Gut und dramatisch geschrieben, aber der Psychothrill fehlt
Lügenmädchen von Luana Lewis ist ein Psychothriller aus dem Goldmann Verlag
In einer Winternacht mit Schneesturm klingelt ein junges Mädchen, Blue, an Stellas Tür. Sie hat große Probleme damit, jemandem Fremden zu öffnen und dann hereinzubitten, da sie aber Mitleid mit der halberfrorenen Blue hat, lässt sie sie schliesslich herein. Dann erzählt Blue schaurige Geschichten und die Stella beunruhigen und die sie nicht einordnen kann. Die Grenze zwischen Lüge und Wahrheit verschwimmt immer mehr.
Was soll sie ihr glauben und was will Blue?
In diesem Roman hat mir besonders der Erzählstil gut gefallen und das Buch konnte mich auch fesseln, aber ein echter Psychothrill kam nicht auf.
In sich abwechselnden Zeitsträngen wird die Geschichte aufgebaut: im Winter 2011 findet der seltsame Besuch von Blue bei Stella statt und im Jahr 2009 erfährt man von Stellas Zeit als Psychologin, in der sie ein Gutachten zu einem Sorgerechtsverfahren bearbeitet. Dazwischen erfährt man Interna über die Sitzungen einer Jugendlichen bei ihrem Psychologen.
Allmählich entwickelt sich durch immer weitere Puzzlestücke aus der Vergangenheit eine sich immer weiter steigernde Spannung. Man folgt mit beklemmenden Gefühlen der Story und empfindet einen bunten Reigen von Gefühlen: Angst und Sorge, aber auch Hoffnung und Unverständnis machen sich breit. Was Wahrheit und was Realität ist, verschwimmt immer mehr. Zwar ist man direkt in der Geschichte eingebunden, ich konnte mich auch gut in Stella hineinversetzen, aber leider finde ich das Ganze ziemlich vorhersehbar und habe auch zu Stella keine Beziehung aufbauen können. Sie erschien mir mitfühlend, doch auch naiv und teilweise sogar zu besorgt um Blue zu sein.
Allerdings hat mir gut gefallen, wie hier psychologische Ansätze beschrieben sind und das Menschen doch nach aussen immer anders wirken können als sie es vom Charakter her sind. Das wahre Gesicht zeigt sich auch hier erst am Schluss in völliger Klarheit.
Dieser Thriller hat solide Qualität, macht betroffen und lässt sich mit einem Spannungssog lesen. Die Vorhersehbarkeit ist zu offensichtlich, das Ende stellt den Leser dann vor einen für Stella beruhigende Entwicklung, einige Fragen blieben dann aber noch offen.
Eine interessante Story, die ohne viel Grausamkeiten auskommt und eindringlich Aspekte der menschlichen Psyche offenlegt. Man erfährt wie beeinflussbar Menschen sein können und wie Ängste und Wünsche ihr Leben bestimmen können.
***Leserunde von wasliestdu: Vielen Dank an die Autorin und den Goldmann Verlag für die Bereitstellung des Buches!***
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