Was ist Fiktion und was Wahrheit?
Der historische Roman "Prinzessin Alice" von Irene Dische erscheint im Claassen Verlag.
Alice von Battenberg (später umbenannt in Mountbatten) wurde 1885 in Windsor Castle gehörlos geboren, sie gehörte dem Hochadel an, war religios, intelligent und las fünf verschiedene Sprachen von den Lippen ab. Sie war Mutter von fünf
Kindern, der einzige Sohn war Philip Mountbatten, der Ehemann von Queen Elisabeth II.
In ihrer konservativen Familie wurde Alice wegen ihrer fanatischen Beziehung zu Gott und ihrer Lebenslust als verrückt angesehen. Man wies sie gegen ihren Willen in eine Klinik für Psychiatriepatienten am Bodensee ein, wo sie ohne Kontakte zu ihrer Familie leben musste. Finanziell wurde Alice durch ihre Schwägerin Edwina unterstützt und ihr gelang ein Fluchtversuch aus der Klinik. Danach lebte sie einsam in Griechenland.
Irene Dische setzt als Erzählerin Alice von Battenberg persönlich ein und lässt sie aus ihrem bewegenden Leben berichten. Dische schreibt eine intensive Geschichte, die mich mit der geschilderten Offenheit und Dramatik sehr bewegt, aber auch verstört hat. Alice von Battenberg hatte kein einfaches Leben, sie musste mit ihrer Taubheit leben und wurde in eine Psychiatrie eingewisen. Man kann davon ausgehen, dass sie sehr an der Ausgrenzung ihrer Familie gelitten hat. In dem Buch kommt man Alice sehr nahe, ihr persönliches, menschliches Schicksal kann man aber kaum wirklich nachvollziehen.
Die adelige Prinzessin wurde von ihrer Familie als verrückt erklärt, liest man jedoch ihre geschilderten Erlebnisse, so kann sich Alice durchaus in einer Wirklichkeitsflucht befunden haben, die sie zu ihrem Handeln bewegte.
Dieses Buch ist keine Biografie, es ist ein Einblick in das interessante, aber auch tragische Leben von Alice von Battenberg, der ein selbstbestimmtes Leben verwehrt wurde. Ich fand die Lektüre sehr berührend und auch spannend und hatte beim Lesen sehr viel Mitleid mit dieser Frau. Was aber von der Erzählung Wahrheit oder Fiktion ist, hat sich mir nicht genau erschlossen. Man erfährt einiges über die familiären Verknüpfungen der Adelsfamilie, in der Erbkrankheiten kursierten. Das gibt Anlass, über Monarchien nachzudenken.
Irene Dische hat es geschafft, ein intensives und lebendiges Bild von Alice von Battenberg zu zeichnen, die in einer abgeschotteten Welt lebte, ihrer eigenen inneren der Öffentlichkeit abgewandten Welt. Vielleicht waren die Religiösität und ihre Gespräche mit Gott ihre Art, sich selbst zu heilen und aufbewahrt zu fühlen. Auf jeden Fall muss ihr Leben ein Kampf gegen die traditionellen Ansichten gewesen sein und sie hatte nur wenige Menschen, die ihr zur Seite standen.
Das Buch lässt mich zwiegespalten zurück, es ist bewegend erzählt, doch mir fehlten wichtige Eckpunkte vom Leben der Prinzessin und durch die Selbstdarstellung bleiben viele Fragen offen. Es ist eine interessante, aber verwirrende Geschichte, weil die Grenzen zwischen Fiktion und Wahrheit nicht deutlich werden.
***Herzlichen Dank an den Ullstein Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
Hallo Barbara,
AntwortenLöscheneine, interessante Frau der auch glaube ich weil sie eine Frau war zusätzlich auch noch taub war übel mitgespielt wurde in ihrer Zeit...1930 ...
Sie wurde gewaltsam in ein Sanatorium in der Schweiz eingewiesen, wo experimentelle Behandlungen an ihr vorgenommen wurden. Sigmund Freud vermutete, dass ihre religiösen Wahnvorstellungen die Folge sexueller Frustration seien. Er empfahl ihre Eierstöcke zu röntgen, um sie zu „heilen“. So sollte ihre Libido abgetötet und die Wechseljahre hervorgerufen werden.
Wie kann man nur......Hilfe oder?
Wobei ich denke, gerade in der Welt des Adels wird nicht alles veröffentlicht und so bleibt/blieb einiges verborgen immer noch für uns Normlos....
LG....Karin...........
Liebe Karin,
Löschenim Buch wird eine Behandlung durch Freud beschrieben, man weiß beim Lesen nicht was genau gemacht wurde, nur dass Alice zwei runde Narben davon zurück behielt.
Sie war ein Versuchsobjekt, das ist einfach nur schrecklich ! Und keine ihrer Töchter hat für sie gekämpft. Auch ganz schlimm, was waren das für Schnepfen?
Liebe Grüße
Barbara