Nur die Liebe lässt Frieden zu
Die Autorin Claire Hajaj thematisiert in ihrem Roman Ismaels Orangen den Nahostkonflikt. Das Buch erscheint 2015 im Blanvalet Verlag.
Jaffa im Britischen Mandatsgebiet Palästina, 1948:
Der siebenjährige Salim Al-Ismaeli lebt auf einer Orangenbaumplantage und hat eine unbeschwerte Kindheit. Erst der Einmarsch jüdischer Truppen vertreibt die Familie von ihrem Besitz. Sie fliehen nach Nazareth zu Salims Verwandtschaft.
Sein eigener Orangenbaum wird von nun ab Salims Traumbild seiner Heimat.
Er studiert in London und lernt dort Jude (Judit) kennen, die Jüdin ist und deren Großeltern Holocaust-Vertriebene sind.
Eine Liebesgeschichte zwischen einer Jüdin und einem Palästinenser bringt uns die Autorin Claire Hajaj hier nahe und erzählt dabei auch ein Stück weit ihre eigene Geschichte.
Jude und Salim verlieben sich in England, beide sehnen sich nach einem normalen und glücklichen Leben. Kulturelle Unterschiede wollen sie nicht zulassen, stellen ihre Liebe über alles. Sie halten gegen familiäre Anfechtungen und Widerstände zusammen und bekommen Zwillinge. Doch die Idylle hat nicht lange Bestand. Durch berufliche Hindernisse und das Auftauchen von Salims radikalem Bruder, der die PLO unterstützt, kommt es langsam schwelend zum Bruch. Salim verliert sich mehr und mehr in seinen Selbstzweifeln, seiner Wut und seinen Träumen und merkt nicht, wie er sich von seiner Familie immer weiter distanziert. Er erwartet von seinen Kindern die Hingabe zu ihrer arabischen Herkunft und von seiner Frau die Aufgabe ihres Glaubens. Der Orangenbaum ist für Salim symbolträchtig und steht für sein Stück Heimat, das er schützen und bewahren will. Das erlittene Unrecht frisst an seiner Seele. Er versucht, das Haus und Land seiner Vorfahren von den Israelis mit gerichtlichen Schritten zurück zu gewinnen.
Jude ist eine willensstarke Person, die sich voll und ganz auf ihren Mann und Kinder einlässt und ihnen den Zugang zu beiden Kulturen ermöglichen will. Ihre Liebe ist ihre Macht gegen Salims Zerrissenheit, wird sie damit Erfolg haben.
Mit einem hervorragenden Schreibstil führt die Autorin durch die Geschichte und zeigt die Konflikte der fanatischen Seiten der jüdischen und der arabischen Kultur auf. Aber sie gibt auch Hoffnung mit ihrer wunderschön erzählten Liebesgeschichte, die einen gefangen nimmt.
Ismaels Orangen hat mich sehr bewegt. Dieser Roman zeigt eine junge Liebe, die sich durch ihre familiäre Prägung auf verschiedene Herkunft selbst den Weg verbaut. Jeder ist gefangen in seiner Kultur, die er von Kindesbeinen an kennt und lebt. Auch wenn ein Partner tolerant ist, und den Schutz der Kinder vor Augen hat, so kann die Liebe nicht weiter bestehen, wenn der andere von Zweifeln, Hass und Wunschdenken erfüllt ist. Was wird aus den Kindern, die zwischen den Fronten sitzen und für welche Kultur sollen sie sich entscheiden. In der heutigen Zeit eine allgegenwärtige Situation, die nicht einfach ist.
Die Schilderung des Lebens in Palästina / Israel und die geschichtliche Entwicklung in dieser Region bestimmt die Handlung in großem Maße. Die Sicht auf die Vertreibung, die Gewalt und der gegenseitige Hass wird durch einen Blick auf einzelne Schicksale gut erklärt und dem Leser die Problematik dieser Gegend deutlich bewusst gemacht.
Doch die Hoffnung auf Frieden macht sich in den Herzen breit. Nur die Liebe der Menschen untereinander kann ein Machtwort gegen Konflikte und Kriege sprechen.
***Rezensionsexemplar vom Bloggerportal - Vielen Dank für die Bereitstellung des Buches!***
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