Interessantes Buch über Arterhaltung und Zoogefangenschaft
Im Hirzel Verlag erscheint das Sachbuch "Fritz, der Gorilla" von Jenny von Sperber.
Der charismatische Fritz ist ein Gorillamännchen, als sogenannter Silberrücken ist er das Oberhaupt einer Gruppe von Weibchen im Nürnberger Zoo. Jenny von Sperber ist fasziniert von diesem Tier und recherchiert über sein Leben, geboren wurde er 1963 in Kamerun und kam 1966 als sogenannter Wildfang nach Deutschland. Jenny befragt Pfleger und Menschen, die ihr etwas über Fritz und seine Nachkommen erzählen können. Dabei wird deutlich, dass man in den 70er Jahren in den Zoos noch keine genauen Kenntnisse darüber hatte, wie man Gorillas artgerecht hält.
"Das Erhaltungszuchtprogramm hat es seit den 70er Jahren geschafft, eine
genetisch gesunde Zoogorillapopulation in Europa aufzubauen, die sich
selbst erhalten kann." Zitat Seite 138 *bezieht sich auf den Westlichen
Flachlandgorilla
Jenny von Speyer gibt vielseitige Einblicke in die Entwicklung europäischer Zoos von den 60er Jahren bis heute und sie beschreibt, welche Fehler in der Tierhaltung von Gorillas gemacht wurden. Im ersten Kapitel beschreibt die Autorin, wie es Fritz, dem Waisenkind aus dem Dschungel Kameruns erging. Die Trennung von der Mutter ist aus heutiger Sicht ein no go!
Im zweiten Kapitel geht es um "Fritz, das Gründertier" und damit um seine Nachfahren. Man zog Jungtiere beispielsweise per Hand auf, damit entstand eine Prägung auf den Menschen. Kamen diese Tiere später in eine Gorillagruppe, hatten sie teilweise Anpassungsschwierigkeiten und konnten typisches Gorillagebahren schlicht und einfach nicht richtig einschätzen.
Aus heutiger Sicht muss man sich fragen, ob es zeitgemäß ist, wenn wir Menschenaffen einsperren. Das EEP (Europ. Erhaltungszuchtprogramm) hat Zuchterfolge, die den Bestand der Gorillas in Gefangenschaft sichern kann. Aber ist das überhaupt sinnvoll?
Im Buch geht es hauptsächlich um Fritz, der als sozialer und ausgeglichener Silberrücken galt und damit menschliche Züge besaß. Er wurde in Gefangenschaft über fünfzig Jahre alt und hatte eine Menge Nachkommen, über die im Buch berichtet wird. Davon sind mir einige aus dem Hannover Zoo bekannt, besonders seine Enkelin Zazie und ihre Kinder habe ich öfter besucht. Ich habe mich häufig gefragt, wie sich diese Tiere wohl fühlen, wenn sie auf die nächste Fütterung warten müssen und von den Besuchern angestarrt werden.
Der Erzählstil lässt sich trotz der vielen eingebauten Fakten gut und durch beigefügte Fotos auch sehr anschaulich lesen. Die vielen Anekdoten sorgen für unterhaltsame Szenen und die Beschreibung der früher üblichen "vermenschlichten" Aufzucht der Gorillababys finde ich sehr aufschlussreich. Da ist es gut, dass man inzwischen neue Erkenntnisse besitzt.
Was mir bei diesem Buch richtig gut
gefallen hat, sind neben einigen allgemeinen Fakten über Gorillas auch
die detaillierten Beschreibungen vom Verhalten in der Gruppe, mit
Pfleger:innen und die unterschiedlichen Charaktere der Gorillas. Sie
haben sich mit ihrem Leben arrangiert, aber ob sie wirklich ein
glückliches Gorillaleben führen, ist fraglich.
Ein interessantes Buch über Arterhaltung, Zoohaltung und das Verhalten von Gorillas in Zoos und in Freiheit. Ein aufschlussreiches Buch für alle Gorillafans, das über Vor- und Nachteile der Zootierhaltung nachdenken lässt. Arterhalt um jeden Preis, darüber streiten sich die Wissenschaftler!
***Herzlichen Dank an den Hirzel Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
Hallo liebe Barbara,
AntwortenLöschenZoos.....Tierparks..usw. sind immer eine schwierige Sache, finde ich.
Denn wer kann schon beurteilen .."wie gut..es Tieren geht"..
auf der anderen Seite..wir, Menschen nehmen den Tieren in ihre Heimatumgebung immer mehr Platz weg...
Und wenn es ein Tier geschafft hat...in seiner früheren Heimat Fuss wieder zu fassen....ist es dem Menschen auch meist nicht recht....siehe...Biber/Luchs/Geier/Wolf/Storch/Hamster/Feldlerche...
Manchmal frage ich mich, was wollen die Menschen eigentlich...?
Im Zoo/Tiergarten schaue ich mir am liebsten die Greifvögel an.....ich persönlich finde, Gorillas/Elefanten machen immer so einen traurigen Eindruck.....
Trotzallen finde ich es gut, dass man Fritz da buchmäßig ein Denkmal gesetzt hat...und z.B. auch in Stuttgart kann man seine Nachkommen bewundern..
LG..Karin..
Guten Morgen Karin,
Löschenich hoffe einfach immer, dass es die Tiere in den Zoos gut haben und vergleiche das oft mit Pflegeheimen für Menschen. Nur sind viele Tiere ja gar nicht pflegebedürftig.
Es ist schwierig die Arterhaltung zu erhalten und zu wissen, dass sich die jeweiligen Lebensräumen verkleinern.
Auf jeden Fall ist das Buch eine interessante Lektüre, die alle Seiten dieser Thematik beleuchtet.
Liebe Grüße
Barbara