Späte Rache für erlittenes Leid
Ein fesselnder Krimi, der das dunkle Kapitel von Jugendwerkhöfen in der DDR thematisiert
Der Kriminalroman "Mordsand" ist der vierte Band der Elbmarsch-Krimi-Reihe von Romy Fölck aus dem Lübbe Verlag.
Ein junges Paar entdeckt am Sandstrand der kleinen Insel Bargsand an der idyllischen Unterelbe den Schädel eines Skeletts. Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn von der Mordkommission Itzehoe übernehmen den Fall. Es handelt sich um die Leiche eines männlichen Toten, der an Händen und Füßen gefesselt dort vor dreißig Jahren vergraben wurde. Als kurze Zeit später auf einer anderen Elbinsel erneut eine vor kurzem im Sand eingegrabene Leiche gefunden wird, nimmt die Ermittlung an Brisanz zu. Die Spur führt in die ehemalige DDR zu einem Jugendwerkhof. Wie hängen die Fälle zusammen?
Frida und Bjarne sind ein tolles Ermittlerteam, beide sind sympathische Protagonisten, über deren Privatleben man in diesem Krimi auch wieder einiges erfährt. Die Fälle werfen zu Beginn einige Rätsel auf, denn zwischen den Taten liegt eine Zeitspanne von 30 Jahren.
Richtig mitgenommen und emotional berührt haben mich die dramatischen Rückblenden, die in den 80er Jahre spielen und uns schreckliche Ereignisse von Jugendlichen in einem Jugendwerkhof in der ehemaligen DDR vor Augen führen. Dieses dunkle Kapitel der DDR zeigt die unbarmherzige Härte, mit der die jungen Bewohner malträtiert und gedrillt wurden, um ihnen sozialistischen Gehorsam einzubläuen. Auch das Gruppengefüge der Jugendlichen untereinander war keinesfalls sozial, denn sie wurden gegeneinander ausgespielt. Man kann sich gut vorstellen, dass alles so stattgefunden haben könnten. Schnell wird klar, diese Vorgänge müssen der Schlüssel zu den Leichenfunden an der Elbe sein, aber man tappt weiter im Dunkeln, denn die Polizeiarbeit zeigt keine heiße Spur. Erst ein Zufall bringt die Ermittlungen in die entscheidende Richtung.
Romy Fölcks Schreibstil liest sich absolut flüssig und ihre bildhaften Beschreibungen der Elblandschaft untermalen die Szenerie auf wunderbare Weise. Die Dialoge sind auf den Punkt, zeigen die Polizeiarbeit aus nächster Nähe und vermitteln einen authentischen Verlauf der Ermittlungen. Diese werden allerdings immer von einigen Vorkommnissen unterbrochen, was dem Krimi einen romanhaften Charakter verleiht. Gegen Ende sorgt ein fesselnder Showdown noch einmal für einen Anstieg der Spannungskurve.
Dieser Fall erinnert an das dunkle Kapitel von Jugendwerkhöfen der DDR und lässt den Leser nachdenklich werden. Dieses Leid sollte nicht in Vergessenheit geraten. Ein interessanter Kriminalfall mit lesenswerter Elbmarsch-Stimmung und sympathischen Charakteren.
Fölck, Romy - Bluthaus
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