Ost-Berlin, Sommer 1956. Die völlig verschiedenen Mädchen Martha, Betty und Clara retten gemeinsam im Strandbad Müggelsee einen Mann vor dem Ertrinken. Dieses Erlebnis schweißt sie zusammen und sie werden beste Freundinnen und verbringen ihre Freizeit gemeinsam im Strandbad. Jede von ihnen hat ihre persönlichen Zukunftsträume, die aber in der DDR durch besondere Hürden erschwert werden. Einige Jahre später werden sie durch den Mauerbau vor die entscheidende Frage ihres Lebens gestellt: bleiben oder alles riskieren und fliehen!
Die Protagonistinnen unterscheiden sich charakterlich und bezüglich ihrer Familiengefüge sehr voneinander. Marthas Eltern sind regimetreue Bürger der DDR und auch die schüchterne Martha engagiert sich in der FDJ, während sich Claras Eltern dem Sozialismus nicht anpassen, deshalb schikaniert werden und auch Clara trotz ihrer Intelligenz in der Schule und bei ihrem Berufsziel als Astronautin eingeschränkt ist. Betty, die attraktive Tochter des Strandbadleiters und seiner alkoholkranken Frau, ist der Star der Schule, sie geht mit der Mode und möchte Schauspielerin werden, am liebsten sogar gleich in Hollywood. Die Jahre ihrer Jugend eint die so unterschiedlichen Mädchen, sie erleben ihre erste Liebe und wissen von den Geheimnissen untereinander. Das politische Regime, persönliche Schicksalsschläge und die Liebe erschweren ihre geheimen Träume und als die Berliner Mauer gebaut wird, müssen sie ihre Ziele neu abstecken oder alles wagen.
Bei diesem Roman steckt man sofort mittendrin im Geschehen und erlebt an der Seite der Freundinnen alles haargenau mit. Die Drei bilden eine Art Musketiere, auch wenn jede eine andere Ausgangslage und andere Ziele verfolgt, so unterstützen sie sich auf wunderbare Weise.
Julie Heiland erzählt sehr flüssig und mit packenden Erlebnissen, sie bringt die Handlung mit lebensnahen Dialogen genau in die damalige Zeit und legt die Probleme der Menschen offen dar. Sie zeigt, wie die Partei in das Leben der Menschen eingriff und ihnen ihre Ausbildung oder ein Studium, eine Beförderung oder eine Anstellung von ihrer Parteizugehörigkeit abhängig machte.Abwechselnd werfen wir einen Blick in das Leben von Betty, Martha und Clara und erleben die Sommer im Freibad, ihre erste Verliebtheit und private Träume und Schwierigkeiten, die sie sich gegenseitig offen erzählen. Dabei gibt es aufwühlende Dinge und die gesellschaftlichen Geflogenheiten und die über allem drohende Parteiabhängigkeit werden sehr eindringlich deutlich gemacht.
Der liebenswerte Umgang und das tolle Verständnis der Freundinnen in ihren Krisen war für mich ein besonderes Erlebnis. Jede junge Frau bringt ihre persönlichen Probleme mit und das macht die Story so spannend. Allerdings hat mich die Menge an politischen und privaten Schwierigkeiten, an Liebesdingen und an klischeehaften Vorstellungen (von Betty) auch insgesamt etwas überrollt. Ich hatte das Gefühl, dass in diesem Buch alle entscheidenden und negativen Themen der Regimeführung eingebaut werden sollten. Das hat mich zwar sehr gefesselt, ist aber vielleicht ein wenig über das Ziel hinausgeschossen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Ab dem 25. Mai tritt die neue Verordnung der DSGVO (Datenschutzgrundverordung) in Kraft.
Mit Absenden eines Kommentars erklärst Du Dich einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden .
Weitere Informationen von Google und die Datenschutzerklärung findest Du hier :
https://policies.google.com/privacy?hl=de