Mittwoch, 5. Januar 2022

Die Stunde zwischen Nacht und Morgen - Priska Lo Cascio

Ein grandioser, bewegender Roman 

Fesselnd, eindringlich beschreibend und tief ergreifend und mitreißend

 
In ihrem Roman "Die Stunde zwischen Nacht und Morgen", der im Droemer Verlag erscheint, erzählt Priska Lo Cascio wie sich die junge Schweizerin Eli im Frühling 1946 in Köln für die kriegsgebeutelten Menschen einsetzt und inmitten des  »Schweizer Dorfs«
ihre große Liebe kennenlernt. 

Die Schweizerin Eli Wipf steht kurz vor ihrer Hochzeit und hat sich in den Kopf gesetzt, dass sie etwas für die notleidende Bevölkerung nach dem 2. Weltkrieg bewirken möchte. Sie schließt sich der Schweizer Spende an, einer Hilfsorganisation, die sie nach Köln schickt. In der von den Engländern besetzten Stadt leiden die Menschen zwischen den Trümmern der zerbombten Stadt Hunger, es fehlt an Kleidung und Wohnraum und Eli versorgt sehr engagiert Tag und Nacht die Notleidenden und kämpft gegen die Not an.
Sie lernt den ehemaligen Soldaten Helmut kennen, der sich rührend um seinen kleinen Bruder Mattes sorgt. Doch Helmut hat eine kriegsversehrte Seele, die sie in Schrecken versetzt.
 



Dieser historische Roman zeigt die Folgen des 2. Weltkriegs für die ausgebombte Bevölkerung und die zahlreichen Flüchtlinge und zeigt, welche Rolle die neutrale Schweiz gespielt hat. Durch die Hilfsorganisation »Schweizer Spende« wurde in Köln im »Schweizer Dorf« Notleidenden und Flüchtlingen im Hungerwinter durch eine Suppenküche, mit Kleidung und medizinischer Versorgung geholfen. Als emotionaler Part sorgt eine sich anbahnende Liebesgeschichte für Gefühle und durch die dramatischen Einblicke in die schreckliche Kriegsgefangenschaft Helmuts erlebt man die grausame Qual hautnah mit. So wie er litten viele Soldaten in russischen Gefangenlagern unter der Knute der Kriegsschuld und viele Männer ließen dort ihr Leben. Im Roman überlebt Helmut, ist aber körperlich ausgezehrt und trägt auch auf seiner Seele Verletzungen, die ihn ständig in seinen Alpträumen begegnen. 

Eli stammt aus einen reichen Elternhaus, sie soll heiraten, engagiert sich aber gegen den Willen der Familie in einer Hilfsorganisation. Ihre Aufgabe erfüllt sie, sie setzt ihre gesamte Kraft in ihre Arbeit und erkennt ganz allmählich, dass sie sich verliebt. Doch sie ist völlig beansprucht von ihrer großen Hilfsaufgabe, erlebt sie doch täglich das Leid der Menschen im zerstörten Köln, wo Frauen Trümmer sammeln und die Menschen auf dem Land hamstern, um zu überleben. Auch die Ausbreitung von Seuchen machte den Menschen zu schaffen. 

All diese realen Hintergründe hat Priska Lo Cascio in ihren Roman einfließen lassen und erzählt eine authentisch anmutende Geschichte, der mich von Anfang an gefesselt und bis zum Ende nicht losgelassen hat.

Die Autorin haucht ihren Figuren Leben ein, zeichnet sie mit eigenen Ecken und Kanten und lässt die besonderen Zeichen der Zeit für die Menschen mit einfließen. Eli wirkt emanzipiert, kampfeslustig und ist wagemutig. Vom Rollenbild der damaligen Zeit weicht sie kategorisch ab, vielleicht etwas zu stark dargestellt, aber man lässt sich gern von dieser Figur überzeugen.

Es hat mich sehr betroffen und berührt, wie glaubhaft die Szenen von Helmuts Erlebnissen in der Kriegsgefangenschaft beschrieben werden. Sofort kamen mir Personen in den Sinn, die Ähnliches durchgemacht haben. Unfassbar, welches Leid dort zusätzlich erzeugt wurde.

Priska Lo Cascios beeindruckender Roman hat mich ergriffen und sie hat es geschafft, hier Zeitgeschichte mit einer lebendigen Geschichte glaubhaft zu verbinden und neben tiefgreifenden Themen auch zu unterhalten. Das Leben kann noch so schwer sein, die Liebe lässt alles leichter ertragen.

 

***Herzlichen Dank an die Autorin und den Droemer Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***

 



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