erzog die vier Kinder. Das Stadtviertel war gleichzeitig sein Abenteuerspielpatz, die Spielmöglichkeiten waren auf Stofffussball und Murmeln beschränkt. Der Familienpfiff erstetzte die Klingel.  
In Kriegs- und Nachkriegszeit erlebte Ali Todesangst im Luftschutzkeller, den Anblick von verbrannten Häusern und später die Evakuierung aufs Land, wo Außenseiter nicht gut gelitten waren und er häufig Prügel einstecken musste.



 "Ich habe nicht das Glück vor Augen, sondern das Leben."  Ali Mitgutsch 

 

Diese Biografie zeigt anschaulich die Kindheit von Ali Mitgutsch in Kriegs- und Nachkriegszeit und steht damit stellvertretend für eine ganze Generation. Wie viele Kinder erlebte er die Schrecken, Wirrungen und Drangsale der damaligen Zeit mit Ängsten, Hunger und Bedrohung. Doch trotz all dieser Widrigkeiten ist aus ihm der Erfinder der wunderbaren "Wimmel-Bilderbücher" geworden.

Die Beschreibung seiner Kindheit erlebt der Leser mit Freud und Leid als großes frei gelebtes Abenteuer mit und liest später betroffen vom Tod seines älteren Bruders, der im Krieg gefallen ist. Doch auch dieses Schicksal schweißt die Familie nur noch enger zusammen. 
In Armut erlebt Ali inmitten des zerbombten Schwabing seine Jugend und erinnert sich an allerlei Geschichten. Er erzählt von Hitler, beschreibt anhand eines Diebstahls das Denunziantentum der Zeit, wehrt sich gegen die HJ und zeigt das gleichförmig beschränkte Marschieren der Soldaten als unsinnige Handlung.

Ali erzählt von seiner Schulzeit in der Evakuierung, die ihm als schmächtigen Aussenseiter der Klasse auch Prügeleien einbrachten. Zurück in Münschen gab es auch damals schon Strassenbanden unter Jugendlichen, die er nur mit schneller Rennerei gut überstand.

Die Nachkriegsarmut führte ihn in einsturzgefährdete zerbombte Keller, aus denen er seine "Kriegsbeute" holte. Beispielsweise in Form von alten Rüstungen und Funden aus den zerbombten Trümmern der Neuen Pinakothek, die er geschickt verschacherte. Leider setzte die Währungsreform dann seinem Reichtum abrupt ein Ende.
Ein Bildteil komplettiert die Erzählung in anschaulicher Weise mit Familienfotos der Mitgutschs.

Gern hätte ich noch mehr über die künstlerische Zeit in Mitgutschs Leben gelesen und erfahren, doch auch so habe ich einen guten Eindruck seiner Person gewonnen. 

Trotz all der Not und Schicksalsschläge ist diese Geschichte mit einem Schmunzeln erzählt. Denn Hoffnung und Phantasie machen sich in Alis Leben Platz. Nicht umsonst ist auch in Ali Mitgutschs Wimmel-Büchern von Trauer und Leid nichts zu spüren.

Deutsche Nachkriegsgeschichte wird hier mit Charme und Ehrlichkeit unterhaltend dargestellt. Wie man sich die Hoffnung erhält, kann man an den Wimmelbildern lernen. Alles Gute zum 80. Geburtstag Herr Mitgutsch! Ihre Eltern wären sicherlich stolz auf sie!  


 ***Leserunde von lovelybooks:  Vielen Dank an den Autor und dtv für die Bereitstellung des Buches!***

                                   

Sonntag, 5. Juli 2015

Der Tote am Kirchturm - Alexander Bálly

Regionalkrimi aus der Holledau

Dieser Band ist nach "Der Tote am Maibaum" der zweite Kriminalroman der Scherlock Pinkerton & Co-Reihe. Es handelt sich um einen Regionalkrimi aus der Holledau, der im Sutton Verlag erscheint. 

 

"Ja, verreck! A echte Leich’!" Mit diesen deutlichen Worten tritt der Schüler Robert an einem ungemütlichen Adventabend am Kirchturm von Wolnzach auf die Hand des toten Benedikt Singer.
Es gibt kaum Tatortspuren und keine Zeugen und so tappt die Polizei auf der Suche nach dem Mörder im Dunkeln.
Doch diese tragische Tat macht im Dorf schnell die Runde. Das Getratsche über die wilde Ehe des Hochzeitladers ist groß und auch Rentner Ludwig Wimmer und seine Enkelin Anna erfasst wieder die Sucht des Detektiv-Spielens. Sie haben das Ohr am Volk und sammeln Informationen, die sie auch der Polizei zuspielen. 




