Mythos und Wahrheit sind hier eng miteinander verwoben
Chigozie Obioma, 1986 in Nigeria geboren, studierte Englisch, Literatur
und Kreatives Schreiben auf Zypern und an der University of Michigan.
Benjamin und seine vier Brüder leben in der Nähe eines gefährlichen
Flusses, des Omi-Ala in Nigeria. Als ihr Vater in der Ferne Arbeit
annimmt, die Familie nur alle paar Wochen besuchen kann, verstoßen sie
gegen sein Verbot, sich dem Gewässer zu nähern. Die Fische, die sie dort
fangen, sind Vorboten einer tragischen Entwicklung.
Nigeria ist das bevölkerungsreichste Land Afrikas, versucht nach Jahren
der Militärdiktatur die Demokratie und wirtschaftliche Entwicklung
voranzubringen. Reiche Erdölvorkommen können aufgrund von Korruption
nicht zur Armutsbekämpfung dienen. Es gibt ethnische Konflikte durch
viele verschiedene Religionen, auch Aberglauben ist noch sehr
verbreitet. In Nigeria werden über 500 verschiedene Sprachen und Idiome
gesprochen.
In diesem Roman übernimmt Benjamin, 9 Jahre alt, die Rolle des
Erzählers. Seinem Interesse für Tiere ist es zu verdanken, dass er
Personen und Ereignissen Tiere zuordnet, die charaktermäßig und
situationsgemäß gut passen. Python-Bruder, Falknerin-Mutter und
Heuschrecken als Vorboten einer Sturmkatastrophe, um nur ein paar
Beispiele zu nennen. Dadurch gewinnt die Geschichte den Eindruck einer
Fabel und die bildhafte Schreibweise des Autors unterstützt diesen
Charakter noch zusätzlich. Man verfolgt interessiert diese sehr afrikanisch anmutende Handlung mit und versucht die Zustände in diesem archaisch geprägten Land zu verstehen. Es wird deutlich, wie sehr der Vater seine Familie fortschrittlich nach westlichen Grundsätzen voranbringen möchte. Die Söhne sollen eine gute Ausbildung bekommen und studieren. Doch als der Vater beruflich wegziehen muss, verliert sich nach und nach sein positiver Einfluss auf seine Söhne. Die Mutter ist zwar bemüht, die Söhne gut zu erziehen, kann sich aber gegen die Heranwachsenden nicht durchsetzen.
Äußere Einflüsse bewirken ein Auseinanderbrechen der brüderlichen Liebe und des Vertrauens untereinander. Im Sinne der Dorfbewohner wird schließlich von den Brüdern verrückten Prophezeiungen mehr geglaubt als den eigenen Geschwistern. Sicherlich ein nachvollziehbarer Akt im abergläubigen Nigeria, wo Voodoo vom Volk der Yoruba religiös praktiziert wird. Auch wenn sich das nicht mit der Erziehungsweise und Ansicht des Vaters zu decken scheint.
Hier zeigen sich die großen Unterschiede zwischen westlicher Anschauung und Lebensphilosophie und dem afrikanischem Verständnis.
So kommt es in dieser Familie zum Auseinanderbrechen, eine dramatische Tragödie entwickelt sich, der man tief bewegt und teilweise verständnislos folgt.
Der Wunsch des Vaters nach Bildung und einem guten Leben für seine Familie wird sich nicht bewahrheiten. Die Tragödie nimmt seinen Lauf.
Dieses berührende Buch bringt dem Leser sehr eindringlich Afrika und seine archaischen Denkweisen näher. Betroffen liest man von diesen Schicksalen und hat einiges zu verarbeiten und durchdenken.
Mit bildhafter Dramatik und einer Menge Emotionen hat der Autor seinen Roman geschrieben und zeigt uns eine fremde Welt.
Guten Morgen,
AntwortenLöschendas Buch habe ich auch gelesen und bisher einfach noch nicht geschafft es zu rezensieren. Finde es schwer die passenden Worte zu finden. Dir ist es wirklich gut gelungen. Respekt!
Wünsche dir tolle Pfingsten.
GLG,
Mel