Montag, 24. März 2025

Flusslinien - Katharina Hagena

Ein tiefgründiger Roman über Wendungen des Lebens!

Katharina Hagenas Generationenroman Flusslinien erscheint bei Kiepenheuer & Witsch. 

Margrit war früher Atemtherapeutin und Stimmbildnerin, sie ist 102 Jahre alt und lebt in einer Seniorenresidenz nahe der Elbe. Täglich bringt sie ihr Fahrer Arthur in den Römischen Garten, wo sie beim Anblick der Elbe ihre Gedanken in die Vergangenheit schweifen lässt. Sie hat viel erlebt und denkt an ihre Jugend zurück, an die Kriegsjahre und an die Beziehung ihrer Mutter Johanne zu einer anderen Frau. In dieser Zeit sucht Arthur mit einem Metalldetektor das Flussufer ab. Margrits Enkelin Luzie hat kurz vor dem Abi die Schule abgebrochen, sie möchte  Tätowiererin werden. Alle drei Figuren haben ihre persönlichen Geheimnisse und Traumata, die ihnen zusetzen.  


 

In "Flusslinien" begleiten wir Margrit, Arthur und Luzie über einen Zeitraum von zwölf Tagen und tauchen in ihre Gedanken und tiefsten Geheimnisse ein. Katharina Hagena hat eine erzählerische Kraft, die mich besonders mit den zwölf Beschreibungen der Atmosphäre des Elbstrandes fasziniert hat. Die Elbe ist die Lebensader der Geschichte, die die Lebensgeschichten der Figuren miteinander verbindet. 
 
Für mich war Margrit die interessanteste Figur im Roman, sie besitzt trotz ihres Alters noch erstaunlich viel Lebenskraft. Als frühere Atemtherapeutin bestimmt die Atmung ihr Innerstes und während ihrer Erzählperspektive konnte ich gut mit ihr fühlen. Bei ihren täglichen Besuchen des Römischen Gartens erinnert sich sie an Else Hoffa, die Schöpferin des Gartens und gleichzeitig Geliebte ihrer Mutter. Doch sie denkt auch an die Kriegstage in Hamburg, an Menschen, die verschwanden und nie wieder kehrten. Und sie sorgt sich um ihre Enkelin Luzie, weil die aktuellen gesellschaftlichen Probleme sie auch an früher erinnern.

Durch die Erzählweise, die zwischen Margrits, Luzies und Arthurs Perspektive wechselt, tauchen wir in die unterschiedlichen Geschichten ein, die das Leben am Fluss geprägt haben. Nicht nur die Vergangenheit hatte dunkle Schatten, auch die Jugend erfährt schlimme und prägende Erlebnisse, die wie bei Luzie und Arthur schon traumatische Auswirkungen haben. Nach und nach taucht man in die verschiedenen Geheimnisse ein, so wird der Roman zu einer nebulösen Geschichte, aus der die Vorgänge allmählich sichtbar werden und aus dem Nebel aufsteigen. 

Aufgrund der sich langsam öffnendem Sichtweise hat mir "Flusslinien" sehr gut gefallen, trotzdem führten mich einige Szenen zu weit über die eigentliche Handlung hinaus und ich hätte auf diese Längen verzichten können. Ich konnte auch nicht nachvollziehen, dass sich Margrit von Luzie eine Tätowierung in Form von Flusslinien stechen lässt und bis auf die Verbindung zur Elbe fand ich es etwas unglaubwürdig. 

 
Die unterschiedlichen Perspektiven lassen tiefe Einsichten in die drei Schicksale zu und verleihen dem Roman eine tiefgründige Aussage, die zum Nachdenken anregt. Für mich war besonders die gegenseitige Beziehung der Protagonisten ein schöner Aspekt, der das Buch zu einer warmherzigen Geschichte gemacht hat. 

Ein tiefgründiger Roman mit vielen Facetten, auf den man sich einlassen muss, damit er seine volle Wirkung entfalten kann! 

***Herzlichen Dank an Kiepenheuer & Witsch für dieses Rezensionsexemplar!***
 

 
 

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