Düster, etwas langatmig und sehr stalinistisch!
Kind 44 ist der Auftakt einer dreiteiligen Thriller-Reihe von Tom Rob Smith aus dem Goldmann Verlag, der bereits 2008 erschienen ist.
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Moskau 1953: Auf den Bahngleisen wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden, nackt, verstümmelt und der Magen wurde herausgeschnitten. Aber in der Sowjetunion der Stalinzeit werden Verbrechen öffentlich verschwiegen. Daher wird Leo Demidow, ein Geheimdienstoffizier beim MGB, zu der Familie des toten Jungen geschickt, um ihnen diesen als Unfall deklarierten Mord mitzuteilen. Leo ist ein treuer Anhänger des Staates und als man seine Frau Raisa denunziert, soll er sie als Spionin entlarven. Für Leo ändert sich sein linientreues Verhalten, er weigert sich, wird degradiert und nach Wualks versetzt. Dort stößt er auf weitere Kinderleichen. Auf eigene Faust beginnt er zu ermitteln und stößt auf eine grauenhafte Mordserie, doch mit seinen Ermittlungen bringt er sich und seine Familie in größte Gefahr.
Der Thriller beginnt kurz vor dem Tod Stalins im Winter 1953 und wir erleben den Protagonisten Leo und seine Frau Raisa auf ihrem Lebensweg in Russland.
Anhand der vom Autor authentisch dargestellten Ideologie und der bedrückenden Lebensbedingungen in der stalinistischen Sowjetunion, bekommt man einen echt wirkenden Eindruck von der Unmenschlichkeit der Sowjet-Ideologie, in der Systemtreue gefordert und keine Widerworte geduldet wurden. Wer sich widersetzte wurde entweder verbannt oder mit Gefängnis oder Tod bestraft. Eine grausame Zeit und so ist auch der Thriller sehr bedrückend und düster.
Leo ist anfangs ein linientreuer Held, dessen Treue zum Teil durch Vergünstigungen erkauft zu sein scheint. Ein typischer Fall in der stalinistischen Zeit. Als Leo seine eigene Frau als Spionin entlarven soll, weigert er sich. Man bekommt den Eindruck, erst jetzt beginnt er über die Freveltaten nachzudenken und eine eigene Meinung zu entwickeln. Diese Wandlung ist beeindruckend mitzuverfolgen und lässt beim Lesen einen Hoffnungsschimmer aufkommen.
Insgesamt wird bei den verwendeten Figuren sehr ins Detail gegangen, leider kommt man dem Protagonisten Leo und seinen Gedanken und Gefühlen aber nicht sehr nahe.
Auch haben mich einige Längen dieses Buch nicht in gewohnter Thrillerspannung verfolgen lassen, die reichlich vorhandenen Gewaltszenen sind zwar gewalttätig, aber nicht allzu blutig, sodass ich eher von einem Krimi sprechen würde.
Die Orientierung der Menschen der Stalinzeit wird gut deutlich gemacht, ihr Unterordnungswille wurde erkauft, ansonsten eingebläut und die Frage nach Moral konnte und durfte nicht gestellt werden. Diese Ansicht stellt der Autor sehr eindringlich dar.
Es geht sehr spannend los, seinen Helden Leo lässt Smith eine wahre Albtraumreise erleben, die dann etwas überstürzt und konstruiert wirkend zum Ende geführt wird. Dennoch fiebert man die ganze Zeit mit Leo mit.
Mir hat dieses Buch durch seine Längen etwas die Spannung geraubt, die düstere Stalinzeit ist nicht mein Interessengebiet und die dramatischen Übergriffe sind sehr häufig eingesetzt.
Wer mehr Interesse für die historischen Hintergründe aufbringen kann, der wird hier eine spannende Zeit erleben, die die Lebensbedingungen der UDSSR zeigen.
Als Serienauftakt zeigt der Autor sehr eindringlich das Leben in der stalinistischen Zeit und bringt die Verstrickungen zu einem annehmbaren Ende.
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