Dienstag, 30. August 2022

Die Frauen vom Reichstag - Micaela A. Gabriel

Eine interessante Weiterführung der zwei weiblichen Abgeordneten

 
Der Roman "Die Frauen vom Reichstag: Ruf nach Veränderung" ist der zweite Teil der Parlamentarierinnen-Reihe von Micaela A. Gabriel aus dem Rowohlt Polaris Verlag
 
Berlin 1926: Sophie Maytrott, Abgeordnete der Zentrumspartei, setzt sich mit dem Geld ihres zwanzig Jahres älteren Mannes Anton für Sozialwesen und Kirchen ein. Sie ist gefangen in ihrer unglücklichen Ehe und zieht durch ihrer Arbeit als Abgeordnete zu ihrer Freundin Marlene von Rungstedt nach Berlin. Im feierlustigen Berlin erlebt Sophie die Folgen der Prostitution, wo Engelmacher Geschäfte machen und die Selbstmordquote hoch ist. Sophie möchte etwas verändern und trifft in den Elendsbezirken ihre erste Liebe wieder, den katholischen Priester Leonard Harnack. Marlene hingegen muss sich nach dem Tod ihres Vaters klar werden, ob sie die Kanzlei ihres Vaters weiter führen will oder den Kanzleipartner ihres Vaters Max mit ihrer Arbeit unterstützen möchte. Er ist seit vielen Jahren ihr bester Freund, aber nun vertritt er Marlenes Feindin Sonja Grawitz im Fall um ihre uneheliche Tochter und kommt Sonja näher als Marlene lieb ist. 


 
Marlene und Sophie leben ein relativ eigenständiges Leben in Berlin, sie setzen sich in erster Linie für die Rechte von Frauen und Kindern ein, sie wollen etwas verändern und deren Interessen vertreten. Allmählich gewinnen die Nationalsozialisten an Einfluß und einige Parteigenossen stellen neue Ziele auf, die Marlene und Sophie nicht unterstützen wollen. Wie sollen sie auf den Rechtsruck reagieren oder will man sie aus der Partei vertreiben? 
 
Durch den flüssigen und mitnehmenden Erzählstil wird man unterhaltsam durch die Handlung geführt und verfolgt das berufliche und private Leben der beiden Protagonistinnen. Sophie engagiert sich in einem speziellen Prozess, der ein realer Skandalfall der Zeit war, es geht um die "Schüler-Tragödie von Charlottenburg". Dabei kommt Sophie auch Leonard Harnack näher, der sich auch für die Rechte der Schwächsten einsetzt.
 

Micaela Gabriel schafft es auch im zweiten Teil der Reihe, mich mit ihren starken und politisch aktiven Figuren zu fesseln und lässt mich auch die beruflichen und privaten Lebenswege und Hoffnungen hautnah miterleben und ihren Wunsch, etwas zu verändern. Gleichzeitig sorgt das gut recherchierte historische Konstrukt dafür, um mir ein ausführliches Bild der damaligen Zeit zu verschaffen, das die politischen Veränderungen und wirtschaftlichen Bedingungen klar aufzeigt. Man taucht direkt in das Zeitgeschehen ein, erlebt wie Hyperinflation und Wirtschaftskrise den Menschen zu schaffen machten, erfährt vom Flaggenstreit und der Reforn des § 218 im Jahre 1927. Das ist intensiver als jeder Geschichtsunterricht, was mir persönlich etwas zu umfangreich erscheint.

Dieser interessante zweite Teil der Reihe hat mir neben der abwechslungsreichen fiktiven Geschichte viele politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorgänge der Zeit vermittelt. 
 
 
 ***Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***


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