Dienstag, 11. August 2015

Worte in meiner Hand - Guinevere Glasfurd,

Eine Beziehung, die keine sein durfte


Guinevere Glasfurd schrieb den Roman Worte in meiner Hand.

Ich habe die Hörbuchausgabe von HörbuchHamburg, die von der Schauspielerin Julia Nachtmann gelesen wird. [Werbung]



Amsterdam 1632: Helena Jans van der Strom wird als junges Mädchen als Magd im Haushalt des Buchhändlers Mr. Sergeant eingestellt. Helena ist fleissig und intelligent, sie kann sogar lesen und schreiben, was zur damaligen Zeit nur Männern vorbehalten war und fühlt sich bei Mr. Sergeant wohl. Später zieht der französische Philosoph René Descartes als Logiergast ein.  
Helena interessiert sich für Descartes Arbeit und seine Versuche und er bemerkt ihren Charme und ihren Wissensdurst. So kommen sie sich einander näher und verlieben sie trotz des großen Altersunterschiedes ineinander und Helena wird schwanger. Fern von Amsterdam bringt sie ihre Tochter Francine zur Welt. Offiziell steht Descartes nicht zur gemeinsamen Tochter, die er aber finanziell unterstützt und lieb gewinnt.

Dieses Buch ist eine Mischung aus historischem Roman und einer Liebesgeschichte des 17. Jahrhunderts, die keine sein durfte.   

Geschickt verbindet die Autorin die realen Fakten zu Descartes und seinem Leben dank großartiger Fantasie und wunderbarer Erzählkunst zu einer schönen Geschichte.
Es gelingt ihr die Lebensumstände und Standesunterschiede, die Denkweisen, sowie die Atmosphäre der damaligen Zeit darzustellen. Der Leser entdeckt die Anfänge der neuzeitlichen Philosophie, indem er Descartes über die Schulter schaut. Er arbeitet auf dem Gebiet der Metaphysik und von ihm stammt die bekannte These: "Ich denke, also bin ich."  

Descartes wissenschaftliches Denken und sein eher menschenscheuer Charakter sind Helena am Anfang fremd. Ihre Intelligenz schafft allerdings Wissensdurst und so geniesst sie es, mit Descartes zu reden und sich selbst ein Bild seiner Forschungen zu machen. Als sie gemeinsam eine Tochter haben, lässt Helena das Kind taufen und setzt alles daran, dass sie vom Vater einen Lehrer gestellt bekommt.
Sie lebt mit Descartes in einem Haushalt, allerdings ist sie weiterhin offiziell Magd, auch wenn sie das nicht sein möchte. Die religiösen Schranken und die Standesunterschiede machen keine Heirat möglich. Ihre Hoffnung auf ein gemeinsames Familienleben erfüllt sich nur bedingt.

Die Sprache ist das Besondere an diesem Roman: man gleitet dahin und hört die wunderschön poetisch klingenden Passagen, die auch die Landschaft am Meer, den Kleidungsstil und die Einrichtungen der Häuser beschreiben, ja fast schon malen. 

Aber noch mehr werden Stimmungen mit Worten nachgebildet, die dann wie in einem Film vor dem geistigen Auge stehen und man fühlt mit den Figuren mit. Hier werden Worte zu Bildern und es entsteht eine Faszination, die einzigartig gefühlvoll ist und die Zeit gut widerspiegelt.

Auch wenn Helena Fähigkeiten besitzt, die zu ihrer Zeit ungewöhnlich waren, kann sie diese nicht einsetzen. Selbst ihr eigens angefertigtes Alphabet mit Zeichungen versehen und für Kinder bestimmt, kann sie nicht veräußern. Frauen hatten damals nicht die Rechte wie Männer. Das wird in diesem Buch mal wieder deutlich. 


Selten habe ich so gern einem Hörbuch gelauscht. Die Sprecherin war genau die richtige Besetzung für diesen Roman. Ihr ist es gelungen, die Personen genau herauszuarbeiten, die Kinderstimme klingen zu lassen und die französischen und holländischen Sätze nicht fremd klingen zu lassen. Gebannt hört man ihr zu und taucht in die Handlung ein.

Ein wunderbar geschriebener Roman, der die Geschichte einer Frau zeigt, die in heutiger Zeit besser angesiedelt wäre. Sehr schön zu hören und bewusst zu genießen! Ein echtes Hörerlebnis!


                   
***Rezensionsexemplar von vorablesen - Vielen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Hörbuches!***

                                 

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