Die Wunden der Vergangenheit
"In den Augen meiner Mutter" von Jo Leevers erscheint im Droemer Verlag.
Die 32-jährige Georgie und ihr
Bruder Dan wurden von ihrer Mutter Nancy verlassen als beide noch Kinder
waren. Nun ist Georgie hochschwanger und entdeckt in den Nachrichten
das Bild
ihrer Mutter, die sie auch noch nach zwanzig Jahren wieder erkennt. Die
Wunden sind nie richtig ausgeheilt und um endlich Klarheit über das
Fortgehen ihrer Mutter zu bekommen, begibt sich Georgie auf die Reise
und landet zunächst bei Dan, der sie dann nach Schottland begleitet.
"Belastende Erinnerungen muss man hinter sich lassen" Zitat Seite 75
"Diese Reise hätte eigentlich dazu dienen sollen, mit der
Vergangenheit abzuschließen, aber stattdessen erweckt sie sie wieder zum
Leben und rührt verwirrende Erinnerungen auf." Zitat Seite 116/117
Die Geschichte startet noch recht spannend und wird aus der Sicht von Nancy und Georgie erzählt, die Kapitel springen zwischen verschiedenen Jahren hin und her.
Schnell wird deutlich, dass sich Georgie und Dan nach früheren Zerwürfnissen wieder annähern und ihnen beiden wichtig ist, ihre Mutter zu finden und endlich Antworten auf ihre Fragen zu bekommen. Auf ihrem Roadtrip stossen sie zufällig auf Nancy, doch zuvor gibt es jede Menge Rückblenden, die über die Vorfälle und Erlebnisse der zerrütteten Familie informieren.
Im Laufe der Erzählung verliert die Handlung an Spannung und es gibt einige Zufälle, die für mich sehr konstruiert wirken, weshalb mich die Story auch nicht ganz so intensiv fesseln konnte.
Dabei gefällt mir Jo Leevers interessanter und emotional tief gehender Erzählstil und die Ausarbeitung der Figuren ist einfühlsam und hat jede Menge Potential, das neugierig macht auf die Schilderung der Lebenswege und des Erlebten. Die Geschichte dieser Familie hat viele Momente, die sich durch Eheprobleme, Eifersucht, postnatale Depressionen, Konflikte, erlittenem Leid, Missverständnisse, Trennung und seelischer, sowie physischer Gewalt und Alkoholsucht ausdrückt. Das muss man aushalten können und ist sicherlich nichts für jede Leserin. Ich konnte viele Gefühle und Handlungen verstehen, manche Reaktionen aber eben auch nicht. Und auch die Kommunikation war nicht so, wie ich es normalerweise erwartet hätte. Die Geschichte ist traurig und tragisch und zeigt, welches Leid Kinder aus solchen Beziehungen davon tragen. Insgesamt war mir die Menge der negativen Themen zu ausufernd, hier kommt eigentlich alles zusammen, was man sich vorstellen kann.
Man kann es kaum glauben, aber das Ende kommt dann sogar versöhnlich daher, fast schon zu glatt, doch die tragischen Familiengeheimnisse möchte man auch im Guten enden sehen.
Der Roman zeigt die Gründung einer Familie, die Geburt von neuem Leben, bringt aber zuviele negative Aspekte mit hinein, um hoffnungsvoll und schön zu wirken. Für mich ist dieser Roman ganz knappe drei Sterne und ich bin froh, das "Cafè Leben" so viel schöner zu lesen war.
Es ist ein bewegender Familienroman, für den man einen langen Atem und gute Nerven haben muss. Denn die Zerrissenheit der Figuren ist allgegenwärtig spürbar und es war für mich keine Lektüre, die ich gerne gelesen habe.
***Herzlichen Dank an den Droemer Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
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