Solider Roman, aber leider nicht so fesselnd wie erhofft!
Der historische Roman "Rabenthron" von Rebecca Gablé erscheint im Lübbe Verlag, es ist der dritte Teil der
Helmsby Reihe und spielt zeitlich vor "Das zweite Königreich".
London liegt in Trümmern, König Ethelred konnte sein Reich nicht gegen die Angriffe der Wikinger schützen. Ælfric of Helmsby hat seinen kleinen Sohn an seiner Seite und reist gegen den Willen seines Onkels mit dem dänischen Gefangenen Hakon an den englischen Königshof. Ælfric wird ein Unterstützer der englischen Königin Emma, die alles tut, was in ihrer Macht liegt, um die politischen Geschicke Englands in friedliche Bahnen zu lenken.
Rebecca Gablé entführt ihre Leser in ein Kapitel der englischen Geschichte zwischen 1013 und 1041 als England sich im Krieg mit Dänemark befand. Sie erzählt die Geschichte von Ælfric of Helmsby und Königin Emma, wechselt Jahre später zu Pendra, Ælfrics Sohn. Dabei wechseln die Schauplätze zwischen England und der Normandie und der Kampf um die britische Krone wird mit brutalen, kriegerischen Handlungen, Intrigen und Ränkeschmieden geführt. Die verschiedenen Sichtweisen und Absichten werden sichtbar gemacht und so erlebt man die Figuren in einem steten Kampfgetümmel oder bei ihren Gelagen und anderen Vorhaben. Dadurch ergibt sich ein guter Überblick über die einzelnen Geschehnisse vor dem authentischen recherchierten historischen Hintergrund.
Der Schreibstil ist lebendig, die Dialoge passend zur Zeit mit rüdem Tonfall und die männlichen Charaktere werden häufig übergriffig, was ebenfalls gang und gäbe waren.
Wie gewohnt kommen in der Geschichte zahlreiche Charaktere vor, man muss sich schon ein wenig einlesen, um alle Personen gut einordnen zu können. Das beigefügte Personenregister ist da sehr hilfreich. Mich persönlich hat Pendras Entwicklung vom kleinen Jungen zum erwachsenen Mann besonders interessiert. Gut gezeichnet fand ich auch die intelligene Emma mit vielen Facetten, ihre plötzliche Hinwendung zu Knut ging mir zu schnell und einfach konfliktlos. Bei ihrer Person hatte ich auf mehr Widerstand gehofft.
Die historischen Abläufe und die Verknüpfung mit den Figuren werden von Rebecca Gablé gewohnt versiert in der Handlung verwoben und man fühlt die Atmosphäre und die Lebensumstände der Zeit aus nächster Nähe.
Als Fan der Reihe habe ich mit auf diesen Roman gefreut und war sehr gespannt auf eine weitere packende Handlung rund um die Ära der Helmsbys.
Aber leider konnte der Funke nicht ganz überspringen, ich habe mich über
einen längeren Zeitraum in einzelnen Etappen durch den Roman gelesen und
fand viele Szenen langatmig und austauschbar. Der Erzählstil ist wie gewohnt flüssig und gut
lesbar, die Handlung ist abwechslungsreich und die Figuren sind
vielseitig, aber teilweise wirken sie recht oberflächlich. Was mif aber am meisten gefehlt hat war ein Held, mit dem ich mitfiebern
konnte, der mich mit Spannung durch die Geschichte getragen hätte und dem
ich in einem Lesefluss gefolgt wäre. Leider konnte Ælfric diese Rolle
nur bedingt einnehmen und so haben mich die einzelnen Kämpfe, Intrigen
bei Hofe und verschiedenen Nebenhandlungen nicht so packen können wir
erhofft.
Alles in allem ein gut erzählter und authentisch recherchierter Roman, der die Machtkämpfe um den englischen Thron zwischen England und Dänemark sichtbar macht.



Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ab dem 25. Mai tritt die neue Verordnung der DSGVO (Datenschutzgrundverordung) in Kraft.
Mit Absenden eines Kommentars erklärst Du Dich einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden .
Weitere Informationen von Google und die Datenschutzerklärung findest Du hier :
https://policies.google.com/privacy?hl=de