Friedrich Ani begibt sich in seinem Kriminalroman Der namenslose Tag auf die Suche nach dem wahren Grund einer angeblichen Selbsttötung. Der Krimi erscheint 2015 im Suhrkamp Verlag. [Werbung]
Anspruchsvoll geschriebener Kriminalroman mit melancholischer Sicht auf das Leben!
Friedrich Ani hat in diesem anspruchsvollen Krimi mit seinem Ex-Kommissar Jakob Franck eine ungewöhnliche Figur beschrieben, die besondere Charakterzüge und Angewohnheiten besitzt. Franck, seit 2 Monaten pensioniert, ist jemand, der von Berufs wegen den Tod der Opfer übermittelte und den Angehörigen in ihrer Trauer beistand, indem er einfühlsam ihren Geschichten zuhörte.
Er nennt es Gedankenfühligkeit, wenn er die Gedanken der Täter oder Opfer nachvollzieht. Ich würde es Bauchgefühl nennen und vielleicht eine psychologische Aufarbeitung der Geschehnisse. Auf jeden Fall verfolgen ihn diese Gedanken über die Todesfälle bis in sein Heim, seine Ehe ist seit längerer Zeit geschieden und richtige Hobbies hat Franck bis auf Internet-Poker auch nicht. So hat er viel Zeit und schnell erwacht sein Ermittlerinstinkt und sein Interesse an dem Fall und er nimmt die Nachforschungen im Fall der 17jährigen Esther Winther auf.
Mit Einfühlsamkeit und Fingerspitzengefühl kommt Franck an Wahrheiten heran, die eigentlich verschwiegen wurden, baut Barrieren ab, wenn Angehörige die Mauern ihres Schweigens nicht brechen wollen. Er fühlt tief in ihr Innerstes, ohne auszufragen oder zu bedrohen. Manchmal ist er einfach nur da und die Personen öffnen sich ihm.
Auch im vorliegenden Fall von Esther gibt es viel Schweigen und den Verdacht eines sexuellen Missbrauchs als Motiv für den Selbstmord. Feinfühlig werden auch nach 20 Jahren in den Beteiligten Erinnerungen geweckt und so kommt langsam Licht ins Dunkel.
Der Erzählstil des Autors ist sprachlich brillant und zeigt deutlich seine literarischen Fähigkeiten. Er verwendet eine unaufgeregte Sprache und füllt die Geschichte mit einer melancholisch wirkenden Atmosphäre. Ruhig, mit tiefgründigem Blick auf und hinter die Fassade der Menschen und mit fast philosophischen Betrachtungen ergründet der Protagonist den vorliegenden Fall. Dazu gibt es lange verschachtelte Sätze, es werden Personen befragt, die in irgendeiner Form mit der Toten zu tun hatten. Diese Fülle ist manchmal etwas erschwerend zu lesen, denn nicht alle Befragten haben Kenntnis von weiterführenden Spuren. Aber so ist die Realität bei Ermittlungen nun mal.
Jakob Franck wird mir mit seiner Art wie er auf fremde Menschen zugeht und für sie da ist, sympathisch. Man bewundert ihn für diese Fähigkeit. Dabei ist er kein fröhlicher oder positiv wirkender Mensch, sondern einfach ein ruhiger Zuhörer. Eigentlich wünscht man ihm privates Glück, doch das passt stilistisch nicht in die düstere Szenerie der Mordermittlungen des Friedrich Ani hinein. Hoffen wir auf weitere Fälle, die Licht in dunkle Geheimnisse bringen.
Dieser außergewöhnliche Krimi besticht durch den speziellen Ermittler und seine beeindruckende individuelle Sprache. Ein Hauch von Melancholie schwebt über der Geschichte, auf die man sich lesetechnisch einlassen sollte.
***Rezensionsexemplar von vorablesen - Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Buches!***
Grüß' dich sommerlese,
AntwortenLöschenich habe dieses Buch vor kurzem auch erst gelesen und rezensiert und ich hoffe, es ist für dich okay, dass ich deine Rezension in meiner unter der Überschrift "Weitere Rezensionen zu vorgestelltem Buch" verlinkt habe? Falls nicht, melde dich einfach kurz bei mir und ich lösche dich auf der Stelle raus, ja? ;)
http://janine2610.blogspot.co.at/2015/08/rezension-der-namenlose-tag-friedrich.html
Alles Liebe ♥,
Janine
Liebe Janine,
AntwortenLöschenReklame für Bücher ist immer gut, daher kannst du gern meine Rezi verwenden! Ich folge deinem Blog und bin schon gespannt auf deine Meinung dazu.
Liebe Grüße,
sommerlese!
Vielen lieben Dank! :-)
LöschenLiebe Sommerlese,
AntwortenLöschendeine Rezension ist sehr aussagekräftig und sehr schön geschrieben. Du bringst die außergewöhnlichen Fakten hier gut auf den Punkt. Ich habe dieses Buch vor kurzem gelesen und ich bewunderte die Besonderheiten der literarischen Fähigkeiten des Autors und die von ihm geschaffenen besonderen Figuren, doch es erreichte mich einfach nicht. So schnell werde ich nicht erneut zu einem Ani greifen.
Sei lieb gegrüßt,
Nisnis
Hey Nisnis,
AntwortenLöschenauch ich habe an diesem Buch etwas zu knappsen gehabt! Dieser intelligente, aber auch schwere Schreibstil erreicht sicherlich nicht die Massen von Lesern. Freut mich, dass dir meine Besprechung gefällt und danke für dein Lob!
Herzliche Grüße
Barbara!