Aufklärung einer Mordserie, Erzählung einer Kindheit und amerikanisches Lebensgefühl: dieser Roman verbindet viele Facetten miteinander.
Der Roman Gute Töchter von Joyce Maynard erscheint im HarperCollins Verlag. [Werbung]Die Schwestern Patty und Rachel wohnen auf der anderen Seite der Golden Gate Bridge von San Francisco, in einer ländlichen, idyllischen Gegend am Rande eines Berges und Naturparks. Ihr Vater Anthony Torricelli ist Polizeibeamter bei der Mordkommission und verlässt die Familie wegen einer anderen Frau. Ihre Mutter zieht sich nach der Trennung immer mehr aus dem Leben der Töchter zurück, die finanzielle Situation wird schlechter, die Mädchen sind sich viel selbst überlassen. Sie streifen durch das Wandergebiet des Mount Tamalpais und beobachten ihre Nachbarn. Ein geregeltes Familienleben gibt es nicht, nur die seltenen Treffen mit ihrem geliebten Vater geniessen sie immer sehr. Als ein Serienmörder reihenweise junge Frauen tötet und missbraucht, ist Anthony der leitende Ermittler. Doch so sehr er sich auch bemüht, es gelingt ihm nicht, den Täter zu fassen. Rachel macht schliesslich den Täter auf sich aufmerksam und bringt damit sich und ihre Schwester in Gefahr.
Der Roman wird aus der Sicht der älteren Schwester Rachel erzählt. Er ähnelt ein wenig einer Biografie und zeigt, wie die Schwestern ihre Kindheit und Jugend miteinander verbracht haben und entführt den Leser sofort in eine unterhaltsame und auch fesselnde Handlung.
Die Autorin schreibt wunderbar und auf mich hatte diese Geschichte einen echten Lesesog. Es ist ein bewegendes Drama vor dem Hintergrund der 60er Jahre in Amerika und dem damit verbundenen Lebensgefühl. Sehr schnell nimmt man Anteil am Leben der Schwestern und erlebt ihre Spiele, kleinen Freuden und tragischen Erlebnisse genaustens mit. Dabei spielt ihr getrennt lebender Vater eine entscheidende Rolle, ihn möchten sie als Held sehen und hoffen so auf seinen Ermittlungserfolg in der Mordserie der Gegend.
Langsam entwickelt sich die Geschichte und nimmt immer klarere Formen an. So erleben wir die Charaktere von Kindheit an und sehen ihr Leben auch emotional an uns vorbeiziehen. Wie diese Mordserie Rachel auch noch als Erwachsene fast schon besessen beschäftigt, ist sehr gut beschrieben. Dadurch entsteht eine Spannung, die zwar nicht thrillerartig wirkt, aber doch intensiv genug, um mit der Story weiter zu fiebern. Anfangs sieht man alles aus der Sicht einer Jugendlichen, die selbst ihre Erkenntnisse über den "Strangler" oder auch "Würger des Abendrots" genannten Täter sammelt. Die spätere Story erzählt die erwachsene Rachel, der Stil wirkt gereifter und erfahrener. Das gibt einen authentischen Effekt und ist interessant zu beobachten.
Es ist die Lebendigkeit des Romans und die dichte Verwebung von Neugier, Angst und Vaterliebe der Töchter mit der unfassbar wirkenden Handlung des Serientäters, die den Leser in seinen Bann zieht. Man wartet gespannt auf die Stelle, wo Rachel dem Täter näher kommt, wie das auch immer im Buch geschieht. Das möchte ich natürlich nicht verraten.
Besonders authentisch ist für mich die Schilderung der familiären Situation und der Probleme der Mädchen, die von ihrer zurückgezogenen Mutter kaum Unterstützung bekommen. Das bindet die Mädchen gegenseitig immer stärker an sich, sie sind sich lange die besten Freundinnen.
Mich hat dieses Buch auf eine besondere Weise gefesselt und nicht losgelassen. Es hat mich bewegt, die Schreibweise hat mir gefallen und die Atmosphäre ist gut gelungen dargestellt.
Ein bewegender Roman, der durch seinen gelungenen Mix aus Krimi, Biografie und amerikanischem Zeitgeist auffällt und fesselt. Er erzählt vom Zusammenhalt zweier Schwestern, von ihrer Kindheit und von ihrem Verlust.
***Rezensionsexemplar von vorablesen -
Vielen Dank an den Verlag für das e-book!***
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