Donnerstag, 29. Dezember 2016

Tod am Nord-Ostseekanal - Anja Marschall

Toller Krimi aus der Kaiserzeit


Autorin "Anja Marschall" hat neben ihrer humorvollen Lizzy-Reihe auch historische Krimis um ihren Kriminalsergeant Hauke Sötje geschrieben. Der zweite Band der Reihe trägt den Titel "Tod am Nord-Ostseekanal" und erscheint im "Emons Verlag".


Kiel 1894: Kriminalsergeant Hauke Sötje beobachtet einen Mord. Als er den Täter fangen will, wird er überwältigt und betrunken gemacht. Niemand glaubt ihm und Hauke wird festgenommen. Als klar wird, dass Hauke recht hatte, schickt ihn sein Vorgesetzter fort nach Brunsbüttel auf die Großbaustelle des Nord-Ostseekanals. Dort wurde der Ingenieur Strasser ermordet und Hauke beginnt zu ermitteln. Dabei stösst er auf Widerstand des Bauherrn Jennings, es geschehen weitere Unfälle und bald wird klar, hier will jemand das Projekt sabotieren. 



Diesem historischer Krimi merkt man die ausgiebige Recherche der Autorin an. Anja Marschall versetzt den Leser wie bei einer Zeitreise mitten in diese Epoche und alles wirkt sehr authentisch und lebensnah geschildert. Man bekommt ein Bild dieser Zeit präsentiert. Es gab noch kaum Autos, die Menschen waren überwiegend arm, mussten körperlich schwer arbeiten und hatten schlechte Arbeitsbedingungen und die noch unemanzipierte Rolle der Frau zeigt sich in einigen Schicksalen sehr deutlich. Diese Zustände haben mich sehr berührt und auch die Ermittlungen liefen unter ganz anderen Bedingungen ab, als man sie von zeitgenössischen Krimis her kennt.
Was mir auch gut gefällt, ist die Einleitung jedes Kapitels mit passenden Auszügen aus der Kieler Zeitung oder der Kanalzeitung von 1894.

Der einnehmende flüssige Schreibstil der Autorin und ihre sehr bildhaften Beschreibungen von schäbigen Lebensbedingungen, gigantischer Baustelle, Dreck und armen Leuten verleihen diesem Krimi seinen ganz besonderen Reiz. Was sich hier vor dem inneren Auge aufbaut, ist schon großes Kino!

Aber auch die Charaktere sind treffend gezeichnet. Der Krimiheld Hauke ist ein intelligenter, grundehrlicher und sympathischer Mann, der sich weder vor der Obrigkeit verbiegt noch sich unterkriegen lässt. Besonders sein Wissen bei der Leichenschau ist beeindruckend und macht die technischen Raffinessen von heute mehr als wett. Auch sein Helfer Karl ist clever und sehr verlässlich. Die Jennings Schwestern sind von dem Wunsch nach Verheiratung durch den Vater abhängig, von Liebesheirat keine Spur. Die eine ist intrigant und die andere eine unscheinbare, zurückgezogene Frau. Besonders gefällt mir die Vermieterin von Hauke. Sie hat ein Herz aus Gold.



Die zeitgemäße Handlung ist spannend aufgezogen, die kurzen Kapitel lassen das Buch schnell lesen und stets versucht man zu verstehen, wie alles zusammen hängt und wer hinter der Sabotage stecken könnte. Die Fährten führen erst am Ende zu einer Lösung, die sachlich logisch und auch überraschend aufklärt.

Im Bucheinband finden sich historische Karten, die die Orientierung heutiger Leser einfach machen. Das größte Lob gehört der Autorin dafür, wie perfekt sie die damaligen Lebensbedingungen hier im Buch eingefangen hat.


Historischer Krimi, der dank umfangreicher Recherche realistisch
genau die Lebensbedingungen der Zeit einfängt und mit fesselnden Ermittlungen punktet. Besser kann ein Krimi nicht geschrieben sein.



***Herzlichen Dank an Tanja von Nichtohnebuch für diesen tollen Buchgewinn auf ihrem Blog! Das war eine wunderbare Weihnachtsüberraschung!***



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