Dieser Regionalkrimi aus der Holledau macht wirklich Spaß und unterhält prima.
Einen großen Anteil am Gelingen und dem Wohlfühlcharakter dieses Krimis hat die allgegenwärtige Dorfatmosphäre mit der bayrischen Mundart, den Gebräuchen mit Hochzeitslader, Kinderbaum und die Hoagartn Volksmusik. Dieses Brauchtum wird in Wolnzach und Umgebung liebevoll gepflegt und beschützt.
Der Dialekt in Bayrisch und auch Kommissar Stimpfles Schwäbisch in den vielen Dialogen bereitet auch hochdeutschen Muttersprachlern wie mir keine Probleme, ganz im Gegenteil: ich fühlte mich gut unterhalten und genoss den heiteren gemütlichen "Slang" dieser Sprache ungemein. Es war ein regelrechter Sprachspass und wie ein Blick in fremde Wohnzimmer. 

Der Erzählstil ist locker und flüssig und führt angenehm unterhaltend durch die Handlung. Geschickt werden vom Autor auch interessante Themen locker mit eingebunden, durch die der Leser noch etwas lernen oder erfahren kann. Da geht es um die in Apotheken geführten Giftbücher, um Überwachungstechniken oder um das Knacken von Internetpasswörtern.  


Aber auch die Charaktere haben mich begeistert, so vielfältig werden sie beschrieben und jeder hat so seine speziellen Ecken und Kanten. Das macht sie glaubhaft und nachvollziehbar in ihren Reaktionen und Ansichten und auch sympathisch.
Besonders Metzgermeister a. D. Opa Wimmer und seine internetfähige Enkelin sind da ein prima eingespieltes Gespann mit viel Verständnis füreinander. 

Die Krimihandlung ist gut durchdacht, logisch konstruiert und der Täter ist nicht gleich gefunden. So kann man als Leser bis zum Ende munter miträtseln und erfährt neben den Ermittlungsergebnissen der Polizei auch noch die zweite Schiene von Opa Wimmer und Anna, die ihm mit technischem Geschick die digitale Welt erklärt. Wen wundert es da noch, dass gerade Anna am Ende für die Entdeckung des Täters verantwortlich ist.

 
Ich vergebe eine absolute Leseempfehlung für diesen tollen Krimi aus der Holledau, denn ich habe gern mitgeraten und wurde richtig gut unterhalten. 

***Leserunde von lovelybooks:  Vielen Dank an den Autor und den Sutton Verlag für die Bereitstellung des Buches!***

                           

Buchhighlights im Juni


 Monatsrückblick Juni 2015 

 Diese Bücher waren meine Highlights mit 5 Sternen:










Die Rezensionen dazu sind im Juniteil auch nachzulesen.

Leichte Sommerküche


Zucchini-Tomaten-Schafskäse-Ei-Pfanne





Im Sommer koche ich bei Hitze gar nicht gern. Und wenn, muss es mal etwas Leckeres aus der schnellen Küche sein. So wie meine Sommerpfanne! 

Dazu benötigt man lediglich Zucchini, saftige Tomaten, Zwiebeln, Schafskäse und Ei. Erst brate ich Zwiebeln und etwas Knoblauch (eingelegt in Öl habe ich ihn im Glas im Kühlschrank) so lange an, bis alles leicht glasig ist. Dann kommen die Zucchinischeiben hinzu, anschließend die Tomaten. Das Ganze würze ich mit etwas Chili und getrockneten italienischen Kräutern. Nun wird der Schafskäse hinzugeben und mit verquirltem Ei übergossen. Einen Deckel auf die Pfanne geben und solange garen, bis das Ei gestockt ist. Fertig!

