Ein packender Roman, der nicht das Level von "Das Lächeln der Fortuna" erreicht
Rebecca Gablés historischer Roman "Teufelskrone" ist der 6. Band der Waringham Saga und gleichzeitig der Auftakt zur Reihe. Der Roman erscheint Ende August 2019 im Lübbe Verlag.
England 1193: Yvain of Waringham tritt als junger Mann in den Dienst von John Plantagenet, beide stehen im Schatten ihrer ruhmreichen älteren Brüder. Yvains Bruder Guillaume of Waringham hat König Richard (Löwenherz) die Treue geschworen. Richard zieht gegen den französischen König in den Krieg, der englische Gebiete besetzt hat und als Richard stirbt, erbt John die Krone. Er ist ein Hitzkopf und bringt schliesslich den Adel gegen sich auf.
Rebecca Gablé knüpft mit diesem Roman die Vorgeschichte ihrer Waringham Reihe und selbst ohne Vorkenntnisse ihrer Bücher kann man der Handlung gut folgen.
Ihr hervorragender Schreibstil führt wie immer gekonnt durch die Kriege, Intrigen, Liebschaften und den historisch belegten Bruderkampf zwischen John Plantagenet und Richard, sodaß man den Figuren bis zum Ende gespannt folgen mag. Ihre Recherche ist wie immer gelungen, sie verbindet geschickt die historischen Hintergründe mit fiktiven Vorgängen und lässt ihre Figuren alle charakterlichen Facetten ausleben. Dabei erscheinen ihre Charaktere sehr lebendig, man kann ihre Beweggründe nachvollziehen und ihre Befangenheit aus ihrer gesellschaftlichen Verantwortung für die Krone gut erkennen.
Mir hat dieser packend geschriebene Roman gut gefallen, doch weil Frau Gablé die Meßlatte selbst so hoch angelegt hat, erscheint ihr mitreißender Roman nicht ganz so gewaltig und großartig wie "Das Lächeln der Fortuna".
Wie in historischen Romanen üblich, geht es um unerwiderte Liebe, bei Hofe werden ständig Intrigen und Ränke geschmiedet und die kriegerischen Auseinandersetzungen nehmen kein Ende.
Yvain of Waringham, ist ein Pferdenarr und hat Verständnis für die kleinen Leute. Leider liebt er dieselbe Frau wie sein Bruder Guillaume.
Schliesslich findet er seinen Weg zwischen Richard Löwenherz und John Ohneland und wird trotzdem zum Spielball der Regierenden. König John arrangiert eine Ehe zwischen Yvain und Beatriz, eine Vertraute der Königin, die Yvain allmählich auch zu lieben lernt. Frauen haben in dieser Zeit einen schlechten Stand, sie können noch so hochgeboren oder intelligent sein, sie haben dennoch ihre Rolle als Gebärende und Dienende zu spielen.
Die Autorin beschreibt ihre Geschichte rund um die wahren historischen Fakten, wobei Richard Löwenherz nicht so edel daherkommt und John, der aus der Geschichtsschreibung als Egozentriker, Nichtbeachter der Kirche und jähzorniger und brutaler Mensch bekannt wurde, wird in diesem Roman seinem Ruf mehr als gerecht.
Als Kritikpunkt muss ich leider die verwendete Sprache in den Dialogen anführen, hier fehlte mir entgegen der bisherigen Waringham Romane der typische Tonfall dieser Zeit.
Insgesamt hat mir "Teufelskrone" gut gefallen, es war spannend, aufregend, kriegerisch, die Charaktere lieferten sich reichlich Ränkeschmiede und ein paar unnötige Liebesszenen sorgten für leichte Unterhaltung. Doch das gewisse I-Tüpfelchen hat mir zu 5 Sternen gefehlt.
Außerdem blieb Yvain zu gut, zu perfekt in seinem Wesen und nicht einmal die Beziehung zu Amabel konnte seinem guten Ruf etwas anhaben. Das kam mir etwas zu heldenmäßig vor.
Natürlich hat Rebecca Gablé mit "Das Lächeln der Fortuna" die Meßlatte selbst sehr hoch vorgelegt, dieses Niveau noch zu übertreffen dürfte selbst dieser Meisterautorin schwer fallen.
Für Freunde der historischen Romane ein Muss, welches spannend und historisch versiert die Grundlage für die Waringham-Reihe bildet. Packend geschrieben und ein mitreißender Roman, aber nicht so gewaltig und großartig wie "Das Lächeln der Fortuna".
***Herzlichen Dank für dieses Rezensionsexemplar an den Lübbe Verlag!***
- Gablé, Rebecca - Das Lächeln der Fortuna1
- Gablé, Rebecca - Die Hüter der Rose 2
- Gablé, Rebecca - Das Spiel der Könige 3
- Gablé, Rebecca - Der dunkle Thron 4
- Gablé, Rebecca - Der Palast der Meere5
- Gablé, Rebecca - Teufelskrone 6
Hi Barbara,
AntwortenLöschenmir ist das tatsächlich gar nicht so aufgefallen in den Dialogen. Mich hat die Handlung hier so gepackt dass ich da wohl nicht so "aufgepasst" hab :D
"Das Lächeln der Fortuna" ist bei mir schon ewig her und ich hab ihre Waringham Romane im Laufe der Jahre gelesen, wie auch ihre anderen Bücher und mich hat einfach jedes begeistert muss ich sagen. Ich kann mich aber an das erste kaum noch erinnern, deshalb hab ich dazu keinen Vergleich.
Sollte ich vielleicht nochmal lesen :)
Liebste Grüße, Aleshanee
Hallo liebe Aleshanee,
Löschenfrüher hat mich besonders die auf alt getrimmte Sprache völlig ins Mittelalter absinken lassen. In diesem Buch ging es sprachlich aber eher normal zu.
Vielleicht habe ich ja auch zu hohe Erwartungen gehabt, schliesslich ist es schwer, immer Erfolgsbücher zu schreiben.
Liebe Grüße
Barbara