Montag, 28. August 2023

Aenne und ihre Brüder - Reinhold Beckmann

Von der Tragik eines Lebens im Krieg

 
In seinem Roman "Aenne und ihre Brüder" erzählt Reinhold Beckmann die Geschichte seiner Mutter und ihrer Brüder. Das Buch erscheint im Propyläen Verlag.

Aenne, die Mutter von Reinhold Beckmann, war begleitet von Verlusten, schon früh verlor sie ihre Mutter und später ihren Vater und dann fielen alle vier Brüder im Krieg. Und doch hat sie die Trauer überwunden und ihr Leben gelebt. Sie sprach über ihre Gefühle und dank Gesprächen, Erinnerungen und Fotos blieben ihre Brüder und Eltern stets in ihren Gedanken präsent.  

 



Reinhold Beckmann erzählt die Geschichte seiner Mutter Aenne und ihrer Brüder Franz, Hans, Alfons und Willi. Inhaltlich basiert alles auf den Gesprächen mit seiner Mutter und alten Feldpostbriefen, die Beckmann mit Recherchearbeit gut verständlich in den historischen und gesellschaftlichen Zusammenhang eingebaut hat.

Er beschreibt die Kindheit von Aenne in ihrem Heimatort Wellingholzhausen, wo die katholische Kirche maßgeblich eine Rolle spielte und sich die Familie Haber nach dem Tod von Aennes Mutter neu ordnen musste. Aus Aennes Blickwinkel erfahren wir, wie sich die Naziherrschaft auch nach Wellingholzhausen schlich und die Brüder freiwillig oder unfreiwillig in den Krieg zogen und sich ihre Wesenszüge durch den Krieg veränderten. Ihre Feldpostbriefe wurden sehnsüchtig erwartet und zeigen ansatzweise die Zustände an der Front. Es zeigt sich, wie ohnmächtig viele Familien um den Verbleib ihrer Angehörigen bangten und ungewollt Verluste hinnehmen mussten. 
 
Es macht betroffen, wie sie diese Generation von jungen Menschen von ihren Träumen und Wünschen verabschieden mussten, denn sie wurden in einen aussichtslosen Krieg hinein gezogen und erlebten Ängste und Gewalt, ihre größten Höhepunkte waren Heimaturlaube und Kriegshochzeiten. Den persönlichen Bezug bilden private Fotos der Beckmanns und originale Auszüge von Feldpostbriefen in Sütterlin stellen den realen Bezug her. 
Die familiären Schicksale und Aennes Lebensweg schildert Beckmanm sehr real und er erzählt auch von den lokalen Veränderungen in Wellingholzhausen, wo die Hitlerverehrung durch einen mutigen Pfarrer ein wenig verzögert ankam. Sprachlich bringt Beckmann das Ganze beinah sachlich mit einfachem Erzählstil aufs Papier, richtig brisant erscheinen die Vorkommnisse aber, wenn man sie vor dem Hintergrund des persönlichen Leids, des politischen Geschehens und mit den erlittenen Verlusten der beschriebenen Grausamkeiten des Krieges betrachtet. Die Folgen werden dadurch klar umrissen und die Unsinnigkeit von Krieg und Toten angeprangert.  

Dieses Buch liest sich nicht mal so eben weg, die Mischung aus Biografie und geschichtsbeschreibendem Sachbuch macht es zu einer eindringlichen Lektüre. Die familiäre Geschichte Aennes und ihrer Familie hat mich sehr berührt und ich konnte das gesellschaftliche Leben durch die geschilderten historischen Ereignisse Einbindung gut nachvollziehen. 

Sehr passend erscheint das Buch in einer Zeit, da wieder sinnlose Kriege wüten und man angesichts dieser Grausamkeit einfach nur sprachlos ist. Denn die Menschheit scheint aus allen Kriegen nichts gelernt zu haben.  

Ein beachtenswertes und berührendes Buch mit dem eindringlichen Appell für den Frieden.

***Dieses Buch habe ich mir durch meine Bonuspunkte bei Vorablesen ertauscht!***



4 Kommentare:

  1. Liebe Barbara,
    ich hatte mich für das Buch beworben, aber ich habe die letzte Zeit einfach kein Glück mehr bei vorablesen. Leider hatte ich deshalb auch zuwenig Bonuspunkte....aber ich habe den Roman auf meiner Wunschliste und er wird sicher einmal einziehen.
    Liebe Grüße
    Martina

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    1. Liebe Martina,
      bei den letzten Versuchen hatte ich dort auch kein Glück mit meinen Buchwünschen. Deshalb habe ich meine Punkte eingelöst, genauso wie für Schwarzvogel. Perlenbach habe ich über den Verlag erhalten.
      Das Buch über Aenne ist ein wenig sachbuchartig durch die Kriegs- und politischen Vorgänge. Das hat mich von den fünf Sterne weggebracht.

      lg Barbara

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  2. Hallo Barbara,

    hm, irgendwie hatte ich das mit dem Herrn Reinholf Beckmann gar nicht so richtig auf dem Schirm....das es ..der Beckmann ist...hm...

    Heute früh den Kommentar zu der Lanz Sendung durchgelesen und gedacht...O.K. den kenne ich ja auch......interessant wie plötzlich Verbindung/Parallelen da zum Urkrainekrieg/2. Weltkrieg gezogen werden....

    Krieg ist schlimm und hatte immer zwei Seiten und es passieren Dinge, die man im normal Fall nie vorstellen kann/mag, finde ich
    schade das die Aussage .....Frieden schaffen ohne Waffen....heute so wenig Bedeutung hat....

    LG...Karin..

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    1. Hallo Karin,
      doch doch, er ist es. 🙂
      Und er mahnt mit diesem Buch gegen sinnloses Töten durch Kriege. Aber leider sind die Despoten und Idioten der Welt nicht empathisch mit ihren Landsleuten und Nachbarländern. Schlimm, aber leider wahr und niemand kann sie stoppen, das entsetzt mich so sehr.

      Liebe Grüße
      Barbara

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