Samstag, 4. Juli 2015

Lügenmädchen - Luana Lewis


Gut und dramatisch geschrieben, aber der Psychothrill fehlt                                                                            

Lügenmädchen von Luana Lewis ist ein Psychothriller aus dem Goldmann Verlag


 
129_31384_154424_xxlDie Psychologin Stella leidet nach einem traumatischen Ereignis an Panikattacken und Angststörungen und verlässt ihr luxuriöses Haus in der Nähe von London nicht mehr. Nur ihr Mann Max, ebenfalls Psychologe, hält den Kontakt für sie mit der Aussenwelt aufrecht.
In einer Winternacht mit Schneesturm klingelt ein junges Mädchen, Blue, an Stellas Tür. Sie hat große Probleme damit, jemandem Fremden zu öffnen und dann hereinzubitten, da sie aber Mitleid mit der halberfrorenen Blue hat, lässt sie sie schliesslich herein. Dann erzählt Blue schaurige Geschichten und die Stella beunruhigen und die sie nicht einordnen kann. Die Grenze zwischen Lüge und Wahrheit verschwimmt immer mehr. 
                                            Was soll sie ihr glauben und was will Blue?


In diesem Roman hat mir besonders der Erzählstil gut gefallen und das Buch konnte mich auch fesseln, aber ein echter Psychothrill kam nicht auf.
In sich abwechselnden Zeitsträngen wird die Geschichte aufgebaut: im Winter 2011 findet der seltsame Besuch von Blue bei Stella statt und im Jahr 2009 erfährt man von Stellas Zeit als Psychologin, in der sie ein Gutachten zu einem Sorgerechtsverfahren bearbeitet. Dazwischen erfährt man Interna über die Sitzungen einer Jugendlichen bei ihrem Psychologen.  


Allmählich entwickelt sich durch immer weitere Puzzlestücke aus der Vergangenheit eine sich immer weiter steigernde Spannung. Man folgt mit beklemmenden Gefühlen der Story und empfindet einen bunten Reigen von Gefühlen: Angst und Sorge, aber auch Hoffnung und Unverständnis machen sich breit. Was Wahrheit und was Realität ist, verschwimmt immer mehr. Zwar ist man direkt in der Geschichte eingebunden, ich konnte mich auch gut in Stella hineinversetzen, aber leider finde ich das Ganze ziemlich vorhersehbar und habe auch zu Stella keine Beziehung aufbauen können. Sie erschien mir mitfühlend, doch auch naiv und teilweise sogar zu besorgt um Blue zu sein.
                                                                                                   
Allerdings hat mir gut gefallen, wie hier psychologische Ansätze beschrieben sind und das Menschen doch nach aussen immer anders wirken können als sie es vom Charakter her sind. Das wahre Gesicht zeigt sich auch hier erst am Schluss in völliger Klarheit.
Dieser Thriller hat solide Qualität, macht betroffen und lässt sich mit einem Spannungssog lesen. Die Vorhersehbarkeit ist zu offensichtlich, das Ende stellt den Leser dann vor einen für Stella beruhigende Entwicklung, einige Fragen blieben dann aber noch offen. 

Eine interessante Story, die ohne viel Grausamkeiten auskommt und eindringlich Aspekte der menschlichen Psyche offenlegt. Man erfährt wie beeinflussbar Menschen sein können und wie Ängste und Wünsche ihr Leben bestimmen können.
 
                          
***Leserunde von wasliestdu:  Vielen Dank an die Autorin und den Goldmann  Verlag für die Bereitstellung des Buches!***

Donnerstag, 2. Juli 2015

Nudelsalate Neu angemacht - Cornelia Trischberger

Innovative, aber einfach zuzubereitende Nudelsalatideen


Dieses Büchlein aus der Reihe GU Just Cooking von Cornelia Trischberger  erschien im Jahr 2007. 

Nudelsalate sind gerade jetzt im Sommer von vielen das Lieblingsessen, dürfen bei keinem Grillfest fehlen und doch muss es nicht immer die altbekannte Majonnaise-Dosenerbsen-Fleischwurst-Variante sein.

Hier kommen 19 innovative Ideen für ein Picknick, zum sommerlichen Grillen, als Party-Mitbringsel oder als Star eines Candel-Light-Dinners, die der Hingucker auf jedem Büffet sein werden.  



Es geht mit Infos rund um das Thema los und anschließend werden die idealen Salatnudeln vorgestellt.

