Ein wunderbarer, bewegender Auftaktband zum Thema Emanzipation
Der historische Roman "Die Frauen vom Karlsplatz: Auguste" ist der erste Band der Lichterfelde-Reihe von Anne Stern aus dem Rowohlt Verlag.
1892: Die junge Auguste zieht mit ihren Eltern und ihrem
jüngeren Bruder nach Lichterfelde in eine Villa am Karlsplatz. Sie besucht die höhere Mädchenschule, um dort auf ihre Rolle als Ehefrau vorbereitet zu werden und lernt dort ihre neue Freundin Lotte kennen, die ein Freigeist ist und von einem Studium der Medizin träumt, was zur damaligen Zeit noch undenkbar war. Als Auguste erfährt, dass ihre Eltern ihre Verlobung planen, glimmt ein Funke von Widerstand in ihr auf. Denn auch sie möchte so frei sein wie Lotte. Doch dann gibt es einige dramatische Ereignisse, die Augustes Leben an einen Wendepunkt stellen.
"...Wissen ist das Schönste, was das Leben zu bieten hat, und Klugheit die größte Zierde einer Frau." Zitat S. 27
Mit diesem Buch lässt uns Anne Stern in die Kaiserzeit eintauchen, erzählt mit ihren beiden Hauptfiguren Auguste und Lotte eine Geschichte von einer engen Freundschaft zweier junger Mädchen, die sich nicht dem Korsett des damaligen Frauenbildes unterwerfen wollen.
Wir starten in einer Zeit des Umbruchs, die ersten Sufragetten kämpfen bereits für das Wahlrecht der Frauen. Aber noch ist in Berlin für Mädchen immer noch die Rolle der fügsamen Ehefrau vorgesehen. Gegen diese Vorstellung wagt Lotte aufzubegehren und steckt Auguste damit an. Dann nehmen die Dinge ihren Lauf und es gibt in beider Leben einige Widrigkeiten und ernste Probleme, die den Roman zu einer besonders interessanten Lektüre machen.
Die Wünsche der jungen Frauen werden trotz aller Widerstände immer noch von ihren Eltern in die angestrebte Richtung gelenkt, bei der eine traditionelle, aber ungewollte Ehe das erwünschte Ziel ist und in Schande geratene Mädchen einfach in die nächste Psychiatrie gesteckt werden. Dieser Zustand hat mich sehr berührt und ich habe mit Lotte und Auguste mitgefiebert. Zu diesem Ereignis gibt es entsprechende Tagebucheinträge eines Arztes, die mich durch die allgemein geltenden Ansichten sehr empört haben. Glücklicherweise sind wir über diese kruden Vorstellungen mittlerweile hinaus.
Die Geschichte wird von Anne Stern auf bildhafte Weise mit atmosphärischer Stimmung und dem passenden Zeitgeist beschrieben. Wir erleben zwei mutige junge Frauen, die aufbegehren gegen die gesellschaftlichen Erwartungen und damit den Weg freimachen für kommende Generationen.
Ein bewegender Roman, der die gesellschaftlichen Zwänge zur Kaiserzeit deutlich macht und zwei Frauen beschreibt, die für ihre Selbstbestimmung kämpfen.
***Herzlichen Dank an den Rowohlt Verlag für dieses Rezensionsexemplar!***
Hallo Barbara,
AntwortenLöschenich habe alle vier Bücher hier, die damals noch als Selfpublisher veröffentlicht wurden. Das erste habe ich shcon länger hier, die anderen habe ich mir noch schnell über medimops gekauft,als die Autorin verlauten ließ, dass es sie nicht mehr geben wird. Da wusste ich noch nicht, dass sie der Rowohlt Verlag neu auflegen wird ;)
Liebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
Löschenach so ist das also! Danke für die Info, hatte mich schon gewundert über das Erscheinungsdatum.
Dann warte ich mal, ob ich noch weitere Bände von Rowohlt bekommen werde.
Liebe Grüße
Barbara
Guten Abend Barbara,
AntwortenLöschenwas du so schreibst, erinnert mich ein wenig an ein Buch, das ich zu Beginn der Ferien beendet habe: "Die Journalistin: Die Macht der Worte". Das Buch ist zeitlich ein paar Jahre später in Spanien angesetzt, das Frauenbild ist jedoch ein ähnliches und die Mädchen stehen teils auch zwischen ihren Träumen und den Erwartungen der Gesellschaft und ihren Familien.
Übrigens werden auch die anderen drei Teile, die Martina erwähnt, dieses Jahr bei Rohwohlt erscheinen. :)
Liebe Grüße,
Sandra
Hallo Sandra,
Löschendein besagter Roman hat mich auch gereizt, ich habe ihn in einer Vorschau gesehen. Es ist sicherlich interessant zu sehen, welche gleichen Bedingungen oder besser gesagt, Einschränkungen die Frauen in beiden Ländern erdulden mussten und welche Unterschiede in ihren Träumen bestanden.
Bei der Karlsplatz-Reihe hoffe ich mal, dass ich die Folgebände ebenfalls zugeschickt bekomme. Denn ich möchte gern lesen, wie es Auguste und Henny weiter ergeht.
Liebe Grüße
Barbara