Donnerstag, 14. Juli 2016

Lügengrab - Hendrik Berg

Fesselnde Stimmung auf einer Hallig

Hendrik Bergs zweiter Krimiband seiner Kommissar Krumme-Reihe heißt "Lügengrab" und erscheint 2016 im Goldmann Verlag.


Kommissar Krumme will seinen stressigen Job in Berlin mal hinter sich lassen und auf Hallig Hooge Urlaub machen, abschalten und zur Ruhe kommen. Bei der Überfahrt lernt er Swantje kennen, die von Hallig Hooge stammt. Ihr Verlobter verschwand vor drei Jahren spurlos und das auch noch einen Tag vor der Hochzeit! Swantje leidet noch immer unter dieser belastenden Ungewissheit. Krumme ist genau der Richtige, um die Nachforschungen aufzunehmen, doch er gerät dabei selbst in Gefahr. Außerdem zieht eine gefährliche Sturmflut über die Hallig und das Böse lauert überall.  

 

 

Bei diesem Krimi gelingt es dem Autor, seine Leser in die spezielle Atmosphäre einer Hallig eintauchen zu lassen. Die Schönheit und Weite der Landschaft, die Ruhe, die nur vom Wind, von Gänsen und Möwen durchbrochen wird und das Watt bei Ebbe werden so anschaulich beschrieben, dass man als Nordseeliebhaber sich sofort dorthin sehnt. Es ist schon eine ganz besondere Situation, als Krumme seinen Urlaub auf Hooge verbringt. 

Die Krimihandlung und das Wetter zeigen sich anfangs noch recht ruhig und beschaulich. Genau wie der Urlaub des Kommissars steigert sich die Sache aber und es kommt zu einem fesselnden Finale, das mit gefährlichen Szenen aufwartet und durch eine Sturmflut noch seinen dramatischen Gipfel findet. 

Mich hat dieser Krimi fesselnd gepackt und das Leben auf der Hallig Hooge sehr interessiert. Auch wenn ich darüber einiges wusste, so hat dieser Krimi mir doch gezeigt, wie wetterabhängig und schwierig das Leben dort sein muss. 

Zu dieser Gegend gehört natürlich auch etwas Mystik und Aberglaube, der die Menschen dort über Jahrhunderte begleitet hat. Wer noch nichts über Klabautermänner gehört hat, sollte sich diesen Krimi zulegen. Hier wird man ihm begegnen, diesem lärmenden Schiffskobold, der Gefahren anzeigt.  

Auch der Protagonist lernt die Nordsee kennen und lieben. Er geniesst die Ausblicke auf die endlose See mit Vogelgeschrei, er erlebt eine Wattwanderung mit ihren Gefahren bei Seenebel, die herzliche Geselligkeit der Bewohner mit Tee und Apfelkuchen, aber auch die unbarmherzige Situation, wenn bei einer Springflut nur noch die Warften Schutz bieten und alles Landunter ist.

Hier taucht der Leser in die Gegend ein und erlebt die eindringliche Atmosphäre, anschaulicher kann kein Regionalkrimi geschrieben werden.

Dieser Krimi basiert auf einem interessanten Aufbau, denn der betreffende Fall spielte in der Vergangenheit und entwickelt sich aus den vorhandenen Eckpunkten heraus allmählich weiter. Die Suche nach dem wahren Grund für das Verschwinden des Verlobten gestaltet sich schwierig und man verdächtigt einige Inselbewohner, doch die Aufklärung zeigt dann eine logische Erklärung. 

Der Schreibstil ist flüssig, lebendig und abwechslungsreich und die Dialoge unterhalten gut und wirken authentisch.

Bei der Charakterdarstellung hat Hendrik Berg gerade dem Täter eine eigene Rolle eingebaut. Aus seiner Sicht bekommt man die Möglichkeit, eine kranke Psyche vorgestellt zu bekommen. Dieser Blickwinkel wirkt bedrohlich und gefährlich, ein weiterer Spannungsfaktor des Krimis. 

Die anderen Figuren sind vielfältig gezeichnet: der sympathische Kommissar, ein kauziger Tierpräparator, eine sich anbiedernde Zimmerwirtin, ein Tourist auf Weiberfang; hier lernt man viele und auch sonderbare Personen kennen und sie bringen volle Lebendigkeit in die Geschichte.


"Lügengrab" bekommt meine absolute Krimiempfehlung, denn der spannende Fall vor der tollen Hallig-Kulisse hat mich mitgerissen und die gruselige Darstellung von Sturmflut und Mördersuche haben sich interessant gestaltet. Dazu noch die faszinierende Beschreibung des Hallig-Lebens haben den Krimi fantastisch abgerundet.

 
***Dies ist ein Rezensionsexemplar vom Blogger-Portal - Vielen Dank für die freundliche Bereitstellung des Buches!***

 

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