Dann geht es los mit sehr schönen Rezepten, die auf wunderbaren Fotos appetitanregend in Szene gesetzt sind. Die kleine Auswahl meiner Salat-Hitparade habe ich mal aufgelistet:

- Reisnudelsalat mit Huhn, Mango und Melone
  (eine frische, asiatische Variante mit fruchtigem Kick)

- Nudelsalat mit Harissa-Salsa und Shrimps
  (scharfe, bunte Idee für das Party-Büffet)

- Dinkelnudelsalat mit Anti-Aging-Pesto
  (essen und schön werden durch Kräuter, Knoblauch und Avocado)

- Nudelsalat à la Toast Hawaii
  (ein Klassiker aus den Fiftys ohne Überbacken)

- Matjes-Nudelsalat
  (salzige Grüße vom Meer)

- Curry-Reisnudel-Salat ROT-GELB
  (einfache, bunte Salatidee)

- Spätzlesalat mit roten Kokoslinsen
  (ungewöhnlich, aber echt lecker)

Dieses Buch hat mich echt überrascht, denn hier werden Lebensmittel einfach mal neu gemixt, was man so bisher nicht gewohnt war. Dabei entstehen ganz leckere Salate, die recht außergewöhnlich aussehen und auch als Mitbringsel bei einer Party sicherlich der Hit sein können.
Einige der verwendeten Zutaten sind sehr speziell wie etwas Harissa, Misopaste oder Soba-Nudeln, allerdings bekommt man sie inzwischen eigentlich auch in großen Supermärkten.
Die Zubereitungszeit beträgt zwischen 20 und 40 Minuten und ist damit gut machbar.
Insgesamt gesehen bin ich mit diesen ungewöhnlichen Salatkombinationen sehr zufrieden. Es haben mir nicht alle zugesagt, aber Geschmäcker sind so verschieden und hier findet sich eigentlich für jeden etwas.

Wer gern mal etwas Neues ausprobiert ist mit diesem GU Salatbuch gut bedient. Auch als Geschenkidee bietet sich dieses Buch an, man bekommt richtig Lust etwas nachzukochen. Im Sommer sind Salate ja auch eine erfrischende Alternative zu warmer Küche und die Ideen dafür bekommt  man hier in vielfältiger Weise. 


Die Lagune des Löwen - Charlotte Thomas

Bildhafter Historienschmöker im Venedig der Renaissance



Der historische Roman  Die Lagune des Löwen von  Charlotte Thomas entstand 2008 und erscheint im  Bastei Lübbe Verlag.
Venedig 1502: Laura muss sich nach dem Tod der Eltern um ihren kleinen Bruder kümmern und an der Elendsgrenze. Antonio hält sich mit Diebstählen über Wasser, der entlaufene Sklave Carlo und die Hure Valeria haben ebenfalls schwere Schicksale. Gemeinsam versuchen sie, zu überleben und Elend und Hunger hinter sich zu lassen.
Nachdem sie sich jahrelang aus den Augen verloren haben, begegnen sich Laura und Antonio wieder - und verlieben sich ineinander. Allerdings haben beide verschiedene Vorstellungen von einer gemeinsamen Zukunft und geraten daher oft in Streit. Im mittelalterlichen Venedig lauern überall Gefahren und Intrigen und machen Laura, Antonio, Carlo und Valeria das Leben nicht leicht. Dann bedroht auch noch ein Krieg das mächtige Venedig...




Der Erzählstil der Autorin ist sehr bildhaft und flüssig, es gibt viele Emotionen und man fiebert gespannt mit den Protagonisten mit.
Das bunte Leben im Venedig der damaligen Zeit ist gut nachzuvollziehen.
So bekommt man einen umfassenden Eindruck über die wütenden  Krankheiten wie die Pest, die überwiegende Armut der Bevölkerung und ihre widrigen Lebensumstände, die durch Kriege noch schwieriger wurden.
Auf der anderen Seite stehen die prachtvollen Dogenpaläste und ihre reichen Bewohner, die Edelleute, Händler und Kaufleute. Diese Diskrepanz zwischen Arm und Reich hat man stets vor Augen.

Die Handlung zeigt sich logisch und nachvollziehbar, aber auch mit sehr vielen Verstrickungen verknüpft. Diese vielen Schicksalsschläge der Protagonisten sind zwar im Roman glaubhaft beschrieben, wirken aber insgesamt gesehen doch zu geballt.

Wie in historischen Romanen üblich, befasst sich auch dieser mit den Problemen der damaligen Zeit. Die Themen Kindesmissbrauch und Sklaverei werden deutlich dargestellt und die gesellschaftliche Haltung dazu macht betroffen.

Für Freunde historischer Romane ein Lesemuss, um in die Serenissima und ihre Welt einzutauchen. Hier gibt es Liebe und Freude, doch auch Elend und Leid. Bunter kann ein mittelalterlicher Roman nicht geschrieben werden.